„Die Republik der Wolgadeutschen“ von Arkadi German erschienen

Aus dem Russischen von Christine Hengevoß

Anlässlich des 80. Jahrestags der Deportation der Russlanddeutschen in der UdSSR

In der vorliegenden Publikation beleuchtet der renommierte Historiker Arkadi German detailreich die Geschichte der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen (ASSR der WD). German war der erste Historiker, der in den 1990er-Jahren eine derart umfangreiche und in wissenschaftlichen Kreisen viel beachtete Monografie unter dem Titel „Respublika nemcev povolžja“ auf Russisch vorgelegt hatte. Auf der Grundlage von Archivmaterialien und weiteren Quellen untersucht German jene Faktoren, die zur Bildung der territorialen Autonomie geführt haben, zeigt die Rolle der Wolgadeutschen in den Zeiten des Bürgerkriegs und des Kriegskommunismus auf, analysiert die wirtschaftlichen, sozialen, politischen und kulturellen Besonderheiten der Entwicklung während der einzelnen historischen Phasen: in den Jahren der sogenannten „Neuen ökonomischen Politik“ (NÖP), der ersten zwei Fünfjahrespläne, am Vorabend und in den ersten Monaten des deutsch-sowjetischen Krieges. Besonderes Augenmerk legt German auf die Thematik der Liquidierung der ASSR der WD und der Deportation der deutschen Bevölkerung nach Sibirien und Kasachstan im Jahr 1941. Das Buch richtet sich ebenso an das Fachpublikum wie an einen breiten Kreis von Leserinnen und Lesern.

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Neues Buch von Sergey Terekhin im BKDR Verlag erschienen

Reihe „Deutsches Architekturerbe im Ausland“, Band 1, „Das deutsche Architekturerbe in den Städten Russlands“

Der vorliegende zweisprachige Bildband (Deutsch und Russisch) von Sergey Terekhin eröffnet eine neue Reihe von Publikationen des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland (BKDR) mit dem Titel „Deutsches Architekturerbe im Ausland.“ Diese Reihe stellt die markantesten Baudenkmäler der deutschen materiellen Kultur außerhalb Deutschlands vor. Das erste Buch zeigt einige typische Beispiele des in russischen Städten vorzufindenden deutschen Architekturerbes. Dieses Kulturerbe ist äußerst vielfältig. Anhand einer Auswahl typischer Beispiele werden die Konturen dieser zahlreichen Zeugnisse widergespiegelt.

Sergey Terekhin, ISBN 978-3-948589-16-5, 64 S., Hardcover, Querformat: 17 x 24 cm, Preis: 17,- € (D)

Sämtliche vom BKDR herausgegebenen Bücher finden Sie in unserem Bestellkatalog: www.bkdr.de/link/bestellkatalog   

Bestellungen unter der E-Mail: kontakt@bkdr.de oder telefonisch: 0911-89219599

Erste russlanddeutsche Akademiker im Zarenreich (Folge 9 und 10)

Alexander Henning (1892-1974), Literaturkritiker

In den Folgen 9 und 10 des Projektes „Russlanddeutsche Akademiker im Zarenreich“ geht es neben renommierten Absolventen der Universität Dorpat wie bspw. Peter Haller (1858‒1920), einem ehemaligen Professor der Universität Saratow, Alexander Henning (1892‒1974, Literaturkritiker) oder dem Helenendörfer Arzt Wilhelm Hurr (1887‒1937) auch um bislang nur wenig bekannte Namen wie z. B. Johann Heinrich Jungmann (1796‒ vor 1852). Jungmann stammte aus der Kolonie Jagodnaja Poljana an der Wolga, studierte 1815‒1819 in Dorpat Theologie und gilt als erster deutscher Kolonistennachkomme, der als Student an einer russischen Universität eingeschrieben wurde. Auch wenn die Universität Dorpat einst die größte Anzahl von immatrikulierten Personen aus dem Siedlermilieu aufwies bzw. unter Studierenden sehr beliebt war, gab es im Zarenreich weitere Hochschulen, an denen die wissbegierige Jugend aus den Wolga-, Schwarzmeer- oder Kaukasusregionen zahlreich studierte. Zu solchen Lehranstalten gehörte u. a. die 1865 gegründete „Kaiserliche Neurussische Universität“ in Odessa.

