„Wo die Pappeln wachsen“ – Ausstellung und Buchpräsentation mit Irina Unruh

Am 23. Oktober eröffnet das Haus der Heimat Nürnberg in Kooperation mit dem BKDR die Ausstellung „Where the Poplars Grow“ (Wo die Pappeln wachsen) mit der Fotokünstlerin und Autorin Irina Unruh. Als erfahrene Fotografin hat Irina Unruh zahlreiche Reisen nach Kirgistan unternommen, um das Leben entlang der historischen Seidenstraße festzuhalten. In ihrem neuesten Werk, dem Fotokunstbuch „Where The Poplars Grow“, nimmt uns Irina mit auf eine persönliche Reise in ihre Kindheit. Aufgewachsen in den postsowjetischen Landschaften, porträtiert sie einfühlsam den Wandel der Zeiten, die Suche nach Heimat und Identität. Das Buch wurde im April 2024 bei SHIFT BOOKS in Berlin veröffentlicht und mit der Silbermedaille des Deutschen Fotobuchpreises ausgezeichnet.


Das Buch
Wie kommt ein deutsches Dorf nach Kirgistan? Im Spätsommer 1988 verlässt die damals neunjährige Irina Unruh mit ihrer Familie Kirgistan, das zu dieser Zeit Teil der Sowjetunion ist. Zwei Jahrzehnte später kehrt sie erstmals nach Telman zurück. Ihr Heimatdorf liegt im Tal des Flusses Tschüi und wird von den älteren Einwohnern Grünfeld genannt. Denn wie auch die umliegenden Dörfer wurde es in den 1920er Jahren von geflüchteten deutschen Mennoniten gegründet.

In ihrer Publikation »Where The Poplars Grow« geht Irina Unruh nicht nur ihrer eigenen Familiengeschichte auf den Grund, sondern setzt ihre Vergangenheit auch einfühlsam in einen historischen Kontext. Ihre dokumentarischen Fotografien erzählen von Verlust, Herkunft und der Suche nach Identität. Auf dem Pfad der Geschichte von Russlanddeutschen erzählt Unruh ihre persönliche Geschichte von Flucht, Vertreibung und Heimat. Unruhs fotografische Reise lässt erahnen, welche Geheimnisse über Generationen verschwiegen wurden, welche Erinnerungen dröhnend laut und welche nur ganz leise sind. Ihre Aufnahmen zeigen weite Landschaften, intime familiäre und freundschaftliche Momente. »Where The Poplars Grow« kombiniert Zeitgeschichte und Bruchstücke eines Familienalbums. Beim Durchblättern der Seiten wird man sowohl der kollektiven und individuellen Erinnerungen als auch ihrer Lücken gewahr. Ausgehend von Unruhs Wunsch, Kindheitserinnerungen aufzuspüren und fotografisch festzuhalten, eröffnet das Buch aber noch viele weitere Fragen: nach politischen und familiären Verstrickungen, nach Sprache und der nur vordergründig naiven Frage, wie ein deutsches Dorf nach Kirgistan kommt.

Irina Unruh (geb. 1979) ist Dokumentarfotografin mit Fokus auf ihrem Geburtsland Kirgistan sowie sozialen und ökologischen Themen. Als Lehrerin hat sie in Costa Rica, Guatemala, Italien und Deutschland gearbeitet und ist dort vielfältigen Biografien und Geschichten begegnet. Die Autodidaktin ist Mitglied des Women Photograph Netzwerks. Ihre Fotografien wurden in internationalen Ausstellungen in Rom, Brüssel, Tiflis, Jakarta und New York gezeigt sowie in renommierten Publikationen wie Stern, FR7 Frankfurter Rundschau, Geo und National Geographic veröffentlicht. Im April 2022 wurde Irina Unruh zum National Geographic Explorer ernannt. Sie lebt und arbeitet in Deutschland.

Ausstellungsdauer: 23. Oktober – 19. Dezember 2025, Montag -Samstag, 10:00 – 19:00 Uhr, Eintritt frei

Programm am 23. Oktober:
Grußwort: Dr. Harriet Zilch, Leiterin der Kunsthalle Nürnberg
Einführung und Präsentation: Irina Unruh
und Viktoria Morasch, Autorin und Journalistin

Die Veranstaltung findet im Rahmen der „Tage der deutschen Kulturvielfalt“ statt, gefördert durch den Geschäftsbereich Kultur der Stadt Nürnberg und das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales.