Akademische Viertelstunde mit Emma Rische: „Detaillierte Einblicke in die Arbeit des Altaier Senders Barnaul“

Emma Rische ist ehemalige Radio- und Fernsehjournalistin, Dozentin für deutsche Sprache und Autorin. In ihrem Beitrag zum Thema „Detaillierte Einblicke in die Arbeit des Altaier Senders Barnaul“ spricht sie über die Geschichte und den Werdegang des Senders und damit verbunden ebenfalls über zahlreiche Begegnungen mit vielen interessanten Persönlichkeiten wie bspw. Nora Pfeffer und Viktor Schnittke, um nur einige zu nennen.

Mit der Zeit wurden Tabuthemen abgelegt und die Sendung offener gestaltet. Der erste ausländische Journalist, der die Region Altai besuchte und darüber berichtete, war der ehemalige Moskauer ARD-Hörfunkkorrespondent Johannes Grotzky im März 1986. Er war auch derjenige, der später ein Liveinterview des WDR-Korrespondenten Manfred Edenberger mit Emma Rische organisierte. Die Fragen kamen aus Köln, die Antworten aus dem sechs Flugstunden entfernten Barnaul – so etwas kannte der Sender vorher noch nicht.

Wochenblatt

Das erste nationale Presseorgan nach dem Sturz der Monarchie in Russland 1917

Titelbild des „Wochenblattes“ (Odessa), Nr. 15 vom 29. Juli 1917 @ Bundesarchiv, Berlin

Im Jahr 1917 fanden tiefgreifende Umbrüche im Verlauf der russischen Geschichte statt: Zunächst die bürgerliche Februarrevolution. Einige Monate später der sog. „Oktoberumsturz“ und die bolschewistische Machtergreifung. Diese gesellschaftspolitischen Umwälzungen ergriffen auch deutsche Siedlerkolonisten. Sie begannen, sich zu organisieren und ihre Gleichberechtigung einzufordern.

Die wachsende politische Mobilisierung dieser Zeit lässt sich, ähnlich wie am Beispiel zahlreicher Völker des einstigen Russischen Reiches, am Entstehen zahlreicher nationaler Vereine und Verbände, an der Entfaltung nationaler Presse beobachten. Eines der ersten solcher Presseorgane war das wöchentlich erscheinende „Wochenblatt“ als Sprachrohr des „Zentralkomitees des Südrussischen Gebietsverbandes des Allrussischen Verbandes der Deutschrussen und Mennoniten“ [Южно- Русский Центральный Комитет Всероссийского Союза русских немцев и меннонитов].

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Archivrecherchen in Stuttgart

Am 9. und 10. Dezember 2024 hielt sich unser wissenschaftlicher Mitarbeiter Dr. Viktor Krieger in Stuttgart auf, wo er im Archiv der Evangelischen Landeskirche Württemberg recherchierte.

In erster Linie ging es um Unterlagen der einstigen Pastoren aus den Reihen der deutschen Siedler im Russischen Reich und Absolventen der Universität Dorpat, die nach 1945 ihren seelsorglichen Dienst in der Württembergischen Evangelischen Landeskirche fortsetzten. Unter anderem handelte es sich um solche bekannten Pfarrer wie Heinrich Roemmich (Pfarrer der Landeskirche in den Jahren 1946‒1954), Johann Föll (1950‒1956) und Jakob Rivinius (1946‒1954).

Die kirchlichen Akten enthalten nicht nur neue Einzelheiten über ihr familiäres Umfeld und ihre beruflichen Werdegänge, sondern auch über gemeindliche und gesellschaftliche Aktivitäten dieser in breiten Kreisen der Landsleute hochgeachteten Personen. Aufschlussreich sind hierbei unter anderem Berichte und Stellungnahmen zu ihren eigenen pfarramtlichen Handlungen sowie zur geistigen Positionierung während der NS-Zeit.

Die gewonnenen Einsichten werden in Publikationen verschiedenster Art, so bspw. in Onlinepräsentationen, Zeitschriftenbeiträgen, Quelleneditionen oder ebenfalls in Lexika dem geneigten Publikum im Laufe der Zeit vorgestellt.

