Anklageschrift gegen deutsche Dissidenten in Nowosibirsk (1982)
(Dokument des Monats)
Russlanddeutsche Intellektuelle aus Geistes-, Sozial-, Natur-, Medizin- und technischen Wissenschaften begannen ab Ende der Siebzigerjahre, sich verstärkt für die Belange ihrer eigenen Minderheit in der Sowjetunion einzusetzen. Weit über die Grenzen des Landes hinaus wurden die bürgerrechtlichen Aktivitäten einer Dissidentengruppe aus dem Umfeld des Akademikerzentrums im sibirischen Nowosibirsk bekannt. Am 10. Februar 1983 erklärte das Nowosibirsker Gebietsgericht Konstantin Asmus, Viktor Axt, Wjatscheslaw Maier und Christian Ramchen (Reimchen) für schuldig, ein Buch über die Geschichte und Gegenwart der Deutschen in der UdSSR mit „vorsätzlich unwahren Aussagen“ geschrieben und unter ihren Landsleuten verbreitet zu haben. Ferner hätten sie den Versuch unternommen, zahlreiche „verleumderische“ Petitionen an verschiedene Institutionen der Sowjetunion zu entsenden. Besonders erbost zeigten sich die Richter über den „Offenen Brief an die Wissenschaftler der Sowjetunion. Gewidemt der Wiedergeburt der deutschen Nation in der UdSSR“.



Bild: (V. l. n. r.) Konstantin Asmus, Viktor Axt und Wjatscheslaw Maier.
Asmus und Axt waren Mitarbeiter an Instituten der Akademie der Wissenschaft, Maier studierte Soziologe und führte zahlreiche Befragungen durch, Reimchen war Abteilungsleiter eines Forschungsinstituts. Für ihre Aktivitäten wurden sie zu zweieinhalb Jahren Zwangsarbeit ohne Überführung ins Straflager verurteilt.
Weiterlesen