Die Jugend der deutschen Minderheit von Kasachstan gedenkt der Opfer von Deportation und Vertreibung

Die Jugendorganisation der Deutschen Minderheit von Kasachstan „Vorwärts“ legte auf Initiative des BKDR einen Blumenkorb am Gedenkstein für Opfer von Vertreibungen und Deportationen in Almaty nieder. Die Aktion fand im Rahmen der diesjährigen Gedenkveranstaltung der regionalen Gebietsgliederung „Wiedergeburt Almaty“ unter der Leitung von Ludmila Nabokova statt. Der Gedenkstein ist „den Deutschen gewidmet, die Krieg, Vertreibung und Not zum Opfer fielen“.

Unser aufrichtiger Dank gilt allen Beteiligten! Ausführliche Informationen zu dieser Veranstaltung finden Sie auf der Internetseite der Organisation „Wiedergeburt Almaty“.

Bildquelle: DAZ (Deutsche Allgemeinde Zeitung).

Gedenkakt zum Tag der Russlanddeutschen

Unter der Schirmherrschaft von Sylvia Stierstorfer, der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, fand anlässlich des 81. Jahrestages der Deportation der Deutschen in der Sowjetunion ein Gedenkakt statt. In diesem Jahr war die Landesgruppe Bayern der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland Kooperationspartner der Veranstaltung.

Sylvia Stierstorfer (MdL)

Waldemar Eisenbraun, Leiter des Kulturzentrums, begrüßte die zahlreichen Gäste auch im Namen des Vorsitzenden Ewald Oster. Er berichtete darüber, dass mit Beteiligung des BKDR in Odessa (Ukraine) und in Almaty (Kasachstan) am 28. August Gedenkveranstaltungen mit Kranzniederlegung stattgefunden haben. Sylvia Stierstorfer ließ in ihrem Grußwort verlesen, dass die Folgen von damals noch heute zu spüren sind: „Gerade bei älteren Russlanddeutschen mögen die brutalen Bilder aus der Ukraine Erinnerungen wachrufen. Erinnerungen an das, was Sie, Ihre Eltern und Großeltern, in den Jahren des Zweiten Weltkriegs, aber auch in den Jahrzehnten danach, in der Sowjetunion erdulden mussten. Ob Kinder, Frauen oder alte Leute, alle galten pauschal als schuldig, nur, weil sie Deutsche waren. Wir können uns das damit verbundene Leiden heute kaum mehr vorstellen, aber bei fast allen von Ihnen ist es Teil der Familiengeschichte. Und die Folgen sind noch bis heute zu spüren.“

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Johannes Grotzky beim BKDR

Am vergangenen Freitag war Johannes Grotzky beim BKDR zu Gast, um sich über die vielseitige Arbeit des Kulturzentrums zu informieren und einen Informationsaustausch voranzutreiben.

Er ist ein deutscher Journalist und Honorarprofessor an der Universität Bamberg. Von 2002 bis 2014 war er Hörfunkdirektor des Bayerischen Rundfunks (BR) – von 1983 bis 1989 war er unter anderem Hörfunkkorrespondent der ARD in Moskau und kam während dieser Zeit auch immer wieder mit den in der Sowjetunion lebenden Deutschen in Kontakt. Darüber hinaus veröffentlichte er zahlreiche Publikationen mit russlanddeutschem Themenbezug. 2017 verlieh ihm der Petersburger Dialog für sein publizistisches Lebenswerk und den besonderen Einsatz für die deutsch-russischen Beziehungen den Sonderpreis des Peter-Boenisch-Gedächtnispreises.

Auf dem Foto v. l. n. r.: Stanimir Bugar, Viktor Krieger und Johannes Grotzky.
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28. August – der Tag der Russlanddeutschen

Deportation vor 81 Jahren: Ursachen und Folgen

Bescheinigung über das konfiszierte Wohneigentum von Lydia Schwindt aus Balzer, ASSR der Wolgadeutschen, vom 6. September 1941. Eine angemessene Entschädigung erhielten bisher weder die Betroffenen noch ihre Nachkommen.