„100 Jahre seit der Ausrufung der Wolgadeutschen Sowjetrepublik“

Die Fachtagung „100 Jahre seit der Ausrufung der Wolgadeutschen Sowjetrepublik“, die vom 13. bis 15. Dezember 2024 in der Bildungs- und Begegnungsstätte Der Heiligenhof – Alles Leben ist Begegnung in Bad Kissingen stattfand, beleuchtete verschiedene historische, kulturelle, religiöse, wirtschaftliche, kulinarische und gesellschaftliche Aspekte der Wolgadeutschen. Gleichzeitig sollten in den Podiumsdiskussionen unter anderem verschiedene Potentiale herausgearbeitet werden, um die Geschichte und Kultur der Deutschen aus dem postsowjetischen Raum noch stärker in die Wahrnehmung der Gesamtgesellschaft zu rücken.

Darüber hinaus bestand für geladene Partner, darunter das Haus der Heimat Nürnberg, Haus des Deutschen Ostens (HDO), der Historische Forschungsverein der Deutschen aus Osteuropa (HFDO), die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (Landes- und Bundesebene; LmDR e.V.), der Literaturkreis der Deutschen aus Russland, die Landsmannschaft der Wolgadeutschen sowie die Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland, die Möglichkeit zur Teilnahme an einer Info-Börse und damit verbunden die Selbstpräsentation unterschiedlicher Institutionen und Vereine, um der breiten Öffentlichkeit die eigenen Projekte und Wirkungsfelder vorzustellen und näherbringen zu können, jedoch gleichzeitig mit möglichen Kooperationspartnern über zukünftige Vorhaben zu sprechen und einen Informationsaustausch zu betreiben.

Die Fachtagung wurde vom Heiligenhof veranstaltet in produktiver und ergebnisorientierter Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) und stand unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder.

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2. Tag der Fachtagung „100 Jahre seit der Ausrufung der Wolgadeutschen Sowjetrepublik“

Am 2. Tag der laufenden Fachtagung zum Thema „100 Jahre seit der Ausrufung der Wolgadeutschen Sowjetrepublik“ ging es mit zahlreichen hochkarätigen Vorträgen etablierter Wissenschaftler und erkenntnisreichen Podiumsdiskussionen mit diversen Experten weiter.

Zum Abschluss des vorletzten Kongresstages gab es ein tolles Konzert der klassischen Musik sowie einige Stücke passend zur Vorweihnachtszeit von der sehr talentierten Maria Vollmer in Klavierbegleitung ihrer Mutter Olga Vollmer.

Nachstehend einige Eindrücke des heutigen Tages – ein ausführlicher Bericht folgt in den kommenden Tagen.

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Fachtagung „100 Jahre seit der Ausrufung der Wolgadeutschen Sowjetrepublik“

Am Freitag war der Beginn der bis einschließlich Sonntag stattfindenden dreitägigen Fachtagung im Der Heiligenhof – Alles Leben ist Begegnung in Bad Kissingen, die an das 100-jährige Jubiläum der Ausrufung der Wolgadeutschen Sowjetrepublik erinnert.

Die Veranstaltung wird unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder durchgeführt. Veranstalter der Fachtagung ist die Bildungs- und Begegnungsstätte „Der Heiligenhof“ in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR).

Der erste Tagungstag begann mit einer Info-Börse und der Präsentation verschiedener Ausstellungen. Unterschiedliche Institutionen und Vereine wirkten proaktiv unter anderem mit Informations- und Bücherständen mit, um auf diese Weise der breiten Öffentlichkeit die eigenen Projekte und Wirkungsfelder vorzustellen und näherzubringen. Am Abend erfolgte die offizielle Begrüßung und damit verbunden eine Einführung in die Seminarthematik durch Philipp Dippl (Heiligenhof) und Waldemar Eisenbraun (BKDR).

Im Anschluss daran erwartete die zahlreichen Teilnehmer mit dem Theaterstück „Die Kist‘ von der Wolga“ ein absolutes Highlight, das von Maria und Peter Warkentin vom Russlanddeutschen Theater Niederstetten aufgeführt wurde. Die weit mehr als 100 Gäste wurden auf eine aufschlussreiche und zugleich äußerst tragische Reise in die Vergangenheit über die autonome Wolgadeutsche Sowjetrepublik mitgenommen, die exemplarisch für das Schicksal aller Deutschen aus dem postsowjetischen Raum steht.

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Landsleute aus Ingolstadt (mit Nikolaus und Christkind) zu Besuch beim BKDR

Auf Initiative von Ida Haag, Vorsitzende der LmDR-Ortsgruppe Ingolstadt, besuchte eine interessierte und motivierte Gruppe das BKDR. Nach der Stadtführung „Russlanddeutsche Spuren in Nürnberg“ fand eine Vorstellungsrunde mit vielen persönlichen und emotionalen Momenten statt. Waldemar Eisenbraun, Leiter des BKDR, ging auf die Entstehungsgeschichte der Kultureinrichtung ein, präsentierte die vielfältigen Ergebnisse unserer Arbeit und zeigte vielversprechende Perspektiven auf.

Nach einigen stimmungsvollen Weihnachtsliedern wurden die Gäste vom gutgelaunten Nikolaus in Begleitung des großzügigen Christkindes überrascht. Es war eine tolle Atmosphäre mit Gedichten, Liedern und Erzählungen.

Unter einigen Weihnachtsbäumen werden sich Bücher aus dem BKDR-Verlag wiederfinden.

Unser besonderer Dank gilt Ida Haag, Simona Rottenkolber, Dr. Johannes Hörner sowie Alexander Hahn.

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BKDR-Bildungsreihe „Deutsche Siedlungen im Porträt“: Nischnjaja Dobrinka

Kaum ein anderer Ort in Russland blickt auf eine so lange deutsche Geschichte zurück wie Nischnjaja Dobrinka. Das Dorf in der Region Wolgograd war 1764 die erste Kolonie der Wolgadeutschen. Doch die Zeiten, in denen hier Deutsch gesprochen wurde, gehören längst der Vergangenheit an. Zum Videobeitrag im Rahmen der BKDR-Bildungsreihe „Deutsche Siedlungen im Porträt“ gelangen Sie auf unserem YouTube-Kanal:

Den Beitrag auf Englisch finden Sie HIER!
Den Beitrag auf Russisch finden Sie HIER!

Der Boden der Steppe war für die ersten deutschen Siedler alles andere als ertragreich, was den Ackerbau erschwerte. Es dauerte mehr als ein Jahrzehnt, bis fruchtbare Gärten angelegt werden konnten und das Land sich allmählich entwickelte. Die Hochblüte der Kolonie erreichte ihren Höhepunkt Ende des 19. Jahrhunderts, als mehr als 18 Produktionsbetriebe entstanden. Vor der Deportation der Wolgadeutschen soll das Dorf förmlich in Flieder getaucht gewesen sein. 1941 wurden die deutschen Einwohner auf Anordnung der sowjetischen Behörden zwangsweise umgesiedelt.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit dem Videobeitrag – abonnieren Sie gerne unseren YouTube-Kanal!

Herold Belger: Buchpräsentation und Verleihung des 2. Nora-Pfeffer-Literaturpreises

Am 6. Dezember 2024 fand in Nürnberg im Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) eine besondere Veranstaltung statt, die sowohl die Buchpräsentation von „Herold Belger. Drei Saiten meiner Seele, drei Kreise meines Lebens“ als auch die Verleihung des 2. Nora-Pfeffer-Literaturpreises vereinte. Im Rahmen des Literaturabends wurde das Leben und Werk des deutsch-kasachischen Schriftstellers Herold Belger gewürdigt, dessen 90. Geburtstag am 28. Oktober 2024 gefeiert worden wäre. Das Buch, verfasst von Nina Paulsen, beleuchtet die äußerst facettenreiche Biografie Belgers, der sich selbst als „Zögling dreier Staaten – Russlands, Kasachstans und Deutschlands“ bezeichnete und tiefgreifende Spuren in der Literaturgeschichte Kasachstans hinterließ.

