BKDR-Bildungsreihe „Deutsche Siedlungen im Porträt“: Krasny Jar, Gebiet Saratow

Die deutsche Kolonie „Krasny Jar“ wurde am 20. Juli 1767 gegründet. 1905 zählte der Ort etwa 7.514 Einwohner. 1907 gab es bereits zahlreiche Wasser-, Wind- und Mehlmühlen. Eine ganz besondere, vierstöckige deutsche Mehlmühle war sowohl damals als auch heute der ganze Stolz des Ortes. Vor der Revolution wurden mehrere benachbarte Dörfer mit dem produzierten Mehl dieser Mühle beliefert. Sie wurde 1907 erbaut und nach ihrem Besitzer benannt: „Mühle von Schardt“. 1910 gab es insgesamt über 1.100 Hofstellen, eine Ziegelei und eine Vielzahl weiterer neuer Mühlen.

Die Gründer von Krasny Jar waren 353 Kolonisten bzw. 112 Familien – hauptsächlich Auswanderer aus Darmstadt, Kurpfalz, Isenburg, Franken und anderen deutschen Ländern. Die meisten von ihnen waren Handwerker.

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BKDR-Bildungsreise nach Georgien

Die diesjährige BKDR-Bildungsreise „Auf deutschen Spuren in Georgien“ führt die etwa 20 Teilnehmer nach Georgien in ein Land, in dem zu Beginn des 19. Jahrhunderts einige deutsche Siedlungen gegründet wurden und dort bis zur Deportation der deutschstämmigen Bevölkerung im Jahre 1941 existierten.

Die Gruppe der BKDR-Bildungsreise vor der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tiflis.

Am ersten Tag erkundete die Reisegruppe die deutschen Spuren in der georgischen Stadt Tiflis (Tbilissi), besuchte dabei die offizielle Vertretung der deutschen Minderheit in Georgien („Einung“) und wurde von dem Präsidenten dieser Organisation, Alexander Feldmaier, sehr herzlich empfangen. Er stellte den Gästen die Arbeit seiner Vereinigung vor, die vornehmlich darin besteht, die deutsche Kultur und Sprache im Land weiterhin zu bewahren und zu fördern. Unsere BKDR-Mitarbeiter Prof. Dr. Olga Litzenberger und Artur Böpple übergaben der „Einung“ eine Reihe an Büchern, die im BKDR Verlag erschienen sind.

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Fachtagung „260 Jahre Einladungsmanifest“ in Büdingen

Am 1. September 2023 fand im Schloss Büdingen eine Fachtagung anlässlich des 260. Jahrestages des „Einladungsmanifestes“ von der russischen Kaiserin Katharina II. statt – organisiert von der Interessengemeinschaft der Deutschen aus Russland Hessen (IDRH) in Kooperation mit dem BKDR und der Landsmannschaft der Wolgadeutschen. Vor über 260 Jahren, am 22. Juli 1763, hatte die deutschstämmige Kaiserin das bekannte Manifest erlassen, das in ganz Europa in verschiedenen Sprachen verbreitet worden war. Um ausländische Arbeiter und Bauern nach Russland zu locken, sah das Einladungsmanifest zahlreiche Privilegien für die neuen Siedler in Russland vor. Das bewirkte eine Massenauswanderung ins russische Reich – vor allem kamen die Siedler aus dem deutschsprachigen Raum, aber auch aus anderen Ländern Westeuropas.

Tagungsgäste während eines Vortrags

Hessen spielte bei der Auswanderung eine wichtige Rolle, denn in Büdingen gab es ein Anwerbebüro und eine Sammelstelle für die potentiellen Auswanderer. Für viele Ansiedler an der Wolga und ihre Nachkommen hatte in dieser historischen Stadt eine abwechslungsreiche Familiengeschichte begonnen, die sich in vielen Fällen bis heute ganz genau nachverfolgen lässt.

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Ausstellungseröffnung und Vortrag im Altvaterturm

Am 5. August 2023 hielt Dr. Viktor Krieger einen Fachvortrag zur Eröffnung der BKDR-Wanderausstellung „Grundlinien russlanddeutscher Geschichte“ im Altvaterturm in Lehesten (Thüringen).

Der Altvaterturm: Begegnungsstätte und gleichzeitig als Mahnmal der Vertreibung gekennzeichnet. Foto: Klaus Gromer.

