Bayerisches Kulturzentrum der Deutschen aus Russland
Wir sind bundesweit das erste staatlich geförderte Kulturzentrum der Deutschen aus Russland dieser Art. Die Schlüsselübergabe durch den Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder fand am 18. Januar 2019 statt.
Waldemar Eisenbraun gemeinsam mit Natalie Pawlik, der Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten am BKDR-Infostand.
Das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) nahm mit Herrn Waldemar Eisenbraun (Geschäftsleitung), Artur Böpple (Öffentlichkeitsarbeit/Verlagswesen) und Stanimir Bugar (Eventmanagement/PR) vom 13.06 – 15.06.2022 am Symposium „Meinung – Mitsprache – Mitwirkung. Deutsche aus Russland in der öffentlichen Wahrnehmung“ im Bonifatiushaus Fulda teil. Veranstalter war die Heimvolkshochschule St. Hedwigs-Haus in Kooperation mit der Katholischen Akademie des Bistums Fulda. Das Modellprojekt und die Veranstaltung wurden von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) gefördert.
Unser wissenschaftlicher Mitarbeiter, Dr. Viktor Krieger, nahm am 27. Mai 2022 am runden Tisch „Erinnerungskultur und Zukunftsgedächtnis“ teil. Organisiert wurde die Hybridveranstaltung von der „Wiedergeburt“, der Vereinigung der Deutschen in Kasachstan, in der Hauptstadt Nur-Sultan.
Dort referierte er über die Koexistenz und Wechselwirkungen von Erinnerungskulturen in multikulturellen Gesellschaften. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Kasachstan und anderen postsowjetischen Staaten haben die deutschen Minderheiten gehörige Schwierigkeiten, ihre historischen Schlüsselerfahrungen und die Erinnerungskultur – vor dem Hintergrund der dominierenden Bilder der Vergangenheit – sichtbar zu machen. Umso wichtiger bleiben in diesem Bereich dabei gemeinsame Anstrengungen sowie der gegenseitige Erfahrungsaustausch.
Anlässlich des Welttages der kulturellen Vielfalt für Dialog und Entwicklung am 21. Mai 2022 möchten wir vom Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) vor allem den Dialog der Erinnerungskulturen thematisieren.
Mindestens 2,5 Mio. Bundesbürger mit einem russlanddeutschen Hintergrund leben in Deutschland. Dies entspricht etwa 75% dieser Bevölkerungsgruppe insgesamt. Der restliche Anteil ist vorwiegend in Russland und Kasachstan verblieben. Ihre historischen Erlebnisse sind daher auch ein Teil der deutschen Geschichte geworden.
Denkmal „Die letzte Kraft“ von Jakob Wedel in Berlin. Es erinnert an die deportierten, ermordeten und umgekommenen Russlanddeutschen.
Im kollektiven Gedächtnis jeder sozialen, nationalen oder religiösen Gruppe werden vor allem solche geschichtlichen Erfahrungen verankert, welche die überwiegende Mehrheit ihrer Mitglieder erlebt hat und die Existenz sowie das Bewusstsein der nachfolgenden Generationen entscheidend beeinflusst haben. Das historische Bewusstsein der russlanddeutschen Bundesbürger ist maßgeblich von Ausgrenzungs-, Leidens- und Opfererfahrungen geprägt. Praktisch jeder Familienverband blickt auf eine lange Liste verhungerter, enteigneter, deportierter, in Sondersiedlungen eingesperrter, strafrechtlich verurteilter oder ermordeter Vorfahren zurück. Selbst der russische Gesetzgeber hat die deutsche Minderheit unmissverständlich als Opfer des Stalinismus anerkannt (Gesetz vom 26. April 1991 „Über die Rehabilitierung der repressierten Völker“).
Allbekannt sind massive Verfolgungen und Diskriminierungen der deutschen Minderheit in der UdSSR während des Zweiten Weltkrieges – im Verlauf des sog. „Großen Vaterländischen Krieges“ 1941–1945. Dagegen sind die schon während des Ersten Weltkrieges im Zarenreich ergriffenen antideutschen Maßnahmen wesentlich weniger bekannt, weil sie zugegebenermaßen noch nicht so gravierend waren. Jedoch wurden sie von den Zeitgenossen spürbar wahrgenommen und führten zu Enttäuschung und Verbitterung.
Dokument 1 (Vorderseite)
Am Beispiel von Georg Rath (* 19. Oktober 1891; † 6. März 1977) lässt sich ein kleiner Aspekt dessen veranschaulichen. Er wurde im Gouvernement Cherson, in der deutschen Siedlung Kujalnik (Nesselrode) geboren, schloss das Gymnasium in Ananjewsk ab und ließ sich im August 1912 an der Universität Dorpat immatrikulieren. Dort studierte er vornehmlich Theologie und wurde Ende Juli 1916 einberufen – der Erste Weltkrieg war währenddessen im vollen Gange. Als Student durfte er einen Lehrgang zu einer Offiziersausbildung aufnehmen und trat in die Odessaer Militärschule ein (siehe DOKUMENT 1[1] mit der entsprechendendeutschen Übersetzung [2]). Nach nicht einmal zwei Ausbildungsmonaten als Offiziersanwärter (Russisch: Junker) musste er die Lehranstalt verlassen und in einem Reserve-Infanterie-Regiment als Soldat antreten.