Eine Tischmedaille: In Erinnerung an eine berühmte deutsche Kolchose in Kasachstan

Für die Septemberausgabe des „Dokument des Monats“ wurde diesmal nicht wie üblich ein Schriftstück, sondern ein aufschlussreicher Gegenstand aus unserer Sammlung gewählt. Es handelt sich um eine sogenannte „Tischmedaille“, die an den berühmten landwirtschaftlichen Betrieb in der einstigen UdSSR, der Kolchose „30 Jahre der Kasachischen Unionsrepublik“, Gebiet Pawlodar (Kasachstan) sowie an ihren legendären Leiter, dem „Held der sozialistischen Arbeit“, Jakob Häring (Gering) erinnert. Die meisten Beschäftigten waren Deutsche, sodass dieser Agrarbetrieb sowohl in der öffentlichen Wahrnehmung als auch im Selbstverständnis der Betroffenen als „deutsche Kolchose“ fungierte.

Vorderseite der Tischmedaille „30 Jahre der Kasachischen Unionsrepublik“
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Lyrikband „Findlinge“ von Wendelin Mangold erschienen

Geboren 1940 auf einem Bauernhof bei Odessa am Schwarzen Meer, geriet Wendelin Mangold als Kleinkind aufgrund der Kriegsereignisse zuerst in den Westen. 1945 wurde er zurück in die Sowjetunion verschleppt. Er besuchte die Schule im Ural, arbeitete und studierte in Sibirien, lehrte später in Kasachstan die deutsche Sprache an der Pädagogischen Hochschule in Kökschetau und lebt seit 1990 in Deutschland. Nach der Umsiedlung war er viele Jahre Sozialarbeiter bei der Seelsorge, seit 2007 ist er Rentner und wohnt in Königstein im Taunus. Er schreibt bereits seit seiner Studienzeit und hat diverse Veröffentlichungen in Zeitungen, Zeitschriften, Almanachen und Anthologien vorzuweisen sowie ein Dutzend eigenständige Bände herausgebracht.

Aus seiner Feder stammen Gedichte, Kurzprosa und dramatische Werke. Darüber hinaus übersetzt er teils bedeutende Autorinnen und Autoren aus dem Russischen ins Deutsche (z. B. Texte von Elena Seifert). 2013 bekam er für sein Engagement und seine Lebensleistung den Hessischen Integrationspreis „Flucht, Vertreibung, Eingliederung“. 2017 wurde er zum außerordentlichen Ehrenmitglied des Literaturkreises der Deutschen aus Russland ernannt. 2020 wurde ihm die Ehrengabe des Russlanddeutschen Kulturpreises des Landes Baden-Württemberg in der Sparte „Literatur“ zuerkannt. Er schreibt pointiert, wortwitzig und originell, was wiederum den Reiz seiner Gedichte ausmacht. Mit dem Lyrikband „Findlinge“ legt der Autor eine Sammlung seiner in den letzten dreißig Jahren entstandenen lyrischen Skizzen und Kurzgedichten vor.

ISBN 978-3-948589-18-9, Hardcover, 100 S., Preis: 14,- EUR (D), Art.-Nr.: 9189

Bestellen können Sie das Buch unter der E-Mail kontakt@bkdr.de oder telefonisch unter 0911-89219599.

Unseren aktuellen Bestellkatalog finden Sie unter BKDR-Bestellkatalog.

„Historisches Ortslexikon der Wolgadeutschen – Band 1. A-B“ von Olga Litzenberger erschienen

Dieses mehrbändige historische Ortslexikon ist einem Phänomen gewidmet, das heute zwar nicht mehr existiert, jedoch tiefe und deutlich erkennbare Spuren in Russlands Geschichte des 19.–20. Jahrhunderts hinterlassen hat. Es geht um die etwa 300 Siedlungen bzw. Kolonien an der Wolga, die schon im 18. Jahrhundert gegründet wurden. Doch was wissen wir über die sogenannten „Wolgadeutschen“? Aus welchen Gegenden stammten ihre Vorfahren? Wie verlief ihre Geschichte und was machte ihre Kultur aus?