Der mehr als 35 Meter hohe Altvaterturm ist die Nachbildung einer Habsburgwarte, die 1912 auf der höchsten Erhebung der Gebirge in Schlesien und Nordmähren namens Altvater (heute „Praded“ in Tschechien) errichtet wurde. Die vertriebenen Sudetendeutschen und ihre Nachkommen haben in der Erinnerung an ihre alte Heimat diesen Turm nachgebaut (Einweihung 2004). Auf mehreren Stockwerken befinden sich verschiedene Heimatstuben mit Exponaten und Tafeln zu historischen ostdeutschen Gebieten, Büroräume des Bundes der Vertriebenen (BdV) und Landsmannschaften sowie Begegnungsflächen. Dieses Bauwerk bietet daher eine ideale Kulisse für die Präsentation der Ausstellung „Grundlinien russlanddeutscher Geschichte“, die dort seit dem 5. August ausgestellt ist und auch noch in den kommenden Wochen öffentlich besichtigt werden kann.

Dr. Kriegers Vortrag berichtete dahingehend vom historischen Werdegang der deutschen Minderheit im Russischen Reich, in der einstigen UdSSR und ihrer Nachfolgestaaten. Unter den erschienenen Gästen befanden sich Vertreter des Bundes der Vertriebenen wie bspw. Horst Jüngling (stellvertretender BdV- Landesvorsitzender und Landesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien, Landesgruppe Thüringen), Lilli Schäfer (Vorstandsmitglied der Orts- und Kreisgruppe Erfurt der LmDR, Willi Rimpl (ehemaliger Bürgermeister von Lehesten und z. Zt. Ehrenbürgermeister der Stadt). Der Vortrag wurde mit einem Grußwort von René Steinbach (Stadtrat Lehesten) eröffnet.

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Natalie Pawlik (MdB) besucht unser Kulturzentrum 

Am 20. Juli 2023 durften wir die Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Natalie Pawlik bei uns begrüßen. Empfangen wurde Frau Pawlik vom Geschäftsleiter des BKDR Waldemar Eisenbraun, dem Vorsitzenden des BKDR-Trägervereins Ewald Oster, der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Dr. Olga Litzenberger sowie dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Dr. Viktor Krieger. Mit dabei war auch die Vorsitzende der Gebietsgliederung „Wiedergeburt Odessa“ (Ukraine) Viktoria Brandt.

(c) BKDR

Im Rahmen dieses Treffens stellte Waldemar Eisenbraun gemeinsam mit seinem Team die vielfältigen Aktivitäten des BKDR sowie die Publikationen des BKDR-Verlags vor. In ihrer offiziellen Presseerklärung schrieb Natalie Pawlik zu diesem Besuch:

„Das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland gehört zu den Einrichtungen, die ich seit meinem Amtsantritt besuchen wollte. Ich freue mich daher sehr, dass ich das Vorhaben nun realisieren konnte. Die Arbeit des Kulturzentrums ist beeindruckend und hat große Bedeutung für die Community der Deutschen aus Russland, weit über die Grenzen Bayerns. Das Zentrum leistet einen wichtigen Beitrag zur Popularisierung der Kultur und Geschichte der Deutschen aus Russland. Auch seine Rolle als Ort der Begegnung und Verständigung ist gerade in der heutigen Situation enorm wichtig. Ich bedanke mich für einen sehr interessanten Austausch und wünsche dem Team des BKDR viel Erfolg für die künftige Arbeit.“

Zu weiteren Details siehe die Webseite der Bundesregierung.

Statistik des Monats „Juli“

Nachdem im vergangenen Monat die Arbeitsmarktbeteiligung erläutert wurde, möchten wir Ihnen in der Statistik des Monats „Juli“ im Zuge dessen die entsprechende „Stellung im Beruf von Erwerbstätigen im Alter von 25 bis unter 69 Jahren“ (Stand 2019) aufzeigen – unterteilt nach Migrationshintergrund und Geschlecht in die Bereiche „Arbeiter“, „Angestellte“, „Selbstständige“ und „Beamte“.

