„Erinnerung ist die Grundlage für Zukunft“ – ein Interview mit Dr. Viktor Krieger

Im Oktober war unser wissenschaftlicher Mitarbeiter Dr. Viktor Krieger nach Kasachstan zu einer internationalen wissenschaftlichen Konferenz eingeladen, die vom Institut für Geschichte und Ethnologie der Republik Kasachstan organisiert und durchgeführt wurde. Im Rahmen der Festveranstaltungen wurde Krieger mit der Tschokan-Walichanow-Ehrenmedaille ausgezeichnet.

Dr. Viktor Krieger während eines Vortrags.

Die DAZ-Korrespondentin Annabel Rosin nutzte die Gelegenheit und führte ein Interview mit Viktor Krieger u. a. zu Fragen der Geschichte der Russlanddeutschen und zur Bedeutung historischer Erinnerung. In eindrücklichen Worten schilderte er, wie lang verdrängte Dokumente neue Einblicke in das Schicksal der deutschen Minderheit in der Sowjetunion geben – und warum persönliches Erinnern der Schlüssel für eine gemeinsame Zukunft sei.

Das vollständige Interview finden Sie auf dem Internetportal der Deutschen Allgemeinen Zeitung (DAZ). Am Ende des schriftlichten Interviews steht zudem eine Audiodatei zur Verfügung, in der das Interview mit Viktor Krieger zu einem Podcast verarbeitet wurde.

Wir möchten in diesem Zusammenhang noch einmal auf das E-Book mit dem Titel „Die Lage der deutschen Minderheit im Spätstalinismus“ von Viktor Krieger verweisen. Die Broschüre ist außerdem im Sommer 2025 als Printausgabe erschienen und kann beim BKDR via E-Mail oder Telefon bestellt werden.

Lesung in Hannover: „Unser Schnee von heute“

Mit Melitta L. Roth, Jürgen Hafner und Artur Rosenstern

Hannover. Am 9. November, Sonntag, stellten Autorinnen und Autoren Melitta Roth, Jürgen Hafner und Artur Rosenstern bei der LmDR/Ortsgruppe Hannover den Jubiläumsalmanach des Literaturkreises der Deutschen aus Russland (LITO) sowie einige aktuelle Texte vor. Die Ausgabe des Almanachs mit dem Titel „Unser Schnee von heute“ war anlässlich des 30. Jubiläums des Literaturkreises der Deutschen aus Russland zur Leipziger Buchmesse 2025 im BKDR Verlag erschienen und wurde im Rahmen dieser Buchmesse bereits von Autorinnen Ira Peter, Eleonora Hummel sowie dem Autor Artur Rosenstern vorgestellt.

V.l.n.r.: Jürgen Hafner, Melitta L. Roth, Marianna Neumann und Artur Rosenstern (c) BKDR.

Der Literaturkreis wurde im Oktober 1995 gegründet. Heute wie damals, bei den ersten Ausgaben der Literaturblätter, dient diese Buchreihe primär der Vernetzung, dem Austausch, dem Dialog sowie der Integration und Förderung der aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion zugewanderten deutschen Autorinnen und Autoren. Ihre Themen möchten wir ins Gespräch bringen und auch junge Autorinnen und Autoren entdecken und ihnen eine Chance der ersten Publikation bieten.

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Buch über Herold Belger in der Botschaft von Kasachstan vorgestellt

Berlin. Am 5. November fand die fünfte Veranstaltung der Reihe „Stammtisch unterm Schanyrak“ in der Botschaft Kasachstans in Berlin statt, die dem Thema „Deutsche Geschichte in Kasachstan“ gewidmet war.

Nach der Begrüßungsrede des kasachischen Botschafters Nurlan Onzhanov, der die Bedeutung der Erforschung der langjährigen Geschichte der Deutschen in Kasachstan als integralen Bestandteil des kulturellen Erbes des Landes hervorhob, kamen diverse bekannte Redner wie Hartmut Koschyk, Walter Gauks, Afina Heinert, Thomas Helm sowie Artur Böpple zu Wort und beleuchteten dabei die Aspekte des deutschen Erbes in Kasachstan aus historischer, gesellschaftlicher und kultureller Sicht.

V. l. n. r.: Artur Böpple, Kasachischer Botschafter Nurlan Onzhanov und Hartmut Koschyk (Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland). Bildquelle: Botschaft Kasachstans.

