Deutsche Siedlungen im Porträt – Messer (heute Ust-Solicha)

Zum Ende des Jahres möchten wir Ihnen nochmals ein echtes Highlight präsentieren: Ein neuer Videobeitrag im Rahmen der BKDR-Bildungsreihe „Deutsche Siedlungen im Porträt“ über die ehemalige deutsche Kolonie Messer.

Messer galt als eines der vorbildlichsten Umsiedlungsdörfer. Im Gegensatz zu anderen Kolonien stammten alle Erstsiedler aus der gleichen Region Deutschlands. Sie betrieben zunächst Landwirtschaft und waren damit sehr erfolgreich. Sie bauten Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Hirse, Sonnenblumen und Hanf an. Mais ist eine gesonderte Erwähnung wert: In Russland wird die Initiative zum Anbau von Mais in der Regel mit dem Namen des ehemaligen Ministerpräsidenten der Sowjetunion Nikita Chruschtschow verbunden. Die Messer-Kolonisten führten diese landwirtschaftliche Innovation jedoch fast 100 Jahre früher ein. Darüber hinaus erfand ein Kolonist namens „Rit“ den sogenannten „Kizyak“ bzw. „Dungtorf“, eine dicke Mischung aus Dung und Stroh, die in Stücke geschnitten wurde und das Brennholz zum Heizen der Häuser ersetzte. Bereits 1894 waren etwa 600 Einwohner mit der Herstellung von Sarpinka-Stoffen beschäftigt. Es brachen zudem immer wieder Cholera- und Pockenepidemien aus. Besonders verheerend für die Gemeinde war die Epidemie von 1892, die auf die Dürrekatastrophe im vorherigen Jahr folgte. Einem Augenzeugen zufolge, Pastor Eichhorn, sammelten die Dorfbewohner „Aas auf, zermalmten es und kochten die Knochen, um sich irgendwie zu ernähren“.

Das historische Zentrum des Dorfes ist bis heute fast in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben. Die lutherisch-reformierte Gemeinde von Ust-Solicha errichtete hier 1911 eine Kirche. Die Kirche spielte vor allem während Epidemien und Hungersnöten eine zentrale Rolle bei der Hilfe, da sie über eigene Reserven verfügte. Sie unterstützte die Gemeindemitglieder während der Jahre so gut sie konnte. Die sowjetischen Behörden „bewerteten“ den Beitrag des Klerus zum Kampf gegen die nationale Katastrophe jedoch auf eine eigentümliche Weise. Unter Berufung auf die Notwendigkeit, den Hunger zu bekämpfen, führten später die Bolschewiki eine Kampagne zur Beschlagnahme von Kircheneigentum durch, entzogen den Kirchen ihre wirtschaftliche Grundlage und organisierten Repressionen gegen Pfarrer. So wurde beispielsweise der Pfarrer Liborius Bening 1931 verhaftet. 1932 wurde der Pfarrer Eduard Hermann Eichhorn verhaftet und ins Exil geschickt. Die Kirche in Ust-Solicha wurde 1937 geschlossen.

Das Video finden Sie auf unserem YouTube-Kanal unter dem nachfolgenden Link:

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BKDR-Bildungsreise „Auf deutschen Spuren in Georgien“

Die diesjährige BKDR-Bildungsreise „Auf deutschen Spuren in Georgien“ führte etwa 20 Teilnehmer in den eurasischen Staat im Südkaukasus, der östlich des Schwarzen Meeres und südlich des Großen Kaukasus – der größten Gebirgskette im Kaukasus – gelegen ist. Hier leben knapp vier Millionen Menschen. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung lebt im Großraum Tiflis.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden hier einige deutsche Siedlungen gegründet, die bis zur Deportation der deutschstämmigen Bevölkerung im Jahre 1941 existierten. Heute leben kaum noch Deutsche in diesen Gebieten, jedoch wird das kulturelle Erbe der einstigen Siedler vielerorts auch heute noch gepflegt und für künftige Generationen bewahrt.