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Erste russlanddeutsche Akademiker (Folge 8)

Gottlieb Gross (1876-1937)

In der neuen Folge der wissenschaftlichen Artikelreihe „Erste russlanddeutsche Akademiker“ handelt es sich unter anderem um das Schicksal von Gottlieb Gross, der einst in Odessa ein angesehener Frauenarzt war und der später dem Stalin-Terrorregime zum Opfer fiel. Bereits Anfang Februar 1934, im Zuge der ersten Welle der Verfolgungen von deutschen Intellektuellen in der Ukraine, wurde Gross wegen vermeintlicher Mitgliedschaft in einer deutsch-faschistischen Organisation bzw. seiner Kontakte zum Deutschen Konsulat in Odessa verhaften und angeklagt. In dieses Strafverfahren waren u. a. Herbert Steinwand, Abteilungsleiter der Zentralen wissenschaftlichen Bibliothek von Odessa, Dr. med. Immanuel Koch, Dozent und späterer Prof. an der örtlichen Universität, Gustav Birth, ev.-luth. Propst aus Charkow und einige andere Intellektuelle und angesehene Vertreter der deutschen Minderheit als Beschuldigte involviert.

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Neue Publikation von Dr. Viktor Krieger erschienen

Die neue Abhandlung unseres wissenschaftlichen Mitarbeiters, Dr. Viktor Krieger, befasst sich mit den rechtlichen, politischen und gesellschaftlichen Konstellationen im Russischen Reich, in der UdSSR und in Deutschland, welche die in ihrer damaligen Wahlheimat Russland fest verwurzelten und loyalen Wolga- oder Schwarzmeerdeutschen quasi gezwungen haben, auszuwandern bzw. in das Land der Urväter zurückzukehren. In dem Aufsatz arbeitet der Verfasser die ausschlaggebende Bedeutung der Kriegsfolgen im Schicksal der Russlanddeutschen heraus und plädiert am Schluss der Darstellung nachdrücklich dafür, die aktuelle gesetzliche Lage für die Aufnahme von Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern in Anbetracht des unbestrittenen Kriegsfolgenschicksals anzupassen. Die Publikationen finden Sie im Heimatbuch 2021 (Zu beziehen u. a. über die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland). Siehe auch diesen Link:

Die erzwungene Rückkehr in die historische Heimat: Etappen einer folgenschweren Ablösung, in: Heimatbuch der Deutschen aus Russland 2021. Stuttgart 2021.

Erste russlanddeutsche Akademiker (Folgen 6 und 7)

Wir setzen die Publikationsreihe im Rahmen des Dorpat-Projekts fort. In den folgenden Beiträgen möchten wir, liebe Leserinnen und Leser, über die Entstehung der generationsübergreifenden akademischen Tradition unter den sogenannten Siedler-Kolonisten zu Beginn des 20. Jahrhunderts berichten. Es handelt sich diesmal um den Familienverband Grasmück, dessen ältester Vertreter der Lehrer und spätere Kaufmann Johann Ludwig Grasmück (1831-1907) aus der wolgadeutschen Siedlung Lauwe (Jablonowka) war. Er siedelte 1879 nach Saratow über und ermöglichte seinen Söhnen Alexander (1869‒1930) und Johannes (1871‒vor 1933) das Medizinstudium in Dorpat. Kinder und Enkelnkinder von Alexander sowie Johannes Grasmück studierten später ebenfalls Medizin und wurden angesehene Ärzte in der UdSSR bzw. der Russländischen Föderation und sogar in Deutschland. Der Enkelsohn von Johann L. Grasmück, Johannes Grasmück (1883-1938), studierte Theologie in Dorpat und wirkte nach dem Abschluss fast zwanzig Jahre lang als Pastor.

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Buch „BEGEGNUNGEN: Russlanddeutsche Autoren im Gespräch und Porträt“ (Bd. I) erschienen

Mehr als zwei Jahrzehnte lang interviewten Nina Paulsen und Agnes Gossen russland-deutsche Autorinnen und Autoren. Eine Auswahl dieser Interviews wird in zwei Bänden unter dem Titel „Begegnungen. Russlanddeutsche Autoren im Gespräch und Porträt“ im BKDR Verlag veröffentlicht. Band I ist im Januar 2021 erschienen und beinhaltet Gespräche mit Literaturwissenschaftlern, Literaturkritikern und Autoren, die bereits in der UdSSR literarisch bzw. publizistisch aktiv waren. Dazu gehören Johann Warkentin, Hugo Wormsbecher, Waldemar Weber, Herold Belger, Konstantin Ehrlich, Elena Seifert, Viktor Heinz, Rose Steinmark, Nora Pfeffer, Waldemar Spaar, Alexander Beck, Nelly Wacker, Rosa Pflug, Eugen Warkentin, Wendelin Mangold und Lore Reimer.

