„Der Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR über die Aussiedlung der Deutschen […] sei nicht richtig.“ – ein Zeugnis der Standhaftigkeit und des Mutes aus dem Jahr 1945

Vor uns liegt ein bemerkenswertes Dokument aus den Federn eines inhaftierten wolgadeutschen Kommunisten, der während seiner Haft (!) im Jahr 1945 die Politik der Sowjetführung gegenüber ihren deutschen Bürgern unverhohlen missbilligte. Sich in solch einer prekären Situation dermaßen kritisch zu äußern, war ziemlich mutig.

Hier finden Sie die deutsche Übersetzung zu den oben angeführten Aussagen von Iwan (Johann) Becker:

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Michael Frieser (MdB) beim BKDR

Michael Frieser, Mitglied des Deutschen Bundestages, besuchte am vergangenen Freitag das BKDR und informierte sich aus erster Hand über die vielfältige Arbeit des Kulturzentrums. Er betonte den Leuchtturm-Charakter unserer Einrichtung, die bundesweit einmalig ist. Frieser bestätigte auch die zunehmende Sichtbarkeit der Deutschen aus Russland in vielen gesellschaftlichen Bereichen. Eine positive Entwicklung, die ihn persönlich sehr freue.

Michael Frieser (links), Mitglied des Deutschen Bundestages, mit dem Kulturzentrumsleiter Waldemar Eisenbraun.

Hartmut Koschyk beim BKDR

Der ehemalige Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Hartmut Koschyk, nahm an der BKDR-Videoreihe „Akademische Viertelstunde“ teil. In Zusammenwirkung mit dem Projektleiter der Stiftung „Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland“, Dr. Marco Just Quiles, entstand ein interessanter Beitrag über Russlanddeutsche in Südamerika. Anschließend fand ein reger Austausch über geplante Maßnahmen und mögliche Kooperationsprojekte statt.

© BKDR, v. l. n. r: Dr. Marco Just Quiles, Hartmut Koschyk und Waldemar Eisenbraun.

Prof. Dr. Bernd Fabritius beim BKDR

Heute war Prof. Dr. Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, beim Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) zu Gast.

Neben der Aufzeichnung eines Vortrages im Rahmen des BKDR-Medienprojektes „Akademische Viertelstunde“ stand ein Gespräch bzgl. der Digitalisierungsmöglichkeiten sowie des erleichterten Zugangs zu Archiven in Russland und anderen Nachfolgestaaten der UdSSR an der Tagesordnung, um umfassende Recherchen zu Persönlichkeiten und Ereignissen der russlanddeutschen Geschichte zu ermöglichen.

Prof. Dr. Bernd Fabritius (Mitte), Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, beim Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR).

Neues Buch von Sergey Terekhin im BKDR Verlag erschienen

Reihe „Deutsches Architekturerbe im Ausland“, Band 1, „Das deutsche Architekturerbe in den Städten Russlands“

Der vorliegende zweisprachige Bildband (Deutsch und Russisch) von Sergey Terekhin eröffnet eine neue Reihe von Publikationen des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland (BKDR) mit dem Titel „Deutsches Architekturerbe im Ausland.“ Diese Reihe stellt die markantesten Baudenkmäler der deutschen materiellen Kultur außerhalb Deutschlands vor. Das erste Buch zeigt einige typische Beispiele des in russischen Städten vorzufindenden deutschen Architekturerbes. Dieses Kulturerbe ist äußerst vielfältig. Anhand einer Auswahl typischer Beispiele werden die Konturen dieser zahlreichen Zeugnisse widergespiegelt.

Sergey Terekhin, ISBN 978-3-948589-16-5, 64 S., Hardcover, Querformat: 17 x 24 cm, Preis: 17,- € (D)

Sämtliche vom BKDR herausgegebenen Bücher finden Sie in unserem Bestellkatalog: www.bkdr.de/link/bestellkatalog   

Bestellungen unter der E-Mail: kontakt@bkdr.de oder telefonisch: 0911-89219599

Wegen eines Auswanderungswunsches – Einweisung ins Konzentrationslager

Die Auswanderung stellte in der Geschichte der russlanddeutschen Minderheit stets ein bewährtes Mittel dar, den als unzumutbar und bedrückend empfundenen sozioökonomischen oder politischen Bedingungen des Heimatlandes zu entkommen. Während in der Zeit vor 1914 v.a. sozioökonomische Faktoren dominierten, verlagerte sich nach der bolschewistischen Machtergreifung hingegen die Motivation zur Auswanderung in den politisch-gesellschaftlichen Bereich. Die kommunistischen Machthaber, die großen Wert auf außenpolitische Geltung legten und eine welthistorische Überlegenheit der neuen gesellschaftlichen Ordnung proklamierten, betrachteten ein Auswanderungs- bzw. Ausreisebegehren von Anfang an als besonders schwerwiegende antisowjetische Tat. Bis Mitte der 1980er Jahre wurden derartige Bestrebungen nicht nur mit propagandistischen, sondern nicht selten auch mit strafrechtlichen Mitteln bekämpft.