Schauen Sie sich auf unserem YouTube-Kanal gerne den Videobeitrag zur eindrucksvollen Exkursion an und vergessen Sie nicht unseren Kanal zu abonnieren:

Wolgadeutsche Volkslehrer an den Fronten des Ersten Weltkrieges

Der Erste Weltkrieg 1914-1918, den der amerikanische Historiker George Kennan als die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ bezeichnete, hat im Russischen Reich am stärksten die deutsche Minderheit getroffen. Es lag in erster Linie an der militärischen Konfrontation mit dem Deutschen Reich, infolgedessen nicht nur der „äußere Deutsche“, d.h. die Bewohner Deutschlands, sondern auch der „innere Deutsche“, die deutschsprachigen bzw. -stämmigen Bürger des eigenen Landes zu Feinden Russlands erklärt wurden [siehe: „Den inneren Deutschen besiegen„].

Immerhin fand im Vergleich zum Zweiten Weltkrieg bzw. dem „Deutsch-Sowjetischen Krieg“ 1941-45 noch keine totale Entrechtung der „russischen“ Deutschen statt – ungeachtet zahlreicher Diskriminierungen, antideutscher Propaganda, beginnender Enteignungen oder gar partieller Deportationen aus den frontnahen Gebieten. Der wichtigste Unterschied betraf die Rekrutierungspraxis: Der deutschbaltische Adlige oder ein Schwarzmeer- oder Wolgakolonist wurden gleichermaßen wie andere Vertreter aus den Reihen der russländischen Völker (ausgenommen zentralasiatische und sibirische Ureinwohner) zum Dienst an der Front einberufen.

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Statistik des Monats „Dezember“

Nachdem wir im vergangenen Monat die Armutsgefährdungsquoten der Bevölkerung 2019 vorgestellt hatten, widmen wir uns in diesem Monat einem neuen Themenkomplex, nämlich der „Verteilung der Wohnorte von (Spät-)Aussiedlern 2019.“

Bei der Verteilung der Wohnorte von (Spät­-)Aussiedlern zeigen sich deutliche Konzentrationen auf einige Gebiete. Etwa 90 Prozent der gesamten Gruppe haben ihren Wohnsitz in den sechs großen westdeutschen Flächenländern. Dieser Umstand gilt unabhängig davon, ob Aussiedler oder Spätaussiedler betrachtet werden und auch unabhängig vom Geburtsland der Personen. Der geringe Anteil der ostdeutschen Bundesländer von insgesamt lediglich 3 Prozent (ohne Berlin) begründet sich zwar teilweise dadurch, dass dorthin erst seit der Wiedervereinigung eine Zuwanderung von (Spät-­)Aussiedlern nach dem Bundesvertriebenen­ und Flüchtlingsgesetz (BVFG) erfolgen konnte. Allerdings ist ein großer Anteil der Personen nach 1990 in das vereinigte Deutschland zugezogen. Der Anteil der ostdeutschen Bundesländer ohne Berlin nach dem Königsteiner Schlüssel, der für die Erstverteilung der (Spät-)Aussiedler herangezogen wird, betrug im Jahr 2019 beispielsweise 15 Prozent (GWK o. J.). In Kombination mit dem von 1989 bis 2009 gültigen „Wohnortzuweisungsgesetz“ ist daher von einem hohen Anteil an Fortzügen aus Ostdeutschland nach Abschluss der Verteilungsmaßnahmen bzw. dem Auslaufen der Wohnortzuweisung auszugehen.