Nach Deutschlands Angriff im Juni 1941 rief Stalin, ähnlich wie der russische Zar 1914, den „Großen Vaterländischen Krieg“ aus. Wegen hysterischer Angst vor Spionage und feindlichen Fallschirmjägern kamen „Sowjetbürger deutscher Nationalität“ und deutschsprachige Emigranten schnell in Verdacht, Agenten der Gestapo oder der NS-Abwehr zu sein. Dadurch kam es in den ersten Kriegswochen zu zahlreichen Verhaftungen und Aburteilungen. Gleichzeitig war die sowjetische Militärführung offenbar bestrebt, ihr eigenes anfängliches Versagen u. a. durch den Hinweis auf „verräterische“ Aktivitäten der deutschen Bevölkerung in den frontnahen Gebieten zu kaschieren. Man verleumdete diese als illoyale Bürger und forderte deren Verbannung. Immer öfter wurden feindliche Angreifer nicht nur als „deutsche Faschisten“, „Hitlerleute“ oder „Nazis“, sondern schlichtweg als „nemcy“ (Deutsche) bezeichnet, allerdings mit Hinzufügung solcher Epitheta wie „zweibeinige Tiere“, „Menschenfresser“ und „tollwütige Hunde“.

Die Existenz einer anerkannten deutschen Minderheit mit verbrieften Autonomierechten stellte vor diesem Hintergrund gewiss ein Hindernis dar. Das Politbüro des ZK der Kommunistischen Partei fasste am 26. August 1941 den Beschluss über die Deportation der Wolgadeutschen nach Sibirien und Kasachstan. Zwei Tage später, am 28. August, legitimierte der Oberste Sowjet der UdSSR diese Entscheidung. Die repressive Aktion verlief unter Ausschluss der Öffentlichkeit, allerdings wurde das Ausland darüber in Kenntnis gesetzt, sodass der NS-Staat diesen Vorgang propagandistisch ausschlachtete.

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Europäischer Tag des Gedenkens an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus

Am 23. August gedenkt Europa der Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Auflösung der UdSSR in den Jahren 1989–1991 waren es hauptsächlich die osteuropäischen Staaten, die sich um die Etablierung eines internationalen Gedenktags zur Würdigung der Opfer des Stalinismus bemühten. Der 23. August schien dafür am besten geeignet zu sein, weil an diesem Tag im Jahr 1939 das Dritte Reich und die UdSSR den Nichtangriffsvertrag (bekannt als Hitler-Stalin-Pakt oder Molotow-Ribbentrop-Pakt) geschlossen hatten, der zur Unterwerfung und Terrorisierung mehrerer osteuropäischer Staaten führte. Die nationalsozialistische Gewaltherrschaft in Europa dauerte 6 Jahre; die stalinistisch-bolschewistische mehr als 50 Jahre.

Am 23.08.1939 wird ein Nichtangriffsvertrag zwischen dem Dritten Reich und der UdSSR unterzeichnet. Auf dem Bild: Josef Stalin und Joachim von Ribbentrop, der damalige Reichsminister des Auswärtigen (r.) @ WIKI Commons

Bereits am 23. September 2008 gab es eine Erklärung des Europäischen Parlaments zur Etablierung des Europäischen Gedenktags an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus. Am 2. April 2009 behandelte das Europäische Parlament den Themenschwerpunkt „Europas Gewissen und der Totalitarismus“ und verabschiedete eine Entschließung, den 23. August zum europaweiten Gedenktag an die Opfer beider Diktaturen auszurufen.
Besonders stark litt unter dem Bolschewismus sowie dem Stalinismus die deutsche Minderheit in der UdSSR. Nach Schätzungen von Osteuropahistorikern waren unter ihnen in den Jahren 1917‒1948 mindestens 480.000 Opfer zu beklagen: Sie wurden ermordet oder verhungerten bzw. starben in den Straflagern, Deportations- und Internierungsgebieten aufgrund von Krankheiten. Eine schreckliche Zahl, wenn man bedenkt, dass im Jahr 1953 insgesamt etwa 1,35 Mio. Deutsche in der Sowjetunion registriert wurden.

