„Wolgadeutsche Mutter“ – Festschrift für Autorin Ida Bender zum 100. Geburtstag erschienen

Ida Bender (18.06.1922 – 12.11.2012) wurde in der deutschen Siedlung Rothammel an der Wolga geboren. Nach der Mittelschule in Engels studierte sie ein Jahr lang an der 1. Pädagogischen Hochschule für Fremdsprachen in Leningrad. Nach Kriegsbeginn 1941 folgte die Deportation nach Sibirien und die Arbeitsarmee im hohen Norden, ab 1948 lebte sie wie alle Sowjetdeutschen unter der Kommandanturaufsicht in der Verbannung. Ab 1957 war sie u. a. ehrenamtlich als Korrespondentin der Wochenschrift „Neues Leben“ (Moskau) tätig, ab 1965 hauptberuflich als Übersetzerin in der Redaktion der deutschsprachigen Zeitung „Freundschaft“ in Zelinograd (heute Astana, Hauptstadt von Kasachstan). 1973 kehrte sie an die Wolga zurück, 1977 folgte die Pensionierung. 1991 übersiedelte sie mit ihrer Familie nach Hamburg. Hauptwerke von Ida Bender: „The Dark Abyss of Exile: A Story of Survival“, USA, 2000 (Erinnerungen an die Zeit der Deportation und der Arbeitsarmee). 2010 erschien dieses Buch als erweiterte Ausgabe auf Deutsch unter dem Titel „Schön ist die Jugend … bei frohen Zeiten“, Geest-Verlag, und 2013 auf Russisch unter dem Titel: „Сага о немцах моих российских“.

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Deutsche Minderheitenliteratur auf der Anklagebank

Dokument des Monats

Die geistige und materielle Kultur der Deutschen in der UdSSR wurde nach 1941 fast komplett ausgelöscht. Lediglich Überreste dieses Kulturerbes weisen heute noch auf das einst vitale wirtschaftliche und kulturelle Leben dieser Minderheit in der Russischen Föderation und der Ukraine hin. Der fast ein Jahr lang andauernde Krieg in der Ukraine wird wohl unwiederbringlich die noch verbliebenen Spuren vernichten, weil die Frontlinie teilweise unmittelbar durch die einstigen Siedlungsgebiete der deutschen Minderheit verläuft.

David Schellenberg, Sowjetdeutscher Schriftsteller (1903-1954)

Allerdings begann die kulturelle Zerstörung wesentlich früher. So findet man heute Relikte des literarischen Erbes von ukrainisch-deutschen Literaten fast ausschließlich in den alten Strafakten. Bislang fehlen jegliche Hinweise auf die Existenz von Nachlässen auch nur eines einzigen sowjetdeutschen Literaten aus der Zwischenkriegszeit. In einer Reihe von politischen Strafprozessen der Jahre 1929–1936 wurden beinahe alle Schriftsteller, Zeitungs- und Zeitschriftenredakteure, Journalisten, Hochschullehrer, Übersetzer etc., d. h. die gesamte bis dahin kreativ wirkende „Intelligenz“ der deutschen Minderheit der Ukraine, verhaftet und abgeurteilt. Die wenigen übriggebliebenen auf Deutsch Schreibenden fielen dem großen Terror der Jahre 1937/38 zum Opfer.

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 „Hier war ich, dort bin ich …“ – Literaturalmanach 2022 erschienen

Literaturblätter der Deutschen aus UdSSR-Nachfolgestaaten, hrsg. von Artur Böpple, in Kooperation mit dem BKDR und dem Literaturkreis der Deutschen aus Russland

Cover, Almanach 2022

Wovon wird das, was uns ausmacht, primär beeinflusst? Ist es der Ort unserer Geburt, unsere Sozialisation oder Blicke und Zuschreibungen von außen? Leider stellen wir immer noch fest, dass es in der bundesdeutschen Mehrheitsgesellschaft – auch bei Vertreterinnen und Vertretern von verschiedenen Medienanstalten und Redaktionen – in Bezug auf sogenannte Russlanddeutsche große Wissenslücken und damit einhergehende Stereotype vorherrschen. Wir sind uns dessen bewusst, dass solche Wissensdefizite nicht von heute auf morgen beseitigt werden können. Nur Schritt für Schritt und nur, in dem nicht nur über uns gesprochen wird, sondern wir selbst es sind, die unsere eigenen Geschichten erzählen.

In diesem Jahr gibt es bei der Anthologie eine Neuerung: Neben einer Auswahl aus regulären Einsendungen enthält sie die Texte von zwei Gewinnerinnen und einem Gewinner des Literaturwettbewerbs zu Ehren von Nora Pfeffer.

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Erste russlanddeutsche Akademiker im Zarenreich (Folgen 20 und 21)

Richard Reusch und seine Frau, Tansania, 1940  © USC, Libraries

Im Rahmen unserer wissenschaftlichen Forschungsreihe „Erste russlanddeutsche Akademiker“ möchten wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, weitere Ergebnisse präsentieren. Besondere Aufmerksamkeit verdient unserer Meinung nach der einstige Missionar Richard Reusch (1891-1975). Er war seinerzeit zwar weltbekannt, doch hierzulande und vor allem von den Deutschen aus UdSSR-Nachfolgestaaten wurde er bisher kaum wahrgenommen.

Reusch wurde in einer wolgadeutschen Lehrerfamilie in Orlowskoje (Orlowka) geboren. Seine Familie zog 1897 nach Pjatigorsk um und 1904 weiter nach Wladikawkas (Nordkaukasus), wo sein Vater Gustav Reusch in von der Kirche getragenen Schulen unterrichtete. Richard absolvierte mit Auszeichnung (bzw. mit Goldmedaille) das örtliche Gymnasium und studierte genauso wie sein Bruder Emil Reusch Theologie in Dorpat.

Richard Reusch (rechts) durchquert mit der Familie Henrich Pfitzinger den Suezkanal auf dem Weg ins Tanganjika-Gebiet, Februar 1923. © Daniel H. Johnson (2008)

Weltberühmt wurde Richard Reusch durch seine Missionstätigkeit in Ostafrika, wo er mehr als 30 Jahre lang wirkte, sowie durch seine wiederholten Besteigungen des höchsten Bergs Afrikas, Kibo (Kilimandscharo–Massiv). Der innere Krater auf dem Gipfelplateau trägt seit 1954 seinen Namen (Reusch–Krater).

Reusch war Verfasser einiger Lehr- und Wörterbücher sowie Übersetzer der Hl. Schrift in solche afrikanischen Sprachen wie Kisuaheli (Suaheli) und Massai. In deutscher und englischer Sprache erschienen von ihm Darstellungen u. a. über den Islam, etwa „Der Islam in Ost-Afrika: mit besonderer Berücksichtigung der muhammedanischen Geheim-Orden“, 1931 [eine Rezension siehe hier] oder „History of East Africa“, 1954 und 1961, die bis heute ihre wissenschaftliche Relevanz nicht eingebüßt haben.

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„Deutsche Siedlungen im Porträt“: Rosenheim

(heute heißt die Siedlung „Podstepnoje“)

Die alte ev. Kirche von Rosenheim

Beim dritten Videobeitrag in deutscher Sprache handelt es sich um die ehemalige wolgadeutsche Siedlung „Rosenheim“ (heute Podstepnoje). Die Kolonie Rosenheim ist am 27. Juli 1765 gegründet worden. Den zweiten offiziellen Ortsnamen „Podstepnoje“ erhielt die Kolonie gemäß dem Beschluss vom 26. Februar 1768. 1910 zählte man im Dorf bereits 4.679 Personen – davon insgesamt 4.660 Deutsche. Von 1884 bis 1886 wurde hier die evangelische Steinkirche erbaut. Die Orgel wurde von der bekannten deutschen Firma „Walcker“ aus Ludwigsburg angefertigt und 1886 nach Russland überführt. Zu Sowjetzeiten war in der Kirche der Dorfklub untergebracht. Einheimische berichteten, dass der Dorfklub zunehmend an Bedeutung verlor, da sich die Einwohnerzahl im Laufe der Jahre stetig verringerte und die Jugend in die nächstgelegenen Städte fuhr, um dort das kulturelle Angebot in Anspruch zu nehmen. In der Kirche fallen darüber hinaus die auffälligen Überreste des roten Samtes auf, mit dem der einstige Altarraum geschmückt war, bevor man die Kirche entweihte und in ein Kulturhaus umgewandelt hatte. Der deutsche Grundriss und die entsprechende Architektur haben im Vergleich zu vielen anderen ehemaligen deutschen Siedlungen im heutigen Podstepnoje noch immer Bestand.