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Erste russlanddeutsche Akademiker im Zarenreich (Folgen 27 und 28)

Die Steinwandsein akademischer Familienverband aus Bessarabien

Daniel Steinwand (1857-1919), ein Porträt aus der Zeit um 1910. © Bundesarchiv, Berlin

Nachdem wir in den letzten Folgen dieser Reihe die Familie Seib vorgestellt hatten, möchten wir dieses Mal auf die Mitglieder der Familie Steinwand aus der ehemaligen deutschen Kolonie bzw. Siedlung Klöstitz in Bessarabien eingehen. Als Erster aus dieser Familie wurde Daniel Steinwand (1857–1919) Akademiker. Seine Eltern waren früh gestorben und er war deshalb zunächst in die Obhut von entfernten Verwandten aus der benachbarten Siedlung Sarata gekommen. Obwohl Daniel Steinwand „wenig Anregung für geistige Tätigkeit fand“ (wie ein Zeitgenosse von ihm bemerkt hatte), ließ er sich nicht entmutigen und kümmerte sich mit einem eisernen Willen um seine eigene Bildung, der ihn schließlich nach Dorpat, an die dortige Universität, führte. Nach dem Abschluss des Theologiestudiums amtierte er ab 1886 als Pastor im Kirchspiel Worms-Johannistal und ab 1908 in Odessa.

Er war eine bemerkenswerte Persönlichkeit, engagierte sich stark im Gemeinde- und Gesellschaftsleben. Die Liste seiner ehrenamtlichen Ämter und kulturellen Aktivitäten ist recht lang. Hier nur einige davon: Er regte jährliche Lehrerkonferenzen seines Kirchspiels an und gründete 1887 in Worms eine Schule für taubstumme Kinder samt Internat, Lehrerwohnungen und Werkstätten. Im „Südrussischen Deutschen Verein“ kümmerte er sich von 1906 bis 1914 um Schul- und Kirchenangelegenheiten. Er war einer von Initiatoren bei der Gründung des „Evangelischen Lazaretts für verwundete russische Krieger“, das 1914 in Odessa eröffnet wurde. Darüber hinaus entfaltete Pastor Steinwand eine rege publizistische Tätigkeit: Er gab Sammlungen seiner Predigten und Reden heraus, veröffentlichte zahlreiche Artikel in der „Odessaer Zeitung“ sowie anderen Presseorganen und redigierte etliche Jahre lang den „Christlichen Volksboten für die ev.-luth. Gemeinden in Südrussland“.

Jedem seiner vier Söhne ermöglichte er eine akademische Ausbildung bzw. Laufbahn. Zwei von ihnen gingen ebenfalls nach Dorpat und wurden genauso wie ihr Vater Pastoren: Friedrich (1888–1937) und Ludwig (1889 – nach 1941). Sein Neffe Eduard Steinwand (1890–1960) schlug eine ähnliche Laufbahn ein und wurde später sogar Professor an der Universität Erlangen.

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Akademische Viertelstunde mit Dr. Brent Mai (USA): „Wolgadeutsche in Kalifornien von 1764 bis 1882 (und bis 2022)“

Dr. Brent Mai (USA) ist Direktor des Wolgadeutschen Instituts und Dekan der Bibliothek an der University of North Florida (USA) in Jacksonville.

Das Wolgadeutsche Institut an der University of North Florida (USA) ist eine wissenschaftliche Einrichtung, die auf dem Gebiet der Erforschung der Geschichte der Wolgadeutschen tätig ist, welche die russlanddeutsche Kultur und Geschichte im Beziehungsgeflecht der Kulturregion des Wolgagebietes und der USA erforscht, dokumentiert und nachhaltig zu wissenschaftlichen Zwecken konserviert.

In den beiden Forschungsbereichen der „Ahnen- und Familienforschung“ sowie der „Geschichte und Kultur der Wolgadeutschen“ führt Herr Dr. Brent Mai interdisziplinäre Projekte durch und pflegt weltweit erfolgbringende Kontakte unter anderem gemeinsam mit dem BKDR.

In seinem zweiten Vortrag (in englischer Sprache) im Rahmen unserer Bildungsreihe „Akademische Viertelstunde“ spricht Dr. Brent Mai zum Thema „Wolgadeutsche in Kalifornien – von 1764 bis 1882 (und bis 2022)“.

Das Video finden Sie hier:

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Kalender 2024: 100 Jahre Wolgadeutsche Republik

Der Kalender 2024 ist dem 100. Jahrestag der offiziellen Gründung der sogenannten ASSRdWD, dieser kurzlebigen, mit vielen Widersprüchen behafteten, dennoch einst sehr hoffnungsvoll stimmenden wolgadeutschen autonomen Republik gewidmet.

