Akademische Viertelstunde mit Emma Rische: „Detaillierte Einblicke in die Arbeit des Altaier Senders Barnaul“

Emma Rische ist ehemalige Radio- und Fernsehjournalistin, Dozentin für deutsche Sprache und Autorin. In ihrem Beitrag zum Thema „Detaillierte Einblicke in die Arbeit des Altaier Senders Barnaul“ spricht sie über die Geschichte und den Werdegang des Senders und damit verbunden ebenfalls über zahlreiche Begegnungen mit vielen interessanten Persönlichkeiten wie bspw. Nora Pfeffer und Viktor Schnittke, um nur einige zu nennen.

Mit der Zeit wurden Tabuthemen abgelegt und die Sendung offener gestaltet. Der erste ausländische Journalist, der die Region Altai besuchte und darüber berichtete, war der ehemalige Moskauer ARD-Hörfunkkorrespondent Johannes Grotzky im März 1986. Er war auch derjenige, der später ein Liveinterview des WDR-Korrespondenten Manfred Edenberger mit Emma Rische organisierte. Die Fragen kamen aus Köln, die Antworten aus dem sechs Flugstunden entfernten Barnaul – so etwas kannte der Sender vorher noch nicht.

Wochenblatt

Das erste nationale Presseorgan nach dem Sturz der Monarchie in Russland 1917

Titelbild des „Wochenblattes“ (Odessa), Nr. 15 vom 29. Juli 1917 @ Bundesarchiv, Berlin

Im Jahr 1917 fanden tiefgreifende Umbrüche im Verlauf der russischen Geschichte statt: Zunächst die bürgerliche Februarrevolution. Einige Monate später der sog. „Oktoberumsturz“ und die bolschewistische Machtergreifung. Diese gesellschaftspolitischen Umwälzungen ergriffen auch deutsche Siedlerkolonisten. Sie begannen, sich zu organisieren und ihre Gleichberechtigung einzufordern.

Die wachsende politische Mobilisierung dieser Zeit lässt sich, ähnlich wie am Beispiel zahlreicher Völker des einstigen Russischen Reiches, am Entstehen zahlreicher nationaler Vereine und Verbände, an der Entfaltung nationaler Presse beobachten. Eines der ersten solcher Presseorgane war das wöchentlich erscheinende „Wochenblatt“ als Sprachrohr des „Zentralkomitees des Südrussischen Gebietsverbandes des Allrussischen Verbandes der Deutschrussen und Mennoniten“ [Южно- Русский Центральный Комитет Всероссийского Союза русских немцев и меннонитов].

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Archivrecherchen in Stuttgart

Am 9. und 10. Dezember 2024 hielt sich unser wissenschaftlicher Mitarbeiter Dr. Viktor Krieger in Stuttgart auf, wo er im Archiv der Evangelischen Landeskirche Württemberg recherchierte.

In erster Linie ging es um Unterlagen der einstigen Pastoren aus den Reihen der deutschen Siedler im Russischen Reich und Absolventen der Universität Dorpat, die nach 1945 ihren seelsorglichen Dienst in der Württembergischen Evangelischen Landeskirche fortsetzten. Unter anderem handelte es sich um solche bekannten Pfarrer wie Heinrich Roemmich (Pfarrer der Landeskirche in den Jahren 1946‒1954), Johann Föll (1950‒1956) und Jakob Rivinius (1946‒1954).

Die kirchlichen Akten enthalten nicht nur neue Einzelheiten über ihr familiäres Umfeld und ihre beruflichen Werdegänge, sondern auch über gemeindliche und gesellschaftliche Aktivitäten dieser in breiten Kreisen der Landsleute hochgeachteten Personen. Aufschlussreich sind hierbei unter anderem Berichte und Stellungnahmen zu ihren eigenen pfarramtlichen Handlungen sowie zur geistigen Positionierung während der NS-Zeit.

Die gewonnenen Einsichten werden in Publikationen verschiedenster Art, so bspw. in Onlinepräsentationen, Zeitschriftenbeiträgen, Quelleneditionen oder ebenfalls in Lexika dem geneigten Publikum im Laufe der Zeit vorgestellt.

„100 Jahre seit der Ausrufung der Wolgadeutschen Sowjetrepublik“

Die Fachtagung „100 Jahre seit der Ausrufung der Wolgadeutschen Sowjetrepublik“, die vom 13. bis 15. Dezember 2024 in der Bildungs- und Begegnungsstätte Der Heiligenhof – Alles Leben ist Begegnung in Bad Kissingen stattfand, beleuchtete verschiedene historische, kulturelle, religiöse, wirtschaftliche, kulinarische und gesellschaftliche Aspekte der Wolgadeutschen. Gleichzeitig sollten in den Podiumsdiskussionen unter anderem verschiedene Potentiale herausgearbeitet werden, um die Geschichte und Kultur der Deutschen aus dem postsowjetischen Raum noch stärker in die Wahrnehmung der Gesamtgesellschaft zu rücken.