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Heute wie vor 100 Jahren: Eine Informationsbroschüre des „Fürsorgevereins für deutsche Rückwanderer“ (Berlin, 1917).

In unserem Archiv gibt es eine kleinformatige Broschüre mit der Überschrift „Was sollte jeder Deutsche von unseren deutschen Volksgenossen in Rußland wissen? Merkworte“, hrsg. vom Fürsorgeverein für deutsche Rückwanderer. Berlin 1917, Umfang 16 Seiten.

Der Fürsorgeverein wurde 1909 von der Preußischen Staatsregierung ins Leben gerufen, mit dem Ziel, vornehmlich deutsche Bauern aus dem Russischen Reich als Landarbeiter für die östlichen Provinzen (Ostpreußen, Posen u. a.) zu gewinnen. Oder wie es im sprachlichen Duktus der damaligen Zeit hieß: … „sich der von ihrer eigenen Regierung mißhandelten Deutschrussen hilfreich anzunehmen und ihre Eingewöhnung im alten Stammlande zu unterstützen.“

Vor dem Ersten Weltkrieg waren es nicht weniger als 30.000 Rückwanderer, die – von „dem Mutterlande gewonnen“ – größtenteils aus polnischen Gouvernements des Russischen Reiches oder aus Wolhynien stammten (vgl. Borchardt, Alfred, Deutschrussische Rückwanderung, Berlin 1915).

Die Übersiedlungen einzelner deutscher Bauern ins Deutsche Reich waren demnach bereits zu Beginn des 20. Jh.  keine Seltenheit. Diese Rückwanderungswelle erfasste allerdings kaum die sogenannten „Siedler-Kolonisten“ an der Wolga oder im Schwarzmeergebiet. Wenn die Letzteren sich entschlossen hatten, das Russische Reich zu verlassen, dann ging es vorzugsweise in Richtung USA und sonstige Überseestaaten. Sie erhofften sich, dort ausreichend Land zu erwerben, eigene Siedlungen zu gründen und ihre gewohnte Lebensweise fortführen zu können.

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„Kreativität und Migration: Positionierung und Ambiguität im Œuvre des russlanddeutschen Künstlers Georg Schlicht (1886-1964)“

Das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) hat in Person von Prof. Dr. Olga Litzenberger, wissenschaftliche Mitarbeiterin, beim Sammelband „Kreativität und Migration: Positionierung und Ambiguität im Œuvre des russlanddeutschen Künstlers Georg Schlicht (1886-1964)“ mitgewirkt. Sie leistete mithilfe ihrer Expertise einen Beitrag in Form eines Abstracts zum Thema „Die Stadt Saratow und ihre Rolle in der Geschichte der Wolgadeutschen“.

Das von Prof. Dr. Ada Raev und Prof. Dr. Susanne Marten-Finnis herausgegebene Werk wurde vom Verlag der University of Bamberg Press im Fachbereich der Professur für Slavische Kunst- und Kulturgeschichte sowie dem Lehrstuhl für Slavische Literaturwissenschaft der Fakultät der Geistes- und Kulturwissenschaften an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg veröffentlicht.

Der vorliegende Band thematisiert dabei das Außenseiter- und Grenzgängertum einer von dramatischen politischen Umbrüchen gezeichneten Existenz in der Diaspora und deren komplexe und widerspruchsvolle künstlerische Verarbeitung. Schlicht wuchs in Saratov als Sohn eines wolgadeutschen Vaters und einer russischen Mutter auf.