Titelseite des Kalenders 2024.

Die Wolgadeutschen bildeten eine besondere Gruppe innerhalb der gesamten deutschen Minderheit im Russischen Zarenreich und später in der Sowjetunion. Es waren jedoch weder ihre ausgeprägten wirtschaftlichen Leistungen noch die kulturellen oder bildungsspezifischen Erfolge, durch die sie sich von anderen russlanddeutschen Gruppierungen unterschieden. Auch der Rolle eines „Musterwirts“ entsprachen eher die Schwarzmeerdeutschen oder die Mennoniten.

Es waren andere Faktoren, die ihre einzigartige Stellung untermauerten: Sie galten nämlich als Russlandpioniere, die sich durch eine kompakte Siedlungsweise und außergewöhnliche demografische Dynamik auszeichneten. Allein sie unter allen Gruppen der Deutschen im Russischen Reich und in der Sowjetunion, bzw. in den ersten beiden Jahrzehnten der bolschewistischen Herrschaft, besaßen wichtige Voraussetzungen, um eine in sich mehr oder weniger geschlossene „Nation“ zu werden – etwa so wie die Frankokanadier. Daher war es nicht verwunderlich, dass die Wolgadeutschen von den sowjetischen Machthabern offiziell als eine eigenständige und bedeutende Volksgruppe – genauso wie die Usbeken, die Tschuwaschen, die Kalmücken oder auch die Kasachen – anerkannt wurden, in den Genuss der Autonomierechte kamen und infolgedessen am 6. Januar 1924 die Autonome Sowjetische Sozialistische Republik der Wolgadeutschen, ASSRdWD, ausrufen durften.

Dieser Kalender entstand in Kooperation mit dem Historischen Forschungsverein der Deutschen aus Osteuropa und der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland.

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„50 Jahre Ausländerbeirat – Aussiedlerbeirat – Integrationsrat“

Heute fand im ehrwürdigen Historischen Rathaussaal die Veranstaltung „50 Jahre Ausländerbeirat – Aussiedlerbeirat – Integrationsrat“ statt.

Nach der Begrüßung durch den Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König folgte ein Grußwort von Betül Özen, der Vorsitzenden des Integrationsrates. Anschließend fand ein Podiumsgespräch mit Vertretern aus fünf Jahrzehnten Ausländer-, Aussiedler- und Integrationsrat statt. Ella Schindler moderierte die Diskussion.

Musikalisch wurde der Festakt von „Orient Opus“ begleitet. Der kulturelle Beitrag erfolgte durch eine Tanzperformance mit dem „Nürnberg-Gwand“. Diese ist im Zuge eines großen Kooperationsprojektes unter der Federführung des Inter-Kultur-Büros Nürnberg mit Beteiligung von zahlreichen Kulturvereinen, darunter das BKDR, entstanden.

„Nürnberg-Gwand“.

Eine gelungene Veranstaltung mit guten Möglichkeiten zum Informationsaustausch und zur Vernetzung.

Veranstaltet wurde das Event von der Stadt Nürnberg.

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Das Krim-Taurien-Projekt aus dem Jahr 1918 und Pastor Immanuel Winkler

Anknüpfend an unseren letzten Beitrag unter dem Titel „Wie und wann entstand der Begriff „Schwarzmeerdeutsche“? im Rahmen der Reihe Dokument des Monats, möchten wir ein weiteres interessantes Dokument aus dieser Zeit vorstellen.

Es handelt sich dabei um ein Projekt aus dem Jahr 1918, das sich mit der Schaffung einer deutschen Kronkolonie unter dem Namen „Krim-Taurien“ befasst und auf Pastor Immanuel Winkler (1886–1932) als Initiator zurückgeht.