Hier sind sehr viele deutsche Holzhäuser aus der Zeit vom 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts erhalten geblieben und können noch immer bestaunt werden. Sie sind unschätzbar wertvolle Zeitzeugen.

Ein Wahlkampf-Flugblatt aus dem Jahr 1937

Rubrik: Dokument des Monats

Anhand dieses interessanten Dokuments, eines Wahlflugblatts aus dem Jahr 1937, möchten wir auf die ersten Wahlen in den Obersten Sowjet der UdSSR näher eingehen. Nach der sowjetischen Verfassung von 1936 stellte diese Institution das höchste politische Organ der vermeintlichen Volksherrschaft dar. Die Wahl fand nach formalen demokratischen Prinzipen statt: auf der Grundlage eines allgemeinen, direkten und gleichberechtigten Wahlrechts in geheimer Abstimmung. In dem Flugblatt wird der Deputiertenkandidat Friedrich Scherer (1896 – ?) vorgestellt, der langjährige Vorsitzende eines der erfolgreichsten landwirtschaftlichen Betriebe in der wolgadeutschen autonomen Republik, der Woroschilow-Kolchose im Dorf Paulskoje, Kanton Marxstadt:

Wahlflugblatt, 1937 (c) GARF, Moskau

Mit einem Bevölkerungsanteil von 60,4% durften die Wolgadeutschen 11 Abgeordnetenmandate, d.h. die größtmögliche Anzahl der nach der Sowjetverfassung einer autonomen Republik zustehenden Sitze im Nationalitätensowjet (bzw. -rat), und zwei weitere Abgeordnetenmandate im Unionssowjet des Obersten Sowjets der UdSSR für sich beanspruchen. Da die Deutschen der sogenannten „Titularnationalität“ der autonomen Republik an der Wolga angehörten, wurden bei der ersten Wahl in den Obersten Sowjet insgesamt neun Abgeordnete aus ihren Reihen gewählt. Unter anderem folgende Personen:

  • Adolf Dehning (1907–1946), damals bekannter Stoß- und Stachanowarbeiter, Mähdrescherfahrer aus Mariental, von 1938 bis 1941 Vorsitzender des Vollzugskomitees desselben Kantons;
  • Anna Grünemeier (1907 – ?), Mathematiklehrerin und Leiterin einer Musterschule im Kanton Eckheim, u. a. „Dorfpropagandistin“. Sie war eine Absolventin der Deutschen Pädagogischen Hochschule von 1935 und galt in der Gegend u. a. als Beispiel für eine „freie deutsche Frau“.
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Russlanddeutsche Autorinnen und Autoren lasen in Nürnberg

Lesung am 24.11.2022, im Haus der Heimat in Nürnberg

Mit Melitta L. Roth, Max Schatz und Artur Rosenstern

Am 24. November fand im Haus der Heimat (HdH) eine Lesung statt, die vom Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland in Kooperation mit dem Literaturkreis der Deutschen aus Russland und dem HdH organisiert wurde.

Melitta L. Roth während der Lesung.

Dabei stellten russlanddeutsche Autorinnen und Autoren Melitta L. Roth, Max Schatz und Artur Rosenstern die aktuellen Jahrbücher des Literaturkreises und Auszüge aus anderen Werken vor. Melitta Roth las u. a. aus ihrem Debütwerk, dem Erzählband „Gesammelte Scherben“, vor sowie die von ihr aus dem Englischen übersetzte Kurzgeschichte „Feindliches Gelände“ von Lena Wolf. Max Schatz präsentierte zwei Textbeiträge aus den Literaturalmanachen „Fremd unter seinesgleichen“ und „Im Wandel des WIRs“.
Wir danken dem Haus der Heimat für die Einladung und die aktive Mitorganisation dieser Lesung. Wir danken ebenfalls dem aufmerksamen und literaturinteressierten Publikum, das unsere Autoren so gut aufgenommen und rege mitdiskutiert hat!