Dem Interviewteil wurden literaturgeschichtliche Aufsätze von Nina Paulsen und Agnes Gossen vorangestellt, sodass der interessierte Leser (bzw. die Leserin) einen ersten Einblick in die Geschichte der russlanddeutschen Literatur in der Sowjetunion und in Deutschland bekommt. Die Titel dieser Aufsätze lauten: „Einblicke in die Vergangenheit und Gegenwart der russlanddeutschen Literatur“ (Nina Paulsen) und „Literaturkreis und seine Aktivitäten, die Zusammenarbeit mit Verlegern und die Förderung junger Autoren“ (Agnes Gossen). Im geplanten Band II werden Paulsen und Gossen ausführlich auf das Schaffen von Autorinnen und Autoren eingehen, die erst in Deutschland literarisch aktiv geworden sind.

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„In Würde ertragen – Russlanddeutsche Zwangsarbeiter des TagilLag“ – Gedenkbuch erschienen

(c) Coverbild: J. Sachwatajew

Im historischen Gedächtnis der russlanddeutschen Bundesbürger nimmt die massenhafte Aushebung zur Zwangsarbeit in den Jahren 1941‒1946 in der UdSSR einen besonderen Stellenwert ein. Die „Sowjetbürger deutscher Nationalität“, so der Amtsjargon, gehörten zu der einzigen nationalen Minderheit, bei der nicht nur Männer, sondern auch Frauen, Jugendliche und Mädchen zum Zwangsarbeitseinsatz herangezogen wurden. Etwa 350.000 Personen mussten fern ihrer Wohnorte, Eltern oder Kinder im Ural und hohen Norden, in Sibirien und Kasachstan schwere körperliche Arbeit unter elenden Bedingungen leisten. Diese im tiefsten Hinterland abgelaufene repressive Aktion, von den Behörden verschleiert und als „Arbeitsmobilisierung“ deklariert, von den Betroffenen selbst als „Trudarmee“ (Arbeitsarmee) bezeichnet, kostete nicht weniger als 70.000 Menschenleben. Jede deutsche Familie war faktisch davon betroffen.

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Erste russlanddeutsche Akademiker im Zarenreich (Folge 5)

Friedrich Falz-Fein

In der Dezember-Ausgabe (2020) der Zeitschrift „Volk auf dem Weg“ erschien die „Folge 5“ des Dorpat-Projekts. Es handelt sich hierbei um bedeutende Persönlichkeiten aus den Reihen der Wolga- und Schwarzmeerdeutschen, die sichtbare „Spuren“ nicht ausschließlich in der Geschichte der deutschen Minderheit in Russland hinterlassen hatten, ihr Engagement war auch gesamtgesellschaftlich betrachtet von großer Bedeutung, wie z. B. das von Friedrich Falz-Fein, dem Begründer des weltberühmten Naturreservats „Askania Nova“ oder Jakob Flemmer, dem Privat-Dozenten an der Neurussischen Universität in Odessa. Darüber hinaus geht es in dem Bericht um solche Persönlichkeiten wie Dr.-Ing. Hugo Eugen Erdmann oder Pastor Johannes Erbes: sie beide hatten die Geschicke ihrer Landsleute in Bessarabien bzw. an der Wolga nachhaltig geprägt. S. den Link:

Dr. Viktor Krieger (Folge 5), Verzeichnis der deutschen Siedler-Kolonisten, die an der Universität Dorpat studiert haben, in: VadW, Nr. 12/2020, S. 41-42.

„Deutsche Siedlerarchitektur im Ausland“ von Sergey Terekhin erschienen

Im BKDR Verlag erschien kürzlich das Buch „Deutsche Siedlerarchitektur im Ausland“ von Sergey Terekhin. Die deutsche Siedlerarchitektur, größtenteils unprofessionell, erlangte eine eigene Ausdrucksprache, die sich von der ursprünglichen Quelle unterschied und in einem neuen Kontext hervortrat; dennoch blieb sie kaum noch Subkultur – deutsche, russische, ukrainische oder irgendeine andere. Der Versuch, mit der ethnischen Architektur bei null anzufangen, war von Erfolg gekrönt. Die Transfers wurden jedoch im späten 19. und frühen 20. Jh. fortgesetzt; jetzt zählen sie zu den „sekundären“ Siedlungen, die während der neuen Migrationsphase der Russland- und Ukrainedeutschen in den asiatischen Teil des Imperiums und die Länder Nord- und Südamerikas gegründet wurden. Ihre materielle Umgebung war fast identisch mit den Originalen aus den Wolgagebieten oder denen vom Schwarzen Meer.