Immanuel Winkler als Theologiestudent an der Universität Dorpat, 1904.
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BKDR-Fachtagung: „Deutsches Radio in Kasachstan – Rückblick und Perspektiven“

„Es gab Gott und danach Minna Wagner“, beschrieb Michael Mastel (Karlsruhe) die Beliebtheit der deutschen Sendungen in Kasachstan am Beispiel seiner Mutter und sprach damit zahlreichen Deutschen der Nachkriegszeit, die in Kasachstan, der Altairegion oder Omsk sehnsüchtig dem deutschen Wort aus dem Hörfunkgerät lauschten, geradezu aus der Seele.

Das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) lud Hermina Wagner und vier weitere ehemalige Mitarbeiter des deutschen Hörfunks in Kasachstan sowie weitere Experten aus den Bereichen „Deutscher Rundfunk“ und „Printmedien“ in der ehemaligen Sowjetunion, im heutigen Kasachstan und Deutschland zur Fachtagung „Deutsches Radio in Kasachstan – Rückblick und Perspektiven“ vom 18.-19. November 2023 in die Räumlichkeiten des BKDR ein. In diesem Jahr feierte das deutsche Programm in Kasachstan seinen 65. Gründungstag.

Die Teilnehmer der BKDR-Fachtagung „Deutsches Radio in Kasachstan – Rückblick und Perspektiven“

Die Teilnehmer wurden von Waldemar Eisenbraun (Leitung BKDR) auch im Namen des Vorsitzenden des BKDR-Trägervereins, Herrn Ewald Oster, herzlich begrüßt. In der Einführung berichtete Eisenbraun über die Aktivitäten des Kulturzentrums und betonte anhand von Videobeiträgen zur Einweihung 2019 sowie zur Veranstaltung „30 Jahre Spätaussiedler in Bayern“ die Bedeutung der Kulturstätte als „Leuchtturmprojekt“, das bundesweit einmalig ist. Anfang 2024 feiert das BKDR sein 5-jähriges Bestehen.

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„Ein Stückchen Heimat im Gepäck“

Am gestrigen Sonntag fand im Haus der Heimat Nürnberg die Veranstaltung „Ein Stückchen Heimat im Gepäck“ der LmDR-Ortsgruppe Nürnberg unter der Leitung von Dorothea und Rudi Walter statt. Auf Einladung der Organisatoren wirkte das BKDR durch einen Infostand und einen Beitrag zum Kulturprogramm mit.

Bei dem Heimatnachmittag wurde die langjährige Tradition des Schlachtfestes fortgeführt, das seit 1982 Bestand hat. Die Idee ist im damaligen Vorstand der LmDR/OG Nürnberg zur Zeit von Dr. Anton Bosch als Vorsitzenden entstanden. Balthasar Müller, ebenfalls Mitglied, hatte die Wurst sogar noch in seinem eigenen Haus verarbeitet.

Herr Walter (vorne) während der Begrüßung der Gäste im HdH in Nürnberg.

Nach der Begrüßung durch Rudi Walter (Vorsitzender der OG Nürnberg) und einem Grußwort von Stanimir Bugar (BKDR) folgte der Auftritt der Musikgruppe „Akkord“ sowie ein Vortrag zur Geschichte und zum Werdegang des Schlachtfestes durch Dorothea Walter. Im Anschluss daran wurde zu russlanddeutschen Stücken gemeinsam musiziert und gesungen.

Das BKDR bedankt sich herzlich für die Einladung zur Mitwirkung bei dem Heimatnachmittag!

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Elina Penner liest aus „Migrantenmutti“ in Nürnberg

Heute war Elina Penner im „4und70“ in Nürnberg zu Gast, um in einem tollen Ambiente vor zahlreichen Zuhörern aus ihrer neuen Publikation „Migrantenmutti“ zu lesen.

Elina Penner setzte gekonnt gesellschaftlich-politische Themen auf humorvolle Art und Weise in Zusammenhang mit Erlebnissen aus ihrem Alltag, hinterfragte diese und ging auf Ursachenforschung. Es ging um Dinge, die auf den ersten Blick wenig kontrovers anmuten, so unter anderem das Essverhalten sowie der Medienkonsum in russlanddeutschen bzw. migrantischen Familien in Gegenüberstellung zu Familien aus der Gesamtgesellschaft.

