Erste russlanddeutsche Akademiker im Zarenreich (Folgen 14, 15 und 16)
Untenstehend möchten wir Ihnen weitere Ergebnisse des Dorpat-Projekts präsentieren. Je intensiver man sich mit der Thematik beschäftigt, umso deutlicher stellt sich heraus, dass wesentlich mehr „Kolonistenkinder“ an verschiedenen Hochschulen und Universitäten im In- und Ausland studiert hatten, als bisher in Fachkreisen und von der Öffentlichkeit angenommen. Zum einen liegt es daran, dass sich die Geschichtswissenschaft bislang kaum für das Bildungswesen der Siedler-Kolonisten interessierte. Zum anderen gingen viele ausgebildete Akademiker und Studenten nach dem bolschewistischen Umsturz 1917 ins Exil, vor allem nach Deutschland, aber auch in die USA und vereinzelt nach Estland oder Lettland. Ein beträchtlicher Teil von ihnen verblieb in Bessarabien, das von 1918 bis 1940 zu Rumänien gehörte.
Typisch ist in diesem Zusammenhang der Lebensweg von Arnold Lippert (1898 – 1958): er konnte nur einige Monate an der Universität Dorpat studieren, kämpfte dann in den Reihen des Balten-Regiments gegen die Rote Armee und emigrierte schließlich nach Deutschland. Hier setzte er sein Medizinstudium an den Universitäten Marburg und Berlin fort und promovierte 1929 zum Dr. med.
Schließlich erlauben uns etwa Dokumente der „Repressiv-Behörden“ der einstigen UdSSR, manche bisher völlig im Dunkeln liegende Lebensstationen einiger sonst gut bekannten und bedeutenden Personen zu rekonstruieren. Man wusste z. B. bislang kaum über die letzten Lebensjahre von Eduard Luft (1890 – 1938), eines Absolventen der Theologischen Fakultät in Dorpat, der ab 1925 als führende Persönlichkeit der separatistischen, sogenannten „Freien bzw. lebendigen Kirche“ in der Ukraine galt.
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