Eine besonders starke Auswanderungsbewegung entstand in den deutschen Siedlungen der UdSSR Ende der 1920er Jahre als Protest gegen die Zwangskollektivierung, die Verbannung von wohlhabenden Bauern – der sog. Kulaken – sowie die Verfolgung der Religion. Einer von vielen öffentlichen und v.a. geheimen Prozessen dieser Jahre stellt die Strafsache gegen sechs Personen aus der Siedlung Zebrikowo („Hoffnungstal“), die sich im Bezirk (ab September 1930: Gebiet) Odessa befand, dar:

  • Schirozki, Wadim (geb. 1894), Rechtsanwalt;
  • Krause, Karl (1877), Privathandwerker, ehem. Gutsbesitzer;
  • Krause, Eduard (1882), beschäftigungslos, Sohn eines Gutsbesitzers;
  • Krause, Georg (1911), Privathandwerker, Sohn von K. Krause;
  • Keller, Andrej (1872), Privatbauer, ehem. Gutsbesitzer;
  • Hick, Wilhelm (1887), Sohn eines wohlhabenden Bauern, Inhaber eines PKWs, Privatbesitzer. 
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80. Jahrestag – Hitlerfeldzug gegen die Sowjetunion

Heute jährt sich zum 80. Mal der Angriff NS-Deutschlands auf die UdSSR. Der „Große Vaterländische Krieg“ hatte unzählige Opfer zur Folge und brachte viel Leid für alle Völker der Sowjetunion, aber letztendlich auch für Europa. Für die Angehörigen der deutschen Minderheit in der damaligen Sowjetunion wirken die Kriegsfolgen bis heute nach.

Auszug aus der Propagandazeitung „Die Wahrheit“ vom 17. Juli 1941 mit einem Aufruf wolgadeutscher Bauern.

Eine Zeitlang schien es, dass den deutschen Sowjetbürgern eine Sonderbehandlung erspart bleiben würde. Ähnlich wie alle anderen meldeten sich Tausende Freiwillige aus ihren Reihen, bereit zum bewaffneten Kampf gegen den „faschistischen Aggressor“ (sowjetischer Sprachgebrauch). In der öffentlichen Ansprache vom 3. Juli 1941 beschwor Josef Stalin die „unverbrüchliche Freundschaft“ aller Sowjetvölker und zählte anfangs zu den Verbündeten – der Idee des proletarischen Internationalismus folgend – sogar das „reichsdeutsche [russ.: germanski] Volk, das von den faschistischen Machthabern versklavt wurde.“

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Begegnung, Bildung, Vernetzung – Praxis im Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland

Stanimir Bugar vom Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland.

In der vergangenen Woche hat Stanimir Bugar, verantwortlich für die Bereiche Eventmanagement und PR/Social Media, in der „Osteuropa-Lounge“ der Initiative Perspektive Osteuropa (Universität Passau) einen Vortrag zum Thema „Begegnung, Bildung, Vernetzung – Praxis im Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland“ gehalten.

Nach einem geschichtlichen Umriss zur Thematik der Deutschen aus Russland sowie einigen Zahlen aus der heutigen Zeit ging Bugar auf die Entstehungsgeschichte des BKDR ein – von den Bemühungen der LmDR bis hin zur feierlichen Schlüsselübergabe durch den Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder am 18. Januar 2019.

Es folgte die Vorstellung der Wirkungsbereiche und Schwerpunkte des Kulturzentrums sowie der Hinweis auf die nachhaltige Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern im In- und Ausland und den damit verbundenen grenzüberschreitenden Aktivitäten. Im praktischen Teil wurde die Konzeption des Kulturzentrums unter anderem anhand bereits durchgeführter Veranstaltungen sowie der Vorstellung etwaiger Medienprojekte in Zeiten von Corona und Publikationen genauer durchleuchtet.