Das Projekt wurde gefördert durch das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland sowie das Bayerische Ministerium für Familie, Arbeit und Soziales. Die Lesung ist ein Kooperationsprojekt des BKDR, des Literaturkreises der Deutschen aus Russland und des Hauses der Heimat, Nürnberg.

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„Begegnungen. Russlanddeutsche Autoren im Gespräch und Porträt“ von Nina Paulsen und Agnes Gossen, Band 2 erschienen

Die Geschichte der russlanddeutschen Literatur gleicht einem großen Mosaikbild, das noch im Entstehen begriffen ist. Trotz einiger aufschlussreicher Forschungsarbeiten und Publikationen der letzten Jahrzehnte, die verschiedenste Aspekte dieser Literatur beleuchten, gibt es immer noch sehr viele Themen, die unberührt geblieben sind. Die vorliegende Dokumentation will durch persönliche Einblicke und Erfahrungen von Autoren einige dieser Lücken schließen sowie manche Aspekte durch weitere aufschlussreiche Facetten und unterschiedliche Sichtweisen ergänzen und vertiefen.

Der Band 2 der Reihe „Begegnungen“ beinhaltet 22 Interviews mit russlanddeutschen Autorinnen und Autoren, die erst in Deutschland zu schreiben begonnen haben sowie ergänzend dazu eine Reihe von Autorenporträts, die vorwiegend anlässlich runder oder halbrunder Geburtstage in der Zeitschrift „Volk auf dem Weg“ veröffentlicht wurden. Nina Paulsen und Agnes Gossen sammelten akribisch – mehr als zehn Jahre lang – das Material zu dieser Publikation. Eine Auswahl von Interviews steht nun in zwei Bänden unter dem Titel „Begegnungen. Russlanddeutsche Autoren im Gespräch und Porträt“ der Öffentlichkeit zur Verfügung. Der Band I ist bereits im Januar 2021 im BKDR Verlag erschienen und enthält Gespräche mit Literaturwissenschaftlern, Literaturkritikern und Autoren, die bereits in der UdSSR literarisch und publizistisch aktiv waren.

Buchtitel: „Begegnungen: Russlanddeutsche Autoren im Gespräch und Porträt“, Bd. 2, von Nina Paulsen und Agnes Gossen, ISBN 978-3-948589-34-9, 508 S., Hardcover, Preis: 19,- € (D), Art.-Nr. 9349

Band 1 dieser Reihe ist ebenfalls bei uns erhältlich unter der Art.-Nr.: 9134!

Bestellungen können unter der E-Mail kontakt@bkdr.de oder telefonisch unter der 0911-89219599 vorgenommen werden.

KALENDER 2023: DEUTSCHE KIRCHEN AN DER WOLGA. 30 JAHRE DANACH erschienen

Cover des neuen Wandkalenders 2023.

Dr. Sergey Terekhin und Dr. Olga Litzenberger, beide ausgewiesene Experten für Geschichte der ehemaligen deutschen Siedlungen an der Wolga in Russland, haben zwölf repräsentative, architektonisch hochinteressante Objekte ausgewählt und stellen sie in diesem Kalendarium mit aktuellen Bildern sowie ausführlichen Begleittexten vor. Bereits 1994 erschien zu diesem Thema ein Kalender von Sergey Terekhin und schien damals vor dem Hintergrund der kontroversen Debatten über die Perspektiven der kulturellen Autonomie der Deutschen in Russland sehr aktuell: „Es ging nicht nur darum, einem breiten Kreis von Interessierten ein kaum bekanntes historisches und architektonisches Erbe vorzustellen, sondern auch um die Möglichkeiten von dessen Restaurierung und Nutzung für den ursprünglichen Zweck“, schreiben die Verfasser im Vorwort zu dieser Neuauflage. Hauptanliegen solcher Publikationen ist, auf den Verfall und den möglichen unwiederbringlichen Verlust dieses reichen kulturellen Erbes hinzuweisen.

Diese Neuausgabe entstand in Kooperation mit der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (LmDR) und dem Historischen Forschungsverein der Deutschen aus Russland (HFDR).

Preis: 5,00 EUR.

Bestellungen sind ab sofort per E-Mail an kontakt@bkdr.de oder telefonisch unter der 0911-89219599 möglich.