In den kasachisch-deutschen Beziehungen spielen die deutsche Minderheit in Kasachstan (ca. 200.000 Personen) und die bereits in Deutschland lebenden Kasachstandeutschen (ca. 1 Mio. Menschen) eine zentrale Rolle. Sie treten oft als aktive Kulturvermittler, Wirtschaftsförderer, Wissenschaftler usw. auf und stellen damit das verbindende Glied in den Wechselbeziehungen zwischen den beiden Ländern dar.

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Stiefkind der Geschichte? Eine revolutionäre Forderung von Johann Kronewald (1987)

(Dokument des Monats)

J. Kronewald: 1986 mit dem Orden des Roten Banners ausgezeichnet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg tauchten in deutschsprachigen Zeitungen „für die sowjetdeutsche Bevölkerung“ gelegentlich historische Beiträge über deutsche Siedler auf. Diese waren jedoch oft in Bezug auf die Zeit nach 1941 dermaßen verklausuliert und verschwurbelt, dass sich geschichtliche Verortung, Zusammenhänge und Abläufe nur mit großer Mühe erkennen ließen. Russischsprachige Publikationen zu diesem Thema gab es praktisch keine. Insbesondere über Wolgadeutsche wurde eine totale Informationsblockade verhängt, sodass in der UdSSR von 1941 bis 1988 nur ein einziger (!) wissenschaftlicher Beitrag über Wolgadeutsche veröffentlicht werden konnte. Dieser behandelte bezeichnenderweise ein Ereignis aus dem 18. Jahrhundert, nämlich die Beteiligung der Wolgadeutschen am Bauernaufstand von Jemeljan Pugatschow, der zwischen 1773 und 1775 stattgefunden hatte. (1)

Als groteske Begebenheit könnte man folgende schildern: Über die Geschichte der deutschen Siedlungen an der Wolga berichtete in einem Buch relativ umfangreich Wladimir Schischmarew, ein Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR. Das Buch war allerdings den romanischsprachigen (d. h. rumänischen, moldawischen, französischen oder italienischen) Siedlungen im Russischen Reich gewidmet.(2) Laut Schischmarew hatte es etwa siebzig „waschechte“ Franzosen unter den zumeist deutschen Einwanderern an der Wolga gegeben; die deutschsprachigen Elsässer und Lothringer wurden bei dieser Zahl nicht berücksichtigt. In dem Werk durfte eine detaillierte Schilderung der gesamten Ansiedlungspolitik bzw. -geschichte dieser ausländischen Kolonisten an der Wolga auf Russisch veröffentlicht werden, und zwar im Jahr 1975 (siehe die besagte Publikation, S. 92‒120). So wurde in der Nachkriegszeit über die oben erwähnten 70 (!) Personen – Kolonisten französischer Herkunft – unverhältnismäßig mehr geschrieben als über die 23.000 deutsche bzw. deutschsprachige Einwanderer in die Wolgaregion, die dort bereits ab 1764 angesiedelt wurden.

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„Unser Schnee von heute“ – Lesung in Hannover – am 9. November

Wann? 9.11.2025 (Sonntag), Wo? Hannover (Sahlkamp), 15:00 Uhr, Elmstraße 17a (ehemalige Sparkassenräume)

Melitta L. Roth, Jürgen Hafner und Artur Rosenstern stellen den Sammelband „Unser Schnee von heute“ vor

Die Ausgabe des Almanachs (Literaturblätter) mit dem Titel „Unser Schnee von heute“ ist anlässlich des 30. Jubiläums des Literaturkreises der Deutschen aus Russland zur Leipziger Buchmesse 2025 im BKDR Verlag erschienen und wurde im Rahmen dieser Buchmesse bereits von Autorinnen und Autoren wie Ira Peter, Eleonora Hummel und Artur Rosenstern vorgestellt.

Der Literaturkreis wurde im Oktober 1995 gegründet. Heute wie damals, bei den ersten Ausgaben der Literaturblätter, dient diese Bücherreihe primär der Vernetzung, dem Austausch, dem Dialog sowie der Integration und Förderung der aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion zugewanderten deutschen Autorinnen und Autoren. Ihre Themen möchten wir ins Gespräch bringen und auch junge Autorinnen und Autoren entdecken und ihnen eine Chance der ersten Publikation bieten.

