Nelly Däs, eine der erfolgreichsten russlanddeutschen SchriftstellerInnen, ist am 18. April 2021 von uns gegangen

© Nina Paulsen: Nelly Däs ist im Alter von 91 Jahren von uns gegangen.

Nelly Däs, geb. am 8. Januar 1930 als Nelly Schmidt in der deutschen Siedlung Friedenstal in der Ukraine, machte sich bereits in den 70er-Jahren einen Namen als Erzählerin. In der Zeit ihrer aktiven schriftstellerischen Tätigkeit, etwa von 1968 bis 2002, veröffentlichte sie elf Bücher mit russlanddeutschem Themenbezug. Ihr erstes Buch „Wölfe und Sonnenblumen“ erschien 1969 dank Unterstützung der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland. Danach meldete sich Nelly Däs regelmäßig und mit stetig wachsendem Erfolg mit ihren neuen Büchern in der Öffentlichkeit. Einige davon sind Kinder- bzw. Jugendbücher.

Der bekannteste Roman von ihr heißt „Das Mädchen vom Fährhaus“ (1988), den das ZDF-Studio als Vorlage für den Film mit dem Titel „Nadja – Heimkehr in die Fremde“ (1996) nutzte. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit engagierte sich Nelly Däs unermüdlich für die Belange ihrer Landsleute innerhalb und außerhalb der Bundesrepublik Deutschland und trat entschlossen als Vertreterin der LmDR für die Rechte der Bevölkerungsgruppe bei jeder Gelegenheit ein, vor allem aber für Anliegen der russlanddeutschen Frauen. Sie gab u. a. den Sammelband „Alle Spuren sind verweht. Rußlanddeutsche Frauen in der Verbannung“ heraus (Stuttgart 1997). Nelly Däs wurde für ihr Engagement mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit Ehrennadeln der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, mit der Goldenen Ehrennadel und dem russlanddeutschen Kulturpreis des Landes Baden-Württemberg (Hauptpreis 1996) sowie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande.

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Martin Geistbeck beim BKDR

Pfarrer Geistbeck von der Pfarrei St. Pius in Ingolstadt war beim BKDR zu Gast, um die Wanderausstellung „Einblicke in das religiöse Leben der Russlanddeutschen“ nach einmonatiger Exposition zurückzubringen. Das Feedback zur Ausstellung in der katholischen Pfarrkirche war durchweg positiv. An hochfrequentierten Tagen konnten über 150 Personen die Ausstellung bestaunen. Die Eröffnung der Wanderausstellung fand am 21. Februar 2021 statt. Unter der Leitung von Ida Haag begleitete an diesem Tag eine Schola vom „Chor der singenden Herzen“ den Gottesdienst.

Pfarrer Geistbeck und Prof. Litzenberger – sie ist die Autorin der Ausstellung.

Neue Publikation von Dr. Viktor Krieger erschienen

Die neue Abhandlung unseres wissenschaftlichen Mitarbeiters, Dr. Viktor Krieger, befasst sich mit den rechtlichen, politischen und gesellschaftlichen Konstellationen im Russischen Reich, in der UdSSR und in Deutschland, welche die in ihrer damaligen Wahlheimat Russland fest verwurzelten und loyalen Wolga- oder Schwarzmeerdeutschen quasi gezwungen haben, auszuwandern bzw. in das Land der Urväter zurückzukehren. In dem Aufsatz arbeitet der Verfasser die ausschlaggebende Bedeutung der Kriegsfolgen im Schicksal der Russlanddeutschen heraus und plädiert am Schluss der Darstellung nachdrücklich dafür, die aktuelle gesetzliche Lage für die Aufnahme von Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern in Anbetracht des unbestrittenen Kriegsfolgenschicksals anzupassen. Die Publikationen finden Sie im Heimatbuch 2021 (Zu beziehen u. a. über die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland). Siehe auch diesen Link:

Die erzwungene Rückkehr in die historische Heimat: Etappen einer folgenschweren Ablösung, in: Heimatbuch der Deutschen aus Russland 2021. Stuttgart 2021.