Dabei wird unter anderem ersichtlich, dass unter erwerbstätigen (Spät-)Aussiedlern im Alter von 25 Jahren bis unter 65 Jahren der Anteil der Arbeiter mit 36 Prozent überdurchschnittlich hoch ist. Dieser Wert ist deutlich höher als bei den Personen ohne Migrationshintergrund in der Bevölkerung (17 Prozent) und liegt auch leicht über demjenigen Wert, der den Personen mit Migrationserfahrung zugeteilt wird (33 Prozent). Zudem ist in allen Gruppen der Anteil an Männern deutlich höher als bei Frauen.

Bzgl. der Angestellten sind die Werte der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund mit 67 Prozent weitaus höher als gegenüber den anderen Gruppen der (Spät-)Aussiedler und den Personen mit Migrationserfahrungen mit 56 bzw. 55 Prozent. Hier ist in allen Gruppen ein hoher Frauenanteil zu erkennen.

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Akademische Viertelstunde mit Dr. Brent Mai

Dr. Brent Mai (USA) ist Direktor des Wolgadeutschen Instituts und Dekan der Bibliothek an der University of North Florida (USA) in Jacksonville.

Das Wolgadeutsche Institut an der University of North Florida (USA) ist eine wissenschaftliche Einrichtung, die auf dem Gebiet der Erforschung der Geschichte der Wolgadeutschen tätig ist, welche die russlanddeutsche Kultur und Geschichte im Beziehungsgeflecht der Kulturregion des Wolgagebietes und der USA erforscht, dokumentiert und nachhaltig zu wissenschaftlichen Zwecken konserviert. In den beiden Forschungsbereichen der „Ahnen- und Familienforschung“ sowie der „Geschichte und Kultur der Wolgadeutschen“ führt Herr Dr. Brent Mai interdisziplinäre Projekte durch und pflegt weltweit erfolgbringende Kontakte unter anderem gemeinsam mit dem BKDR.

In einem seiner Vorträge (in englischer Sprache) im Rahmen unserer Bildungsreihe „Akademische Viertelstunde“ spricht Dr. Brent Mai zum Thema „Die Wolgadeutschen und die Zuckerrübenindustrie“. Zum Videobeitrag gelangen Sie auf unserem YouTube-Kanal:

Über Ihr Abonnement auf YouTube und Facebook würden wir uns sehr freuen – viel Spaß beim Anschauen!

„Historisches Ortslexikon der Wolgadeutschen, Band 2 (D–F)“, von Olga Litzenberger erschienen

Dieses mehrbändige historische Ortslexikon ist einem Phänomen gewidmet, das heute zwar nicht mehr existiert, jedoch deutlich erkennbare Spuren in Russlands Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts hinterlassen hat.  Der Band 2 umfasst die Entwicklungsgeschichte von 25 wolgadeutschen Siedlungen sowie die Geschichte der deutschstämmigen Bevölkerung der Stadt Engels (Pokrowsk). Die Gliederung der einzelnen Artikel nach dem im Band 1 bestimmten Schema wurde beibehalten. Sie enthält folgende Punkte: Angaben zur administrativ-territorialen Zugehörigkeit einer Siedlung einschließlich der Beschreibung ihrer Lage, die namentliche Ersterwähnung sowie bekannte historisch bedingt Ortsnamenabweichungen, Daten zur Entwicklung einer Siedlung, zu Besonderheiten der  örtlichen (Land-)Wirtschaft sowie zur Bevölkerungsstatistik, zur Kirchen- und Schulbildungsgeschichte; Hinweise auf relevante Archivquellen und ortsbezogene historische Literatur.

Die übersichtliche Gliederungsstruktur der einzelnen Artikel erlaubt die Benutzung des Lexikons als praktisches Nachschlagewerk, erleichtert auch die Suche nach Informationen für alle Leserinnen und Leser, die sich für die Ahnenforschung interessieren. Der Ausgabe liegen zahlreiche Quellen in erster Linie aus Archiven von Saratow, Engels, Samara und Wolgograd (siehe Quellenverzeichnis) sowie Illustrationen aus diversen Archiven, Museen und Privatsammlungen zugrunde, die als Ergänzung der Veranschaulichung des Lexikoninhalts dienen.