Zur digitalen Ausgabe der Publikation gelangen Sie unter:

https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/50462

Erste russlanddeutsche Akademiker im Zarenreich (Folgen 17, 18 und 19)

In diesem Beitrag möchten wir Ihnen Agata Rempel (1895‒1969) vorstellen. Agata Rempel war die erste und leider einzige Frau aus dem Kolonisten- bzw. Siedlermilieu, die an der Universität Dorpat immatrikuliert wurde. Bekanntlich durften Frauen bis 1914 an russischen Hochschulen als gleichberechtigte Studierende nicht eingeschrieben werden; den Zugang zu höherer Bildung bzw. zu einem Studium hatten lange Zeit ausschließlich Männer. Als Ersatzangebote für Frauen gab es allerdings eine Reihe an privaten „höheren“ Bildungskursen, auch durften sie Hochschulvorlesungen als Gasthörerinnen besuchen. In beiden Fällen bekamen sie keine gleichwertigen Abschlüsse (mit Diplom bzw. anderen Abschlusszeugnissen) und konnten aus diesem Grund keine Promotionen angehen. Weder eine Berufslaufbahn im Staatsdienst noch der Erwerb vieler anderer Berufsqualifikationen wurde ihnen erlaubt. Wollten sie eine akademische Ausbildung genießen, mussten sie Hochschulen und Universitäten im Ausland aufsuchen. Während des Ersten Weltkrieges wurden derartige Ausbildungsverbote gelockert, doch erst die russische Februarrevolution 1917 hob die meisten Einschränkungen für das Studium von Frauen auf.

Bild 1: Agata Rempels Teilnehmerausweis bzw. Bescheinigung für ihre Teilnahme an dem universitären Privatkurs der medizinischen Fakultät
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Das Liedgut der Russlanddeutschen – Liederheft Nr. 2 erschienen

Liederheft, mit Balladen und historischen Liedern.

Die Liederauswahl im vorliegenden Heft Nr. 2, das im BKDR Verlag erschienen ist, stammt wie auch die im Liederheft Nr. 1 aus der seinerzeit viel gelobten Liedersammlung „Es war einmal … Das Liedgut der Deutschen aus Russland“, hrsg. von Eduard Isaak und Robert Korn im Jahre 2011. Die Sammlung basiert auf dem im deutschen Sprachraum teils weit verbreiteten „klassischen“ Liedgut, doch zeichnet sie sich durch folgende Besonderheit aus: Diese Lieder wurden von deutschen Siedlerinnen und Siedlern in Russland und in der Sowjetunion gesungen, für andere Texte und Besetzungen arrangiert und über Generationen hinweg tradiert. Diese Kulturgutpflege war eines der wichtigsten Indizien „für die Zugehörigkeit zur deutschen Kulturnation“ (so der Komponist Ernst Muntaniol im Vorwort der Sammlung von Isaak und Korn) und spielte somit eine identitätsstiftende Rolle bei den Deutschen im Russischen Reich, später in der Sowjetunion und deren Nachfolgestaaten. ISBN 978-3-948589-11-0, Art.-Nr. 9110, Preis: 5,- EUR.

Bestellen können Sie das Heft gerne unter der E-Mail-Adresse kontakt@bkdr.de oder telefonisch unter 0911-89219599. Unseren aktuellen Bestellkatalog finden Sie unter dem nachfolgenden Link: BKDR- Bestellkatalog.

BKDR-Stadtführung: „Russlanddeutsche Spuren in Nürnberg“

Präsenzveranstaltungen kultureller Art nehmen in den letzten Wochen erfreulicherweise wieder stark zu. Aus genau diesem Grund möchten wir auf die vom Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) konzipierte Stadtführung „Russlanddeutsche Spuren in Nürnberg“ hinweisen.

Sie möchten an der kostenfreien BKDR-Stadtführung
„Russlanddeutsche Spuren in Nürnberg“ teilnehmen?
Melden Sie sich bei uns!

Prof. Dr. Olga Litzenberger (wissenschaftliche Mitarbeiterin des BKDR) hat unter anderem aufgrund monatelanger Archivarbeit Zusammenhänge erschlossen, welche die russlanddeutsche Geschichte in Nürnberg spürbar werden lassen und gleichzeitig Lokalkolorit vermitteln.

Welche Spuren haben die Russlanddeutschen in der Geschichte Nürnbergs hinterlassen und wann sind die ersten Deutschen aus Nürnberg nach Russland gegangen? Wie bedeutend war Nürnberg für die Auswanderung der deutschen Kolonisten und welche Rolle spielten der religiöse Glaube sowie die Kirchen für die Deutschen aus Russland hierbei?

Unter Vorbehalt, sofern die geltenden Corona-Verordnungen eine Durchführung dieser Exkursion erlauben, möchten wir Ihnen zwei voraussichtliche Termine (Änderungen vorbehalten) anbieten:

29.07.2022 (Freitag) um 17 Uhr
30.09.2022 (Freitag) um 17 Uhr

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BKDR-Kalenderblatt des Monats „Juli 2022“

Die deutschen architektonischen Baudenkmäler zeugen von einem wichtigen Beitrag, den die Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion und allen Nachfolgestaaten für das gesellschaftliche Leben in ihren Herkunftsgebieten geleistet haben.

Beim BKDR-Kalenderblatt des Monats „Juli“ geht es dieses Mal um einen Weiler in Wolgograd (Russland), den Wasserturm in Schytomyr (Ukraine) sowie die Sarpinka-Fabrik der Familie Bender in Krasnoarmeisk (Balzer) in Russland.

BKDR-Kalenderblatt des Monats „Juli 2022“ (Seite 1)

Nach der Deportation der Deutschen im Jahr 1941 verschwanden bspw. Hunderte Weiler in der Wolgaregion. Auch von zahlreichen Firmengebäuden oder Wassertürmen – so z. B. in Schytomyr, wo es 1873 bereits 54 berufsmäßige Wasserträger und 553 Brunnen für über 50 000 Einwohner gab – sind lediglich Ruinen übergeblieben.

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BKDR-Bildungsreihe „Deutsche Siedlungen im Porträt“ – Mariental (heute Sowetskoje)

Beim zweiten Beitrag in deutscher Sprache handelt es sich um die ehemalige deutsche Siedlung „Mariental“ (heute Sowetskoje). Die Siedlung mit einer sehr wechselseitigen Geschichte liegt etwa 60 Kilometer von Saratow (Russland) entfernt und wurde 1766 von deutschen Siedlern zunächst unter dem Namen „Pfannenstiel“ am rechten Ufer des Großen Karaman gegründet. Aufgrund von Hochwasser wurde die Siedlung jedoch nicht einmal ein Jahr später auf die andere Seite des Flusses verlegt. Einige Deutsche verließen Mariental bereits etwa 1876 in Richtung USA. In den darauffolgenden Jahrzehnten nahm die Anzahl an deutschen Siedlern aufgrund der Hungerjahre und der „Deutschen Operation“ in den Jahren 1937–1938 stetig ab, ehe die Deutschen 1941 auf Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der ehemaligen Sowjetunion vom 28. August deportiert wurden. Heute gibt es eine Initiativgruppe, die sich um den Wiederaufbau der Kirche im Dorf bemüht.

Hier gelangen Sie zum Beitrag auf unserem YouTube-Kanal:

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Rehabilitierung der Wolgadeutschen: Ein Brief von Pastor Schleuning

Im aktuellen Dokument des Monats handelt es sich um den Entwurf eines Briefes von Johannes Schleuning, Pastor und Superintendent i. R., den er im Februar 1957 an den sowjetischen Botschafter in Bonn, Andrei Smirnow, adressierte.