Stadtführung des BKDR in Nürnberg

Die Coronazahlen sind bundesweit rückläufig, wodurch die Hoffnung auf Präsenzveranstaltungen kultureller Art immer größer wird. Aus genau diesem Grund möchten wir auf die vom BKDR konzipierte Stadtführung „Russlanddeutsche Spuren in Nürnberg“ aufmerksam machen. Unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin, Prof. Dr. Olga Litzenberger, hat unter anderem aufgrund monatelanger Archivarbeit Zusammenhänge erschlossen, welche die russlanddeutsche Geschichte in Nürnberg spürbar werden lassen.

Welche Spuren haben die Russlanddeutschen in der Geschichte Nürnbergs hinterlassen und wann sind die ersten Deutschen aus Nürnberg nach Russland gegangen? Wie bedeutend war Nürnberg für die Auswanderung der deutschen Kolonisten und welche Rolle spielten der religiöse Glaube sowie die Kirchen für die Deutschen aus Russland hierbei?

Unter Vorbehalt, sofern die geltenden Corona-Verordnungen eine Durchführung dieser Exkursion erlauben, möchten wir Ihnen drei voraussichtliche Termine (Änderungen vorbehalten) anbieten:

Freitag, 30. Juli 2021 um 17 Uhr
Freitag, 27. August 2021 um 17 Uhr
Freitag, 24. September 2021 um 17 Uhr

Darüber hinaus können für Gruppenanfragen individuelle Termine vereinbart werden!

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Ein Lagerbrief aus dem Jahr 1944

In der Fortsetzung unserer Beschäftigung mit dem düsteren Kapitel der russlanddeutschen Geschichte – dem 80. Jahrestag des Beginns der Verfolgung und Diskriminierung der „Sowjetbürger deutscher Nationalität“ – publizieren wir mit dem Dokument des Monats „Mai“ einen Brief aus einem Zwangsarbeitslager, den Oskar Schulz am 5. Februar 1944 geschrieben hat. 

Frontbild eines Auszuges des Lagerbriefes von Oskar Schulz (1944).

Oskar Schulz ist am 16. Januar 1927 im deutschen Dorf Heimtal, Wolhynien, geboren. 1935 wurde die Familie dazu gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Sie wurden zunächst auf die Krim ins deutsche Dorf Zürichtal und danach nach Kasachstan gebracht. 

Im Januar 1943 wurde der gerade einmal 16-jährige Oskar zur Zwangsarbeit ins Erdölkombinat „Kasneftkombinat“ ausgehoben, das sich am Kaspischen Meer befand. In einer „Kinderbrigade“ der erst 15- bis 16-jährigen Deutschen musste er schwere Erdarbeiten in den Förderfeldern „Dossor“ und „Makat“ verrichten. Er rettete sich durch eine gelungene Flucht sowie einem zeitweiligen Aufenthalt unter dem Namen eines Russen mit tatarischen Wurzeln. Sein Name während dieser Zeit: Geltzow, Askat.

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„Identität zwischen allen Stühlen“

Unser wissenschaftlicher Mitarbeiter, Dr. Viktor Krieger, nahm per Videoschalte am Erzählpodium „Identität zwischen allen Stühlen“ teil, das im Rahmen der europäischen Kulturtage in Karlsruhe vom Kulturamt sowie dem Stadtmuseum in Kooperation mit der Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg veranstaltet wurde.

Es ging um persönliche Erfahrungsberichte der anwesenden Russlanddeutschen verschiedener Altersgruppen aus der Stadt Karlsruhe, die ihre Lebenserfahrungen in der einstigen UdSSR bzw. in den GUS-Ländern und vor allem in Deutschland schilderten. Dr. Krieger sorgte mit seiner Expertise für die historische Einbettung der präsentierten Zeitzeugenaussagen. In seinem Schlusswort wies er auf die entscheidende Bedeutung des Kriegsfolgenschicksals bei der Feststellung einer (Spät-)Aussiedlereigenschaft hin und plädierte für mehr Förderung bei der Erforschung und Vermittlung der Geschichte und Kultur dieser Bevölkerungsgruppe, die allein in Baden-Württemberg etwa fünf Prozent der Landeseinwohner darstellt.

