„5 Jahre Bayerisches Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR)“

Seit mittlerweile fünf Jahren besteht das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) mit Sitz in Nürnberg. Dabei blicken wir auf eine ereignisreiche, nutzbringende und erfolgreiche Zeit zurück, schauen jedoch gleichzeitig mit Zuversicht und Ideenvielfalt in die Zukunft.

Seit der Gründung wurden vielfältige Projekte und Maßnahmen umgesetzt, zahlreiche innovative Angebote zur Verfügung gestellt und viele eigenständige Produkte zur Thematik der Deutschen aus dem postsowjetischen Raum erarbeitet.

Damit Sie sich einen besseren Eindruck über unsere Arbeit im Kulturzentrum verschaffen können, haben wir einen Teil unseres Wirkens in einem Videobeitrag mit dem Titel „5 Jahre Bayerisches Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR)“ zusammengefasst.

Zum Videobeitrag gelangen Sie unter dem nachfolgenden Link auf unserem YouTube-Kanal:

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Kalender 2024: „100 Jahre Wolgadeutsche Republik“

in Kooperation mit der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (LmDR) sowie dem HFDO (Historischer Forschungsverein der Deutschen aus Osteuropa).

Die Wolgadeutschen bildeten eine besondere Gruppe innerhalb der gesamten russlanddeutschen Minderheit. Es waren jedoch weder ihre ausgeprägten wirtschaftlichen Leistungen noch traten sie zur Zarenzeit mit überdurchschnittlichen Kulturleistungen oder Bildungserfolgen hervor. In dieser Angelegenheit entsprachen eher die Schwarzmeerdeutschen oder vor allem die Mennoniten der Rolle eines Musterwirts.

Vielmehr waren es andere Faktoren, die ihre einzigartige Stellung untermauerten: Sie galten als erste Russlandpioniere, die sich durch eine kompakte Siedlungsweise und außergewöhnliche demographische Dynamik auszeichneten. Als alleinige unter allen Gruppen der Deutschen im Russischen Reich und später in der UdSSR besaßen sie wichtige Voraussetzungen, um eine Nation des Übersiedlungstyps – ähnlich den Frankokanadiern – zu werden. Daher war es nicht verwunderlich, dass sie von den bolschewistischen Machthabern offiziell als ein eigenständiges russländisches Volk – ähnlich wie die Usbeken, Tschuwaschen, Kalmücken oder Kasachen – anerkannt wurden, in Genuss der Autonomierechte kamen und Anfang 1924 eine nationale Republik, die ASSRdWD ausrufen durften.

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BKDR-Rauminstallation „Im Fluss der Zeit“

Gestern war Waldemar Eisenbraun, Leiter des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland (BKDR), in Hallein (im Tennengau im Bundesland Salzburg, Österreich) vor Ort, um die im Kunstraum pro arte ausgestellte BKDR-Rauminstallation „Im Fluss der Zeit“ zu betrachten und ein Arbeitsgespräch mit Jurij Diez und Alois Ellmauer zu führen.

Arbeitstreffen in Hallein. Auf dem Foto sehen Sie v. l. n. r.: Alois Ellmauer, Christa Hassfurther, Jurij Diez und Waldemar Eisenbraun.

Wir sind froh, dass alle Beteiligten beidseitig viele Informationen und Anregungen aus diesem Austausch mitnehmen konnten. Diese neuen Erkenntnisse gilt es nun zu forcieren und in die Praxis umzusetzen – vor allem in Bezug auf die kommenden Ausstellungsorte der hochwertigen und bedeutsamen Rauminstallation.

Noch bis zum 28. Januar 2024 haben Sie die Möglichkeit, die BKDR-Rauminstallation „Im Fluss der Zeit“ in Hallein im kunstraum pro arte (Schöndorferplatz 5, 5400 Hallein, Österreich) zu besichtigen. An dieser Stelle herzlichen Dank an Christa Hassfurther (künstlerische Leitung) für die Ausstellungsmöglichkeiten.

Weitere Präsentationsanfragen sind ausdrücklich erwünscht. Treten Sie gerne mit uns in Kontakt – wir freuen uns auf Ihre Anfrage!

Nachstehend einige Eindrücke.

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Festakt anlässlich des 5-jährigen Bestehens des BKDR

Heute fand anlässlich des 5-jährigen Bestehens des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland (BKDR) unter der Schirmherrschaft von Dr. Petra Loibl (MdL), Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, ein Festakt mit geladenen Gästen in den Räumlichkeiten des Kulturzentrums in Nürnberg statt.

Auf dem Foto sehen Sie v. l. n. r.: Prof. Dr. Andreas Otto Weber, Waldemar Eisenbraun, Ewald Oster, Dr. Petra Loibl, Maria Vollmer, Hartmut Koschyk und Werner Henning.

Nach dem anschaulichen Videobeitrag „5 Jahre BKDR“ sowie der Begrüßung durch Waldemar Eisenbraun, Leiter des Kulturzentrums, richtete Ewald Oster, Vorsitzender des BKDR-Trägervereins, sein Grußwort an das Publikum: „Als Vorstandsvorsitzender des BKDR erfüllt es mich mit Stolz, dass sich das BKDR als Leuchtturmprojekt kontinuierlich weiterentwickelt und seine Bekanntheit, Reputation und Vernetzung spürbar ausgebaut hat. Wir schätzen es sehr, dass der Freistaat Bayern geschlossen hinter dem Kulturzentrum der Deutschen aus Russland steht und unsere zielorientierte, innovative und wichtige Arbeit fördert. Die vorbildliche Entwicklung des BKDR hängt unmittelbar mit seinem engagierten und gut geführten Team zusammen.“

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Abschlussaufsatz über Bessarabiendeutsche an der Universität Dorpat

Das aktuelle Jahrbuch der Bessarabien- und Dobrudschadeutschen enthält den Abschlussaufsatz unseres wissenschaftlichen Mitarbeiters, Dr. Viktor Krieger, über bessarabiendeutsche Studenten an der Universität Dorpat zu Zarenzeit. Den ersten Beitrag dazu im Jahrbuch 2022 finden Sie HIER! auf unserer Homepage.

Letztendlich konnten 48 Siedler-Kolonisten aus Bessarabien ermittelt werden, die in den Jahren 1802 bis 1918 in Dorpat studiert hatten, davon genau die Hälfte oder 24 im Hauptfach Theologie. An zweiter Stelle fungierte die Medizinausbildung (12), gefolgt von Rechtswissenschaften (6), Philologie/Geschichte (4) und den naturwissenschaftlichen Fächern (2).

Zeitlich betrachtet, weist das gesamte 19. Jahrhundert 20 Studierende aus der Region auf. In etwa genauso viele (19) besuchten die Bildungsstätte in den letzten acht Jahren ihres Bestehens (1911‒1918). Dies spiegelt nur einige Ergebnisse dieser Untersuchung wider. Im Aufsatz werden die vielfältigen Lebens- und Berufswege der studierenden „Kolonistensöhne“ ausführlich analysiert. Anstelle dieser russischen kaiserlichen Bildungsanstalt entstand im unabhängigen Estland ab 1919 die nationale Universität Tartu (siehe: Krieger, Viktor: „Siedler-Kolonisten aus Bessarabien an der Universität Dorpat, Teil II“, aus: Jahrbuch der Bessarabien- und Dobrudschadeutschen, Heimatkalender 2024, S. 33‒61.).

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Onlineseminar: „Familiengeschichten der Deutschen an der Wolga“

Am 17. Januar fand die Veranstaltung „Familiengeschichten der Deutschen an der Wolga“ im Rahmen der Wanderausstellung „Deutsche aus Russland. Geschichte und Gegenwart“ der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V. in Kooperation mit dem Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) im Onlineformat statt.

Zum Thema referiert haben unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Prof. Dr. Olga Litzenberger sowie Antonina Domke (Kultur- und Öffentlichkeitsbeauftragte des russlanddeutschen Vereins „KulturA-Z e. V.“ in Soest).

Vielen Dank für die gelungene Kooperationsveranstaltung und auf eine weitere zielorientierte und vertrauensvolle Zusammenarbeit!