BKDR-Ausstellung zum religiösen Leben der Russlanddeutschen ist in Oschersleben zu sehen


Am 25. September 2022 wurde in der Kirche St. Nicolai (Oschersleben) nach dem Gottesdienst zum Erntedankfest die Ausstellung „Deutsche in Russland – Russlanddeutsche. Einblicke in Religion und Glaubensleben“ eröffnet. Denn die Evangelische und katholische Kirche waren die größten und prägendsten Religionsgemeinschaften unter den Russlanddeutschen.

Es waren vor allem die Geistlichen, die kirchlichen Verwaltungsbezirke und Gemeinden, welche die Basis dafür schufen, dass sich deutsche Siedlungen und städtische Gemeinden entwickeln konnten. Die deutschen Siedler in Russland brachten ihre westliche Religion und Kultur mit, die sie in ihren zahlreichen
Siedlungsgebieten und u. a. in Großstädten über Jahrhunderte pflegen und tradieren konnten. Viele deutsche Siedler wurden erst nach der Migration nach Russland fromm, denn vornehmlich die Religionspflege ermöglichte ihnen, eine Bindung zur alten Heimat aufrechtzuerhalten und ihre deutsche Identität zu bewahren.

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Deutsche in der Ukraine gedenken in Odessa der Opfer des Stalin-Erlasses von 1941

Im Rahmen der jährlichen Gedenkveranstaltung der Gebietsgliederung „Wiedergeburt Odessa“ fand am 28. August 2022 in Kooperation mit der evangelisch-lutherischen St. Paul Kirche ein Gottesdienst statt. Dabei wurden die Namen der früheren Opfer vorgelesen und Kerzen angezündet. Anschließend hielten einige der Gäste im Vorhof der Kirche Ansprachen und legten unmittelbar an der Gedenktafel für Opfer von Repressionen vor und während des Zweiten Weltkrieges Blumen nieder. Die Gedenktafel mit der Inschrift „Den Opfern von Repressionen und Deportationen“ war im September 2021 auf Initiative und mit Unterstützung des BKDR eingeweiht worden.

Für die reibungslose Organisation der Gedenkveranstaltung danken wir stellvertretend Viktoria Brandt, der Vorsitzenden von „Wiedergeburt Odessa“.

Bildquelle: Veranstalter

Die Jugend der deutschen Minderheit von Kasachstan gedenkt der Opfer von Deportation und Vertreibung

Die Jugendorganisation der Deutschen Minderheit von Kasachstan „Vorwärts“ legte auf Initiative des BKDR einen Blumenkorb am Gedenkstein für Opfer von Vertreibungen und Deportationen in Almaty nieder. Die Aktion fand im Rahmen der diesjährigen Gedenkveranstaltung der regionalen Gebietsgliederung „Wiedergeburt Almaty“ unter der Leitung von Ludmila Nabokova statt. Der Gedenkstein ist „den Deutschen gewidmet, die Krieg, Vertreibung und Not zum Opfer fielen“.

Unser aufrichtiger Dank gilt allen Beteiligten! Ausführliche Informationen zu dieser Veranstaltung finden Sie auf der Internetseite der Organisation „Wiedergeburt Almaty“.

Bildquelle: DAZ (Deutsche Allgemeinde Zeitung).

Gedenkakt zum Tag der Russlanddeutschen

Unter der Schirmherrschaft von Sylvia Stierstorfer, der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, fand anlässlich des 81. Jahrestages der Deportation der Deutschen in der Sowjetunion ein Gedenkakt statt. In diesem Jahr war die Landesgruppe Bayern der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland Kooperationspartner der Veranstaltung.