Dabei müssen die Beiträge nicht zwangsläufig nur von Schreibenden mit russlanddeutschem Hintergrund stammen. Mittels Übersetzungen einzelner Beiträge aus dem Russischen bemüht sich die Redaktion außerdem um die Aufrechterhaltung des literarischen Dialogs mit den in den Herkunftsländern lebenden Literaten und Künstlern. Darüber hinaus möchten wir über Themen ins Gespräch kommen, die von gesamtgesellschaftlicher Relevanz sind und bei denen die Perspektiven von Zugewanderten sowie kulturell divers „tickenden“ Autorinnen und Autoren an anderen Stellen zu kurz kommen.

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„Wo die Pappeln wachsen“ – Ausstellung und Buchpräsentation mit Irina Unruh

Am 23. Oktober eröffnet das Haus der Heimat Nürnberg in Kooperation mit dem BKDR die Ausstellung „Where the Poplars Grow“ (Wo die Pappeln wachsen) mit der Fotokünstlerin und Autorin Irina Unruh. Als erfahrene Fotografin hat Irina Unruh zahlreiche Reisen nach Kirgistan unternommen, um das Leben entlang der historischen Seidenstraße festzuhalten. In ihrem neuesten Werk, dem Fotokunstbuch „Where The Poplars Grow“, nimmt uns Irina mit auf eine persönliche Reise in ihre Kindheit. Aufgewachsen in den postsowjetischen Landschaften, porträtiert sie einfühlsam den Wandel der Zeiten, die Suche nach Heimat und Identität. Das Buch wurde im April 2024 bei SHIFT BOOKS in Berlin veröffentlicht und mit der Silbermedaille des Deutschen Fotobuchpreises ausgezeichnet.


Das Buch
Wie kommt ein deutsches Dorf nach Kirgistan? Im Spätsommer 1988 verlässt die damals neunjährige Irina Unruh mit ihrer Familie Kirgistan, das zu dieser Zeit Teil der Sowjetunion ist. Zwei Jahrzehnte später kehrt sie erstmals nach Telman zurück. Ihr Heimatdorf liegt im Tal des Flusses Tschüi und wird von den älteren Einwohnern Grünfeld genannt. Denn wie auch die umliegenden Dörfer wurde es in den 1920er Jahren von geflüchteten deutschen Mennoniten gegründet.

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Anklageschrift gegen deutsche Dissidenten in Nowosibirsk (1982)

(Dokument des Monats)

Russlanddeutsche Intellektuelle aus Geistes-, Sozial-, Natur-, Medizin- und technischen Wissenschaften begannen ab Ende der Siebzigerjahre, sich verstärkt für die Belange ihrer eigenen Minderheit in der Sowjetunion einzusetzen. Weit über die Grenzen des Landes hinaus wurden die bürgerrechtlichen Aktivitäten einer Dissidentengruppe aus dem Umfeld des Akademikerzentrums im sibirischen Nowosibirsk bekannt. Am 10. Februar 1983 erklärte das Nowosibirsker Gebietsgericht Konstantin Asmus, Viktor Axt, Wjatscheslaw Maier und Christian Ramchen (Reimchen) für schuldig, ein Buch über die Geschichte und Gegenwart der Deutschen in der UdSSR mit „vorsätzlich unwahren Aussagen“ geschrieben und unter ihren Landsleuten verbreitet zu haben. Ferner hätten sie den Versuch unternommen, zahlreiche „verleumderische“ Petitionen an verschiedene Institutionen der Sowjetunion zu entsenden. Besonders erbost zeigten sich die Richter über den „Offenen Brief an die Wissenschaftler der Sowjetunion. Gewidemt der Wiedergeburt der deutschen Nation in der UdSSR“.

Bild: (V. l. n. r.) Konstantin Asmus, Viktor Axt und Wjatscheslaw Maier.

Asmus und Axt waren Mitarbeiter an Instituten der Akademie der Wissenschaft, Maier studierte Soziologe und führte zahlreiche Befragungen durch, Reimchen war Abteilungsleiter eines Forschungsinstituts. Für ihre Aktivitäten wurden sie zu zweieinhalb Jahren Zwangsarbeit ohne Überführung ins Straflager verurteilt.

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„Sonnen und Kometen“: Erzählungen von Max Schatz erschienen

NEU im BKDR Verlag!