Der Entwurf stammt aus dem persönlichen Nachlass von Johannes Schleuning. Archiv der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland [https://lmdr.de/]

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„Meinung – Mitsprache – Mitwirkung. Deutsche aus Russland in der öffentlichen Wahrnehmung“

Waldemar Eisenbraun gemeinsam mit Natalie Pawlik, der Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten am BKDR-Infostand.

Das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) nahm mit Herrn Waldemar Eisenbraun (Geschäftsleitung), Artur Böpple (Öffentlichkeitsarbeit/Verlagswesen) und Stanimir Bugar (Eventmanagement/PR) vom 13.06 – 15.06.2022 am Symposium „Meinung – Mitsprache – Mitwirkung. Deutsche aus Russland in der öffentlichen Wahrnehmung“ im Bonifatiushaus Fulda teil. Veranstalter war die Heimvolkshochschule St. Hedwigs-Haus in Kooperation mit der Katholischen Akademie des Bistums Fulda. Das Modellprojekt und die Veranstaltung wurden von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) gefördert.

Beim Expertentreffen waren unter anderem Natalie Pawlik, die Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Margarete Ziegler-Raschdorf, Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler in Hessen sowie Heiko Hendriks, Landesbeauftragter für die Belange von deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedlern und Spätaussiedlern in NRW, anwesend. In persönlichen Gesprächen am Informationsstand des BKDR informierten sie sich über die vielfältigen Aufgaben, zahlreichen Aktionen und Initiativen des Kulturzentrums und zeigten sich sichtlich beeindruckt.

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Runder Tisch über Erinnerungskultur in Nur-Sultan (Kasachstan)

Unser wissenschaftlicher Mitarbeiter, Dr. Viktor Krieger, nahm am 27. Mai 2022 am runden Tisch „Erinnerungskultur und Zukunftsgedächtnis“ teil. Organisiert wurde die Hybridveranstaltung von der „Wiedergeburt“, der Vereinigung der Deutschen in Kasachstan, in der Hauptstadt Nur-Sultan.

Dort referierte er über die Koexistenz und Wechselwirkungen von Erinnerungskulturen in multikulturellen Gesellschaften. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Kasachstan und anderen postsowjetischen Staaten haben die deutschen Minderheiten gehörige Schwierigkeiten, ihre historischen Schlüsselerfahrungen und die Erinnerungskultur – vor dem Hintergrund der dominierenden Bilder der Vergangenheit – sichtbar zu machen. Umso wichtiger bleiben in diesem Bereich dabei gemeinsame Anstrengungen sowie der gegenseitige Erfahrungsaustausch.

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Welttag der kulturellen Vielfalt für Dialog und Entwicklung

Anlässlich des Welttages der kulturellen Vielfalt für Dialog und Entwicklung am 21. Mai 2022 möchten wir vom Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) vor allem den Dialog der Erinnerungskulturen thematisieren.

Mindestens 2,5 Mio. Bundesbürger mit einem russlanddeutschen Hintergrund leben in Deutschland. Dies entspricht etwa 75% dieser Bevölkerungsgruppe insgesamt. Der restliche Anteil ist vorwiegend in Russland und Kasachstan verblieben. Ihre historischen Erlebnisse sind daher auch ein Teil der deutschen Geschichte geworden.

Denkmal „Die letzte Kraft“ von Jakob Wedel in Berlin. Es erinnert an die deportierten, ermordeten und umgekommenen Russlanddeutschen.
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Ein Dokument der Diskriminierung während des Ersten Weltkriegs

Allbekannt sind massive Verfolgungen und Diskriminierungen der deutschen Minderheit in der UdSSR während des Zweiten Weltkrieges – im Verlauf des sog. „Großen Vaterländischen Krieges“ 1941–1945. Dagegen sind die schon während des Ersten Weltkrieges im Zarenreich ergriffenen antideutschen Maßnahmen wesentlich weniger bekannt, weil sie zugegebenermaßen noch nicht so gravierend waren. Jedoch wurden sie von den Zeitgenossen spürbar wahrgenommen und führten zu Enttäuschung und Verbitterung.