Sylvia Stierstorfer (MdL)

Waldemar Eisenbraun, Leiter des Kulturzentrums, begrüßte die zahlreichen Gäste auch im Namen des Vorsitzenden Ewald Oster. Er berichtete darüber, dass mit Beteiligung des BKDR in Odessa (Ukraine) und in Almaty (Kasachstan) am 28. August Gedenkveranstaltungen mit Kranzniederlegung stattgefunden haben. Sylvia Stierstorfer ließ in ihrem Grußwort verlesen, dass die Folgen von damals noch heute zu spüren sind: „Gerade bei älteren Russlanddeutschen mögen die brutalen Bilder aus der Ukraine Erinnerungen wachrufen. Erinnerungen an das, was Sie, Ihre Eltern und Großeltern, in den Jahren des Zweiten Weltkriegs, aber auch in den Jahrzehnten danach, in der Sowjetunion erdulden mussten. Ob Kinder, Frauen oder alte Leute, alle galten pauschal als schuldig, nur, weil sie Deutsche waren. Wir können uns das damit verbundene Leiden heute kaum mehr vorstellen, aber bei fast allen von Ihnen ist es Teil der Familiengeschichte. Und die Folgen sind noch bis heute zu spüren.“

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28. August – der Tag der Russlanddeutschen

Deportation vor 81 Jahren: Ursachen und Folgen

Bescheinigung über das konfiszierte Wohneigentum von Lydia Schwindt aus Balzer, ASSR der Wolgadeutschen, vom 6. September 1941. Eine angemessene Entschädigung erhielten bisher weder die Betroffenen noch ihre Nachkommen.

Nach Deutschlands Angriff im Juni 1941 rief Stalin, ähnlich wie der russische Zar 1914, den „Großen Vaterländischen Krieg“ aus. Wegen hysterischer Angst vor Spionage und feindlichen Fallschirmjägern kamen „Sowjetbürger deutscher Nationalität“ und deutschsprachige Emigranten schnell in Verdacht, Agenten der Gestapo oder der NS-Abwehr zu sein. Dadurch kam es in den ersten Kriegswochen zu zahlreichen Verhaftungen und Aburteilungen. Gleichzeitig war die sowjetische Militärführung offenbar bestrebt, ihr eigenes anfängliches Versagen u. a. durch den Hinweis auf „verräterische“ Aktivitäten der deutschen Bevölkerung in den frontnahen Gebieten zu kaschieren. Man verleumdete diese als illoyale Bürger und forderte deren Verbannung. Immer öfter wurden feindliche Angreifer nicht nur als „deutsche Faschisten“, „Hitlerleute“ oder „Nazis“, sondern schlichtweg als „nemcy“ (Deutsche) bezeichnet, allerdings mit Hinzufügung solcher Epitheta wie „zweibeinige Tiere“, „Menschenfresser“ und „tollwütige Hunde“.

Die Existenz einer anerkannten deutschen Minderheit mit verbrieften Autonomierechten stellte vor diesem Hintergrund gewiss ein Hindernis dar. Das Politbüro des ZK der Kommunistischen Partei fasste am 26. August 1941 den Beschluss über die Deportation der Wolgadeutschen nach Sibirien und Kasachstan. Zwei Tage später, am 28. August, legitimierte der Oberste Sowjet der UdSSR diese Entscheidung. Die repressive Aktion verlief unter Ausschluss der Öffentlichkeit, allerdings wurde das Ausland darüber in Kenntnis gesetzt, sodass der NS-Staat diesen Vorgang propagandistisch ausschlachtete.

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Europäischer Tag des Gedenkens an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus

Am 23. August gedenkt Europa der Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Auflösung der UdSSR in den Jahren 1989–1991 waren es hauptsächlich die osteuropäischen Staaten, die sich um die Etablierung eines internationalen Gedenktags zur Würdigung der Opfer des Stalinismus bemühten. Der 23. August schien dafür am besten geeignet zu sein, weil an diesem Tag im Jahr 1939 das Dritte Reich und die UdSSR den Nichtangriffsvertrag (bekannt als Hitler-Stalin-Pakt oder Molotow-Ribbentrop-Pakt) geschlossen hatten, der zur Unterwerfung und Terrorisierung mehrerer osteuropäischer Staaten führte. Die nationalsozialistische Gewaltherrschaft in Europa dauerte 6 Jahre; die stalinistisch-bolschewistische mehr als 50 Jahre.

