Russlanddeutsche Autorinnen und Autoren lasen in Nürnberg

Lesung am 24.11.2022, im Haus der Heimat in Nürnberg

Mit Melitta L. Roth, Max Schatz und Artur Rosenstern

Am 24. November fand im Haus der Heimat (HdH) eine Lesung statt, die vom Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland in Kooperation mit dem Literaturkreis der Deutschen aus Russland und dem HdH organisiert wurde.

Melitta L. Roth während der Lesung.

Dabei stellten russlanddeutsche Autorinnen und Autoren Melitta L. Roth, Max Schatz und Artur Rosenstern die aktuellen Jahrbücher des Literaturkreises und Auszüge aus anderen Werken vor. Melitta Roth las u. a. aus ihrem Debütwerk, dem Erzählband „Gesammelte Scherben“, vor sowie die von ihr aus dem Englischen übersetzte Kurzgeschichte „Feindliches Gelände“ von Lena Wolf. Max Schatz präsentierte zwei Textbeiträge aus den Literaturalmanachen „Fremd unter seinesgleichen“ und „Im Wandel des WIRs“.
Wir danken dem Haus der Heimat für die Einladung und die aktive Mitorganisation dieser Lesung. Wir danken ebenfalls dem aufmerksamen und literaturinteressierten Publikum, das unsere Autoren so gut aufgenommen und rege mitdiskutiert hat!

Das Projekt wurde gefördert durch das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland sowie das Bayerische Ministerium für Familie, Arbeit und Soziales. Die Lesung ist ein Kooperationsprojekt des BKDR, des Literaturkreises der Deutschen aus Russland und des Hauses der Heimat, Nürnberg.

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„Begegnungen. Russlanddeutsche Autoren im Gespräch und Porträt“ von Nina Paulsen und Agnes Gossen, Band 2 erschienen

Die Geschichte der russlanddeutschen Literatur gleicht einem großen Mosaikbild, das noch im Entstehen begriffen ist. Trotz einiger aufschlussreicher Forschungsarbeiten und Publikationen der letzten Jahrzehnte, die verschiedenste Aspekte dieser Literatur beleuchten, gibt es immer noch sehr viele Themen, die unberührt geblieben sind. Die vorliegende Dokumentation will durch persönliche Einblicke und Erfahrungen von Autoren einige dieser Lücken schließen sowie manche Aspekte durch weitere aufschlussreiche Facetten und unterschiedliche Sichtweisen ergänzen und vertiefen.

Der Band 2 der Reihe „Begegnungen“ beinhaltet 22 Interviews mit russlanddeutschen Autorinnen und Autoren, die erst in Deutschland zu schreiben begonnen haben sowie ergänzend dazu eine Reihe von Autorenporträts, die vorwiegend anlässlich runder oder halbrunder Geburtstage in der Zeitschrift „Volk auf dem Weg“ veröffentlicht wurden. Nina Paulsen und Agnes Gossen sammelten akribisch – mehr als zehn Jahre lang – das Material zu dieser Publikation. Eine Auswahl von Interviews steht nun in zwei Bänden unter dem Titel „Begegnungen. Russlanddeutsche Autoren im Gespräch und Porträt“ der Öffentlichkeit zur Verfügung. Der Band I ist bereits im Januar 2021 im BKDR Verlag erschienen und enthält Gespräche mit Literaturwissenschaftlern, Literaturkritikern und Autoren, die bereits in der UdSSR literarisch und publizistisch aktiv waren.

Buchtitel: „Begegnungen: Russlanddeutsche Autoren im Gespräch und Porträt“, Bd. 2, von Nina Paulsen und Agnes Gossen, ISBN 978-3-948589-34-9, 508 S., Hardcover, Preis: 19,- € (D), Art.-Nr. 9349

Band 1 dieser Reihe ist ebenfalls bei uns erhältlich unter der Art.-Nr.: 9134!

Bestellungen können unter der E-Mail kontakt@bkdr.de oder telefonisch unter der 0911-89219599 vorgenommen werden.

KALENDER 2023: DEUTSCHE KIRCHEN AN DER WOLGA. 30 JAHRE DANACH erschienen

Cover des neuen Wandkalenders 2023.