Der Abend begann mit einem Vortrag seitens Nina Paulsen, die Einblicke in das Leben und die literarische Bedeutung von Herold Belger gab. Gleichzeitig nahm sie die Bekanntgabe der Veröffentlichung des Werkes „Herold Belger. Drei Saiten meiner Seele, drei Kreise meines Lebens“ vor. Im Anschluss fand die feierliche Preisverleihung an die Gewinnerinnen des 2. Nora-Pfeffer-Literaturwettbewerbs statt. Ausgezeichnet wurden hierbei Julia Alina Kessel in der Kategorie Prosa, Regina Sidonie Schill in der Kategorie Essay/Publizistik und Lorena Pircher in der Kategorie Lyrik.

Preisträgerinnen, Regina Sidonie Schill (2. von l.), Lorena Pircher (Mitte) und Julia Alina Kessel (2. von r.), mit den Vertretern des Jury Eleonora Hummel und Artur Rosenstern

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Kalenderblatt des Monats

Beim BKDR-Kalenderblatt des Monats „Dezember 2024“ geht es um den Themenbereich „Religion und Kirche“.

Die antireligiöse Politik der Sowjetmacht verfolgte das Ziel, die offiziellen kirchlichen Strukturen zu spalten. Die Gründung der Arbeitskommune und später der Republik der Wolgadeutschen führte zur Erklärung der Unabhängigkeit der Wolgagemeinden von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Russlands, entsprechend dem neuen Status des Gebiets der Wolgadeutschen. Die Leitung der Römisch-katholischen Diözese war gezwungen, von Saratow nach Odessa zu fliehen. Die Umsetzung der antireligiösen Maßnahmen führte zu einem starken Rückgang der Zahl der deutschen Priester, die sich bis Mitte der 1920er Jahre um die Hälfte verringerte. Eine Welle von gefälschten Gruppenprozessen gegen deutsche Geistliche fegte 1926-1928 durch die Wolgasiedlungen. Die religiöse Verfolgung in Russland rief Proteste von kirchlichen Organisationen in der ganzen Welt hervor. Nach 1929 wurde die Schließung von Kirchen weit verbreitet. Vielerorts wurden die Kirchen zu Lagerhallen und Garagen umgebaut oder einfach abgerissen, da sie den Anforderungen der sozialistischen Architektur nicht entsprachen. Die gewaltsame Schließung von Kirchen führte mancherorts zu Widerstand von Gläubigen, am stärksten in Marxstadt.

Die Kalenderblätter stehen Ihnen nachstehend als Download zur Verfügung:

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„Ein Regenbogen über der Steppe. Wladimir Eifert“

Kürzlich fand die Übergabe der Monografie „Ein Regenbogen über der Steppe. Wladimir Eifert“ an den glücklichen Autoren Amir Dschadaibajew sowie das Staatliche A.-Kastejew-Kunstmuseum Almaty (Kasachstan), das 1988 Bilder von Eifert entgegennahm, statt.

Mittels unseres virtuellen Rundgangs können Sie sich gerne durch die zahlreichen Ausstellungen des Museums bewegen. Die ersten Ankäufe deutscher Kunst wurden 1936 getätigt, darunter Stiche von Bause, Schreier, Pichler, Weger und Gemälde von Schulz, Sulzer und Winterhalter. 1965 erhielt die Galerie Stiche von Dürer, Refler und Schön aus der Eremitage in St. Petersburg sowie aus einer Privatsammlung:

https://bkdr.de/VRundgang/AlmatyKunstmuseum/

Die Monografie „Regenbogen über der Steppe. Wladimir Eifert“ ist dem bekannten sowjetdeutschen Künstler Wladimir Eifert (1884-1960) anlässlich seines 140. Geburtstags gewidmet. Es ist das erste Buch, in dem auf der Basis des vom Verfasser zusammengetragenen umfangreichen künstlerischen und historischen Archivmaterials über den Lebensweg und die berufliche Laufbahn des hervorragenden Malers, ausgezeichneten Museumsfachmanns und Pädagogen berichtet wird.