Am 23.08.1939 wird ein Nichtangriffsvertrag zwischen dem Dritten Reich und der UdSSR unterzeichnet. Auf dem Bild: Josef Stalin und Joachim von Ribbentrop, der damalige Reichsminister des Auswärtigen (r.) @ WIKI Commons

Bereits am 23. September 2008 gab es eine Erklärung des Europäischen Parlaments zur Etablierung des Europäischen Gedenktags an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus. Am 2. April 2009 behandelte das Europäische Parlament den Themenschwerpunkt „Europas Gewissen und der Totalitarismus“ und verabschiedete eine Entschließung, den 23. August zum europaweiten Gedenktag an die Opfer beider Diktaturen auszurufen.
Besonders stark litt unter dem Bolschewismus sowie dem Stalinismus die deutsche Minderheit in der UdSSR. Nach Schätzungen von Osteuropahistorikern waren unter ihnen in den Jahren 1917‒1948 mindestens 480.000 Opfer zu beklagen: Sie wurden ermordet oder verhungerten bzw. starben in den Straflagern, Deportations- und Internierungsgebieten aufgrund von Krankheiten. Eine schreckliche Zahl, wenn man bedenkt, dass im Jahr 1953 insgesamt etwa 1,35 Mio. Deutsche in der Sowjetunion registriert wurden.

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Heute wie vor 100 Jahren: Eine Informationsbroschüre des „Fürsorgevereins für deutsche Rückwanderer“ (Berlin, 1917).

In unserem Archiv gibt es eine kleinformatige Broschüre mit der Überschrift „Was sollte jeder Deutsche von unseren deutschen Volksgenossen in Rußland wissen? Merkworte“, hrsg. vom Fürsorgeverein für deutsche Rückwanderer. Berlin 1917, Umfang 16 Seiten.

Der Fürsorgeverein wurde 1909 von der Preußischen Staatsregierung ins Leben gerufen, mit dem Ziel, vornehmlich deutsche Bauern aus dem Russischen Reich als Landarbeiter für die östlichen Provinzen (Ostpreußen, Posen u. a.) zu gewinnen. Oder wie es im sprachlichen Duktus der damaligen Zeit hieß: … „sich der von ihrer eigenen Regierung mißhandelten Deutschrussen hilfreich anzunehmen und ihre Eingewöhnung im alten Stammlande zu unterstützen.“

Vor dem Ersten Weltkrieg waren es nicht weniger als 30.000 Rückwanderer, die – von „dem Mutterlande gewonnen“ – größtenteils aus polnischen Gouvernements des Russischen Reiches oder aus Wolhynien stammten (vgl. Borchardt, Alfred, Deutschrussische Rückwanderung, Berlin 1915).

Die Übersiedlungen einzelner deutscher Bauern ins Deutsche Reich waren demnach bereits zu Beginn des 20. Jh.  keine Seltenheit. Diese Rückwanderungswelle erfasste allerdings kaum die sogenannten „Siedler-Kolonisten“ an der Wolga oder im Schwarzmeergebiet. Wenn die Letzteren sich entschlossen hatten, das Russische Reich zu verlassen, dann ging es vorzugsweise in Richtung USA und sonstige Überseestaaten. Sie erhofften sich, dort ausreichend Land zu erwerben, eigene Siedlungen zu gründen und ihre gewohnte Lebensweise fortführen zu können.

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Rehabilitierung der Wolgadeutschen: Ein Brief von Pastor Schleuning

Im aktuellen Dokument des Monats handelt es sich um den Entwurf eines Briefes von Johannes Schleuning, Pastor und Superintendent i. R., den er im Februar 1957 an den sowjetischen Botschafter in Bonn, Andrei Smirnow, adressierte.

Der Entwurf stammt aus dem persönlichen Nachlass von Johannes Schleuning. Archiv der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland [https://lmdr.de/]

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Der Friedensnobelpreisträger Andrei Sacharow und die Russlanddeutschen

Die Erforschung der Geschichte des nonkonformistischen Denkens und oppositioneller Bewegungen, des gewaltlosen Widerstandes im sowjetischen Unrechtsstaat ist und bleibt ein wichtiges Anliegen des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland (BKDR). Dazu gehören unter anderem das Sammeln, Aufbewahren, die öffentliche Zugänglichmachung und Präsentation von Dokumenten verschiedener Art, sei es behördlicher oder privater Natur, die den friedlichen Kampf der Sowjet- bzw. Russlanddeutschen um ihre Bürgerrechte in der UdSSR anschaulich machen. Es sind Briefe und Tagebücher, Appelle und Bittschriften, Erinnerungen und Zeitzeugenberichte, Schriften und Periodika der Untergrundbewegung, audio- und audiovisuelle Zeugnisse und vieles mehr. Vor Kurzem überließ uns Eduard Deibert, ein bekannter Aktivist der Ausreisebewegung der Deutschen in der UdSSR und unermüdlicher Kämpfer um ihre Rechte sowohl in der Sowjetunion als auch in der Bundesrepublik, einen wesentlichen Teil seines umfangreichen Nachlasses. Daraus möchten wir nun einige relevante Dokumente öffentlich präsentieren.