Darüber hinaus bestand für geladene Partner, darunter das Haus der Heimat Nürnberg, Haus des Deutschen Ostens (HDO), der Historische Forschungsverein der Deutschen aus Osteuropa (HFDO), die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (Landes- und Bundesebene; LmDR e.V.), der Literaturkreis der Deutschen aus Russland, die Landsmannschaft der Wolgadeutschen sowie die Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland, die Möglichkeit zur Teilnahme an einer Info-Börse und damit verbunden die Selbstpräsentation unterschiedlicher Institutionen und Vereine, um der breiten Öffentlichkeit die eigenen Projekte und Wirkungsfelder vorzustellen und näherbringen zu können, jedoch gleichzeitig mit möglichen Kooperationspartnern über zukünftige Vorhaben zu sprechen und einen Informationsaustausch zu betreiben.

Die Fachtagung wurde vom Heiligenhof veranstaltet in produktiver und ergebnisorientierter Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) und stand unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder.

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2. Tag der Fachtagung „100 Jahre seit der Ausrufung der Wolgadeutschen Sowjetrepublik“

Am 2. Tag der laufenden Fachtagung zum Thema „100 Jahre seit der Ausrufung der Wolgadeutschen Sowjetrepublik“ ging es mit zahlreichen hochkarätigen Vorträgen etablierter Wissenschaftler und erkenntnisreichen Podiumsdiskussionen mit diversen Experten weiter.

Zum Abschluss des vorletzten Kongresstages gab es ein tolles Konzert der klassischen Musik sowie einige Stücke passend zur Vorweihnachtszeit von der sehr talentierten Maria Vollmer in Klavierbegleitung ihrer Mutter Olga Vollmer.

Nachstehend einige Eindrücke des heutigen Tages – ein ausführlicher Bericht folgt in den kommenden Tagen.

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Fachtagung „100 Jahre seit der Ausrufung der Wolgadeutschen Sowjetrepublik“

Am Freitag war der Beginn der bis einschließlich Sonntag stattfindenden dreitägigen Fachtagung im Der Heiligenhof – Alles Leben ist Begegnung in Bad Kissingen, die an das 100-jährige Jubiläum der Ausrufung der Wolgadeutschen Sowjetrepublik erinnert.

Die Veranstaltung wird unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder durchgeführt. Veranstalter der Fachtagung ist die Bildungs- und Begegnungsstätte „Der Heiligenhof“ in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR).

Der erste Tagungstag begann mit einer Info-Börse und der Präsentation verschiedener Ausstellungen. Unterschiedliche Institutionen und Vereine wirkten proaktiv unter anderem mit Informations- und Bücherständen mit, um auf diese Weise der breiten Öffentlichkeit die eigenen Projekte und Wirkungsfelder vorzustellen und näherzubringen. Am Abend erfolgte die offizielle Begrüßung und damit verbunden eine Einführung in die Seminarthematik durch Philipp Dippl (Heiligenhof) und Waldemar Eisenbraun (BKDR).

Im Anschluss daran erwartete die zahlreichen Teilnehmer mit dem Theaterstück „Die Kist‘ von der Wolga“ ein absolutes Highlight, das von Maria und Peter Warkentin vom Russlanddeutschen Theater Niederstetten aufgeführt wurde. Die weit mehr als 100 Gäste wurden auf eine aufschlussreiche und zugleich äußerst tragische Reise in die Vergangenheit über die autonome Wolgadeutsche Sowjetrepublik mitgenommen, die exemplarisch für das Schicksal aller Deutschen aus dem postsowjetischen Raum steht.

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Landsleute aus Ingolstadt (mit Nikolaus und Christkind) zu Besuch beim BKDR

Auf Initiative von Ida Haag, Vorsitzende der LmDR-Ortsgruppe Ingolstadt, besuchte eine interessierte und motivierte Gruppe das BKDR. Nach der Stadtführung „Russlanddeutsche Spuren in Nürnberg“ fand eine Vorstellungsrunde mit vielen persönlichen und emotionalen Momenten statt. Waldemar Eisenbraun, Leiter des BKDR, ging auf die Entstehungsgeschichte der Kultureinrichtung ein, präsentierte die vielfältigen Ergebnisse unserer Arbeit und zeigte vielversprechende Perspektiven auf.

Nach einigen stimmungsvollen Weihnachtsliedern wurden die Gäste vom gutgelaunten Nikolaus in Begleitung des großzügigen Christkindes überrascht. Es war eine tolle Atmosphäre mit Gedichten, Liedern und Erzählungen.

Unter einigen Weihnachtsbäumen werden sich Bücher aus dem BKDR-Verlag wiederfinden.

Unser besonderer Dank gilt Ida Haag, Simona Rottenkolber, Dr. Johannes Hörner sowie Alexander Hahn.