Die deutsche Herkunft Wladimir Eiferts war der Grund, weshalb es ihn 1941 nach Zentralasien verschlug: Er wurde wie alle Sowjetdeutschen nach dem faschistischen Überfall auf die UdSSR deportiert. Von dieser Zeit an waren sein gesamtes weiteres Schicksal und seine Kunst mit Kasachstan verbunden.

Zum Inhaltsverzeichnis, dem Vorwort und zur Einleitung des Autors gelangen Sie HIER auf unserer Homepage – mit Downloadfunktion.

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BKDR-Bildungsreihe „Deutsche Siedlungen im Porträt“

Engels, die damalige Hauptstadt der autonomen Wolgadeutschen Republik, liegt am Ufer der Wolga gegenüber von Saratow und bringt eine prägende deutsche Geschichte mit sich.

Zum eindrucksvollen Videoporträt von Engels gelangen Sie auf unserem YouTube-Kanal unter:

Beitrag auf Deutsch:

HIER finden Sie den Beitrag auf Russisch.

1747 wurde die Siedlung unter dem Namen „Pokrowsk“ gegründet, als das damalige Russische Kaiserreich Deutsche aus verschiedenen Regionen einlud, sich an der Wolga anzusiedeln. Diese sogenannten „Wolgadeutschen“ prägten die Stadt mit ihrer Kultur, Sprache und Religion. Zahlreiche deutsche Kirchen, Schulen, Theater, Vereine und sogar das Deutsche Pädagogische Institut waren Teil des Alltags und machten Engels zu einem Zentrum der deutschen Identität und Bildung im Russischen Reich. 1931 wurde die Stadt zu Ehren von Friedrich Engels umbenannt.

Die Wolgadeutschen trugen nicht nur zur Landwirtschaft bei, sondern schufen auch eine eigene deutsche Gemeinschaft, die ihre Traditionen und Werte pflegte. Doch nach den schrecklichen Deportationen 1941 – und dem damit verbundenen tragischen Schicksal dieser Bevölkerungsgruppe – verloren ihre kulturellen Lebensspuren ihre Sichtbarkeit, wodurch die deutsche Identität zunehmend in den Hintergrund trat.

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Neue Erkenntnisse über den wolhyniendeutschen Pfarrer Reinhold R. Henke

(Dokument des Monats)

Pfarrer Reinhold Rudolf (auch: Reinhold R.) Henke (1893–1961) gehörte zu den bekanntesten und markantesten Persönlichkeiten der Wolhyniendeutschen. Von 1923 bis 1924 wirkte er als Hilfsprediger in Pabianice und von 1924 bis 1940 als Pfarrer in Rozyszsze, im polnischen Wolhynien (heute Stadt Roschyschtsche in der Ukraine). Infolge des Hitler-Stalin-Pakts besetzte die Sowjetunion 1939 das Gebiet. Nach der erzwungenen Umsiedlung 1940 in den Warthegau amtierte Henke bis 1945 als Pfarrer und Superintendent in Leslau (Włocławek im heutigen Polen).

Bild: Reinhold Rudolf Henke als Student in Dorpat, 1913 @ Estnisches Nationalarchiv, Tartu.

Nach der Flucht von 1945 bis 1947 war er Oberpfarrer in Allstedt (Thüringen) und schließlich bis zu seinem Ruhestand 1960 als Pfarrer und Superintendent (ab 1951) in Droyßig, Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt tätig.

Dank der im BKDR aufbewahrten Unterlagen, die aus verschiedenen Archiven stammen, konnten wir neue Erkenntnisse über den Bildungsweg sowie die seelsorglichen und gesellschaftlichen Tätigkeiten des Pfarrers gewinnen. Während seines Studiums in Dorpat gehörte Reinhold Henke der Studentenverbindung „Teutonia“ an – aus der Zeit seiner Mitgliedschaft stammt der erste Lebenslauf, verfasst im Oktober oder November 1914:

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DAS GEBET im Leben der Russlanddeutschen

Vom 22. September bis zum 20. Oktober 2024 wurde im Kloster Benediktbeuern die Ausstellung „DAS GEBET im Leben der Russlanddeutschen“ präsentiert. Hierbei handelt es sich um ein Kooperationsprojekt zwischen dem Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) und Irma Streck.