Der Autor des Buches geht davon aus, dass der Begriff „Siedlerarchitektur“ das dynamische Ganze charakterisiert – einen bedeutenden Zweig der „exterritorialen“ deutschen materiellen Kultur, die direkt oder indirekt im Zusammenhang mit Russland, der Ukraine und einigen anderen Ländern beschrieben wird. Die Monografie stellt den ganzheitlichen Prozess des Transfers der ethnischen architektonisch-kulturellen Tradition dar, ausgedrückt in der Raumordnung, der Planung und der Bebauung deutscher Siedlungen in den relevanten russischen bzw. ukrainischen Gebieten sowie in den „ursprünglichen“ (deutschen) und den (in- und ausländischen) Arealen, die diese Tradition gewissermaßen „geerbt“ hatten.

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Erste russlanddeutsche Akademiker im Zarenreich (Folge 4)

In der November-Ausgabe der Zeitschrift „Volk auf dem Weg“ (11/2020) erschien die vierte Folge des langfristig angelegten Forschungsprojekts zu den ersten russlanddeutschen Akademikern aus dem bäuerlichen Milieu. Neben der kurzen Vorstellung von einzelnen Studierenden der Universität Dorpat ist auch ein Zeitdokument aus dem Jahr 1919 veröffentlicht – eine Selbstauskunft des angehenden Pastors Jakob Eichhorn, die seine Motivation und geistige Veranlagung für den eingeschlagenen akademischen Weg exemplarisch veranschaulicht. Wenn Sie Berichtigungsvorschläge oder zusätzliche Informationen zu den veröffentlichten Lebensläufen haben, dann bitten wir Sie, sich an unseren wiss. Mitarbeiter Dr. Viktor Krieger per Brief, E-Mail oder Telefon zu wenden: V.Krieger[at]bkdr.de (die Anschrift s. unter dem Punkt „Kontakt“).

Der Link zum Beitrag: Dr. Viktor Krieger, Bildungsweg des Pastors Jakob Eichhorn, in: VadW, Nr. 11/2020, S. 25-27.

Anm. der Red.: Sämtliche Beiträge zu diesem Thema stehen unter dem folgenden Link online zur Verfügung: Dorpat-Projekt

Ein weiteres Dokument aus der Zeit

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Das BKDR gibt gemeinsam mit dem Literaturkreis ein Buch von Melitta L. Roth heraus

Im November erschien der erste Erzählband von Melitta L. Roth mit dem Titel „Gesammelte Scherben“. Das BKDR gab den Band in Kooperation mit dem Literaturkreis der Deutschen aus Russland e. V. heraus. Es ist eine Auswahl von Prosatexten und literarischen Miniaturen, die die Autorin in den letzten Jahren verfasst hat. Die meisten behandeln typisch russlanddeutsche Themen wie Entwurzelung, Ankommen, Integration oder die Erinnerung an die blutige Geschichte der Volksgruppe. Die Menschen und Lebenswege, die sie beschreibt, sind aber alles andere als typisch. Es sind die skurrilen, abseitigen und gebrochenen Charaktere, die ihr am Herzen liegen. Menschen, die mit dem Erbe der Vergangenheit hadern, überfordert sind oder ihm zu entkommen suchen.

Zur Autorin Melitta L. Roth

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Das BKDR gibt in Kooperation mit dem Literaturkreis den Jubiläumsalmanach heraus

Im Oktober 2020 feierte der Literaturkreis der Deutschen aus Russland ein markantes Jubiläum – sein 25-jähriges Bestehen, und präsentierte aus diesem Anlass die Jubiläumsausgabe des Jahrbuchs. Dieser Band ist der russlanddeutschen Autorin und Dichterin Nora Pfeffer gewidmet, die im Dezember 2019 ein hundert Jahre alt geworden wäre. Die Grande Dame der russlanddeutschen Lyrik hat sich von Beginn an im Literaturkreis der Deutschen aus Russland engagiert und hat maßgeblich, auch redaktionell, bei der Entstehung der ersten Literaturblätter vor 25 Jahren mitgewirkt.