Die vollständige Podiumsdiskussion finden Sie unter: https://www.youtube.com/watch?v=RvPUwGAMI6E

Erste russlanddeutsche Akademiker im Zarenreich (Folge 9 und 10)

Alexander Henning (1892-1974), Literaturkritiker

In den Folgen 9 und 10 des Projektes „Russlanddeutsche Akademiker im Zarenreich“ geht es neben renommierten Absolventen der Universität Dorpat wie bspw. Peter Haller (1858‒1920), einem ehemaligen Professor der Universität Saratow, Alexander Henning (1892‒1974, Literaturkritiker) oder dem Helenendörfer Arzt Wilhelm Hurr (1887‒1937) auch um bislang nur wenig bekannte Namen wie z. B. Johann Heinrich Jungmann (1796‒ vor 1852). Jungmann stammte aus der Kolonie Jagodnaja Poljana an der Wolga, studierte 1815‒1819 in Dorpat Theologie und gilt als erster deutscher Kolonistennachkomme, der als Student an einer russischen Universität eingeschrieben wurde. Auch wenn die Universität Dorpat einst die größte Anzahl von immatrikulierten Personen aus dem Siedlermilieu aufwies bzw. unter Studierenden sehr beliebt war, gab es im Zarenreich weitere Hochschulen, an denen die wissbegierige Jugend aus den Wolga-, Schwarzmeer- oder Kaukasusregionen zahlreich studierte. Zu solchen Lehranstalten gehörte u. a. die 1865 gegründete „Kaiserliche Neurussische Universität“ in Odessa.

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Merkwürdiges Intermezzo: Zwischen Kriegsausbruch und Deportation (22.06.‒30.08.1941)

Das Jahr 2021 ist für die Geschichte der Russlanddeutschen weltweit nicht nur der 100. Jahrestag des Beginns einer Hungerkatastrophe, die unzählige Menschenleben gefordert hat. Eine noch verheerendere Wirkung zeigte die 20 Jahre später erfolgte totale Deportation der gesamten deutschen Bevölkerung der UdSSR, die den Auftakt zu ihrer jahrzehntelangen Verfolgung, Entrechtung und Diskriminierung bildete.

Kehrt die Bajonette gegen Eure Unterdrücker“ – Aufrufe der wolgadeutschen Intelligenz und der Kolchosbauern an die deutschen Geistesarbeiter, „versklavte Werktätige“ und Wehrmachtssoldaten, aus Nachrichten, Nr. 164 v. 15. Juli.

Mit der vorliegenden Dokumentation beginnen wir, wenig bekannte zeitgeschichtliche Dokumente zur Lage der „Sowjetbürger deutscher Nationalität“ sowohl während als auch nach dem „Großen Vaterländischen Krieg“ 1941-45 zu präsentieren. Der Angriff NS-Deutschlands auf die UdSSR fand bekanntlich am 22. Juni 1941 statt. Die Sonderbehandlung der Deutschen in der Sowjetunion begann vollends erst ab der Verkündung des Deportationserlasses etwa zwei Monate später am 30. August. In der Zwischenzeit lebten sie in einer „Kriegsnormalität“. Ihre Lage glich weitestgehend der Lage der anderen Sowjetvölker, die sich im Machtbereich des bolschewistischen Staates befanden.

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Alfred Eisfeld beim BKDR

Vergangene Woche war Dr. Dr. h. c. Alfred Eisfeld (Göttinger Arbeitskreis e. V.) beim BKDR zu Gast, um insgesamt vier Videobeiträge für die Bildungsreihe „Akademische Viertelstunde“ aufzunehmen.

Dr. Dr. h. c. Alfred Eisfeld beim BKDR.

Herr Eisfeld studierte zunächst an der Ludwig-Maximilians-Universität München Geschichte Ost- und Südosteuropas sowie Politik- und Zeitungswissenschaften. 1983 wurde er in München promoviert. Der Titel seiner Arbeit lautete: „Deutsche Kolonien an der Wolga 1917–1919 und das Deutsche Reich.“ Seit 1988 ist er Geschäftsführer des Göttinger Arbeitskreises e.V. und seit 1990 Geschäftsführender Leiter des Instituts für Deutschland- und Osteuropaforschung des Göttinger Arbeitskreises e.V. Er ist anerkannter Experte sowohl für die Geschichte und Kultur der Deutschen im Russischen Reich, der Sowjetunion und der GUS als auch russische und sowjetische Nationalitätenpolitik, deutsch-russische und deutsch-ukrainische Beziehungen.