2 Jahre BKDR

Das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland hat seinen zweiten Geburtstag gefeiert. Am 18. Januar 2019 fand die feierliche Schlüsselübergabe durch den Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder an das neugegründete Kulturzentrum der Deutschen aus Russland statt. Ein geschichtsträchtiger und wegweisender Tag.

Dr. Markus Söder bei der Schlüsselübergabe im Januar 2019.

Das Kulturzentrum hat sich seitdem kontinuierlich weiterentwickelt und in vielen Bereichen zahlreiche Veranstaltungen und Projekte umgesetzt. Aus diesem Grund hat das BKDR ein Video erstellt, das zumindest einige der umgesetzten Maßnahmen veranschaulicht und die vielseitigen Tätigkeitsbereiche beschreibt.

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Aussiedlerbeauftragte Stierstorfer gratuliert zum zweijährigen Bestehen des BKDR

Sylvia Stierstorfer – Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene. (Foto: StMAS)

Wir freuen uns über das Gratulationsschreiben der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, Sylvia Stierstorfer, das uns anlässlich des zweijährigen Bestehens des BKDR erreichte. Gerne teilen wir dieses mit Ihnen:

Sehr geehrter Herr Kulturreferent, lieber Herr Eisenbraun,
liebe deutsche Landsleute aus Russland bei uns in Bayern,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

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Gespräche mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland

Am 15.12.2020 fand über die Grenzen hinweg eine ausführliche Videokonferenz zwischen dem Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland (ELKR) statt.

BKDR-Leiter Waldemar Eisenbraun sowie die wissenschaftliche Mitarbeiterin Prof. Dr. Olga Litzenberger führten fruchtbare Gespräche mit Dietrich Brauer (Erzbischof der ELKR), Andrei Dzhamgarov (Propst des Wolgagebietes in Saratow) und Viktor Weber (Pastor der evang.-luth. Kathedrale St. Peter und Paul in Moskau) über eine weitere Zusammenarbeit und Perspektiven für gemeinsame Aktivitäten.

Begegnungen mit unserer Geschichte

Am vergangenen Samstag (5. Dezember 2020) veranstaltete die Gesellschaft „Wiedergeburt“, das Vertretungsorgan der deutschen Minderheit in Kasachstan, ihre erste Onlinesendung zum Thema „Begegnungen mit unserer Geschichte ‒ Встречи с нашей историей“. Unser wissenschaftlicher Mitarbeiter, Dr. Viktor Krieger, nahm für das BKDR teil. Das interessante Gespräch wurde auf Russisch geführt.

Ziel des Austausches war es, wichtige Aspekte der Vergangenheit der deutschen Minderheit in Kasachstan im 20. Jh. zu erörtern und der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Moderiert wurde die Sendung von Dr. Julia Podoprigora, die über die Deutschen in Nordkasachstan geforscht hat und an der Deutsch-Kasachischen Universität Almaty tätig ist.

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Nachtrag zu „Archivbesichtigung und Gespräche über zukünftige Projekte“

Dr. Viktor Krieger war erst Mitte Oktober auf Dienstreise in Stuttgart (hier können Sie den Bericht nachlesen). Dort hielt er am Abend im Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg einen Vortrag zum Thema: „Die kurzlebige Wolgadeutsche Republik: Warum sie gegründet, liquidiert und nicht wiederhergestellt wurde.“ 

Aufgrund des großen Interesses an dem o.g. Vortrag hat sich das BKDR dazu entschlossen, eben diesen als erweitertes Lesemanuskript mit eingeflochtenen Tabellen und Illustrationen der breiten Öffentlichkeit bereitzustellen:

Besuch aus Hessen

Das Bundesland Hessen ist Patenland der Wolgadeutschen und fördert seit vielen Jahren Aktivitäten im Bereich der Deutschen aus Russland.Seit 1999 beruft die Hessische Landesregierung einen Landesbeauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, seit 2009 hat Margarete Ziegler-Raschdorf (MdL) dieses Amt inne.Vertreter der IDRH Hessen, Interessengemeinschaft der Deutschen aus Russland, waren heute zum Erfahrungsaustausch und zur Klärung von Kooperationsmöglichkeiten in Nürnberg. Nach einer Führung durch das Kulturzentrum und gegenseitigen Berichten über die zurückliegenden Maßnahmen, stellte IDRH eine größere Projektidee für das Jahr 2021 vor. Die Beteiligten waren sich darüber einig, dass eine engere Zusammenarbeit länderübergreifende Synergien erzeugen kann. Nun geht es darum, die besprochenen Vorhaben zu konkretisieren und die jeweiligen Möglichkeiten und Ressourcen zu prüfen.Waldemar Eisenbraun, BKDR-Geschäftsleiter, sicherte Unterstützung im Bereich der wissenschaftlichen Expertise zu. Albina Nazarenus-Vetter, Geschäftsführerin der IDRH Hessen, nannte das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland ein großes Vorbild für die Bestrebungen in Hessen.

28. August – Tag der Russlanddeutschen

Das BKDR und die LmDR (Ortsgruppe Nürnberg) legten vergangenen Freitag gemeinsam einen Kranz am zentralen Denkmal „Flucht und Vertreibung“ in Nürnberg nieder. Am 28. August 1941 veröffentlichte die Sowjetregierung den Erlass „Über die Übersiedlung der Deutschen, die in den Wolgarayons wohnen“, in dem die Deutschen der Sowjetunion pauschal beschuldigt worden waren, Feinde des Volkes und Spione zu sein. In den Wochen darauf folgten Verbannungen und Deportation von Hunderttausenden der UdSSR-Deutschen nach Sibirien und Kasachstan, wo sie Zwangsarbeit unter unmenschlichen Bedingungen leisten sowie Kälte, Hunger und Tod erfahren mussten. Im Beisein von bekannten Gästen wie z. B. des 1. Vizepräsidenten des Bayerischen Landtags Karl Freller, der CSU-Stadträtin Helmine Buchsbaum, die als Vertretung des Nürnberger Oberbürgermeisters Marcus König (Schirmherr der Veranstaltung) bewegende Worte an die Teilnehmer richtete, sowie einigen weiteren wichtigen Vertretern aus den Reihen der SPD und der Grünen, gedachte das Kulturzentrum und die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (Nürnberg) der Opfer der Deportationen in der Sowjetunion vor 79 Jahren.

(c) Bilder: BKDR / Tatyana Hof im Auftrag der Ortsgruppe Nürnberg.

Der Bayerische Rundfunk hat die gesamte Gedenkveranstaltung begleitet und einen Videobeitrag erstellt. Diesen finden Sie bis zum 04.09.2020 unter: https://www.br.de/mediathek/video/franken-kompakt-die-meldungen-vom-28-august-av:5f493bce5e382b0014a630f2?fbclid=IwAR0VfcSTb-WF21xgs4stcyT_vO04g6J8t-7xCkPNqZCizGOn_7ch5232fqs.

„Spaziergänge entlang des Wolgaufers“

1979 beendete Frau Cunnar die Realschule in Pegnitz. Nach einem Schüleraustauschprogramm in New York sowie einer zweijährigen Ausbildung an der Nürnberger Fremdsprachenschule ging ihre schulische Laufbahn weiter. Über den zweiten Bildungsweg erlangte sie die Hochschulberechtigung. An der University of Wyoming sollte sie danach erst den Bachelor of Arts im Studienfach der International Studies und später den Master of Arts in der Anthropologie/Archäologie absolvieren. Während ihres Studiums arbeitete sie unter anderem als Verwaltungsangestellte in der Fakultät für Geologie, war Lehr- und Forschungsassistentin an der Fakultät für Anthropologie und Feldarchäologin bei Ausgrabungsprojekten in den USA, China und Sibirien. Sie war erste Ansprechpartnerin für Bibliothekare, Dozenten und Studenten, Forschende in der Benutzung der ethnografischen eHRAF World Cultures und der eHRAF Archaeology Datenbank, verfasste Tutorien und Lehrmaterial, half beim Aufbau von Teaching eHRAF und repräsentierte den HRAF Verein bei anthropologischen, archäologischen und bibliothekarischen Tagungen und Konferenzen. Zudem baute sie sich, bevor sie Teil des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland wurde, sowohl mit der „Stone Boat Farm Bed and Breakfast“ als auch mit dem „East Rock Apartment Rental“ zwei Kleinunternehmen in Connecticut (U.S.A) auf. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland war sie sehr glücklich, dass sie beim BKDR Fuß fassen konnte.

(c) BKDR

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Arbeitstreffen im Regensburger Rathaus

Von Beginn an begleitete Dr. Astrid Freudenstein, ehemaliges Mitglied des Bundestages und aktuell Bürgermeisterin der Stadt Regensburg, mit großem Interesse die Entwicklungen des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland.

Beim heutigen Arbeitstreffen im Regensburger Rathaus berichtete BKDR-Leiter Hr. Eisenbraun über die aktuellen Schwerpunkte der Aktivitäten und überreichte hauseigene Publikationen an Dr. Freudenstein.

Ein besonderes Interesse weckte die beim BKDR in der Entstehung befindlichen Stadtführung mit dem Titel „Russlanddeutsche Spuren in Regensburg“. Diese soll ab Herbst 2020 angeboten werden.

Zum Kriegsende vor 75 Jahren

Heute am 8. Mai 2020 erinnern wir an das besonders schwere Schicksal der Russlanddeutschen. An der Etablierung des NS-Regimes völlig unbeteiligt, mussten sie dafür in der stalinistischen UdSSR schwer leiden: entrechtet, enteignet, nach Sibirien und Zentralasien deportiert, in Arbeitslagern eingesperrt. Zehntausende sind dabei elendig zugrunde gegangen. Als Zwangsarbeiter in der sowjetischen Kriegswirtschaft nahmen sie an der Bekämpfung der Hitlerdiktatur teil, wurden jedoch während des Krieges und danach verfolgt und unterdrückt. Die UdSSR-Deutschen durften nicht in ihre historischen Siedlungsgebiete zurückkehren und hatten kaum Möglichkeiten, die Muttersprache zu erhalten und ihre Kultur zu pflegen. Bis heute wirkt ihr tragisches Kriegsfolgenschicksal nach.

BKDR, Nürnberg

© Das Foto stammt aus dem Museum des Gymnasiums Nr. 96, Stadt Tscheljabinsk, zu den deutschen Zwangsarbeitern des Lagers Tscheljabmetallurgstroj (TschMS) des NKWD der UdSSR. Zu finden unter: http://bd-chelarhiv.eps74.ru/knpamstr/

„Davon war praktisch jede Familie betroffen“

Dr. Viktor Krieger ist seit mehr als einem Jahr beim BKDR. Grund genug, einen unserer wissenschaftlichen Mitarbeiter genauer vorzustellen: „Vorab eine kurze Erklärung: Ich persönlich bin dem Genossen Stalin irgendwie dankbar. Ohne seine Entscheidungen gäbe es mich bestimmt nicht! Unter „normalen Umständen“ hätte sich mein Vater – ein Wolgadeutscher – mit meiner Mutter aus dem Transkaukasus niemals getroffen! Dank „weiser“ Handlungen des Diktators kamen sie in der Verbannung, in der Siedlung Nowotroizkoje (Gebiet Dschambul/Südkasachstan), zusammen. Dort bin ich 1959 geboren.“, so Krieger mit reichlich Galgenhumor. Nach dem Wirtschaftsstudium in Nowosibirsk ging er einer Anstellung an der technischen Hochschule im heimischen Dschambul nach. Mit der Problematik der russland- bzw. sowjetdeutschen Geschichte begann er sich erst zu Beginn der 1980er intensiv zu beschäftigen.