BKDR-Rauminstallation „Im Fluss der Zeit“ in Hallein (Österreich)

„Was ist meine Heimat?“ – Diese Frage scheint durch das Gewebe der russlanddeutschen Geschichte, mit ihren vielen Schicksalen und Biografien. Der Heimatbegriff war, ist und bleibt weiterhin aktuell, weil wir darüber diskutieren, nachdenken und danach suchen. So bleibt „Heimat“ unser ständiger Begleiter im Fluss der Zeit.

In Anbetracht dessen wird bis zum 28. Januar 2024 in Hallein die BKDR-Rauminstallation „Im Fluss der Zeit“ in Hallein – etwa 30 Kilometer von Salzburg entfernt – im „kunstraum pro arte“ (Schöndorferplatz 5, 5400 Hallein, Österreich) präsentiert. Weitere Hinweise finden Sie HIER!

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Interview in der DAZ

Heute feiert das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) sein fünfjähriges Bestehen.

Diesbezüglich hat die Deutsche Allgemeine Zeitung (DAZ) ein interessantes Interview mit der Geschäftsleitung Waldemar Eisenbraun geführt. Zum veröffentlichten Interview gelangen Sie unter dem nachfolgenden Link:

Vielen Dank an die DAZ. Wir wünschen uns weiterhin eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit!

Heute vor 5 Jahren!

Am 18. Januar 2019 fand die symbolische Schlüsselübergabe durch den Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder an den Trägerverein des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland statt. Damit war die Gründung des BKDR vollzogen, womit eine neue Zeitrechnung begann.

Heute – am fünften Jahrestag unseres Bestehens – blicken wir auf eine ereignisreiche, nutzbringende und erfolgreiche Zeit zurück. Unsere vielfältigen Projekte, Maßnahmen, Angebote und Produkte werden im kommenden Videobeitrag „5 Jahre BKDR“ zusammengefasst.

Den Entscheidungsträgern in der Landespolitik und den Behörden sowie unseren verlässlichen Partnern und treuen Begleitern danken wir für die vielseitige Unterstützung und das Vertrauen in unsere Kompetenzen und Fähigkeiten!

Auf dem Foto sehen Sie den geschichtsträchtigen Moment
der symbolischen Schlüsselübergabe am 18. Januar 2019.

4. internationaler BKDR-Fotowettbewerb

„Stumme Zeitzeugen – Materielles Kulturgut aus dem Bereich des geistigen Lebens
Das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) führt heuer mit dem internationalen Fotowettbewerb „Stumme Zeitzeugen – Materielles Kulturgut aus dem Bereich des geistigen Lebens“ zum vierten Mal einen Fotowettbewerb durch.

Die Teilnahme durch Einsendungen kann im Zeitraum von Januar bis Mai 2024 erfolgen. Vom Wettbewerb ausgeschlossen sind Jury-Mitglieder sowie Mitarbeiter des BKDR.

Einsendeschluss: 31.05.2024

Themen für Fotomotive:
Beim diesjährigen internationalen Fotowettbewerb können die Teilnehmenden Fotos zu zwei Themenbereichen einsenden:

  1. Kirche und Religion: Dokumente, Gebetbücher, Sprüche und Symbolik
  2. Bildungswesen: Zeugnisse sowie Lehr- und Anschauungsmaterial

Damit möchten wir das materielle Kulturgut dieser Volksgruppe einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen. Die abgebildeten Motive sollen den Betrachtern verschiedene Aspekte der russlanddeutschen Geschichte sichtbar machen und einen tiefen Einblick in das geistige Leben ermöglichen. Nachstehend ein Beispiel:

Eine Fibel aus der ASSR der Wolgadeutschen
Auf dem Foto sehen Sie eine Fibel des Deutschen Staatsverlags Engels aus dem Jahre 1937. Mittels dieser Bücher – auf der ersten Seite ist Josef Stalin zu sehen – lernten die Schüler in der 1. Klasse das Lesen und Schreiben. Foto: BKDR. Nürnberg 2024.