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Akademische Viertelstunde mit Dr. Nils Friedrichs

Dr. Nils Friedrichs (wissenschaftlicher Mitarbeiter im wissenschaftlichen Stab des Sachverständigenrates für Integration und Migration) hat gemeinsam mit Johannes Graf die SVR-Studie 2022-1 mit dem Thema „Integration gelungen? Lebenswelten und gesellschaftliche Teilhabe von (Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedlern“ veröffentlicht.

Dr. Nils Friedrichs (3. v. l.) und Johannes Graf (2. v. l.) zu Gast beim BKDR.

Das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) hat diesbezüglich zwei Videobeiträge im Rahmen der Bildungsreihe „Akademische Viertelstunde“ angefertigt. Im ersten Videobeitrag spricht Johannes Graf über die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Aussiedlerinnen und Aussiedler in Deutschland.

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 „Hier war ich, dort bin ich …“ – Literaturalmanach 2022 erschienen

Literaturblätter der Deutschen aus UdSSR-Nachfolgestaaten, hrsg. von Artur Böpple, in Kooperation mit dem BKDR und dem Literaturkreis der Deutschen aus Russland

Cover, Almanach 2022

Wovon wird das, was uns ausmacht, primär beeinflusst? Ist es der Ort unserer Geburt, unsere Sozialisation oder Blicke und Zuschreibungen von außen? Leider stellen wir immer noch fest, dass es in der bundesdeutschen Mehrheitsgesellschaft – auch bei Vertreterinnen und Vertretern von verschiedenen Medienanstalten und Redaktionen – in Bezug auf sogenannte Russlanddeutsche große Wissenslücken und damit einhergehende Stereotype vorherrschen. Wir sind uns dessen bewusst, dass solche Wissensdefizite nicht von heute auf morgen beseitigt werden können. Nur Schritt für Schritt und nur, in dem nicht nur über uns gesprochen wird, sondern wir selbst es sind, die unsere eigenen Geschichten erzählen.

In diesem Jahr gibt es bei der Anthologie eine Neuerung: Neben einer Auswahl aus regulären Einsendungen enthält sie die Texte von zwei Gewinnerinnen und einem Gewinner des Literaturwettbewerbs zu Ehren von Nora Pfeffer.

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BKDR-Bildungsreihe „Deutsche Siedlungen im Porträt“ – Gnadentau (heute Werchnij Jeruslan)

Die deutsche Siedlung Gnadentau wurde 1860 als eine „Tochterkolonie“ gegründet. 1910 lebten in Gnadentau 2.235 Personen. Es gab 207 Hofstellen, eine Öl- sowie drei in Betrieb befindliche Windmühlen. Die evangelische Kirche in Gnadentau wurde 1898 errichtet. Die elegante Turmspitze mit den dreieckigen Dachfenstern, das im Himmel schwebende Kreuz sowie der ornamentgeschmückte rechteckige Glockenturm mit den in allen Himmelsrichtungen zugewendeten paarigen Bogenfenstern, die zierlichen Kreuze auf den Türmchen und viele weitere charakteristische Details deklarierten diese Kirche zu einer der schönsten im gesamten Wolgagebiet. Die Kirche bot Platz für mehr als 1000 Personen. Auf dem Hauptplatz standen neben der Kirche das Pastorat, das Bethaus, eine Schule und ein Glockenturm aus Holz. Die Kirche in Gnadentau wurde als letzte der lutherischen Kirchen an der Wolga geschlossen. Offiziell war sie seit dem 21. Dezember 1938 nicht mehr zugänglich, obwohl Gottesdienste in ihr schon viel früher nicht mehr stattfanden. Im September 1941 wurden die Deutschen aus Gnadentau deportiert. Seit 1942 trägt das Dorf den Namen Werchni Jeruslan.

Heute wohnen im ehemaligen Gnadentau etwa 600 Personen. Die heutige evangelische Gemeinde begann damit, dem Gotteshaus seinen ursprünglichen Zweck wiederzugeben und half der alten Kirche aus den Ruinen aufzuerstehen. Ungeachtet des Fehlens vieler architektonischer Details, welche die Kirche vor der Revolution besaß, versetzt sie auch heute noch jeden, der sie besucht, in Erstaunen. Der Wiederaufbau der Kirche ist bei Weitem noch nicht abgeschlossen. Gottesdienste werden lediglich außerhalb der Wintermonate abgehalten. Nichtsdestotrotz zieht die grüne Turmspitze, die hervorragend von der Trasse von Saratow nach Wolgograd aus zu sehen ist, alle Blicke uneingeschränkt auf sich. Die hier (ver)weilenden Reisenden verharren vor dem Gotteshaus, verzaubert von seiner Pracht und entzückt von seiner unbeschreiblichen Schönheit.