Dr. Sergey Terekhin und Dr. Olga Litzenberger, beide ausgewiesene Experten für Geschichte der ehemaligen deutschen Siedlungen an der Wolga in Russland, haben zwölf repräsentative, architektonisch hochinteressante Objekte ausgewählt und stellen sie in diesem Kalendarium mit aktuellen Bildern sowie ausführlichen Begleittexten vor. Bereits 1994 erschien zu diesem Thema ein Kalender von Sergey Terekhin und schien damals vor dem Hintergrund der kontroversen Debatten über die Perspektiven der kulturellen Autonomie der Deutschen in Russland sehr aktuell: „Es ging nicht nur darum, einem breiten Kreis von Interessierten ein kaum bekanntes historisches und architektonisches Erbe vorzustellen, sondern auch um die Möglichkeiten von dessen Restaurierung und Nutzung für den ursprünglichen Zweck“, schreiben die Verfasser im Vorwort zu dieser Neuauflage. Hauptanliegen solcher Publikationen ist, auf den Verfall und den möglichen unwiederbringlichen Verlust dieses reichen kulturellen Erbes hinzuweisen.

Diese Neuausgabe entstand in Kooperation mit der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (LmDR) und dem Historischen Forschungsverein der Deutschen aus Russland (HFDR).

Preis: 5,00 EUR.

Bestellungen sind ab sofort per E-Mail an kontakt@bkdr.de oder telefonisch unter der 0911-89219599 möglich.

BKDR-Ausstellung zum religiösen Leben der Russlanddeutschen ist in Oschersleben zu sehen


Am 25. September 2022 wurde in der Kirche St. Nicolai (Oschersleben) nach dem Gottesdienst zum Erntedankfest die Ausstellung „Deutsche in Russland – Russlanddeutsche. Einblicke in Religion und Glaubensleben“ eröffnet. Denn die Evangelische und katholische Kirche waren die größten und prägendsten Religionsgemeinschaften unter den Russlanddeutschen.

Es waren vor allem die Geistlichen, die kirchlichen Verwaltungsbezirke und Gemeinden, welche die Basis dafür schufen, dass sich deutsche Siedlungen und städtische Gemeinden entwickeln konnten. Die deutschen Siedler in Russland brachten ihre westliche Religion und Kultur mit, die sie in ihren zahlreichen
Siedlungsgebieten und u. a. in Großstädten über Jahrhunderte pflegen und tradieren konnten. Viele deutsche Siedler wurden erst nach der Migration nach Russland fromm, denn vornehmlich die Religionspflege ermöglichte ihnen, eine Bindung zur alten Heimat aufrechtzuerhalten und ihre deutsche Identität zu bewahren.

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Deutsche in der Ukraine gedenken in Odessa der Opfer des Stalin-Erlasses von 1941

Im Rahmen der jährlichen Gedenkveranstaltung der Gebietsgliederung „Wiedergeburt Odessa“ fand am 28. August 2022 in Kooperation mit der evangelisch-lutherischen St. Paul Kirche ein Gottesdienst statt. Dabei wurden die Namen der früheren Opfer vorgelesen und Kerzen angezündet. Anschließend hielten einige der Gäste im Vorhof der Kirche Ansprachen und legten unmittelbar an der Gedenktafel für Opfer von Repressionen vor und während des Zweiten Weltkrieges Blumen nieder. Die Gedenktafel mit der Inschrift „Den Opfern von Repressionen und Deportationen“ war im September 2021 auf Initiative und mit Unterstützung des BKDR eingeweiht worden.

Für die reibungslose Organisation der Gedenkveranstaltung danken wir stellvertretend Viktoria Brandt, der Vorsitzenden von „Wiedergeburt Odessa“.