Unseren Videobeitrag zur Ausstellung finden Sie auf unserem YouTube-Kanal unter dem nachfolgenden Link – vergessen Sie nicht uns zu abonnieren:

Zur Ausstellung:

Mehr 2,5 Millionen Deutsche aus der ehem. Sowjetunion bringen ein facettenreiches religiöses Leben und eine faszinierende und zugleich tragische Geschichte mit sich. Der Glaube und damit verbunden das Gebet standen im Leben der Russlanddeutschen stets im Mittelpunkt und gaben ihnen die notwendige Kraft und das Vertrauen. Auch heute, in Zeiten großer Herausforderungen, können Menschen durch den Glauben, das Innehalten und Gebet Trost, Ermutigung und Kraft schöpfen.

Dies möchten wir anhand von 14 wundervollen Kunstwerken von Irma Streck zum Gebet des Vaterunsers, die ein „Bindeglied des Glaubens“ zwischen den Konfessionen darstellen, sowie 12 detailreichen und ansehnlichen Schautafeln zum Thema „Einblicke in das religiöse Leben der Russlanddeutschen“ für die breite Öffentlichkeit erfahrbar machen.

Sollten Sie Interesse an der Präsentation der Ausstellung bei Ihnen vor Ort haben, so setzen Sie sich gerne mit uns in Verbindung!

Statistik des Monats „November 2024“

Nachdem wir im vergangenen Monat die „Kontakthäufigkeit im Freundeskreis mit Menschen der eigenen Herkunft 2020 (nach Migrationshintergrund)“ skizziert haben, möchten wir Ihnen in diesem Monat die „Qualität von interethnischen Freundschaften 2020 (nach Migrationshintergrund)“ präsentieren.

Aufgrund der großen Bedeutung von Freundschaften und deren Qualität für Integrationsprozesse wird in diesem Abschnitt noch einmal gesondert auf die Bewertung von interethnischen Freundschaften eingegangen. Dafür werden zwei Aussagen herangezogen, die zum einen das Verständnis, zum anderen die Verlässlichkeit von deutschen Freundinnen und Freunden ohne Migrationshintergrund aus Sicht der Befragten beleuchten.

Dass deutsche Freundinnen und Freunde ohne Migrationshintergrund weniger verlässlich sind als jene mit Zuwanderungsgeschichte, findet nur eine Minderheit aller Befragten mit Migrationserfahrung (Abb. 6.3). (Spät­)Aussiedler stimmen dieser Aussage mit etwa einem Viertel „eher“ oder „voll und ganz“ zu. Bei den anderen Befragten mit Migrationserfahrung trifft dies auf über ein Drittel zu. Zudem lehnen (Spät­)Aussiedler, die nicht aus einem (Nachfolge­)Staat der Sowjetunion stammen, die Aussage entschiedener ab als postsowjetische Zugewanderte. Während Erstere fast zur Hälfte angeben, die Aussage treffe gar nicht zu, ist es bei postsowjetischen Zugewanderten nur ein gutes Drittel.

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„Das Leben war mein Lehrer“ – ein Buch zum 100. Geburtstag des Künstlers Karl Betz

Reihe: Künstlerporträts

Pünktlich zum 100. Geburtstag von Karl Betz war im BKDR Verlag im Juli 2024 ein E-Book von Nina Paulsen erschienen, das sich dem Leben und Werk dieses bekannten russlanddeutschen Künstlers widmet. Seit Kurzem liegt nun auch die Druckfassung vor und kann bei uns bestellt werden.


