Erste russlanddeutsche Akademiker im Zarenreich (Folge 9 und 10)
In den Folgen 9 und 10 des Projektes „Russlanddeutsche Akademiker im Zarenreich“ geht es neben renommierten Absolventen der Universität Dorpat wie bspw. Peter Haller (1858‒1920), einem ehemaligen Professor der Universität Saratow, Alexander Henning (1892‒1974, Literaturkritiker) oder dem Helenendörfer Arzt Wilhelm Hurr (1887‒1937) auch um bislang nur wenig bekannte Namen wie z. B. Johann Heinrich Jungmann (1796‒ vor 1852). Jungmann stammte aus der Kolonie Jagodnaja Poljana an der Wolga, studierte 1815‒1819 in Dorpat Theologie und gilt als erster deutscher Kolonistennachkomme, der als Student an einer russischen Universität eingeschrieben wurde. Auch wenn die Universität Dorpat einst die größte Anzahl von immatrikulierten Personen aus dem Siedlermilieu aufwies bzw. unter Studierenden sehr beliebt war, gab es im Zarenreich weitere Hochschulen, an denen die wissbegierige Jugend aus den Wolga-, Schwarzmeer- oder Kaukasusregionen zahlreich studierte. Zu solchen Lehranstalten gehörte u. a. die 1865 gegründete „Kaiserliche Neurussische Universität“ in Odessa.
Ende 1909 wurde hier ‒ dem Beispiel der Korporation „Teutonia“ in Dorpat folgend ‒ der „Deutsche Studentenverein zu Odessa“ ins Leben gerufen. Ziel des Vereins (Paragraph 1 der Satzung) war es, alle an der Universität studierenden Deutschen zu vereinen, die Muttersprache zu pflegen sowie die geistige und körperliche Entwicklung ihrer Mitglieder zu fördern. Diese beispielhaften Anfänge der akademischen Selbstorganisation wurden allerdings durch den Ersten Weltkrieg und die darauffolgende Machtergreifung der Bolschewiki zunichte gemacht.
Mehr zu diesem Thema erfahren Sie unter:
Dr. Viktor Krieger (Folge 9), Verzeichnis der deutschen Siedler-Kolonisten, die an der Universität Dorpat studiert haben, in: VadW, Nr. 04/2021