Einsendung:
Die Teilnehmer aus dem In- und Ausland dürfen insgesamt ein Foto pro
Themenbereich einsenden – also insgesamt zwei Fotos. Die Fotodateien bitte in den gängigen Formaten (z. B. jpg, tiff oder pdf) in druckgeeigneter Auflösung per E-Mail an redaktion@bkdr.de, via Datenaustauschlink (Dropbox, WeTransfer etc.) oder auf einer CD/DVD per Post zukommen lassen. Als Betreff in der E-Mail bitte „Fotowettbewerb 2024“ angeben. Analoge Bilder können als Scan eingeschickt werden. Collagen sind erlaubt, Kompositionen mit passenden Gegenständen (siehe Beispielfoto) sind erwünscht. Für eine teilnahmeberechtigende Einreichung werden folgende Angaben benötigt:

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Deutsche Siedlungen im Porträt – Messer (heute Ust-Solicha)

Zum Ende des Jahres möchten wir Ihnen nochmals ein echtes Highlight präsentieren: Ein neuer Videobeitrag im Rahmen der BKDR-Bildungsreihe „Deutsche Siedlungen im Porträt“ über die ehemalige deutsche Kolonie Messer.

Messer galt als eines der vorbildlichsten Umsiedlungsdörfer. Im Gegensatz zu anderen Kolonien stammten alle Erstsiedler aus der gleichen Region Deutschlands. Sie betrieben zunächst Landwirtschaft und waren damit sehr erfolgreich. Sie bauten Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Hirse, Sonnenblumen und Hanf an. Mais ist eine gesonderte Erwähnung wert: In Russland wird die Initiative zum Anbau von Mais in der Regel mit dem Namen des ehemaligen Ministerpräsidenten der Sowjetunion Nikita Chruschtschow verbunden. Die Messer-Kolonisten führten diese landwirtschaftliche Innovation jedoch fast 100 Jahre früher ein. Darüber hinaus erfand ein Kolonist namens „Rit“ den sogenannten „Kizyak“ bzw. „Dungtorf“, eine dicke Mischung aus Dung und Stroh, die in Stücke geschnitten wurde und das Brennholz zum Heizen der Häuser ersetzte. Bereits 1894 waren etwa 600 Einwohner mit der Herstellung von Sarpinka-Stoffen beschäftigt. Es brachen zudem immer wieder Cholera- und Pockenepidemien aus. Besonders verheerend für die Gemeinde war die Epidemie von 1892, die auf die Dürrekatastrophe im vorherigen Jahr folgte. Einem Augenzeugen zufolge, Pastor Eichhorn, sammelten die Dorfbewohner „Aas auf, zermalmten es und kochten die Knochen, um sich irgendwie zu ernähren“.

Das historische Zentrum des Dorfes ist bis heute fast in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben. Die lutherisch-reformierte Gemeinde von Ust-Solicha errichtete hier 1911 eine Kirche. Die Kirche spielte vor allem während Epidemien und Hungersnöten eine zentrale Rolle bei der Hilfe, da sie über eigene Reserven verfügte. Sie unterstützte die Gemeindemitglieder während der Jahre so gut sie konnte. Die sowjetischen Behörden „bewerteten“ den Beitrag des Klerus zum Kampf gegen die nationale Katastrophe jedoch auf eine eigentümliche Weise. Unter Berufung auf die Notwendigkeit, den Hunger zu bekämpfen, führten später die Bolschewiki eine Kampagne zur Beschlagnahme von Kircheneigentum durch, entzogen den Kirchen ihre wirtschaftliche Grundlage und organisierten Repressionen gegen Pfarrer. So wurde beispielsweise der Pfarrer Liborius Bening 1931 verhaftet. 1932 wurde der Pfarrer Eduard Hermann Eichhorn verhaftet und ins Exil geschickt. Die Kirche in Ust-Solicha wurde 1937 geschlossen.

Das Video finden Sie auf unserem YouTube-Kanal unter dem nachfolgenden Link:

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BKDR-Bildungsreise „Auf deutschen Spuren in Georgien“

Die diesjährige BKDR-Bildungsreise „Auf deutschen Spuren in Georgien“ führte etwa 20 Teilnehmer in den eurasischen Staat im Südkaukasus, der östlich des Schwarzen Meeres und südlich des Großen Kaukasus – der größten Gebirgskette im Kaukasus – gelegen ist. Hier leben knapp vier Millionen Menschen. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung lebt im Großraum Tiflis.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden hier einige deutsche Siedlungen gegründet, die bis zur Deportation der deutschstämmigen Bevölkerung im Jahre 1941 existierten. Heute leben kaum noch Deutsche in diesen Gebieten, jedoch wird das kulturelle Erbe der einstigen Siedler vielerorts auch heute noch gepflegt und für künftige Generationen bewahrt.