Dokument 1 (Vorderseite)

Am Beispiel von Georg Rath (* 19. Oktober 1891; † 6. März 1977) lässt sich ein kleiner Aspekt dessen veranschaulichen. Er wurde im Gouvernement Cherson, in der deutschen Siedlung Kujalnik (Nesselrode) geboren, schloss das Gymnasium in Ananjewsk ab und ließ sich im August 1912 an der Universität Dorpat immatrikulieren. Dort studierte er vornehmlich Theologie und wurde Ende Juli 1916 einberufen – der Erste Weltkrieg war währenddessen im vollen Gange. Als Student durfte er einen Lehrgang zu einer Offiziersausbildung aufnehmen und trat in die Odessaer Militärschule ein (siehe DOKUMENT 1 [1] mit der entsprechenden deutschen Übersetzung [2]). Nach nicht einmal zwei Ausbildungsmonaten als Offiziersanwärter (Russisch: Junker) musste er die Lehranstalt verlassen und in einem Reserve-Infanterie-Regiment als Soldat antreten.

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Mosaiksteine der Gesellschaft: Heinrich Fast, Pastor der christlichen Gemeinde Kitzingen

Heinrich Fast, Pastor der christlichen Gemeinde Kitzingen, ist 1973 in der damaligen Hauptstadt Kasachstans, Zelinograd (heute Nur-Sultan), zur Welt gekommen. Kurz darauf ist seine Familie nach Kirgisien umgesiedelt und später in die Industriestadt Chirchiq nach Usbekistan weitergezogen. Hier ist er aufgewachsen, hat seine Jugend verbracht und die Schule beendet.

Bereits im Alter von 17 Jahren hielt er Predigten in Usbekistan. Nach der Schule begann er eine Lehre als Schreiner, jedoch beendete er diese zunächst einmal nicht, denn: 1990 erfolgt die Ausreise nach Deutschland.

Kurz nach der Ankunft in Deutschland besuchte er Intensivsprachkurse und kam auf das Internat in Bad Neustadt. Nach sieben Monaten wechselte auf die Berufsschule in Kitzingen und machte erneut eine Ausbildung als Schreiner und stieg in die Arbeitswelt ein.

Heute versucht er sowohl im Gebet selbst als auch in der Bibel Antworten zu finden.

Um mehr über Heinrich Fast und sein Leben zu erfahren, schauen Sie sich auf unserem YouTube-Kanal den Videobeitrag an:

Viel Spaß beim Anschauen – über ein Abonnement auf YouTube freuen wir uns sehr!

Deutsche Siedlungen im Portrait – Schäfer (heute Lipowka)

Aufgrund des bekundeten Interesses an deutschen Videofassungen der BKDR-Bildungsreihe „Deutsche Siedlungen im Porträt“ möchten wir Ihnen heute die ehemalige Siedlung „Schäfer“ in deutscher Sprache präsentieren!

An diesem geschichtsträchtigen Ort befindet sich im dortigen Gotteshaus die allerletzte originale Glocke der evangelischen Kirchen im Wolgagebiet. Außerdem hat Boris Nikolajewitsch Jelzin, der erste Präsident Russlands nach dem Zerfall der Sowjetunion, 1992 in einer Sowchose (in der Sowjetunion ein landwirtschaftlicher Großbetrieb) in der Nähe von Lipowka (ehem. Schäfer) öffentlich mitgeteilt, dass die Autonome Republik der Wolgadeutschen nie wieder hergestellt werden wird.

Viel Spaß beim Anschauen!

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Bayerischer Rundfunk zu Gast

Heute war der Bayerische Rundfunk (BR) beim Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) zu Gast, um Aufnahmen für einen Dokumentarfilm zu drehen.

Um was es genau geht, verraten wir an dieser Stelle noch nicht. Wir werden jedoch auf unseren Kanälen auf den Film aufmerksam machen, sobald dieser fertiggestellt und veröffentlicht wurde.