Die für das BKDR konzipierten Beiträge handeln unter anderem von der Einwanderung und Ansiedlung der Wolgadeutschen, den Deutschen in Kasachstan und der Ukraine. Seien Sie gespannt auf die kommenden Videobeiträge im Rahmen des BKDR-Medienprojektes „Akademische Viertelstunde“ und schauen Sie sich unsere bisherigen Videos zu diesem Format an:

Akademische Viertelstunde mit Prof. Dr. Klaus Buchenau (Professor für Geschichte Südost- und Osteuropas an der Universität Regensburg): „Geschichtlicher Überblick“ unter: www.bkdr.de/link/ytw105

Akademische Viertelstunde mit Alexander Makeev (Leiter des Dokumentationszentrums der Geschichte des Gulags von 2017–2019): „Hilfe bei der Suche nach repressierten Russlanddeutschen – ein Wegweiser“ unter: https://bkdr.de/link/ytw106

„Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen in Theorie und soziokultureller Praxis: Grenzen der Transformation und Potenziale der Verständigung“

Unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin, Frau Dr. Olga Litzenberger, nahm am 23. April 2021 an der internationalen wissenschaftlichen Konferenz „Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen in Theorie und soziokultureller Praxis: Grenzen der Transformation und Potenziale der Verständigung“ teil. Die Konferenz wurde von der Staatlichen Universität Saratow (Russland) organisiert. Dr. Litzenberger hielt einen Vortrag zum Thema „Bewahrung des kollektiven Gedächtnisses der Russlanddeutschen“ und referierte darüber, wie das Geschichtsbild der Russlanddeutschen von der Gesellschaft und Wissenschaft sowie den Medien geprägt wird. In ihrem Vortrag wurde ersichtlich, wie unsere Geschichtsbilder entstehen, was das Geschichtsbewusstsein beeinflusst und welche Aktivitäten das BKDR im Zusammenhang mit der Geschichte der Deutschen aus Russland entfaltet. Darüber hinaus wurde deutlich, dass unserem Kulturzentrum vielfältige Kompetenzen und eine wichtige Rolle bei den grenzüberschreitenden wissenschaftlichen Kooperationen zugesprochen werden.

Nelly Däs, eine der erfolgreichsten russlanddeutschen SchriftstellerInnen, ist am 18. April 2021 von uns gegangen

© Nina Paulsen: Nelly Däs ist im Alter von 91 Jahren von uns gegangen.

Nelly Däs, geb. am 8. Januar 1930 als Nelly Schmidt in der deutschen Siedlung Friedenstal in der Ukraine, machte sich bereits in den 70er-Jahren einen Namen als Erzählerin. In der Zeit ihrer aktiven schriftstellerischen Tätigkeit, etwa von 1968 bis 2002, veröffentlichte sie elf Bücher mit russlanddeutschem Themenbezug. Ihr erstes Buch „Wölfe und Sonnenblumen“ erschien 1969 dank Unterstützung der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland. Danach meldete sich Nelly Däs regelmäßig und mit stetig wachsendem Erfolg mit ihren neuen Büchern in der Öffentlichkeit. Einige davon sind Kinder- bzw. Jugendbücher.

Der bekannteste Roman von ihr heißt „Das Mädchen vom Fährhaus“ (1988), den das ZDF-Studio als Vorlage für den Film mit dem Titel „Nadja – Heimkehr in die Fremde“ (1996) nutzte. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit engagierte sich Nelly Däs unermüdlich für die Belange ihrer Landsleute innerhalb und außerhalb der Bundesrepublik Deutschland und trat entschlossen als Vertreterin der LmDR für die Rechte der Bevölkerungsgruppe bei jeder Gelegenheit ein, vor allem aber für Anliegen der russlanddeutschen Frauen. Sie gab u. a. den Sammelband „Alle Spuren sind verweht. Rußlanddeutsche Frauen in der Verbannung“ heraus (Stuttgart 1997). Nelly Däs wurde für ihr Engagement mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit Ehrennadeln der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, mit der Goldenen Ehrennadel und dem russlanddeutschen Kulturpreis des Landes Baden-Württemberg (Hauptpreis 1996) sowie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande.