Elina Penner (grün) signierte nach der Lesung zahlreiche Exemplare ihres neuen Buches „Migrantenmutti“.
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Neues Video zu BKDR-Projekt „Mosaiksteine der Gesellschaft“

Vladimir Hubert wurde 1992 in Aktjubinsk in Kasachstan geboren. 1993 erfolgte die Ausreise nach Nürnberg. Die gelernte Pflegekraft ist Betreiber der Angelanlage in Leutershausen, aktives Mitglied im Fischereiverein sowie im Landesverband und unterstützt die (Spät)Aussiedler in seinem Landkreis.

Leutershausen liegt im mittelfränkischen Landkreis Ansbach und zählt zur Metropolregion Nürnberg. Teichwirtschaft hat in dieser Region Tradition – vor allem die Karpfenzucht. Doch in seinem Weiher finden auch zahlreiche andere Fische ein Zuhause – darunter Raubfische. Zusätzlich durfte er den Weiher Dank einer Ausnahmegenehmigung der Fischereibehörde mit einem ganz besonderen Fisch besetzen…

Darüber hinaus ist Vladimir Hubert wie viele Deutsche aus dem postsowjetischen Raum sehr an Ahnenforschung sowie seiner eigenen Familiengeschichte interessiert. Er hat ein Familienbuch erstellt, das die Auswanderung seiner Familie von 1833 aus Kornwestheim in Baden-Württemberg ins damalige Russische Reich – genauer gesagt nach Bessarabien – dokumentiert.

Zum Videobeitrag gelangen Sie unter:

Viel Spaß beim Anschauen des Videos – über ein Abonnement auf unserem YouTube-Kanal freuen wir uns sehr!

PS: Vergessen Sie nicht, dass Sie die Videoqualität bei YouTube auf HD stellen können.

„Hier war ich, dort bin ich“ – Lesung in Hannover

Mit Melitta L. Roth, Katharina Peters und Artur Rosenstern

Vor etwa einer Woche folgten die russlanddeutschen Autorinnen und Autoren Melitta Roth, Katharina Peters und Artur Rosenstern der Einladung der LmDR/Ortsgruppe Hannover nach Niedersachsen und stellten dort in einer gemütlichen Atmosphäre den Literaturalmanach mit dem Titel „Hier war ich, dort bin ich“ dem zahlreich erschienenen Publikum vor. Das Buch ist im Januar 2023 im BKDR Verlag erschienen und versammelt Texte vorwiegend deutscher Autorinnen und Autoren aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion.

Lesung bei der LmDR/Ortsgruppe Hannover in Niedersachsen.

Wir danken den Vertreterinnen der Ortsgruppe Hannover, Marianna Neumann, Erna Janzen, Sina Kopp und Irina Seibel für die Organisation und Vorbereitung der Lesung sowie für den außerordentlich freundlichen Empfang unserer Autorinnen und Autoren in Niedersachsen! Gern kommen wir zu euch wieder.

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„260 Jahre russlanddeutscher Geschichte – Der weite Weg zurück“

Am vergangenen Sonntag veranstaltete die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (LmDR, Landesgruppe Bayern) im Kleinen Goldenen Saal in Augsburg die Kulturveranstaltung „260 Jahre russlanddeutscher Geschichte – Der weite Weg zurück“ unter der Schirmherrschaft der Oberbürgermeisterin Eva Weber.

Bereits vor Veranstaltungsbeginn waren zahlreiche Gäste im Saal anwesend.

Im Rahmen des vielfältigen Kulturprogrammes war das BKDR auf Einladung mit einem Infostand anwesend und präsentierte ebenfalls die Wanderausstellung „Einblicke in das religiöse Leben der Russlanddeutschen“. Wir bedanken uns herzlich für die Teilnahme am gutbesuchten Event.

Nachstehend einige Eindrücke der Veranstaltung.