Bildquelle: Veranstalter

Die Jugend der deutschen Minderheit von Kasachstan gedenkt der Opfer von Deportation und Vertreibung

Die Jugendorganisation der Deutschen Minderheit von Kasachstan „Vorwärts“ legte auf Initiative des BKDR einen Blumenkorb am Gedenkstein für Opfer von Vertreibungen und Deportationen in Almaty nieder. Die Aktion fand im Rahmen der diesjährigen Gedenkveranstaltung der regionalen Gebietsgliederung „Wiedergeburt Almaty“ unter der Leitung von Ludmila Nabokova statt. Der Gedenkstein ist „den Deutschen gewidmet, die Krieg, Vertreibung und Not zum Opfer fielen“.

Unser aufrichtiger Dank gilt allen Beteiligten! Ausführliche Informationen zu dieser Veranstaltung finden Sie auf der Internetseite der Organisation „Wiedergeburt Almaty“.

Bildquelle: DAZ (Deutsche Allgemeinde Zeitung).

Gedenkakt zum Tag der Russlanddeutschen

Unter der Schirmherrschaft von Sylvia Stierstorfer, der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, fand anlässlich des 81. Jahrestages der Deportation der Deutschen in der Sowjetunion ein Gedenkakt statt. In diesem Jahr war die Landesgruppe Bayern der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland Kooperationspartner der Veranstaltung.

Sylvia Stierstorfer (MdL)

Waldemar Eisenbraun, Leiter des Kulturzentrums, begrüßte die zahlreichen Gäste auch im Namen des Vorsitzenden Ewald Oster. Er berichtete darüber, dass mit Beteiligung des BKDR in Odessa (Ukraine) und in Almaty (Kasachstan) am 28. August Gedenkveranstaltungen mit Kranzniederlegung stattgefunden haben. Sylvia Stierstorfer ließ in ihrem Grußwort verlesen, dass die Folgen von damals noch heute zu spüren sind: „Gerade bei älteren Russlanddeutschen mögen die brutalen Bilder aus der Ukraine Erinnerungen wachrufen. Erinnerungen an das, was Sie, Ihre Eltern und Großeltern, in den Jahren des Zweiten Weltkriegs, aber auch in den Jahrzehnten danach, in der Sowjetunion erdulden mussten. Ob Kinder, Frauen oder alte Leute, alle galten pauschal als schuldig, nur, weil sie Deutsche waren. Wir können uns das damit verbundene Leiden heute kaum mehr vorstellen, aber bei fast allen von Ihnen ist es Teil der Familiengeschichte. Und die Folgen sind noch bis heute zu spüren.“

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28. August – der Tag der Russlanddeutschen

Deportation vor 81 Jahren: Ursachen und Folgen

Bescheinigung über das konfiszierte Wohneigentum von Lydia Schwindt aus Balzer, ASSR der Wolgadeutschen, vom 6. September 1941. Eine angemessene Entschädigung erhielten bisher weder die Betroffenen noch ihre Nachkommen.

Nach Deutschlands Angriff im Juni 1941 rief Stalin, ähnlich wie der russische Zar 1914, den „Großen Vaterländischen Krieg“ aus. Wegen hysterischer Angst vor Spionage und feindlichen Fallschirmjägern kamen „Sowjetbürger deutscher Nationalität“ und deutschsprachige Emigranten schnell in Verdacht, Agenten der Gestapo oder der NS-Abwehr zu sein. Dadurch kam es in den ersten Kriegswochen zu zahlreichen Verhaftungen und Aburteilungen. Gleichzeitig war die sowjetische Militärführung offenbar bestrebt, ihr eigenes anfängliches Versagen u. a. durch den Hinweis auf „verräterische“ Aktivitäten der deutschen Bevölkerung in den frontnahen Gebieten zu kaschieren. Man verleumdete diese als illoyale Bürger und forderte deren Verbannung. Immer öfter wurden feindliche Angreifer nicht nur als „deutsche Faschisten“, „Hitlerleute“ oder „Nazis“, sondern schlichtweg als „nemcy“ (Deutsche) bezeichnet, allerdings mit Hinzufügung solcher Epitheta wie „zweibeinige Tiere“, „Menschenfresser“ und „tollwütige Hunde“.

Die Existenz einer anerkannten deutschen Minderheit mit verbrieften Autonomierechten stellte vor diesem Hintergrund gewiss ein Hindernis dar. Das Politbüro des ZK der Kommunistischen Partei fasste am 26. August 1941 den Beschluss über die Deportation der Wolgadeutschen nach Sibirien und Kasachstan. Zwei Tage später, am 28. August, legitimierte der Oberste Sowjet der UdSSR diese Entscheidung. Die repressive Aktion verlief unter Ausschluss der Öffentlichkeit, allerdings wurde das Ausland darüber in Kenntnis gesetzt, sodass der NS-Staat diesen Vorgang propagandistisch ausschlachtete.

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Europäischer Tag des Gedenkens an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus

Am 23. August gedenkt Europa der Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Auflösung der UdSSR in den Jahren 1989–1991 waren es hauptsächlich die osteuropäischen Staaten, die sich um die Etablierung eines internationalen Gedenktags zur Würdigung der Opfer des Stalinismus bemühten. Der 23. August schien dafür am besten geeignet zu sein, weil an diesem Tag im Jahr 1939 das Dritte Reich und die UdSSR den Nichtangriffsvertrag (bekannt als Hitler-Stalin-Pakt oder Molotow-Ribbentrop-Pakt) geschlossen hatten, der zur Unterwerfung und Terrorisierung mehrerer osteuropäischer Staaten führte. Die nationalsozialistische Gewaltherrschaft in Europa dauerte 6 Jahre; die stalinistisch-bolschewistische mehr als 50 Jahre.

Am 23.08.1939 wird ein Nichtangriffsvertrag zwischen dem Dritten Reich und der UdSSR unterzeichnet. Auf dem Bild: Josef Stalin und Joachim von Ribbentrop, der damalige Reichsminister des Auswärtigen (r.) @ WIKI Commons

Bereits am 23. September 2008 gab es eine Erklärung des Europäischen Parlaments zur Etablierung des Europäischen Gedenktags an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus. Am 2. April 2009 behandelte das Europäische Parlament den Themenschwerpunkt „Europas Gewissen und der Totalitarismus“ und verabschiedete eine Entschließung, den 23. August zum europaweiten Gedenktag an die Opfer beider Diktaturen auszurufen.
Besonders stark litt unter dem Bolschewismus sowie dem Stalinismus die deutsche Minderheit in der UdSSR. Nach Schätzungen von Osteuropahistorikern waren unter ihnen in den Jahren 1917‒1948 mindestens 480.000 Opfer zu beklagen: Sie wurden ermordet oder verhungerten bzw. starben in den Straflagern, Deportations- und Internierungsgebieten aufgrund von Krankheiten. Eine schreckliche Zahl, wenn man bedenkt, dass im Jahr 1953 insgesamt etwa 1,35 Mio. Deutsche in der Sowjetunion registriert wurden.

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Heute wie vor 100 Jahren: Eine Informationsbroschüre des „Fürsorgevereins für deutsche Rückwanderer“ (Berlin, 1917).

In unserem Archiv gibt es eine kleinformatige Broschüre mit der Überschrift „Was sollte jeder Deutsche von unseren deutschen Volksgenossen in Rußland wissen? Merkworte“, hrsg. vom Fürsorgeverein für deutsche Rückwanderer. Berlin 1917, Umfang 16 Seiten.

Der Fürsorgeverein wurde 1909 von der Preußischen Staatsregierung ins Leben gerufen, mit dem Ziel, vornehmlich deutsche Bauern aus dem Russischen Reich als Landarbeiter für die östlichen Provinzen (Ostpreußen, Posen u. a.) zu gewinnen. Oder wie es im sprachlichen Duktus der damaligen Zeit hieß: … „sich der von ihrer eigenen Regierung mißhandelten Deutschrussen hilfreich anzunehmen und ihre Eingewöhnung im alten Stammlande zu unterstützen.“

Vor dem Ersten Weltkrieg waren es nicht weniger als 30.000 Rückwanderer, die – von „dem Mutterlande gewonnen“ – größtenteils aus polnischen Gouvernements des Russischen Reiches oder aus Wolhynien stammten (vgl. Borchardt, Alfred, Deutschrussische Rückwanderung, Berlin 1915).