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Hungersnot 1921–22 in Sowjetrussland und deutsche Siedler: Reaktionen in Deutschland

Wir setzen unsere Beschäftigung mit dieser von harter bolschewistischer[1] Hand verursachten Katastrophe fort – siehe „Dokument des Monats Januar 2021“ – und präsentieren nun weitere zeitgenössische Quellen, welche die Reaktionen im Deutschen Reich auf dieses Ereignis veranschaulichen. Insbesondere das Schicksal der deutschen Siedler-Kolonisten an der Wolga und in der Ukraine, die nach dem Wortlaut einer Handreichung „in dieses furchtbare Hungerelend hereingerissen“ wurden, rief große Anteilnahme in den breiten Schichten der deutschen Gesellschaft hervor. Was an den Inhalten aus diesen vergilbten Blättern aus heutiger Sicht so bemerkenswert erscheint, ist die Tatsache, dass dort praktisch jegliche Kritik an der Politik der neuen Machthaber, jegliche antikommunistische Anklage, sogar in den intern verfassten Papieren, fehlte. In der Hinsicht unterscheiden sie sich gravierend von den Zeitzeugnissen ähnlicher Ereignisse nur ein Jahrzehnt später. Oft war in diesen Jahren die Kritik der sozialistischen Gesellschaftsordnung und Politik, der sowjetischen Regierung und bolschewistischen (kommunistischen) Partei mit Stalin an der Spitze als Hauptverantwortlicher für das massenhafte Hungerelend und -sterben der Jahre 1932–34 nicht zu überhören.

Bei den vorliegenden historischen Überlieferungen handelt es sich v. a. um Unterlagen des Reichsausschusses „Brüder in Not“, der sich 1922 als Zusammenschluss mehrerer karitativer Organisationen und politischer Verbände in Berlin organisierte. Dieser Ausschuss hatte zum Ziel, vielfältige Aktivitäten und zahlreiche Hilfeaktionen „für die hungernden Russlanddeutschen“ zu koordinieren und zu bündeln. Die vom Ausschuss betreute Reichssammlung „Brüder in Not“ diente als Anlaufstelle für Geld- und Sachspenden. Der Ausschuss setzte seine Tätigkeit auch in den stark politisierten 30er Jahren fort. Die Adressaten seiner Hilfsaktionen in der UdSSR mussten allerdings – im Unterschied zu den 1920er Jahren – mit Diffamierungen (Empfänger von „Hitler-Hilfe“[2]), gesellschaftlichen Restriktionen und sogar strafrechtlichen Verfolgungen rechnen. Der griffige Slogan „Brüder in Not“ steht noch heute sinnbildlich für humanitäre Aktionen.[3]

Nachfolgend finden Sie alle vom BKDR zur Verfügung gestellten Dokumente:

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Martin Geistbeck beim BKDR

Pfarrer Geistbeck von der Pfarrei St. Pius in Ingolstadt war beim BKDR zu Gast, um die Wanderausstellung „Einblicke in das religiöse Leben der Russlanddeutschen“ nach einmonatiger Exposition zurückzubringen. Das Feedback zur Ausstellung in der katholischen Pfarrkirche war durchweg positiv. An hochfrequentierten Tagen konnten über 150 Personen die Ausstellung bestaunen. Die Eröffnung der Wanderausstellung fand am 21. Februar 2021 statt. Unter der Leitung von Ida Haag begleitete an diesem Tag eine Schola vom „Chor der singenden Herzen“ den Gottesdienst.

Pfarrer Geistbeck und Prof. Litzenberger – sie ist die Autorin der Ausstellung.

Erste russlanddeutsche Akademiker (Folge 8)

Gottlieb Gross (1876-1937)

In der neuen Folge der wissenschaftlichen Artikelreihe „Erste russlanddeutsche Akademiker“ handelt es sich unter anderem um das Schicksal von Gottlieb Gross, der einst in Odessa ein angesehener Frauenarzt war und der später dem Stalin-Terrorregime zum Opfer fiel. Bereits Anfang Februar 1934, im Zuge der ersten Welle der Verfolgungen von deutschen Intellektuellen in der Ukraine, wurde Gross wegen vermeintlicher Mitgliedschaft in einer deutsch-faschistischen Organisation bzw. seiner Kontakte zum Deutschen Konsulat in Odessa verhaften und angeklagt. In dieses Strafverfahren waren u. a. Herbert Steinwand, Abteilungsleiter der Zentralen wissenschaftlichen Bibliothek von Odessa, Dr. med. Immanuel Koch, Dozent und späterer Prof. an der örtlichen Universität, Gustav Birth, ev.-luth. Propst aus Charkow und einige andere Intellektuelle und angesehene Vertreter der deutschen Minderheit als Beschuldigte involviert.

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