Insbesondere sein Vater hinterließ einen prägenden Einfluss: „Er war mit dem Erreichten nie zufrieden.“, spricht er über seinen Vater, der zunächst Schullehrer und ab 1964 Hochschullehrer im Gebietszentrum Dschambul war. „Erst im Alter von 44 Jahren promovierte er 1974 zum Dr. rer. nat. und es war beileibe nicht einfach gewesen, sich aus einem bildungsfernen Umfeld als deportierter Deutscher in einer Nationalrepublik durchzusetzen.“, blickt er mit Stolz zurück und schätzt sich glücklich darüber, im Gegensatz zu der Großeltern- bzw. Elterngeneration, in „milderen Zeiten geboren und aufgewachsen“ zu sein.
Während der Perestroika-Zeit wurden zahlreiche Beiträge von Viktor Krieger zu historischen und politischen Themen in den Zeitungen Neues Leben, Freundschaft und Rote Fahne veröffentlicht. Gleichzeitig bereitete er eine Dissertation über Siedlungsgeographie und wirtschaftliche Entwicklung der deutschen Bauern auf dem Territorium Kasachstans im Zarenreich vor. Doch es lief nicht alles nach Plan: „Angesichts der verweigerten Wiedergutmachung und der kaum erfüllbaren Hoffnungen auf die Wiederherstellung der Wolgadeutschen Republik, entschloss sich unser Familienverband, d.h. Eltern, meine Schwester mit ihrem Mann und ich, zusammen mit der Ehefrau und zwei Kindern, 1991 nach Deutschland überzusiedeln.

Alles begann mit Sprachkursen in Stuttgart und Mannheim. Währenddessen ergab sich die Möglichkeit, sich im Badischen Landesarchiv in Karlsruhe mit dem deutschen Archivwesen vertraut zu machen. Ein zweijähriges Stipendium am Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart bot eine gute Gelegenheit, bislang kaum bekannte wissenschaftliche und publizistische Werke der in- und ausländischen Autoren über die deutsche Minderheit in Russland bzw. in der UdSSR kennenzulernen. Mitunter darauf basiert seine spätere Arbeitstätigkeit: „Moderne Forschungs- und Lehrmethoden habe ich mir hauptsächlich an der Universität Heidelberg angeeignet. Dort nahm ich im Rahmen des Seminars bzw. der Professur für Osteuropäische Geschichte von 1999 bis zum Wechsel zum BKDR an mehreren Projekten teil und bot den Studierenden eine Reihe von Lehrveranstaltungen an. Zuletzt sind ein Buch zum 100-jährigen Jubiläum der Wolgadeutschen Republik (2018) und eine Online-Dokumentation über den russlanddeutschen Samisdat (2019) erschienen.
Schwerpunkte seiner Tätigkeit bilden bspw. wissenschaftliche Themen wie etwa „Bildungstraditionen im bäuerlichen Milieu“ oder „Lebenserfahrungen der Deutschen in Zentralasien“. Zudem nimmt die Frage der Vermittlung historischer Erlebnisse einen übergeordneten Platz ein. Es handelt sich um Ausstellungen zu verschiedenen Themenbereichen und populär-wissenschaftlichen Darstellungen wie etwa die Erstellung eines Dokumentations- und Bildarchivs, Vortragsreihen und universitäre Lehrveranstaltungen.

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„Es ist ein Kunststück von der Kunst zu leben“

Anlässlich der Veröffentlichung des sogenannten „Dankessongs“ im Rahmen des Projekts „Quarantänekunst“ bat das BKDR die russlanddeutsche Kabarettistin und Sängerin Viktoria Lein zu einem Interview. Das Lied thematisiert die prekäre Situation von zahlreichen Helferinnen und Helfern bzw. Menschen in den systemrelevanten Berufen während der Corona-Pandemie und hat die Optimierung von Arbeitsbedingungen für diesen Personenkreis zum Ziel. 

Viktoria Lein in der Aufnahmekabine zum Song „Precious“ .

Viktoria, Sie sind bereits eine gefragte Künstlerin und touren mit Ihrem Programm durch ganz Deutschland. Wo kommen Sie ursprünglich her?

V.L.: Ursprünglich komme ich aus Kasachstan und bin 1994 nach Deutschland umgesiedelt. Meine Musik- und Schauspielausbildung habe ich in Aktobe und anschließend in Almaty gemacht und bereits mit 19 Jahren am Deutschen Schauspieltheater als Vocal-Repetitorin und Schauspielerin gearbeitet. Nach der Auswanderung bin ich zusammen mit meinem Ehemann Heinrich Lein zuerst im Bayerischen Wald gelandet und ein Jahr später nach München umgezogen. In der Großstadt haben wir uns nach und nach die musikalische Karriere aufgebaut, was sich als ziemlich schwer erwiesen hat und worauf ich nun sehr stolz bin. Wir mussten zuerst ganz normalen Tätigkeiten (Sägewerk, Lebensmittelgeschäfte, Baumarkt, Kosmetikvertrieb, Werbeagentur etc.) nachgehen, um uns ein stabiles Einkommen zu sichern und „werkelten“ parallel dazu in der freien Zeit an der künstlerischen Karriere. Wir hatten damals u.a. Glück, im Rahmen der Veranstaltungen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland auftreten zu dürfen und haben dadurch unser Netzwerk erweitert und viele tolle Menschen und Kollegen kennengelernt.  