Die Übersiedlungen einzelner deutscher Bauern ins Deutsche Reich waren demnach bereits zu Beginn des 20. Jh.  keine Seltenheit. Diese Rückwanderungswelle erfasste allerdings kaum die sogenannten „Siedler-Kolonisten“ an der Wolga oder im Schwarzmeergebiet. Wenn die Letzteren sich entschlossen hatten, das Russische Reich zu verlassen, dann ging es vorzugsweise in Richtung USA und sonstige Überseestaaten. Sie erhofften sich, dort ausreichend Land zu erwerben, eigene Siedlungen zu gründen und ihre gewohnte Lebensweise fortführen zu können.

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Rehabilitierung der Wolgadeutschen: Ein Brief von Pastor Schleuning

Im aktuellen Dokument des Monats handelt es sich um den Entwurf eines Briefes von Johannes Schleuning, Pastor und Superintendent i. R., den er im Februar 1957 an den sowjetischen Botschafter in Bonn, Andrei Smirnow, adressierte.

Der Entwurf stammt aus dem persönlichen Nachlass von Johannes Schleuning. Archiv der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland [https://lmdr.de/]

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Der Friedensnobelpreisträger Andrei Sacharow und die Russlanddeutschen

Die Erforschung der Geschichte des nonkonformistischen Denkens und oppositioneller Bewegungen, des gewaltlosen Widerstandes im sowjetischen Unrechtsstaat ist und bleibt ein wichtiges Anliegen des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland (BKDR). Dazu gehören unter anderem das Sammeln, Aufbewahren, die öffentliche Zugänglichmachung und Präsentation von Dokumenten verschiedener Art, sei es behördlicher oder privater Natur, die den friedlichen Kampf der Sowjet- bzw. Russlanddeutschen um ihre Bürgerrechte in der UdSSR anschaulich machen. Es sind Briefe und Tagebücher, Appelle und Bittschriften, Erinnerungen und Zeitzeugenberichte, Schriften und Periodika der Untergrundbewegung, audio- und audiovisuelle Zeugnisse und vieles mehr. Vor Kurzem überließ uns Eduard Deibert, ein bekannter Aktivist der Ausreisebewegung der Deutschen in der UdSSR und unermüdlicher Kämpfer um ihre Rechte sowohl in der Sowjetunion als auch in der Bundesrepublik, einen wesentlichen Teil seines umfangreichen Nachlasses. Daraus möchten wir nun einige relevante Dokumente öffentlich präsentieren.

Andrei Sacharow mit seiner Frau Jelena Bonner (1974)

Als Erstes zeigen wir Ihnen ein Bild, auf dem Andrei Sacharow, der weltberühmte Physiker, ehemaliges Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Vorkämpfer für die Menschenrechte und Friedensnobelpreisträger, zusammen mit seiner Frau Jelena Bonner abgelichtet ist. Auf der Rückseite befindet sich Sacharows persönliche Widmung, die an Friedrich Ruppel adressiert ist. Dieses Bild mit der Widmung wird nun zum ersten Mal öffentlich zugänglich gemacht.

Der berühmte Regimekritiker nahm sich immer wieder auch dringender Anliegen der unterdrückten Sowjetdeutschen an und unterstütze sie bei ihren Aktivitäten tatkräftig. Wie z. B. Friedrich Ruppel, der einst prominenter Dissident und Herausgeber des Samisdat-Almanachs mit dem Titel „Re-Patria“ war.

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Unsere Wanderausstellung zurzeit in Stuttgart

Wir präsentieren unsere Wanderausstellung in Stuttgart. Zum Thema „Deutsche in Russland – Russlanddeutsche. Einblicke in Religion und Glaubensleben.“

Ort: Haus der Katholischen Kirche, Königstr. 7, Stuttgart

Eintritt frei!

Evangelische und katholische Kirche waren die größten und prägendsten Religionsgemeinschaften unter den Russlanddeutschen. Es waren vor allem die Geistlichen, die kirchlichen Verwaltungsbezirke und Gemeinden, welche die Basis dafür schufen, dass sich deutsche Siedlungen und städtische Gemeinden entwickeln konnten. Die deutschen Siedler in Russland brachten ihre westliche Religion und Kultur mit, die sie in ihren zahlreichen Siedlungsgebieten und u. a. in Großstädten über Jahrhunderte pflegen und tradieren konnten. Viele deutsche Siedler wurden erst nach der Migration nach Russland fromm, denn vornehmlich die Religionspflege ermöglichte ihnen, eine Bindung zur alten Heimat aufrechtzuerhalten und ihre deutsche Identität zu bewahren.