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Einst streitbarer und nun geläuterter atheistischer Propagandist

David Penner (1904–1993) war Ende der 1920er bis Anfang der 1930er Jahre einer der aktivsten atheistischen Propagandisten in der UdSSR, der v. a. die mennonitische Glaubensgemeinschaft stark unter Beschuss nahm. Seinen Lebenslauf finden Sie HIER.

Allein oder auch gemeinsam mit dem Biologen Heinrich Friesen, der später zum bekannten Wissenschaftler und Professor am Institut für experimentelle Biologie in Moskau aufsteigen sollte, verfasste Penner in den Dreißigern zahlreiche Pamphlete und antireligiöse Propagandaschriften. Beide stammten bezeichnenderweise selbst aus den mennonitischen Siedlungen in der Südukraine.

Diese unzweifelhaften Verdienste um den „Aufbau des Sozialismus“ schützten allerdings nicht vor Verfolgungen und Repressionen: Heinrich Friesen wurde im März 1938 vom NKWD verhaftet und einige Monate später erschossen. Penner erlebte Deportationen und musste Zwangsarbeit in den Kohlegruben in Kusbass (Westsibirien) in der Stadt Prokopjewsk leisten. In den Nachkriegsjahren unterrichtete er an verschiedenen Schulen und Hochschulen Physik; ab 1965 wirkte David Penner mehr als 30 Jahre lang als Leiter und Professor des Lehrstuhls für theoretische Physik an der Pädagogischen Hochschule in Wladimir, Zentralrussland.

Durch diese Lebenserfahrungen sichtlich geläutert und eines Besseren belehrt, äußerte sich der Wissenschaftler von nun an sehr kritisch über die aggressive und plumpe antireligiöse Propaganda der Nachkriegsjahre. Hierzu sein bemerkenswerter Brief vom 2. April 1967 an den Chefredakteur der Tageszeitung „Freundschaft“, Alexej Schmelew. Die Zeitung wurde seit Januar 1966 in der Stadt Zelinograd/Kasachstan (danach Astana, heute Nur-Sultan genannt), in deutscher Sprache herausgegeben.

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Wissenschaftlicher Vortrag in Martin-Niemöller-Kirche in Langwasser, Nürnberg

Unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin, Prof. Dr. Olga Litzenberger, hielt in der vergangenen Woche einen Fachvortrag in der Martin-Niemöller-Kirche in Langwasser.

Prof. Dr. Olga Litzenberger während ihres Vortrages in Langwasser.

In Ihrem interaktiv gestalteten Vortrag zur Wanderausstellung „Einblicke in das religiöse Leben der Russlanddeutschen“ hat sie kirchliche Thematiken mit unterschiedlichen Aspekten der Geschichte der Deutschen aus Russland in Zusammenhang gebracht. Unter den Gästen waren unter anderem Dr. Arnold von der SinN-Stiftung, David Löwen (Gemeindepastor des CMBG) sowie Antonia Rung und Frau Pasternak vom Haus der Heimat (HdH).

Nachfolgend sehen Sie einige Impressionen.

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Gedenktafel für Opfer von Repressionen und Deportationen in Odessa / Ukraine eingeweiht

Diese Gedenktafel in Odessa entstand mit Unterstützung des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland (BKDR).

Als Ergebnis unserer guten Zusammenarbeit mit dem BKDR-Partner, der deutschen national-kulturellen Gebietsgesellschaft „Wiedergeburt“ in Odessa, wurde am 7. September 2021 eine Gedenktafel für die Opfer von Repressionen und Deportationen feierlich eingeweiht.

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„Zukunft braucht Vergangenheit“

Unter dem Motto „Zukunft braucht Vergangenheit“ fand am 5. September 2021 traditionell im Grenzdurchgangslager Friedland die zentrale Gedenkfeier der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland statt – federführend organisiert von Lilli Bischoff, Vorsitzende der Landesgruppe Niedersachsen.