Karl Betz (1924-2021) wäre am 19. Juli 2024 100 Jahre alt geworden. Er wurde in der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen (ASSRdWD) geboren. Sein Leben und Schicksal ist ebenso ereignis- und erkenntnisreich wie auch kennzeichnend für unzählige ähnliche wolgadeutsche bzw. russlanddeutsche Schicksale und Lebensläufe in der Sowjetunion des 20. Jahrhunderts. Bereits in Kirgisistan begann sich Betz in seiner Freizeit mit Porträtkunst zu beschäftigen – aus Wurzelholz schnitzte er Köpfe bedeutender Musiker, Schriftsteller oder Politiker. Auch in Deutschland ist er seiner Leidenschaft nachgegangen. Nach seiner Pensionierung widmete er sich verstärkt seinen langjährigen Hobbys, der Holzschnitzerei und Malerei. Musik, Bildhauerei und Malerei sind im Herzen von Karl Betz miteinander verwachsen, die eine Kunst nährte die andere.

Bis ins hohe Alter hatte er sich seine unbändige Fantasie bewahrt. Trotz gesundheitlicher Probleme hatte Karl Betz seinen Lebensoptimismus und seinen Schaffenswillen nicht eingebüßt und war stets kreativ und aktiv geblieben – zuletzt vor allem mit Pinsel und Farben. Am 16. September 2021 verstarb Karl Betz in seiner Wahlheimat Königswinter bei Bonn.

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Kalenderblatt des Monats

Beim BKDR-Kalenderblatt des Monats „November 2024“ geht es um den Traktor „Кarlik“ („Zwerg“).

Einer der ersten sowjetischen Traktoren wurde in der ASSRdWD entworfen und hergestellt. Er wurde in Marxstadt produziert und war für die Bewirtschaftung kleiner bäuerlicher Grundstücke gedacht. Die Produktion von Traktoren wurde 1921 durch den Erlass der SNK als eine Angelegenheit von äußerster staatlicher Bedeutung bewilligt. 1922 wurde der Direktor des Balakowo-Werks, Jakob Mamin, auf eine Geschäftsreise nach Deutschland geschickt, um Werkzeugmaschinen zu kaufen. Er gründete das Werk „Wiedergeburt“ auf Grundlage der ehemaligen Werkstätten der Gebrüder Schäffer in der Marxstadt und wurde zum Konstrukteur des ersten Traktors „Gnom“.

1924 entstand aus den Prototypen des unwirtschaftlichen „Gnom“ der einfach zu bedienende und kostengünstige „Zwerg“. Seine Vorteile lagen in der Einfachheit der Konstruktion sowie die Verwendung von extrem günstigem Kraftstoff niedriger Qualität. Insgesamt wurden zwischen 1924 und 1926 etwa 20 Stück produziert. Doch der Erfolg kam für den „Karlik“ zu spät. In der UdSSR begann die Kollektivierung und es bestand Bedarf an einem leistungsfähigeren Traktor. Dennoch legte der “Karlik“ den Grundstein für den sowjetischen Traktorenbau. Die Modelle des „Zwerges“ befinden sich heute auf dem Werksgelände und im Heimatmuseum in der Stadt Marx.

Die Kalenderblätter stehen Ihnen nachstehend als Download zur Verfügung:

„Kulturerbe der Wolgadeutschen in Argentinien“ in Berlin

Gerne machen wir auf die Eröffnung der Ausstellung „Kulturerbe der Wolgadeutschen in Argentinien“ in Berlin am 18. November 2024 um 18 Uhr in der Aussiedlerberatungsstelle des Bezirks Berlin-Reinickendorf (Auguste-Viktoria-Allee 50a, 13403 Berlin-Reinickendorf) aufmerksam.

Sowohl unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Prof. Dr. Olga Litzenberger als auch Prof. Dr. Sergey Terekhin waren maßgeblich an der Fertigstellung der Ausstellung sowie der entsprechenden Studie beteiligt. Entstanden die Ausstellungsbanner sowie das Werk im Auftrag der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland. Das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) steuerte als Kooperationspartner fundierte Inhalte sowie hochwertiges Bildmaterial bei und sorgte für eine ansprechende Gestaltung der Produkte. Prof. Dr. Sergey Terekhin wird kommenden Montag persönlich vor Ort sein, um mit Ihnen ins Gespräch zu kommen.