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„ZwischenHeimaten“ – Russlanddeutsche AutorInnen stellten ihre Bücher in Würzburg vor

V. l. n. r.: Andreas Peters, Eleonora Hummel, Mara Michel, Gerd Michel und Artur Rosenstern im Kunsthaus Michel in Würzburg.

Würzburg. Am 28. Februar 2020 präsentierte die mit mehreren bedeutenden Preisen ausgezeichnete russlanddeutsche Autorin Eleonora Hummel aus Dresden im Kunsthaus Michel ihren neuen Roman „Die Wandelbaren“.  Andreas Peters stellte die vor kurzem erschienene Anthologie „ZwischenHeimaten“ vor, die 2019 vom BKDR und dem Literaturkreis der Deutschen aus Russland herausgegeben wurde. Artur Rosenstern moderierte die Lesung und las Gedichte.

Der Autor Andreas A. Peters, der erst 2019 mit dem bundesweit ausgeschriebenen katholischen SCIVIAS-Literaturpreis des Bistums Limburg ausgezeichnet wurde, trat als Erster auf und faszinierte geradezu die Zuhörer mit seinen ebenso tiefgründigen wie humorvollen Texten. Ihm gelang es, ernsthafte Themen wie    z. B. Trisomie auf eine zutiefst beeindruckende Art und Weise literarisch zu verarbeiten und vorzutragen. Er studierte u. a. Theologie und Philosophie, war in Russland als Kolchosen- und Metallarbeiter, später als Dozent und Pastor tätig, er lebt in Laufen (Bayern) und Salzburg und arbeitet zurzeit als Krankenpfleger am Uni-Klinikum Salzburg. Ein bewegtes Leben hat er hinter sich mit seinen 61 Jahren. Bislang erschienen von ihm mehrere Lyrik- und Prosabände, zuletzt das durchaus markante Büchlein „Orchester der Hoffnung unter der Leitung der Liebe“, welches Peters im Rahmen der Lesung ebenfalls vorstellte.

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Das Festival der Chöre – ein gelungener Auftakt in Fürth!

Die erste öffentliche Veranstaltung des im Januar 2019 eröffneten Kulturzentrums der Deutschen aus Russland in Nürnberg fand am 27.07.2019 in der Stadthalle Fürth statt. Verschiedene Vokalensembles kamen an diesem sommerlichen Samstagnachmittag aus ganz Bayern zusammen, um ihr Können zu präsentieren.

Der Chor „Harmonie“ aus Schweinfurt, (c) BKDR

Nach der offiziellen Begrüßung der Teilnehmer und des Publikums durch den Leiter des Kulturzentrums Waldemar Eisenbraun sprach der Vorsitzende des Trägervereins „Bayerisches Kulturzentrum der Deutschen aus Russland“ Ewald Oster ein Grußwort. „Eine Premiere zu erleben ist immer etwas Besonderes“, sagte Oster, „umso mehr, wenn es um unser Kulturzentrum geht.“ Bei der Schlüsselübergabe durch den Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder am 18. Januar 2019 habe er in einem Interview dem Bayerischen Rundfunk gesagt, dass er der glücklichste Mensch der Welt sei. Jahrzehntelang habe die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland eine staatlich finanzierte Kultureinrichtung vom Freistaat Bayern für ihre Landsleute gefordert, damit einerseits die Geschichte der Russlanddeutschen hierzulande bekannt werde, andererseits die Förderung der russlanddeutschen Kultur und der Künstler endlich auf eine solide und professionelle Basis gestellt werde. Dieses Jahr wurde der Traum Realität. „Das bedeutet: man nimmt uns ernst, man schaut auf uns, wir sind angekommen!“