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Russlanddeutsche Akademiker im Zarenreich (Folge 3)

Vor Kurzem erschien in der Zeitschrift „Volk auf dem Weg“ die dritte Folge des Projektberichts über die ersten russlanddeutschen Akademiker im Zarenreich. Es handelt sich dabei einmal um einen zeitgenössischen Bericht aus dem Jahr 1913, in dem auf die Wichtigkeit des Erwerbs der höheren bzw. akademischen Bildung für die zukünftige Entwicklung der deutschen Siedlergemeinschaft hingewiesen wird, und darüber hinaus sind weitere acht Biographien der bislang kaum bekannten ehemaligen Studierenden der Universität Dorpat veröffentlicht. Details s. den Link:

Dr. Viktor Krieger, Die neue Kolonistenkorporation in Dorpat, in: VadW Nr. 10/2020, S. 39-41.

Anm. der Red.: Sämtliche Beiträge zu diesem Thema stehen unter dem folgenden Link online zur Verfügung: Dorpat-Projekt

Festschrift für Wendelin Mangold – eine Würdigung zum 80. Geburtstag

Pünktlich zum runden Geburtstag von Wendelin Mangold erschien im BKDR Verlag eine Festschrift, die das Leben und Wirken dieses bekannten Autors ausführlich beleuchtet. Mit diesem Band, dem dritten nach den im ersten Halbjahr 2020 erschienenen Festschriften für Nora Pfeffer und Johann Warkentin setzt das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland seine Festschriftenreihe für bemerkenswerte russlanddeutsche Künstler, Wissenschaftler, Schriftsteller aus Vergangenheit und Gegenwart fort.

Dr. Wendelin Mangold, Autor und eine der prägnantesten Persönlichkeiten der russlanddeutschen Literaturszene, feiert am 5. September 2020 seinen 80. Geburtstrag. Dieses Datum nahmen wir zum Anlass, um in Kooperation mit dem Literaturkreis und der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland einen Sammelband herauszugeben. Zum großen Teil sind es Nachdrucke oder Übersetzungen diverser Quellen, viele Artikel stammen aus alten Ausgaben der Zeitschrift Volk auf dem Weg. Einige Beträge wurden jedoch speziell für diese Publikation verfasst. Monografien zum Leben und Schaffen markanter russlanddeutscher Kulturschaffender sind bisher eine Seltenheit. Umso mehr freuen wir uns über die Gelegenheit, diese Publikationsreihe mit einer Würdigung Mangolds ergänzen zu können. Im Namen des Kulturzentrums und der Autoren gratulieren wir Wendelin Mangold zu seinem runden Geburtstag und wünschen ihm weiterhin gute kreative Einfälle, Gesundheit und möglichst viele Leser für seine Bücher.

(c) privat

Dr. Wendelin Mangold, geb. am 05. September 1940 auf einem Bauernhof in Schewtschenko bei Odessa am Schwarzen Meer (heute Ukraine), geriet als Kind durch die Kriegsereignisse zuerst in den Westen (Warthegau). 1945 wurde er mit seiner Familie zurück in die Sowjetunion verschleppt. Die Schule besuchte er im Ural, arbeitete und studierte in Sibirien, lehrte später Deutsche Sprache an der Pädagogischen Hochschule Koktschetau in Kasachstan und lebt seit 1990 in Deutschland.

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Erste Ergebnisse des Dorpat-Projekts liegen vor


Eines der vielen wissenschaftlichen Vorhaben, die unser Kulturzentrum in Angriff genommen hat, ist die Aufarbeitung der Problematik von Bildungstraditionen und der geistig-intellektuellen Entwicklungen der Russlanddeutschen als einer ursprünglich überwiegend bäuerlich und handwerklich geprägten Minderheit. Im Rahmen dieses langfristig angelegten Projektes werden zunächst Anfänge der akademischen Bildung der betroffenen Gruppe am Beispiel der Universität Dorpat (heute Tartu, Estland) bis 1918 untersucht. In Kooperation mit dem Estnischen Nationalarchiv ist es uns gelungen, eine Reihe einschlägiger Dokumente zu diesem Thema zu sichten und zu kopieren. Nun liegen die ersten Ergebnisse der Auswertung und der umfangreichen Recherchen vor. Siehe den Link:

Universität Dorpat und deutsche Siedler im Zarenreich, in: Volk auf dem Weg (Stuttgart) 07/2020, S. 22-24.

Zum ersten Mal wird in der populärwissenschaftlichen bzw. wissenschaftlichen Literatur anhand von relevanten Archivquellen die Geschichte der einzigen deutschen studentischen Verbindung im Russischen Reich rekonstruiert, deren Mitglieder aus den Reihen der „Siedler-Kolonisten“ stammten. Es handelt sich um die Korporation „Teutonia“, die an der Universität Dorpat in den Jahren 1908-1918 (mit Unterbrechung während des 1. Weltkrieges) bestand.

