Statistik des Monats „Juni 2025“

Nachdem wir im vergangenen Monat das „Vertrauen in politische Institutionen 2020 (nach Migrationshintergrund)“ erörtert haben, gehen wir in diesem Monat auf das „Vertrauen in Parteien und die Politik 2020 (nach Migrationshintergrund)“ ein.

Im Vergleich zum Vertrauen in die genannten politischen Institutionen und in „die Politik“ insgesamt ist das Vertrauen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen gegenüber Parteien insgesamt geringer. Hier liegt der Anteil der (Spät-)Aussiedler, die den politischen Parteien „eher“ bzw. „voll und ganz“ vertrauen, wie bei den meisten anderen Vertrauensfragen mit 45 Prozent zwar zwischen den beiden anderen Gruppen, er unterscheidet sich jedoch kaum von dem der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund (Abb. 8.2). Die Unterschiede zur übrigen Bevölkerung mit Migrationserfahrung sind hingegen beträchtlich. In dieser Gruppe vertraut eine Mehrheit von über 60 Prozent den Parteien in Deutschland „eher“ oder „voll und ganz“.

In Bezug auf das allgemeine Vertrauen in die Politik ergibt sich ein fast identisches Bild, jedoch mit dem Unterschied, dass das Vertrauen jeweils zwischen knapp 10 und 15 Prozent höher ist als dasjenige in die Parteien. Während 59 Prozent der Befragten mit (Spät-)Aussiedlerstatus und 57 Prozent der Deutschen ohne Zuwanderungsgeschichte der Politik „eher“ oder „voll und ganz“ vertrauen, sind es bei der Bevölkerung mit Migrationserfahrung sogar über 70 Prozent. Ähnlich wie beim Vertrauen in die repräsentativen Institutionen des deutschen Staates hat das Vertrauen in die Parteien und in die Politik nach Inkrafttreten der Infektionsschutzmaßnahmen im Zuge des Umgangs mit der ersten Welle der Corona-Pandemie 2020 zugenommen.

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Selektive Erinnerung

Am 5. Mai 2015, anlässlich des 70. Jahrestages der Nürnberger Prozesse, stiftete der Generalstaatsanwalt der Russischen Föderation eine Auszeichnung: die Rudenko-Medaille.

Rudenko-Medaillie, 2015 © Karagodin-Seite (HIER)

Sie wurde zu Ehren von Roman Rudenko (1907–1981), dem sowjetischen Chefankläger bei den Nürnberger Prozessen gegen die nationalsozialistischen Hauptkriegsverbrecher, geschaffen. Zugleich dient sie dazu, Mitarbeiter der Organe und Institutionen der Staatsanwaltschaft der Russischen Föderation für besondere Verdienste beim Schutz der Rechte und Freiheiten der Bürger sowie der Interessen von Staat und Gesellschaft auszuzeichnen.

Rudenko war über viele Jahre Generalstaatsanwalt der UdSSR (1953–1981), starb hochgeehrt und erhielt ein Staatsbegräbnis sowie ein Ehrengrab in Moskau. Er wurde Namensgeber verschiedener Organisationen und Stipendien; im Jahr 2015 würdigte ihn die russische Post mit einer Sonderbriefmarke.

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Kamenka: Ein Spiegelbild des tragischen Schicksals der Deutschen in Kasachstan

Heute präsentiert Ihnen das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) einen weiteren Dokumentarfilm aus der Kasachstanreihe mit dem Titel „Kamenka: Ein Spiegelbild des tragischen Schicksals der Deutschen in Kasachstan“.

Für die Bewohner des Dorfes Kamenka im Bezirk Astrachan, Region Akmola, dem ehemaligen 10. Komplex des KarLag, ist die Zeit der späten 1930er Jahre die Zeit der ethnischen Unterdrückung ihrer Väter, Mütter, Großeltern, des Hungers und der Aufsichtskommandanturen. Die Geschichte des Dorfes ist ein Spiegelbild des tragischen Schicksals vieler ethnischer Gruppen, die in den 1930er und 1940er Jahren in der Kasachischen SSR zwangsumgesiedelt wurden.

Autorin des Films: Marina Angaldt
Sprecher: Mikhail Volkov
Musikkompositionen: Irina Vidner.