Ausstellungszeiten: von Sa. 12. Februar bis Sa. 02. März 2022 (täglich 9:00 – 19:00 Uhr; sonntags geschlossen!)

Kinderbuch „Du bist schwer in Ordnung, Hannah“ erschienen

Ein Buch mit Kindergedichten und Liedern über Gott und die Welt!

Mit dem Buch „Du bist schwer in Ordnung, Hannah“ von dem preisgekrönten Autor Andreas A. Peters eröffnen wir eine neue Buchreihe, die sich an Kinder verschiedenen Alters richtet. Es sind in dem Buch vernehmlich Kindergedichte und Lieder über Gott und die Welt zu finden.

Der Autor selbst, dessen Kind nämlich von einer der Trisomie-Formen betroffen ist, gibt allerdings an, es sei ein Buch für Kinder UND Erwachsene. Man merkt den Texten an, dass sich der Autor mit diesem Themenkomplex intensiv beschäftigt hat. 

Die renommierte deutsche Literaturzeitschrift „DAS GEDICHT“, in der Andreas A. Peters Stammautor ist, hatte vor etlichen Jahren eine Ausgabe über Religion und Poesie herausgebracht, darin auch einen Teil über religiöse Kindergedichte. Die Ausgabe löste eine sehr positive Resonanz aus und inspirierte Peters, diese Idee weiter zu verfolgen bzw. lyrisch zu verarbeiten. Aus dieser Idee ist dieses Buch entstanden.

Der bekannte russlanddeutsche Autor Wendelin Mangold schreibt im Nachwort zu diesem Buch treffend:

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Erste russlanddeutsche Akademiker im Zarenreich (Folgen 14, 15 und 16)

Untenstehend möchten wir Ihnen weitere Ergebnisse des Dorpat-Projekts präsentieren. Je intensiver man sich mit der Thematik beschäftigt, umso deutlicher stellt sich heraus, dass wesentlich mehr „Kolonistenkinder“ an verschiedenen Hochschulen und Universitäten im In- und Ausland studiert hatten, als bisher in Fachkreisen und von der Öffentlichkeit angenommen. Zum einen liegt es daran, dass sich die Geschichtswissenschaft bislang kaum für das Bildungswesen der Siedler-Kolonisten interessierte. Zum anderen gingen viele ausgebildete Akademiker und Studenten nach dem bolschewistischen Umsturz 1917 ins Exil, vor allem nach Deutschland, aber auch in die USA und vereinzelt nach Estland oder Lettland. Ein beträchtlicher Teil von ihnen verblieb in Bessarabien, das von 1918 bis 1940 zu Rumänien gehörte.

Arnold Lippert (1925)

Typisch ist in diesem Zusammenhang der Lebensweg von Arnold Lippert (1898 – 1958): er konnte nur einige Monate an der Universität Dorpat studieren, kämpfte dann in den Reihen des Balten-Regiments gegen die Rote Armee und emigrierte schließlich nach Deutschland. Hier setzte er sein Medizinstudium an den Universitäten Marburg und Berlin fort und promovierte 1929 zum Dr. med.

Schließlich erlauben uns etwa Dokumente der „Repressiv-Behörden“ der einstigen UdSSR, manche bisher völlig im Dunkeln liegende Lebensstationen einiger sonst gut bekannten und bedeutenden Personen zu rekonstruieren. Man wusste z. B. bislang kaum über die letzten Lebensjahre von Eduard Luft (1890 – 1938), eines Absolventen der Theologischen Fakultät in Dorpat, der ab 1925 als führende Persönlichkeit der separatistischen, sogenannten „Freien bzw. lebendigen Kirche“ in der Ukraine galt.