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Wie und wann entstand der Begriff „Schwarzmeerdeutsche“?

Seit ihrer Einwanderung in die Schwarzmeergebiete des Russischen Reiches Ende des 18. Jahrhunderts bezeichneten sich die deutschen Siedler als „südrussische Kolonisten“, was vor allem ihre ständische Verortung verriet. Vom russischen Staat wurden diese Siedler seit ihrer Ankunft in einen besonderen Stand erhoben:

„Als Kolonisten werden nur solche Ausländer anerkannt, die sich auf Kron-, Privat- oder auf als Eigentum erworbenen Ländereien als Landwirte oder als in der Landwirtschaft nötige Handwerker ansiedeln; keineswegs dürfen ihnen Ausländer zugezählt werden, die sich, einzeln oder mit Familie, zwecks Handel und Gewerbe oder zum Erwerb eines städtischen Standes niederlassen. Hinweis: Die Einladung von Ausländern zur Ansiedlung wurde 1819 endgültig eingestellt, doch wurde nachträglich zu verschiedenen Zeiten die Übersiedlung von Ausländern nach Russland genehmigt.“

(Aus dem „Gesetz über die Kolonien der Ausländer im Russischen Reich“, dem sogenannten  „Kolonialkodex“, 1857).

Eine Bescheinigung des „Verbandes der deutschen Kolonisten im Schwarzmeergebiet“, die dem bessarabischen Studenten Cristian Sawall am 14. September 1918 für sein weiteres Studium in Dorpat ausgestellt wurde.  ©Estnisches Nationalarchiv.
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„Hier war ich, dort bin ich“ – Lesung in Hannover

Wo? Hannover (Sahlkamp) Wann? 12. November 2023 (Sonntag), 15:00 Uhr, Elmstraße 17a (ehemalige Sparkassenräume)

Melitta L. Roth, Katharina Peters und Artur Rosenstern stellen ihre aktuellen Texte vor

Wovon wird das, was uns ausmacht, primär beeinflusst? Ist es der Ort unserer Geburt, unsere Sozialisation oder Blicke und Zuschreibungen von außen? Leider stellen wir immer noch fest, dass es in der bundesdeutschen Mehrheitsgesellschaft – auch bei Vertreterinnen und Vertretern von verschiedenen Medienanstalten und Redaktionen – in Bezug auf sogenannte Russlanddeutsche große Wissenslücken und damit einhergehende Stereotype vorherrschen. Wir sind uns dessen bewusst, dass solche Wissensdefizite nicht von heute auf morgen beseitigt werden können. Nur Schritt für Schritt und nur, in dem nicht nur über uns gesprochen wird, sondern wir selbst es sind, die unsere eigenen Geschichten erzählen. Melitta L. Roth (Hamburg), Katharina Peters (Hille) und Artur Rosenstern (Herford) werden an diesem Nachmittag die Textauszüge aus dem aktuellen Jahrbuch des Literaturkreises der Deutschen aus Russland mit dem Titel „Hier war ich, dort bin ich“ vorstellen (BKDR Verlag) sowie kurz über die Arbeit der Autorinnen und Autoren aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion berichten.

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BKDR-Bildungsreihe „Deutsche Siedlungen im Porträt“: Krasny Jar, Gebiet Saratow

Die deutsche Kolonie „Krasny Jar“ wurde am 20. Juli 1767 gegründet. 1905 zählte der Ort etwa 7.514 Einwohner. 1907 gab es bereits zahlreiche Wasser-, Wind- und Mehlmühlen. Eine ganz besondere, vierstöckige deutsche Mehlmühle war sowohl damals als auch heute der ganze Stolz des Ortes. Vor der Revolution wurden mehrere benachbarte Dörfer mit dem produzierten Mehl dieser Mühle beliefert. Sie wurde 1907 erbaut und nach ihrem Besitzer benannt: „Mühle von Schardt“. 1910 gab es insgesamt über 1.100 Hofstellen, eine Ziegelei und eine Vielzahl weiterer neuer Mühlen.