Andrei Sacharow mit seiner Frau Jelena Bonner (1974)

Als Erstes zeigen wir Ihnen ein Bild, auf dem Andrei Sacharow, der weltberühmte Physiker, ehemaliges Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Vorkämpfer für die Menschenrechte und Friedensnobelpreisträger, zusammen mit seiner Frau Jelena Bonner abgelichtet ist. Auf der Rückseite befindet sich Sacharows persönliche Widmung, die an Friedrich Ruppel adressiert ist. Dieses Bild mit der Widmung wird nun zum ersten Mal öffentlich zugänglich gemacht.

Der berühmte Regimekritiker nahm sich immer wieder auch dringender Anliegen der unterdrückten Sowjetdeutschen an und unterstütze sie bei ihren Aktivitäten tatkräftig. Wie z. B. Friedrich Ruppel, der einst prominenter Dissident und Herausgeber des Samisdat-Almanachs mit dem Titel „Re-Patria“ war.

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Unsere Wanderausstellung zurzeit in Stuttgart

Wir präsentieren unsere Wanderausstellung in Stuttgart. Zum Thema „Deutsche in Russland – Russlanddeutsche. Einblicke in Religion und Glaubensleben.“

Ort: Haus der Katholischen Kirche, Königstr. 7, Stuttgart

Eintritt frei!

Evangelische und katholische Kirche waren die größten und prägendsten Religionsgemeinschaften unter den Russlanddeutschen. Es waren vor allem die Geistlichen, die kirchlichen Verwaltungsbezirke und Gemeinden, welche die Basis dafür schufen, dass sich deutsche Siedlungen und städtische Gemeinden entwickeln konnten. Die deutschen Siedler in Russland brachten ihre westliche Religion und Kultur mit, die sie in ihren zahlreichen Siedlungsgebieten und u. a. in Großstädten über Jahrhunderte pflegen und tradieren konnten. Viele deutsche Siedler wurden erst nach der Migration nach Russland fromm, denn vornehmlich die Religionspflege ermöglichte ihnen, eine Bindung zur alten Heimat aufrechtzuerhalten und ihre deutsche Identität zu bewahren.

Ausstellungszeiten: von Sa. 12. Februar bis Sa. 02. März 2022 (täglich 9:00 – 19:00 Uhr; sonntags geschlossen!)

Kinderbuch „Du bist schwer in Ordnung, Hannah“ erschienen

Ein Buch mit Kindergedichten und Liedern über Gott und die Welt!

Mit dem Buch „Du bist schwer in Ordnung, Hannah“ von dem preisgekrönten Autor Andreas A. Peters eröffnen wir eine neue Buchreihe, die sich an Kinder verschiedenen Alters richtet. Es sind in dem Buch vernehmlich Kindergedichte und Lieder über Gott und die Welt zu finden.

Der Autor selbst, dessen Kind nämlich von einer der Trisomie-Formen betroffen ist, gibt allerdings an, es sei ein Buch für Kinder UND Erwachsene. Man merkt den Texten an, dass sich der Autor mit diesem Themenkomplex intensiv beschäftigt hat. 

Die renommierte deutsche Literaturzeitschrift „DAS GEDICHT“, in der Andreas A. Peters Stammautor ist, hatte vor etlichen Jahren eine Ausgabe über Religion und Poesie herausgebracht, darin auch einen Teil über religiöse Kindergedichte. Die Ausgabe löste eine sehr positive Resonanz aus und inspirierte Peters, diese Idee weiter zu verfolgen bzw. lyrisch zu verarbeiten. Aus dieser Idee ist dieses Buch entstanden.

Der bekannte russlanddeutsche Autor Wendelin Mangold schreibt im Nachwort zu diesem Buch treffend:

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