Zugleich wird das Verzeichnis der deutschen Siedler-Kolonisten, die an der Universität Dorpat 1802-1918 studiert haben, in der Zeitschrift „Volk auf dem Weg“ laufend ergänzt bzw. die Rubrik wird fortgesetzt. Siehe den Link:

Teutonia Dorpat, die einzige Korporation von Studenten kolonistischer Herkunft im Russischen Reich, in: VadW 8-9/2020, S. 47-49.

Im Oktober 2020 erschien in der Zeitschrift „Volk auf dem Weg“ die dritte Folge des Projektberichts über die ersten russlanddeutschen Akademiker im Zarenreich. Es handelt sich dabei einmal um einen zeitgenössischen Bericht aus dem Jahr 1913, in dem auf die Wichtigkeit des Erwerbs der höheren bzw. akademischen Bildung für die weitere Entwicklung der deutschen Siedlergemeinschaft hingewiesen wird, und darüber hinaus sind weitere acht Biographien der bislang kaum bekannten ehemaligen Studierenden der Universität Dorpat veröffentlicht. Details s. den Link:

Dr. Viktor Krieger, Die neue Kolonistenkorporation in Dorpat, in: VadW Nr. 10/2020, S. 39-41.

In der November-Ausgabe (2020) der Zeitschrift „Volk auf dem Weg“ erschien die vierte Folge des langfristig angelegten Forschungsprojekts zu den ersten russlanddeutschen Akademikern aus dem bäuerlichen Milieu. Neben der kurzen Darstellung von einzelnen Studierenden der Universität Dorpat ist auch ein Zeitdokument aus dem Jahr 1919 veröffentlicht – eine Selbstauskunft des angehenden Pastors Jakob Eichhorn, die seine Motivation und geistige Veranlagung für den eingeschlagenen akademischen Weg exemplarisch veranschaulicht. Wenn Sie Berichtigungsvorschläge oder zusätzliche Informationen zu den veröffentlichten Lebensläufen haben, dann bitten wir Sie, sich an unseren wiss. Mitarbeiter Dr. Viktor Krieger per Brief, E-Mail oder Telefon zu wenden: V.Krieger[at]bkdr.de (die Anschrift s. unter dem Punkt „Kontakt“). Details s. den Link:

Dr. Viktor Krieger, Bildungsweg des Pastors Jakob Eichhorn, in: VadW, Nr. 11/2020, S. 25-27.

In der Dezember-Ausgabe (2020) der Zeitschrift „Volk auf dem Weg“ erschien die „Folge 5“ des Dorpat-Projekts. Es handelt sich hierbei um bedeutende Persönlichkeiten aus den Reihen der Wolga- und Schwarzmeerdeutschen, die sichtbare „Spuren“ nicht ausschließlich in der Geschichte der deutschen Minderheit in Russland hinterlassen hatten, ihr Engagement war auch gesamtgesellschaftlich betrachtet von großer Bedeutung, wie z. B. das von Friedrich Falz-Fein, dem Begründer des weltberühmten Naturreservats „Askania Nova“ oder Jakob Flemmer, dem Privat-Dozenten an der Neurussischen Universität in Odessa. Darüber hinaus geht es in dem Bericht um solche Persönlichkeiten wie Dr.-Ing. Hugo Eugen Erdmann oder Pastor Johannes Erbes: sie beide hatten die Geschicke ihrer Landsleute in Bessarabien bzw. an der Wolga nachhaltig geprägt. S. den Link:

Dr. Viktor Krieger (Folge 5), Verzeichnis der deutschen Siedler-Kolonisten, die an der Universität Dorpat studiert haben, in: VadW, Nr. 12/2020, S. 41-42.

Alle weiteren Beiträge zu diesem Thema finden Sie in der Rubrik „Erste russlanddeutsche Akademiker“

Eine Würdigung für Johann Warkentin – Festschrift zum 100. Geburtstag im BKDR Verlag erschienen

Mit diesem Jubiläumsband, dem zweiten nach der im Januar 2020 erschienenen Festschrift für Nora Pfeffer, setzt das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland seine Festschriftenreihe für bemerkenswerte russlanddeutsche Künstler, Wissenschaftler, Schriftsteller aus Vergangenheit und Gegenwart fort. Johann Warkentin, geb. 1920 in Spat auf der Krim, wäre am 11.05.2020 hundert Jahre alt geworden. Dieses Datum nahmen wir zum Anlass, um in Kooperation mit dem Literaturkreis und der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland einen Sammelband herauszugeben, in dem Warkentin selbst spricht und Schriftstellerkollegen, Historiker und Freunde über ihn und sein Werk zu Wort kommen. Zum großen Teil sind es Nachdrucke oder Übersetzungen diverser Quellen, viele Artikel stammen aus alten Ausgaben der Zeitschrift Volk auf dem Weg oder wurden speziell für diese Publikation verfasst.