Die Gründer von Krasny Jar waren 353 Kolonisten bzw. 112 Familien – hauptsächlich Auswanderer aus Darmstadt, Kurpfalz, Isenburg, Franken und anderen deutschen Ländern. Die meisten von ihnen waren Handwerker.

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Elina Penner liest aus „Migrantenmutti“ in Nürnberg

Wann: 19. November 2023, 16:30 Uhr; Wo: In „4und70“, Johannisstr. 74, Nürnberg.

Moderiert von Natalie Keller.

(c) Cover: Aufbau Verlag

In Elina Penners fulminantem Sachbuchdebüt „Migrantenmutti“ geht es um Dinge, die auf den ersten Blick wenig kontrovers anmuten: den Kauf eines Schulranzens, das Sitzenbleiben der Kinder am Tisch nach dem Essen oder Medienkonsum. All das wird von Eltern mit Migrationshintergrund, Alleinerziehenden oder Eltern aus der sogenannten »Arbeiterschicht« oft anders gehandhabt als von ihren »bessergestellten« Pendants. Pointiert zeigt Elina Penner, wie politisch Elternschaft ist.

Zur Autorin:

Elina Penner, 1987 noch gerade so als Sowjet-Bürgerin geboren, erklärt seit über 30 Jahren, wieso sie mennonitisch-plautdietsche bzw. Deutsche und nicht Russin ist. Dank ihres 2022 erschienenen Debütromans »Nachtbeeren« wird das mit dem Erklären weniger. Da sie Gegensätzliches liebt, hat sie sowohl in Bayern als auch in Berlin studiert. Die USA hat sie dann irgendwann ganz verlassen und lebt seit Jahren wieder in der ostwestfälischen Heimat, von wo aus sie höchst erfolgreich das Online-Magazin »Hauptstadtmutti« betreibt. Wie gesagt, Gegensätzliches. Texte von ihr erschienen bei Der Spiegel, Vogue, 11 Freunde.

Bei der Lesung wird es ein paar Häppchen und Getränke geben. Eintritt ist frei.

Außerdem können Sie direkt vor Ort das neue Buch von Elina Penner erwerben und von der Autorin signieren lassen. Wir freuen uns auf Sie!

Veranstaltet und gefördert vom BKDR und dem Nürnberger Kulturbeirat zugewanderter Deutscher (im HdH).

Internationale Konferenz in Regensburg

Am 6. und 7. Oktober 2023 fand am Wissenschaftszentrum Ost- und Südosteuropa (WiOS) in Regensburg eine hochkarätig besetzte Konferenz mit dem Titel „Vertreibung und Erinnerung. Forschungsstand und Geschichtspolitik im östlichen Europa“ statt. Führende Wissenschaftler dieses Fachgebiets aus Deutschland, Polen, Tschechien, Slowakei, Rumänien, Kroatien, Ungarn und Estland waren vertreten. Sie haben zum einen die Ursachen, den Verlauf und die Folgen der Umsiedlung, Deportation oder der Vertreibung der Deutschen aus ihren Ländern geschildert. Zum anderen wurden die Geschichtsschreibung und gesellschaftliche Auseinandersetzungen in der Nachkriegszeit mit dem historischen und kulturellen Erbe der einstigen deutschen Einwohner thematisiert.

Organisiert hat diese Tagung die Forschungsstelle „Kultur und Erinnerung. Heimatvertriebene und Aussiedler in Bayern 1945–2020“, die auf Initiative von Sylvia Stierstorfer, der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, für den Zeitraum von 2022 bis 2025 gefördert wird. Angesiedelt ist sie beim Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung in Regensburg und wird von Prof. Dr. Katrin Boeckh geleitet.

Unser wissenschaftlicher Mitarbeiter Dr. Viktor Krieger war Teilnehmer der Konferenz und referierte zum Thema: „Die Ausreisebewegung nach Deutschland im Spiegel der sowjetischen und postsowjetischen Historiographie“.

Das Programm zur Konferenz finden Sie hier:

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