„Sie war wie eine Sonne, strahlend und lebensfroh, von Anbeginn ihres Lebens an einem zentralen, festen, begehrten Ort. Und er – ewig am Rand. Nur ein kleiner Komet, zur ewigen Wanderung durch die Finsternis des Alls, auf der Suche nach einer Heimat verdammt …“ (aus: „Sonnen und Kometen“ von M. Schatz)

Die in diesem Band gesammelten Erzählungen und Kurzgeschichten von Max Schatz geben Einblicke sowohl in das moderne Leben von Menschen mit russlanddeutschem Hintergrund als auch in die tragische Vergangenheit der Deutschen aus den Ländern der ehemaligen UdSSR. Vor allem sind es aber Geschichten über Gewinner und Verlierer, ob in Liebesbeziehungen oder in der Arbeitswelt, ebenso voller Romantik wie Melancholie, aber auch Satire.

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Der Erzählband „Sonnen und Kometen“ von Max Schatz ist ab dem 1. September in allen deutschen Buchhandlungen sowie direkt über den BKDR Verlag bestellbar. E-Mail:  kontakt@bkdr.de oder via Tel.: 0911.89219599.

Weitere Details: ISBN 978-3-948589-54-7, Hardcover, 220 Seiten. Art.-Nr.: 9547, Preis: 16,- EUR.

Anm.: An Pressevertreter senden wir bei ernsthaftem Interesse kostenlose Rezensionsexemplare zu.

(Umschlagbild von Katharina Fondis)

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„Wir hatten Sie niemals vergessen …“

(Willy Brandt, aus dem Begrüßungsschreiben an die „Heimkehrer“ …)

Dokument des Monats

Der sozialdemokratische Bundeskanzler Willy Brandt (im Amt von 1969 bis 1974) ist in die Geschichte als einer der bedeutendsten deutschen Staatsmänner eingegangen. Besonders die Ost- und Entspannungspolitik, die Aussöhnung und Verständigung mit den osteuropäischen Staaten, waren sein Herzensanliegen. Wandel durch Handel, Wandel durch Annäherung – das waren die Slogans, die seine Kanzlerschaft begleiteten.

Willy-Brandt-Denkmal in Nürnberg, Bildhauer Josef Tabachnyk, 2009  © Wikimedia Commons.

Die Folgen dieser Politikwende werden bis heute durchaus kritisch gesehen, insbesondere im Hinblick auf die UdSSR. Der „Kalte Krieg“ kehrte – entgegen den Hoffnungen sowohl der Urheber als auch der Anhänger der neuen Ostpolitik – mit dem Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan 1979 wieder zurück. Immerhin gab Brandt nie das Ziel der deutschen Einheit auf. Die Entspannungspolitik der 1970er-Jahre hatte für viele Deutsche zu erheblichen Verbesserungen im Reise- und Postverkehr zwischen der Bundesrepublik, Westberlin und der DDR geführt.

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Kultur und Identität: „Wolgadeutsche Siedlungen in Argentinien“

Neuerscheinung im BKDR Verlag – Ein Buch von Olga Litzenberger und Sergey Terekhin

Die Entfernung zwischen den Flüssen Wolga und Paraná beträgt in der Luftlinie etwa 14.000 km. Würde man diese Strecke zu Fuß zurücklegen, könnte man sie innerhalb von vier Monaten bewältigen. Doch das ist reine Mathematik; in Wirklichkeit dauert es Jahre oder sogar Jahrzehnte. Die Autoren dieses Bandes, Olga Litzenberger und Sergey Terekhin, sind an der Wolga aufgewachsen und haben schon immer eine Faszination für ferne Länder, auch für Argentinien, gehegt. Als Experten für die Geschichte und Kultur der Wolgadeutschen erfuhren sie, dass viele von ihnen im 19. Jahrhundert nach Argentinien ausgewandert sind. Das kindliche Interesse der beiden wurde zu einem beruflichen Anliegen: Sie wollten genau herausfinden, wie die Nachkommen der Wolgadeutschen heute leben. In den Jahren 2023 und 2025 besuchten sie die Dörfer und Städte in den Provinzen Entre Ríos, Buenos Aires und La Pampa, die von den einstigen wolgadeutschen Siedlern gegründet wurden. Die Nachkommen der Wolgadeutschen prägen bis heute diese Umgebung auf typisch deutsche Weise: die Straßen, Schulen und Kirchen – alles Bauwerke, die in alter Tradition ihrer wolgadeutschen Vorfahren errichtet wurden. Sie bewahren und pflegen ihr kulturelles Erbe.

„Es war wie ein Wunder“, sagen beide Autoren, „die Vergangenheit wurde lebendig, und die Umgebung, die wir jahrelang nur aus Büchern und Archiven kannten, wurde real erlebbar.“ Diese inspirierende Erfahrung bildete die Grundlage für dieses Buch.

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