Schauen Sie sich auf unserem YouTube-Kanal gerne den Videobeitrag zur eindrucksvollen Exkursion an und vergessen Sie nicht unseren Kanal zu abonnieren:

Wolgadeutsche Volkslehrer an den Fronten des Ersten Weltkrieges

Der Erste Weltkrieg 1914-1918, den der amerikanische Historiker George Kennan als die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ bezeichnete, hat im Russischen Reich am stärksten die deutsche Minderheit getroffen. Es lag in erster Linie an der militärischen Konfrontation mit dem Deutschen Reich, infolgedessen nicht nur der „äußere Deutsche“, d.h. die Bewohner Deutschlands, sondern auch der „innere Deutsche“, die deutschsprachigen bzw. -stämmigen Bürger des eigenen Landes zu Feinden Russlands erklärt wurden [siehe: „Den inneren Deutschen besiegen„].

Immerhin fand im Vergleich zum Zweiten Weltkrieg bzw. dem „Deutsch-Sowjetischen Krieg“ 1941-45 noch keine totale Entrechtung der „russischen“ Deutschen statt – ungeachtet zahlreicher Diskriminierungen, antideutscher Propaganda, beginnender Enteignungen oder gar partieller Deportationen aus den frontnahen Gebieten. Der wichtigste Unterschied betraf die Rekrutierungspraxis: Der deutschbaltische Adlige oder ein Schwarzmeer- oder Wolgakolonist wurden gleichermaßen wie andere Vertreter aus den Reihen der russländischen Völker (ausgenommen zentralasiatische und sibirische Ureinwohner) zum Dienst an der Front einberufen.

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Statistik des Monats „Dezember“

Nachdem wir im vergangenen Monat die Armutsgefährdungsquoten der Bevölkerung 2019 vorgestellt hatten, widmen wir uns in diesem Monat einem neuen Themenkomplex, nämlich der „Verteilung der Wohnorte von (Spät-)Aussiedlern 2019.“

Bei der Verteilung der Wohnorte von (Spät­-)Aussiedlern zeigen sich deutliche Konzentrationen auf einige Gebiete. Etwa 90 Prozent der gesamten Gruppe haben ihren Wohnsitz in den sechs großen westdeutschen Flächenländern. Dieser Umstand gilt unabhängig davon, ob Aussiedler oder Spätaussiedler betrachtet werden und auch unabhängig vom Geburtsland der Personen. Der geringe Anteil der ostdeutschen Bundesländer von insgesamt lediglich 3 Prozent (ohne Berlin) begründet sich zwar teilweise dadurch, dass dorthin erst seit der Wiedervereinigung eine Zuwanderung von (Spät-­)Aussiedlern nach dem Bundesvertriebenen­ und Flüchtlingsgesetz (BVFG) erfolgen konnte. Allerdings ist ein großer Anteil der Personen nach 1990 in das vereinigte Deutschland zugezogen. Der Anteil der ostdeutschen Bundesländer ohne Berlin nach dem Königsteiner Schlüssel, der für die Erstverteilung der (Spät-)Aussiedler herangezogen wird, betrug im Jahr 2019 beispielsweise 15 Prozent (GWK o. J.). In Kombination mit dem von 1989 bis 2009 gültigen „Wohnortzuweisungsgesetz“ ist daher von einem hohen Anteil an Fortzügen aus Ostdeutschland nach Abschluss der Verteilungsmaßnahmen bzw. dem Auslaufen der Wohnortzuweisung auszugehen.

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Akademische Viertelstunde mit Dr. Brent Mai (USA): „Wolgadeutsche in Kalifornien von 1764 bis 1882 (und bis 2022)“

Dr. Brent Mai (USA) ist Direktor des Wolgadeutschen Instituts und Dekan der Bibliothek an der University of North Florida (USA) in Jacksonville.

Das Wolgadeutsche Institut an der University of North Florida (USA) ist eine wissenschaftliche Einrichtung, die auf dem Gebiet der Erforschung der Geschichte der Wolgadeutschen tätig ist, welche die russlanddeutsche Kultur und Geschichte im Beziehungsgeflecht der Kulturregion des Wolgagebietes und der USA erforscht, dokumentiert und nachhaltig zu wissenschaftlichen Zwecken konserviert.

In den beiden Forschungsbereichen der „Ahnen- und Familienforschung“ sowie der „Geschichte und Kultur der Wolgadeutschen“ führt Herr Dr. Brent Mai interdisziplinäre Projekte durch und pflegt weltweit erfolgbringende Kontakte unter anderem gemeinsam mit dem BKDR.

In seinem zweiten Vortrag (in englischer Sprache) im Rahmen unserer Bildungsreihe „Akademische Viertelstunde“ spricht Dr. Brent Mai zum Thema „Wolgadeutsche in Kalifornien – von 1764 bis 1882 (und bis 2022)“.

Das Video finden Sie hier:

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Kalender 2024: 100 Jahre Wolgadeutsche Republik

Der Kalender 2024 ist dem 100. Jahrestag der offiziellen Gründung der sogenannten ASSRdWD, dieser kurzlebigen, mit vielen Widersprüchen behafteten, dennoch einst sehr hoffnungsvoll stimmenden wolgadeutschen autonomen Republik gewidmet.

Titelseite des Kalenders 2024.

Die Wolgadeutschen bildeten eine besondere Gruppe innerhalb der gesamten deutschen Minderheit im Russischen Zarenreich und später in der Sowjetunion. Es waren jedoch weder ihre ausgeprägten wirtschaftlichen Leistungen noch die kulturellen oder bildungsspezifischen Erfolge, durch die sie sich von anderen russlanddeutschen Gruppierungen unterschieden. Auch der Rolle eines „Musterwirts“ entsprachen eher die Schwarzmeerdeutschen oder die Mennoniten.

Es waren andere Faktoren, die ihre einzigartige Stellung untermauerten: Sie galten nämlich als Russlandpioniere, die sich durch eine kompakte Siedlungsweise und außergewöhnliche demografische Dynamik auszeichneten. Allein sie unter allen Gruppen der Deutschen im Russischen Reich und in der Sowjetunion, bzw. in den ersten beiden Jahrzehnten der bolschewistischen Herrschaft, besaßen wichtige Voraussetzungen, um eine in sich mehr oder weniger geschlossene „Nation“ zu werden – etwa so wie die Frankokanadier. Daher war es nicht verwunderlich, dass die Wolgadeutschen von den sowjetischen Machthabern offiziell als eine eigenständige und bedeutende Volksgruppe – genauso wie die Usbeken, die Tschuwaschen, die Kalmücken oder auch die Kasachen – anerkannt wurden, in den Genuss der Autonomierechte kamen und infolgedessen am 6. Januar 1924 die Autonome Sowjetische Sozialistische Republik der Wolgadeutschen, ASSRdWD, ausrufen durften.

Dieser Kalender entstand in Kooperation mit dem Historischen Forschungsverein der Deutschen aus Osteuropa und der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland.

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„50 Jahre Ausländerbeirat – Aussiedlerbeirat – Integrationsrat“

Heute fand im ehrwürdigen Historischen Rathaussaal die Veranstaltung „50 Jahre Ausländerbeirat – Aussiedlerbeirat – Integrationsrat“ statt.

Nach der Begrüßung durch den Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König folgte ein Grußwort von Betül Özen, der Vorsitzenden des Integrationsrates. Anschließend fand ein Podiumsgespräch mit Vertretern aus fünf Jahrzehnten Ausländer-, Aussiedler- und Integrationsrat statt. Ella Schindler moderierte die Diskussion.

Musikalisch wurde der Festakt von „Orient Opus“ begleitet. Der kulturelle Beitrag erfolgte durch eine Tanzperformance mit dem „Nürnberg-Gwand“. Diese ist im Zuge eines großen Kooperationsprojektes unter der Federführung des Inter-Kultur-Büros Nürnberg mit Beteiligung von zahlreichen Kulturvereinen, darunter das BKDR, entstanden.

„Nürnberg-Gwand“.

Eine gelungene Veranstaltung mit guten Möglichkeiten zum Informationsaustausch und zur Vernetzung.

