Der Friedensnobelpreisträger Andrei Sacharow und die Russlanddeutschen
Die Erforschung der Geschichte des nonkonformistischen Denkens und oppositioneller Bewegungen, des gewaltlosen Widerstandes im sowjetischen Unrechtsstaat ist und bleibt ein wichtiges Anliegen des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland (BKDR). Dazu gehören unter anderem das Sammeln, Aufbewahren, die öffentliche Zugänglichmachung und Präsentation von Dokumenten verschiedener Art, sei es behördlicher oder privater Natur, die den friedlichen Kampf der Sowjet- bzw. Russlanddeutschen um ihre Bürgerrechte in der UdSSR anschaulich machen. Es sind Briefe und Tagebücher, Appelle und Bittschriften, Erinnerungen und Zeitzeugenberichte, Schriften und Periodika der Untergrundbewegung, audio- und audiovisuelle Zeugnisse und vieles mehr. Vor Kurzem überließ uns Eduard Deibert, ein bekannter Aktivist der Ausreisebewegung der Deutschen in der UdSSR und unermüdlicher Kämpfer um ihre Rechte sowohl in der Sowjetunion als auch in der Bundesrepublik, einen wesentlichen Teil seines umfangreichen Nachlasses. Daraus möchten wir nun einige relevante Dokumente öffentlich präsentieren.
Als Erstes zeigen wir Ihnen ein Bild, auf dem Andrei Sacharow, der weltberühmte Physiker, ehemaliges Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Vorkämpfer für die Menschenrechte und Friedensnobelpreisträger, zusammen mit seiner Frau Jelena Bonner abgelichtet ist. Auf der Rückseite befindet sich Sacharows persönliche Widmung, die an Friedrich Ruppel adressiert ist. Dieses Bild mit der Widmung wird nun zum ersten Mal öffentlich zugänglich gemacht.
Der berühmte Regimekritiker nahm sich immer wieder auch dringender Anliegen der unterdrückten Sowjetdeutschen an und unterstütze sie bei ihren Aktivitäten tatkräftig. Wie z. B. Friedrich Ruppel, der einst prominenter Dissident und Herausgeber des Samisdat-Almanachs mit dem Titel „Re-Patria“ war.
In der ersten Ausgabe des Almanachs veröffentlichte Ruppel einen aufsehenerregenden Brief, in dem er seine kritische Haltung in Bezug auf die in der Sowjetunion herrschende restriktive Ideologie und Politik darlegte und die Motive der Ausreisewilligen nach Deutschland erklärte.
Ergänzend dazu möchten wir auf ein wesentlich bekannteres und bereits oft an anderen Stellen nachgedrucktes Bild verweisen, auf dem Sie den späteren Friedensnobelpreisträger Andrei Sacharow bei der Verabschiedung der Familie Ruppel vor ihrer Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland sehen können.
Auf die vielfältigen Aktivitäten von Friedrich Ruppel werden wir in zukünftigen Beiträgen dieser Rubrik ausführlicher eingehen sowie andere russland- bzw. sowjetdeutsche Dissidenten vorstellen.