Kranzniederlegung an der Friedlandglocke

Unter den etwa 150 geladenen Gästen fanden sich unter anderem Persönlichkeiten wie Boris Pistorius (Innenminister des Landes Niedersachsen), Dr. Bernd Fabritius (Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten), Doris Schröder-Köpf (Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe) sowie Johann Thießen (Bundesvorsitzender der LmDR) wieder. Der Niedersächsische Ministerpräsident, Stephan Weil, äußerte sich mittels eines Videogrußwortes. Das BKDR war mit einem Info- und Buchstand sowie der Wanderausstellung „Grundlinien russlanddeutscher Geschichte“ vor Ort und ließ ebenfalls einen Kranz an der Friedlandglocke niederlegen.

Boris Pistorius hob in seiner Festrede hervor, dass das Grenzdurchgangslager in Friedland seit Jahrzehnten ein „Symbol der Freiheit und Nächstenliebe“ für Aussiedler darstellt. Dr. Bernd Fabritius wies darauf hin, dass die Deutschen aus Russland ein elementarer Bestandteil der deutschen Gesellschaft sind und eine facettenreiche Kultur besitzen. Darüber hinaus machte er deutlich, dass das Tor für die Deutschen aus Russland immer geöffnet sei – und dies solle auch weiterhin so bleiben!

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Kranzniederlegung in Engels

Anlässlich des 80. Jahrestages der Deportation der Deutschen in der Sowjetunion wurde am 28. August 2021 in Engels am Denkmal der russlanddeutschen Opfer der Repressionen in der UdSSR eine Kranzniederlegung vorgenommen, an der das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) neben der Katholischen Kirche Südrusslands, der Katholischen Kirche im Ural, Sibirien und Fernen Osten sowie den lutherischen Gemeinden in Saratow und Marx aktiv beteiligt war.

„Wir gedenken der russlanddeutschen Opfer des Stalinismus“

Unter den Gästen waren unter anderem Elena Geydt, Leiterin der NKA der Russlanddeutschen in Marx, die katholischen Bischöfe Clemens Pickel und Joseph Werth sowie die evangelischen Pastoren Andrey Djamgarov und Jakob Rüb aus Saratow und Marx.

Darüber hinaus wurde der 28. August 2021 zum Anlass genommen, um ein Gedenkkreuz auf dem Areal des ehemaligen Dorfes Schönchen (Paninskoje), das heute leider nicht mehr existiert, einzuweihen.

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„Die Republik der Wolgadeutschen“ von Arkadi German erschienen

Aus dem Russischen von Christine Hengevoß

Anlässlich des 80. Jahrestags der Deportation der Russlanddeutschen in der UdSSR

In der vorliegenden Publikation beleuchtet der renommierte Historiker Arkadi German detailreich die Geschichte der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen (ASSR der WD). German war der erste Historiker, der in den 1990er-Jahren eine derart umfangreiche und in wissenschaftlichen Kreisen viel beachtete Monografie unter dem Titel „Respublika nemcev povolžja“ auf Russisch vorgelegt hatte. Auf der Grundlage von Archivmaterialien und weiteren Quellen untersucht German jene Faktoren, die zur Bildung der territorialen Autonomie geführt haben, zeigt die Rolle der Wolgadeutschen in den Zeiten des Bürgerkriegs und des Kriegskommunismus auf, analysiert die wirtschaftlichen, sozialen, politischen und kulturellen Besonderheiten der Entwicklung während der einzelnen historischen Phasen: in den Jahren der sogenannten „Neuen ökonomischen Politik“ (NÖP), der ersten zwei Fünfjahrespläne, am Vorabend und in den ersten Monaten des deutsch-sowjetischen Krieges. Besonderes Augenmerk legt German auf die Thematik der Liquidierung der ASSR der WD und der Deportation der deutschen Bevölkerung nach Sibirien und Kasachstan im Jahr 1941. Das Buch richtet sich ebenso an das Fachpublikum wie an einen breiten Kreis von Leserinnen und Lesern.

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