Wir bedanken uns für die Unterstützung der Kasachischen Gesellschaft der Deutschen „Wiedergeburt“ und insbesondere bei Dmitry Redler. Der Film wurde mit Unterstützung des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland (BKDR) produziert.

„Tage der Verbundenheit“ in Bayreuth

Alle zwei Jahre lädt die Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland zu den „Tagen der Verbundenheit“ ein. In vielfältigen Veranstaltungsformaten werden dabei Themen behandelt, die im Zusammenhang mit deutschen Minderheiten und deutschsprachigen Gemeinschaften weltweit stehen. Vom 27. Juni bis 7. Juli 2025 haben Sie die Möglichkeit, an spannenden Veranstaltungen zu einer Vielzahl relevanter Themen teilzunehmen.

Heuer ist das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) am 30. Juni 2025 erneut im Rahmen des vielfältigen Programms vertreten und wirkt aktiv an Diskussionen und Veranstaltungen mit:

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Autorin Gisela Rasper stellte ihr Buch „Reise nach Helenendorf“ in Nürnberg vor

Gestern, am 25. Juni, fand in den Räumen des BKDR eine Lesung mit Gisela Rasper statt. Die Autorin präsentierte gemeinsam mit ihrem Sohn, dem Autor und Journalisten Martin Rasper, ihr Buch „Reise nach Helenendorf“, in dem sie auf eine sehr authentische und zugleich anschauliche Weise die Ausreise einer der ersten schwäbischen Auswanderergruppen in den Kaukasus in der Zeit um 1817-1819 schildert.

Gisela Rasper und Martin Rasper eröffnen die Lesung (c) BKDR.

Gisela Rasper berichtete als Erstes von der Ausgangsituation und Motivation der ersten deutschen Auswanderer in den Kaukasus. Nach den napoleonischen Kriegen, aufgrund einer Klimakatastrophe, der daraus resultierenden schlechten Ernten und der Hungersnot sowie der despotischen Herrschaft der damaligen württembergischen Könige machten sich 1.300 Familien aus ganz Württemberg in den Kaukasus auf, um dort eine völlig neue Existenz aufzubauen. Diese Familien folgend einer Einladung des russischen Zaren, der ein großes Interesse hatte, die kurz zuvor eroberten Gebiete im Süden des Reiches neu bzw. dichter zu besiedeln. Die deutschen Kaukasuspioniere bestanden mehrheitlich aus Pietisten und Chiliasten, die nicht ausschließlich die äußerst ungünstigen Lebensbedingungen in Württemberg hinter sich lassen wollten, sondern fest davon überzeugt waren, dass im Jahre 1836 die Welt untergehen würde. Einer Prophezeiung zufolge sollte Christus in der Nähe des Berges Ararat wiederkommen. Die Umsiedler wollen ihn als Erste „begrüßen“.

Das Buch „Reise nach Helenendorf“ ist reich an hochinteressanten Details und ist bildhaft geschrieben, sodass sich die Lesenden erstaunlich leicht in die Zeit der Schwaben-Auswanderung versetzen und die ersten Ausreiseformationen die Donau hinunter mitbegleiten kann. Nach und während der Lesung entstand eine lebehafte Diskussion mit der Autorin und ihrem Sohn, der die Lesung mitmoderierte. Der Leiter des Kulturzentrums, Waldemar Eisenbraun, übergab der Autorin nach der Lesung das Kinderbuch „Von der Donau an die Wolga“, das im Jahre 2024 im BKDR Verlag erschienen ist und die Auswanderungsgeschichte der Deutschen an die Wolga thematisiert.

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BKDR mit Kulturbeiträgen in Helenendorf und Annefeld (Aserbaidschan)

Helenendorf und Annefeld waren deutsche Kolonien in Aserbaidschan. Helenendorf, heute Göygöl, wurde 1819 gegründet, während Annenfeld, heute Şəmkir, etwa 40 km entfernt entstand. Beide Siedlungen wurden von schwäbischen Auswanderern aus dem Königreich Württemberg gegründet, die auf Einladung des russischen Zaren Alexander I. kamen.