Veranstaltet wurde das Event von der Stadt Nürnberg.

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Das Krim-Taurien-Projekt aus dem Jahr 1918 und Pastor Immanuel Winkler

Anknüpfend an unseren letzten Beitrag unter dem Titel „Wie und wann entstand der Begriff „Schwarzmeerdeutsche“? im Rahmen der Reihe Dokument des Monats, möchten wir ein weiteres interessantes Dokument aus dieser Zeit vorstellen.

Es handelt sich dabei um ein Projekt aus dem Jahr 1918, das sich mit der Schaffung einer deutschen Kronkolonie unter dem Namen „Krim-Taurien“ befasst und auf Pastor Immanuel Winkler (1886–1932) als Initiator zurückgeht.

Immanuel Winkler als Theologiestudent an der Universität Dorpat, 1904.
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BKDR-Fachtagung: „Deutsches Radio in Kasachstan – Rückblick und Perspektiven“

„Es gab Gott und danach Minna Wagner“, beschrieb Michael Mastel (Karlsruhe) die Beliebtheit der deutschen Sendungen in Kasachstan am Beispiel seiner Mutter und sprach damit zahlreichen Deutschen der Nachkriegszeit, die in Kasachstan, der Altairegion oder Omsk sehnsüchtig dem deutschen Wort aus dem Hörfunkgerät lauschten, geradezu aus der Seele.

Das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) lud Hermina Wagner und vier weitere ehemalige Mitarbeiter des deutschen Hörfunks in Kasachstan sowie weitere Experten aus den Bereichen „Deutscher Rundfunk“ und „Printmedien“ in der ehemaligen Sowjetunion, im heutigen Kasachstan und Deutschland zur Fachtagung „Deutsches Radio in Kasachstan – Rückblick und Perspektiven“ vom 18.-19. November 2023 in die Räumlichkeiten des BKDR ein. In diesem Jahr feierte das deutsche Programm in Kasachstan seinen 65. Gründungstag.

Die Teilnehmer der BKDR-Fachtagung „Deutsches Radio in Kasachstan – Rückblick und Perspektiven“

Die Teilnehmer wurden von Waldemar Eisenbraun (Leitung BKDR) auch im Namen des Vorsitzenden des BKDR-Trägervereins, Herrn Ewald Oster, herzlich begrüßt. In der Einführung berichtete Eisenbraun über die Aktivitäten des Kulturzentrums und betonte anhand von Videobeiträgen zur Einweihung 2019 sowie zur Veranstaltung „30 Jahre Spätaussiedler in Bayern“ die Bedeutung der Kulturstätte als „Leuchtturmprojekt“, das bundesweit einmalig ist. Anfang 2024 feiert das BKDR sein 5-jähriges Bestehen.

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„Ein Stückchen Heimat im Gepäck“

Am gestrigen Sonntag fand im Haus der Heimat Nürnberg die Veranstaltung „Ein Stückchen Heimat im Gepäck“ der LmDR-Ortsgruppe Nürnberg unter der Leitung von Dorothea und Rudi Walter statt. Auf Einladung der Organisatoren wirkte das BKDR durch einen Infostand und einen Beitrag zum Kulturprogramm mit.

Bei dem Heimatnachmittag wurde die langjährige Tradition des Schlachtfestes fortgeführt, das seit 1982 Bestand hat. Die Idee ist im damaligen Vorstand der LmDR/OG Nürnberg zur Zeit von Dr. Anton Bosch als Vorsitzenden entstanden. Balthasar Müller, ebenfalls Mitglied, hatte die Wurst sogar noch in seinem eigenen Haus verarbeitet.

Herr Walter (vorne) während der Begrüßung der Gäste im HdH in Nürnberg.

Nach der Begrüßung durch Rudi Walter (Vorsitzender der OG Nürnberg) und einem Grußwort von Stanimir Bugar (BKDR) folgte der Auftritt der Musikgruppe „Akkord“ sowie ein Vortrag zur Geschichte und zum Werdegang des Schlachtfestes durch Dorothea Walter. Im Anschluss daran wurde zu russlanddeutschen Stücken gemeinsam musiziert und gesungen.

Das BKDR bedankt sich herzlich für die Einladung zur Mitwirkung bei dem Heimatnachmittag!

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