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BKDR-Bildungsreihe „Deutsche Siedlungen im Porträt“: Nischnjaja Dobrinka

Kaum ein anderer Ort in Russland blickt auf eine so lange deutsche Geschichte zurück wie Nischnjaja Dobrinka. Das Dorf in der Region Wolgograd war 1764 die erste Kolonie der Wolgadeutschen. Doch die Zeiten, in denen hier Deutsch gesprochen wurde, gehören längst der Vergangenheit an. Zum Videobeitrag im Rahmen der BKDR-Bildungsreihe „Deutsche Siedlungen im Porträt“ gelangen Sie auf unserem YouTube-Kanal:

Den Beitrag auf Englisch finden Sie HIER!
Den Beitrag auf Russisch finden Sie HIER!

Der Boden der Steppe war für die ersten deutschen Siedler alles andere als ertragreich, was den Ackerbau erschwerte. Es dauerte mehr als ein Jahrzehnt, bis fruchtbare Gärten angelegt werden konnten und das Land sich allmählich entwickelte. Die Hochblüte der Kolonie erreichte ihren Höhepunkt Ende des 19. Jahrhunderts, als mehr als 18 Produktionsbetriebe entstanden. Vor der Deportation der Wolgadeutschen soll das Dorf förmlich in Flieder getaucht gewesen sein. 1941 wurden die deutschen Einwohner auf Anordnung der sowjetischen Behörden zwangsweise umgesiedelt.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit dem Videobeitrag – abonnieren Sie gerne unseren YouTube-Kanal!

Herold Belger: Buchpräsentation und Verleihung des 2. Nora-Pfeffer-Literaturpreises

Am 6. Dezember 2024 fand in Nürnberg im Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) eine besondere Veranstaltung statt, die sowohl die Buchpräsentation von „Herold Belger. Drei Saiten meiner Seele, drei Kreise meines Lebens“ als auch die Verleihung des 2. Nora-Pfeffer-Literaturpreises vereinte. Im Rahmen des Literaturabends wurde das Leben und Werk des deutsch-kasachischen Schriftstellers Herold Belger gewürdigt, dessen 90. Geburtstag am 28. Oktober 2024 gefeiert worden wäre. Das Buch, verfasst von Nina Paulsen, beleuchtet die äußerst facettenreiche Biografie Belgers, der sich selbst als „Zögling dreier Staaten – Russlands, Kasachstans und Deutschlands“ bezeichnete und tiefgreifende Spuren in der Literaturgeschichte Kasachstans hinterließ.

Der Abend begann mit einem Vortrag seitens Nina Paulsen, die Einblicke in das Leben und die literarische Bedeutung von Herold Belger gab. Gleichzeitig nahm sie die Bekanntgabe der Veröffentlichung des Werkes „Herold Belger. Drei Saiten meiner Seele, drei Kreise meines Lebens“ vor. Im Anschluss fand die feierliche Preisverleihung an die Gewinnerinnen des 2. Nora-Pfeffer-Literaturwettbewerbs statt. Ausgezeichnet wurden hierbei Julia Alina Kessel in der Kategorie Prosa, Regina Sidonie Schill in der Kategorie Essay/Publizistik und Lorena Pircher in der Kategorie Lyrik.

Preisträgerinnen, Regina Sidonie Schill (2. von l.), Lorena Pircher (Mitte) und Julia Alina Kessel (2. von r.), mit den Vertretern des Jury Eleonora Hummel und Artur Rosenstern

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Kalenderblatt des Monats

Beim BKDR-Kalenderblatt des Monats „Dezember 2024“ geht es um den Themenbereich „Religion und Kirche“.

Die antireligiöse Politik der Sowjetmacht verfolgte das Ziel, die offiziellen kirchlichen Strukturen zu spalten. Die Gründung der Arbeitskommune und später der Republik der Wolgadeutschen führte zur Erklärung der Unabhängigkeit der Wolgagemeinden von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Russlands, entsprechend dem neuen Status des Gebiets der Wolgadeutschen. Die Leitung der Römisch-katholischen Diözese war gezwungen, von Saratow nach Odessa zu fliehen. Die Umsetzung der antireligiösen Maßnahmen führte zu einem starken Rückgang der Zahl der deutschen Priester, die sich bis Mitte der 1920er Jahre um die Hälfte verringerte. Eine Welle von gefälschten Gruppenprozessen gegen deutsche Geistliche fegte 1926-1928 durch die Wolgasiedlungen. Die religiöse Verfolgung in Russland rief Proteste von kirchlichen Organisationen in der ganzen Welt hervor. Nach 1929 wurde die Schließung von Kirchen weit verbreitet. Vielerorts wurden die Kirchen zu Lagerhallen und Garagen umgebaut oder einfach abgerissen, da sie den Anforderungen der sozialistischen Architektur nicht entsprachen. Die gewaltsame Schließung von Kirchen führte mancherorts zu Widerstand von Gläubigen, am stärksten in Marxstadt.

Die Kalenderblätter stehen Ihnen nachstehend als Download zur Verfügung:

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