Helenendorf (Göygöl):

Wurde 1819 von 194 schwäbischen Familien gegründet.
War die größte deutsche Siedlung in Aserbaidschan.
Verfügte über eine evangelisch-lutherische Kirche, die 1854-1857 erbaut wurde.
Spielte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Infrastruktur in Aserbaidschan im 19. Jahrhundert, darunter der Bau von Schulen, Kirchen und Weinfabriken.
Verfügte über eine lebendige deutsche Gemeinschaft mit Fußballmannschaften, einer deutschen Zeitung, einer Schule, einer Kirche, einem Jägerverein, einer Theatergruppe und einem Stadtpark.

Annenfeld (Şəmkir):

Wurde etwa 40 km von Helenendorf entfernt gegründet.
Zu Ehren von Großherzogin Anna Pawlowna, Königin der Niederlande, benannt.
Ebenso wie Helenendorf entwickelte sich Annenfeld zu einer wohlhabenden deutschen Siedlung.
Eine evangelisch-lutherische Kirche wurde 1909 gebaut.
Beide Siedlungen hatten eine wichtige kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung für die Region und trugen zur Entwicklung der Infrastruktur und des kulturellen Lebens in Aserbaidschan bei.

Im Rahmen der Deutsch-Aserbaidschanischen Freundschafswochen besuchten interessierte Gruppen u. a. die beiden Kirchen vor Ort. Ida Haag und Alexander Hahn aus Ingolstadt bildeten das kulturelle Programm und überzeugten das große Publikum durch Ihr Können.

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BKDR bei der internationalen wissenschaftlichen Konferenz in Baku (Aserbaidschan)

Im Rahmen der Aserbaischanisch-Deutschen Freundschaftswochen fand in der Hauptstadt Baku eine internationale wissenschaftliche Konferenz statt. Der Veranstaltungsort war das Nationalmuseum für aserbaidschanische Geschichte.

Frau Dr. Litzenberger, wissenschaftliche Mitarbeiterin des BKDR, referierte über ein aktuelles Projekt, das in Kooperation mit dem Martin-Luther-Bund umgesetzt wird.

Prof. Oskar Walter aus Ingolstadt begleitete die Konferenz als Co-Moderator.

Für die Einladung danken wir der Deutsch-Aserbaidschanischen Gesellschaft (e.V.) in Person des Vorsitzenden Prof. Dr. Tschingis Abdullayev.

Nachstehend einige weitere Eindrücke der Konferenz.

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Ortslexikon der Kaukasiendeutschen, Bd. 1: „ABCHASIEN“, erschienen

Die Reihe „Historisches Ortslexikon der Kaukasiendeutschen“ beginnt der BKDR Verlag mit dem Band über die Abchasiendeutsche (Bd. 1). Die Deutschen in Abchasien durchlebten vor ihrer Umsiedlung in den Bezirk Suchum völlig unterschiedliche kollektive Schicksale. Die einen, aus Schwaben stammend, suchten hier nach einem Ort der Rettung vor dem nahenden Ende der Welt, gründeten die erste Kolonie Neu-Kannstatt – und scheiterten. Die anderen hofften auf ein besseres Leben und ließen österreichische Dörfer, ukrainische Zuckerfabriken oder die Wolga-Steppen hinter sich. Sie alle brachten ihre eigenen Bräuche und Traditionen in den Kaukasus, je nach ihrer Herkunftsregion. Als sie hier eine neue Heimat fanden und die Kolonien Gnadenberg und Neudorf gründeten, zeigten sie das gemeinsame Bestreben, die deutsche sprachliche, konfessionelle und kulturelle Identität zu bewahren. Trotz der unterschiedlichen Herkunft kann man von der Bildung einer separaten Untergruppe der Kaukasiendeutschen sprechen – und zwar von „Abchasiendeutschen“. Gibt es sie noch?…

Die Autorin:

Historikerin, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, ehemalige Hochschuldozentin Olga Litzenberger, wurde in der Stadt Saratow (Russland) in einer deutschen Familie geboren. Sie studierte Geschichte an der Staatlichen Universität Saratow, Jura an der Wolga-Akademie für öffentliche Verwaltung sowie Philosophie an der Universität Köln. Sie promovierte mit einer Arbeit zum Thema „Die Evangelisch-Lutherische Kirche und die Sowjetmacht“ und habilitierte zum Thema „Die Römisch-Katholische und Evangelisch-Lutherische Kirche in Russland: eine vergleichende Analyse der Wechselbeziehungen zu Staat und Gesellschaft“ (18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts)“. Olga Litzenberger arbeitete mehrere Jahre als Hochschuldozentin, Professorin und Prorektorin in Saratow. Im Jahr 2017 siedelte sie nach Deutschland über. Seit 2019 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) in Nürnberg angestellt. Mehr dazu siehe www.bkdr.de

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Neuer Videobeitrag: „Deutsche Siedlungen im Porträt – Suchum (Abchasien)“

Im Rahmen unserer BKDR-Bildungsreihe „Deutsche Siedlungen im Porträt“, bei der qualitative Videobeiträge von früheren deutschen Siedlungen auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion vorgestellt werden, möchten wir Ihnen heute einen weiteren Beitrag zu Suchum vorstellen:

Suchum (Sukhumi), die heutige Hauptstadt der Republik Abchasien am Schwarzen Meer, spielte im 19. Jahrhundert auch eine Rolle in der Geschichte der Russlanddeutschen. Während der Zeit des Russischen Zarenreichs ließen sich deutsche Siedler auch in Transkaukasien nieder, darunter auch in Gebiete um Suchum. Diese Siedler brachten ihr handwerkliches Können, ihre Landwirtschaft und ihre Kultur mit und prägten lokale Gemeinden mit.

In der Nähe von Suchum entstanden kleinere deutsche Kolonien, in denen die deutsche Sprache, der westliche Glaube und traditionelle Bräuche gepflegt wurden. Auch wenn viele Deutsche durch die politischen Umbrüche des 20. Jahrhunderts vertrieben oder deportiert wurden, erinnern noch heute Spuren an ihren Beitrag zur Entwicklung der Region.

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Die Deutschen des Gouvernements Samara: Aktenverzeichnis des Zentralen Staatlichen Archivs des Gebiets Samara ist erschienen

(unter anderem mit 170 Kirchenbüchern aus über 20 ehemaligen katholischen Gemeinden der Wolgaregion)

Der BKDR Verlag gab vor Kurzem in Zusammenarbeit mit Historikern und Archivaren ein Aktenverzeichnis des Zentralen Staatlichen Archivs des Gebiets Samara heraus. Das Verzeichnis enthält Informationen über die deutsche Bevölkerung der Region aus den Jahren zwischen 1772 und 1923 in russischer Sprache (das Vorwort ist zweisprachig: Russisch und Deutsch). Die Arbeit an dem Nachschlagewerk dauerte mehrere Jahre. Die überwiegende Mehrheit der Akten – insgesamt 3058 aus 54 Beständen – bietet Informationen aus dem Zeitraum von 1848 bis 1923. Für Menschen, die sich mit ihrer Familiengeschichte sowie Stammbäumen befassen, werden vor allem die mehr als 170 Kirchenbücher aus über 20 ehemals katholischen Gemeinden der Wolgaregion und die wertvollen Unterlagen zu den 9. und 10. Revisionen (1850/1851 und 1857/1858) der deutschen Siedlungen von größtem Interesse sein. Die einzelnen Akteneintragungen enthalten jeweils Angaben zu Personen sowie zum Ort, aus dem sie stammen. Das Verzeichnis soll darüber hinaus Forscherinnen und Forschern zur Orientierung dienen und ihnen helfen, die erforderlichen Informationen aus dem Archiv des Gebiets Samara schnell zu finden.

Herausgeberin des Bandes ist Dr. Olga Litzenberger, Historikerin, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, ehemalige Hochschuldozentin, geb. in der Stadt Saratow (Russland) in einer deutschen Familie. Sie studierte Geschichte an der Staatlichen Universität Saratow, Jura an der Wolga-Akademie für öffentliche Verwaltung und Philosophie an der Universität Köln. Sie promovierte mit einer Arbeit zum Thema „Die Evangelisch-Lutherische Kirche und die Sowjetmacht“ und habilitierte zum Thema „Die Römisch-Katholische und Evangelisch-Lutherische Kirche in Russland: eine vergleichende Analyse der Wechselbeziehungen zu Staat und Gesellschaft“ (18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts)“.

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