Monografien zum Leben und Schaffen markanter russlanddeutscher Persönlichkeiten aus dem Bereich Kultur sind bisher eine Seltenheit. Umso mehr freuen wir uns über die Gelegenheit, diese Publikationsreihe mit einer Würdigung Warkentins ergänzen zu können. Persönlich wie auch durch sein Werk hinterließ er tiefe Spuren auf dem Weg zur Wiederbelebung der russlanddeutschen Literaturszene in der Sowjetunion der Nachkriegszeit und seit Anfang der 1980er auch in Deutschland, vorwiegend jedoch nachdem die Mehrheit der russlanddeutschen Autorinnen und Autoren um 1990 und später in die Heimat ihrer Vorfahren zurückgekehrt war. Seine Ermahnungen an die Adresse der nunmehr in Deutschland lebenden jüngeren Kolleginnen und Kollegen, sein hoher Qualitätsanspruch an das geschriebene Wort, seine kritisch-konstruktiven Bemerkungen, beispielsweise in seiner Monografie Geschichte der russlanddeutschen Literatur aus persönlicher Sicht (hrsg. von der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, 1999), behalten zum großen Teil bis heute ihre Signifikanz und Aktualität und prägen weiterhin das Schaffen von Autorinnen und Autoren mit russlanddeutschem Hintergrund.

Erschienen im Juli 2020, unter ISBN 978-3-948589-06-6, 304 S., Hardcover, Preis: 14,00 EUR

Bestellungen unter E-Mail: kontakt@bkdr.de  oder unter Tel.: 0911-89219599.

Nora Pfeffer – eine Würdigung zum 100. Geburtstag

Zum 100. Geburtstag von Nora Pfeffer gaben das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (Nürnberg) und der Literaturkreis der Deutschen aus Russland e.V. eine Festschrift heraus.

Die Dichterin Nora Pfeffer gehört mit ihrer poetischen und schriftstellerischen Leistung zu den wichtigsten russlanddeutschen Autoren der Nachkriegszeit. Jahrzehntelang hat sie die Entwicklung der deutschen Literatur in der ehemaligen Sowjetunion mitgeprägt – als Lyrikerin, Übersetzerin, Nachdichterin, Essayistin und Literaturkritikerin. Pfeffers Werke sind in ca. 15 Einzelbänden erschienen, darunter mehrere Versbücher für Kinder, Lyriksammlungen und Bücher mit Nachdichtungen. Sie wurde am 31. Dezember 1919 in Tbilissi/Georgien in einer Lehrerfamilie geboren. Noras Kindheit endete 1935 abrupt mit der Verhaftung ihrer Eltern. Fünf Kinder, eine taubstumme Tante und die Großeltern blieben vorerst allein, ein Jahr später wurde die Mutter aus dem Gefängnis entlassen. Der Vater, ohne Gerichtsverfahren konterrevolutionärer Tätigkeit bezichtigt, wurde erst nach elf Jahren entlassen und 1956 rehabilitiert.

Nach Abschluss der deutschen Schule und des Musiktechnikums am Konservatorium Tbilissi begann Nora Pfeffer ein Studium der Germanistik und Anglistik, das sie extern am I. Moskauer Staatlichen Pädagogischen Fremdspracheninstitut fortsetzte. Gleichzeitig unterrichtete sie die deutsche Sprache am Medizinischen Institut Tbilissi. Weil sie sich weigerte, von ihrem Vater loszusagen, wurde sie exmatrikuliert und auch aus der Musikfachschule ausgeschlossen. 1940 verlobte sie sich mit Juri Karalaschwili, dem Enkel des georgischen Katholikos. Im August 1941 wurde ihr Sohn Rewas geboren (Er verstarb 1989 mit nur 48 Jahren).

Als am 19. Oktober 1941 die georgischen Deutschen deportiert wurden, durfte Nora als Ehefrau eines Georgiers in Tbilissi bleiben. Ihre Mutter und Geschwister verschlug es nach Kasachstan. Auch Noras Mann lag inzwischen verwundet in einem Lazarett im sibirischen Barnaul.