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Gespräch mit dem Zeitzeugen Helmut Quiring

Am 24. Januar fand in den Räumen des BKDR ein Treffen mit Helmut Quiring (geb. 1933) statt. Fast sein ganzes Leben, bis zur Ausreise im Jahre 1978 in die Bundesrepublik Deutschland, verbrachte Helmut Quiring in Tadschikistan bzw. in der UdSSR, wohin sein Vater Franz Quiring (1892-1938), einst bekannter Prediger, verbannt worden war. Das intensive Gespräch vermittelte u. a. vielfältige Einblicke in das Leben der deutschen Minderheit in Tadschikistan der 1940er- bis 70er-Jahre. Das BKDR setzt somit seine Arbeit im Rahmen des Zeitzeugenprojekts auch in dieser schwierigen Zeit kontinuierlich fort.

v. l.n.r.: Dr. Viktor Krieger und Helmut Quiring, (c) BKDR

Hörbuch mit ausgewählten Texten von russlanddeutschen Autorinnen und Autoren erschienen

Russlanddeutsche Literatur ist in Deutschland wenig bekannt. Aus diesem Grund konzipierte die LmDR e. V. im Frühjahr 2021 das Projekt „Russlanddeutsche Literatur online“. In Kooperation mit uns und dem Literaturkreis der Deutschen aus Russland entstanden nun professionelle Audioaufnahmen von Texten der Autorinnen und Autoren wie z. B. Nora Pfeffer, Johann Warkentin, Viktor Heinz und vielen anderen. Eingelesen von Martina Leon und Michael Helm. Gefördert wurde das Projekt durch das Kulturreferat für Russlanddeutsche (Detmold) und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Vor allem die älteren Texte von sogenannten „Klassikern“ sind hierzulande entweder nur schwer oder gar nicht zu bekommen. Selbst wenn sie zugänglich sind und hier und da (leider selten im regulären Buchhandel) erworben werden können, wissen nur wenige Literaturkenner diese literarischen Raritäten zu schätzen. Um diesen Texten ein Stück an die breite Öffentlichkeit zu verhelfen, wurde das Hörbuch mit dem Titel „Literarische Nachklänge“ (bestehend aus 2 CDs) produziert. Die Textauswahl zu diesen Aufnahmen basiert auf dem Lesebuch „Russlanddeutsche Literatur“, welches der russlanddeutsche Autor und Germanist Dr. Wendelin Mangold bereits 1999 zusammengestellt hatte.

In diesem Buch sind vornehmlich Texte von Literatinnen und Literaten zu finden, die bereits in der Sowjetunion bzw. Russland auf Deutsch geschrieben und einst unter den dort lebenden Deutschen einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt hatten. Siehe dazu den ausführlichen Bericht „Gut Ding braucht Weile“ im Volk auf dem Weg (01/2022, S. 34).

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Literaturalmanach der Deutschen aus Russland (2021) mit dem Titel „Im Wandel des WIRs“ erschienen

Der neue Literaturalmanach der Deutschen aus Russland (2021) mit dem Titel „Im Wandel des WIRs“ ist im Dezember 2021 im BKDR Verlag erschienen.

Historikerinnen und Historiker haben unlängst darauf hingewiesen, dass das Leben und die Kultur der Sowjet- bzw. der Russlanddeutschen in der Zeit zwischen dem Zweiten Weltkrieg und der Auflösung der UdSSR bisher nicht ausreichend erforscht sei. Vor diesem Hintergrund haben die Berichte, die z.B. die Kindheit oder das Alltagsleben in der Sowjetunion oder Russland zum Thema machen und die der Literaturkreis der Deutschen aus Russland in seinen Jahrbüchern immer wieder präsentiert, ihren eigenen historischen Wert. Ohne authentische Zeitzeugenberichte und Interviews sowie ohne literarische Darstellungen, wäre die Erforschung der Kulturgeschichte mancher Ethnien und Minderheiten freilich sehr mühsam bis gänzlich unmöglich.