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Auf den Spuren des Scheunenmuseums von Reinhold Zielke

(c) 2019 BKDR

Die wissenschaftlichen Mitarbeiter des BKDR, Dr. Viktor Krieger und Dr. Olga Litzenberger, besuchten am 18. Juli den Kulturdezernenten der Stadt Fulda Dr. Thomas Heiler. In seiner Obhut befindet sich eine Reihe von hochinteressanten Exponaten aus dem einstigen Scheunen-Museum, das seiner Zeit der engagierte Heimatforscher Reinhold Zielke aufgebaut hatte. R. Zielke ist vor ein paar Monaten verstorben, die Ausstellungsstücke gehören quasi zu seinem Nachlass. Während des Gesprächs vereinbarten die Historiker V. Krieger und O. Litzenberger mit Thomas Heiler, dass einige Exponate im Rahmen der sich zurzeit noch im Aufbau befindenden und neu konzipierten Ausstellung zur Geschichte der Deutschen aus Russland in den Räumen des BKDR in Nürnberg präsentiert werden würden. Für die Zukunft wurde eine intensive Zusammenarbeit geplant.

Das BKDR stiftet den Hauptpreis in der Kategorie „Deutscher Volkstanz“ beim Tanzwettbewerb „Neue Welle“

Waldemar Eisenbraun, Leiter des BKDR, besuchte das Tanzfestival

Der VIRA-Verein zur Integration von russlanddeutschen Aussiedlern veranstaltete vom 8. bis 10. Juni 2019 ein Tanzfestival und einen Wettbewerb „Neue Welle“ in Duisburg-Walsum. Unser Kulturzentrum (BKDR) hat den Hauptpreis in der Kategorie „Deutscher Volkstanz“ gestiftet. Der Preis bestand darin, den Gewinnern die Teilnahme an einem der Events des Kulturzentrums in Bayern zu ermöglichen. Gewonnen hat die Tanzgruppe „Souvenir“ aus Osnabrück.

Der VIRA-Tanzfestival-Wettbewerb 2019 „Neue Welle“ ist laut Veranstalter seit 2011 ein kultureller Höhepunkt der Region und insbesondere bei der jüngeren Generation der Deutschen aus Russland sehr beliebt. Die Veranstaltung wurde zum Treffpunkt der jungen Deutschen aus Russland und aus vielen anderen Ländern mit insgesamt ca. 2500 Teilnehmern (Tänzer, Zuschauer, Eltern und Helfer etc.). Dieses Jahr waren sogar Tanzgruppen aus Spanien, Russland und der Schweiz dabei. Quelle: www.vira-ev.de

Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen besuchen das Kulturzentrum

v. l. n. r.: Waldemar Eisenbraun (BKDR), Andrea Friedel (StR), Elke Leo (StR), Verena Osgyan (MdL), Andrea Bielmeier (StR), Gülseren Demirel (MdL), Natalie Keller, Dr. Viktor Krieger, Christiane Cunnar.
(c) BKDR

Auf Initiative der Landtagsabgeordneten und stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen, Verena Osgyan, besuchte am 18. Juni 2019 eine Delegation von Mitgliedern des Landtages und des Nürnberger Stadtrates das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR), um es kennen zu lernen. Natalie Keller, Leiterin des Regionalbüros von Verena Osgyan (MdL), koordinierte den Besuch und begleitete die Delegation. Keller ist selbst russlanddeutscher Abstammung.

Waldemar Eisenbraun, Leiter des Kulturzentrums der Deutschen aus Russland, begrüßte die Besucher, führte sie durch die Räume der Einrichtung und stellte das Team vor. Er berichtete zudem über den aktuellen Stand der Dinge und beantwortete ausführlich die zahlreichen Fragen in Bezug auf die Tätigkeitsfelder und Vorhaben des Kulturzentrums. Es entstand eine wohlwollende und konstruktive Atmosphäre. Die Gäste zeigten ein reges Interesse für die geplanten Projekte des BKDR und sicherten für die Zukunft eine engere Zusammenarbeit und einen intensiveren Dialog zu.