Im November 1943 wurde auch Nora Pfeffer verhaftet (zusammen mit noch einigen georgischen Intellektuellen) und von ihrem kleinen Sohn getrennt. „Ich kam in ein Untersuchungsgefängnis. Ein schmutziger schwarzer Tisch in einer Einzelzelle. Ein Tonkrug darauf. Ein Becher. Ein Stuhl. Auf dem schmutzigen Fußboden ein Kübel und ein Besen. Man darf weder lesen noch schreiben. Ich wollte nicht durchdrehen, wollte meinen Sohn und Mann wieder in Freiheit umarmen können. Ich brauchte eine Beschäftigung. Sie brach eine Rute vom Besen ab, setzte sich an den Tisch und begann, die dicke Lehmschicht Millimeter um Millimeter abzutragen. Tag für Tag, Woche für Woche. Es stellte sich heraus, dass der Tisch leuchtend gelb war…“, erzählte sie in einem Interview mit Agnes Gossen.

Es folgen viele Jahre Straflager in Dudinka (NorilLag). „Tagelanges Reisen in Stolypin-Waggons, mit salzigen Heringen als einziges Nahrungsmittel, Wasser zum Trinken wurde nicht verabreicht. Ich kam nach Dudinka in ein Lager, wo man bei 50 Grad minus in gewöhnlichen Zelten untergebracht wurde. Chronischer Skorbut mit blutendem Zahnfleisch. Holzfällen im Wald, wo man immer wieder auf Leichen von Häftlingen stieß, die auf der Flucht erschossen wurden oder völlig erschöpft zusammengebrochen waren“, ist im Interview nachzulesen. Nach zehn Jahren Straflager kam sie in die Verbannung nach Nordkasachstan.

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Reiseerlaubnis für eine/n Sondersiedler/in

(Dokument des Monats April)

Das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland bewahrt eine interessante Dokumentensammlung der Familie Lutz-Gerstenberger auf, die uns Arwed Lutz aus der Stadt Almaty in Kasachstan überreicht hat. Neben seltenen zeitgenössischen Fotos und Dokumenten, die demnächst im Dokumentationsarchiv des BKDR erfasst werden, befindet sich in der Sammlung ein Originalschein der Abteilung für Sondersiedlungen des Ministeriums für Innere Angelegenheiten MWD. Zehn Jahre nach dem Krieg lebten die Einwohner der Nachfolgestaaten des besiegten Dritten Reiches, der BRD und der DDR, längst in der bürgerlichen Normalität. Die DDR-Deutschen durften sogar zur Aufnahme eines Studiums und bereits zu Touristenzwecken in die UdSSR reisten. Dagegen befanden sich die unbeteiligten „Sowjetbürger deutscher Nationalität“ noch immer im Ausnahmezustand und standen als Personen minderen Rechts unter Kontrolle der Sonderkommandanturen des Innenministeriums. Ihnen wurde bis 1955 verboten, sich im eigenen Land zu bewegen. Sie waren an Orte der Pflichtansiedlung fest gebunden und durften diese nicht ohne behördliche Genehmigung verlassen (siehe unten die Originalgenehmigung auf Russisch und die deutsche Übersetzung).

(c) BKDR

Übersetzung (gelb markiert sind die handschriftlichen Eintragungen im Vordruck)

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Dokument des Monats März 2020

Am 26. Dezember 1980 eröffnete in der Stadt Temirtau, Gebiet Karaganda/Kasachstan, das einzige seit 1941 professionelle deutsche Theater in der UdSSR seine erste Spielzeit. Für die nach wie vor unter diversen Diskriminierungen leidende deutsche Bevölkerung, die damals mit zwei Millionen wesentlich mehr Menschen als einige europäische Staaten zählte, war dieses kulturelle Ereignis von größter Relevanz. In den darauffolgenden etwas mehr als zehn Jahren seines Bestehens hat das Nationaltheater mit seinem Schauspielensemble entscheidende Impulse für die politische Mobilisierung der Sowjetdeutschen und für die Wiederbelebung ihrer Sprache und Kultur gesetzt.

(c) BKDR

Dank der großzügigen Schenkung von Rose Steinmark, der einstigen Chefdramaturgin des Deutschen Theaters in Kasachstan, verfügt das Dokumentationsarchiv des BKDR über eine wahre Rarität: Es ist das einzigartige Werbeplakat zu ihrer Abschlussarbeit bzw. ihrem „Diplom-Schauspiel“, das die Studenten des deutschen Studios an der Schtschepkin-Theaterschule vor 40 Jahren, am 1. Juni 1980, auf der Bühne des Staatlichen Akademischen Maly Theater der UdSSR in Moskau vorgestellt hatten.

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