Literarische Darstellungen, Prosa und Lyrik, vorwiegend aus der Feder von zugewanderten Deutschen sowie literaturhistorische Essays von etablierten Literaturwissenschaftlerinnen, Annelore Engel-Braunschmidt und Elena Seifert, runden diese Almanach-Ausgabe des Literaturkreises ab und machen sie zu einer ausgewogenen, wertvollen Mischung für jeden, der sich für den osteuropäischen oder russischsprachigen Kulturraum interessiert. Hrsg. von Artur Böpple und dem Literaturkreis der Deutschen aus Russland e. V. in Kooperation mit dem Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (unter Mitarbeit von Carola Jürchott und Melitta L. Roth).

Bestellen können Sie das Buch unter der E-Mail: kontakt@bkdr.de oder unter Tel.: 0911-89219599. Den aktuellen Bestellkatalog des BKDR Verlags finden Sie unter: www.bkdr.de/link/bestellkatalog

Hier unten können Sie u. a. die online-Präsentation des Literaturalmanachs „Im Wandel des WIRs“ sehen, die im Rahmen der Russlanddeutschen Kulturtage 2021 (NRW) am 09.12.21 stattgefunden hat. Mit Julia Podelo, Andreas A. Peters, Nelli Kossko und Artur Rosenstern (Moderation). Wir danken der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland für die Organisation der Kulturtage und die Kooperation! Zur Buchvorstellung …

Neue Publikation zu Absolventen der Universität Dorpat erschienen (Teil 1)

Im Jahrbuch des Bessarabiendeutschen Vereins 2022 (73. Jahrgang) ist ein ausführlicher Aufsatz von unserem wissenschaftlichen Mitarbeiter, Dr. Viktor Krieger, über die ersten bessarabiendeutschen Absolventen der Universität Dorpat erschienen. Der Titel des Aufsatzes lautet: „Siedler-Kolonisten aus Bessarabien an der Universität Dorpat, Teil I“. Darin werden 33 von den insgesamt 47 geplanten Absolventenbiografien – mit Illustrationen, Literatur- und Archivquellenverweisen – vorgestellt.

Die restlichen Biografien, die u. a. ausführliche Analysen der Lebensläufe der bessarabiendeutschen Akademiker enthalten wird, sollen im nächsten Jahrbuch veröffentlicht werden. Der Verfasser und das BKDR danken dem Bessarabiendeutschen Verein für die vielfältige Unterstützung bei der Beschaffung der für den Aufsatz relevanten Informationen. Somit setzen wir die enge Zusammenarbeit mit dieser Organisation fort.

Der Autor wäre für weiterführende Informationen zu den in seinem Artikel erfassten Personen sehr dankbar. Bitte melden Sie sich bei ihm unter der E-Mail: V.Krieger [at] bkdr.de

Krieger, Viktor, „Siedler-Kolonisten aus Bessarabien an der Universität Dorpat, Teil I“, aus: Jahrbuch der Detschen aus Bessarabien, Heimatkalender 2022.

Erste russlanddeutsche Akademiker im Zarenreich (Folgen 11, 12 und 13)

In diesen Folgen setzen wir die Vorstellung der sogenannten Siedler-Kolonisten fort, die als Erste aus ihrem Milieu in den Genuss der akademischen Bildung gekommen waren. Die wachsenden Bestrebungen unter den deutschen Siedlern im Russischen Reich, ihren Kindern eine Hochschulbildung zu ermöglichen, förderten das Entstehen von akademischer Bildungstradition. In diesem Zusammenhang ragte insbesondere der Familienverband Koch aus Gnadental (Bessarabien) hervor. Der Patriarch Johann Jakob Koch, 1817 noch in Nagold, Württemberg, geboren und 1893 in Gnadental gestorben, war Küsterlehrer und hatte zehn Kinder. Sowohl seine zwei Söhne Georg Friedrich (geb. 1857) und Gottlob (geb. 1861) als auch vier Enkel, Kinder des Sohnes Christian Gottlieb (1849‒1907), studierten in Dorpat. Der letztere, Christian Gottlieb, war selbst Dorfschreiber in Gnadental und legte viel Wert auf gute Bildung seiner Kinder – wie schon an einer anderen Stelle erwähnt, vier davon wurden Akademiker: Immanuel (1887), Albert (1888), Friedrich (1890) und Rudolf (1892).

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