Das Video finden Sie auf unserem YouTube-Kanal unter:

Viel Spaß beim Anschauen und frohe Weihnachten wünscht Ihnen das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland!

„Deutsche Siedlungen im Porträt“: Rosenheim

(heute heißt die Siedlung „Podstepnoje“)

Die alte ev. Kirche von Rosenheim

Beim dritten Videobeitrag in deutscher Sprache handelt es sich um die ehemalige wolgadeutsche Siedlung „Rosenheim“ (heute Podstepnoje). Die Kolonie Rosenheim ist am 27. Juli 1765 gegründet worden. Den zweiten offiziellen Ortsnamen „Podstepnoje“ erhielt die Kolonie gemäß dem Beschluss vom 26. Februar 1768. 1910 zählte man im Dorf bereits 4.679 Personen – davon insgesamt 4.660 Deutsche. Von 1884 bis 1886 wurde hier die evangelische Steinkirche erbaut. Die Orgel wurde von der bekannten deutschen Firma „Walcker“ aus Ludwigsburg angefertigt und 1886 nach Russland überführt. Zu Sowjetzeiten war in der Kirche der Dorfklub untergebracht. Einheimische berichteten, dass der Dorfklub zunehmend an Bedeutung verlor, da sich die Einwohnerzahl im Laufe der Jahre stetig verringerte und die Jugend in die nächstgelegenen Städte fuhr, um dort das kulturelle Angebot in Anspruch zu nehmen. In der Kirche fallen darüber hinaus die auffälligen Überreste des roten Samtes auf, mit dem der einstige Altarraum geschmückt war, bevor man die Kirche entweihte und in ein Kulturhaus umgewandelt hatte. Der deutsche Grundriss und die entsprechende Architektur haben im Vergleich zu vielen anderen ehemaligen deutschen Siedlungen im heutigen Podstepnoje noch immer Bestand.

Hier sind sehr viele deutsche Holzhäuser aus der Zeit vom 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts erhalten geblieben und können noch immer bestaunt werden. Sie sind unschätzbar wertvolle Zeitzeugen.

Ausstellungseröffnung im Rathaus Kitzingen

Das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) eröffnet am 14. Dezember 2022 (Mittwoch) um 17 Uhr in der Rathaushalle (Kaiserstraße 13-15, 97318 Kitzingen) die Wanderausstellung „Einblicke in das religiöse Leben der Russlanddeutschen“ in Kooperation mit der Orts- und Kreisgruppe Würzburg-Kitzingen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (LmDR).

Die Ausstellung kann zu den regulären Öffnungszeiten des Rathauses für eine Dauer von knapp zwei Wochen bis einschließlich zum 24. Dezember 2022 (Samstag) kostenfrei besichtig werden. Die Schirmherrschaft dieser Veranstaltung übernimmt Frau Astrid Glos (Bürgermeisterin und Referentin für Integration).

Bei Fragen melden Sie sich gerne bei Frau Albina Baumann. Die Kontaktdaten finden Sie auf dem nachstehenden Flyer.

Wir freuen uns auf Ihr Kommen. Bringen Sie gerne interessierte Freunde und Bekannte mit – Anmeldungen sind erwünscht!

Russlanddeutsche Autorinnen und Autoren lasen in Nürnberg

Lesung am 24.11.2022, im Haus der Heimat in Nürnberg

Mit Melitta L. Roth, Max Schatz und Artur Rosenstern

Am 24. November fand im Haus der Heimat (HdH) eine Lesung statt, die vom Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland in Kooperation mit dem Literaturkreis der Deutschen aus Russland und dem HdH organisiert wurde.

Melitta L. Roth während der Lesung.

Dabei stellten russlanddeutsche Autorinnen und Autoren Melitta L. Roth, Max Schatz und Artur Rosenstern die aktuellen Jahrbücher des Literaturkreises und Auszüge aus anderen Werken vor. Melitta Roth las u. a. aus ihrem Debütwerk, dem Erzählband „Gesammelte Scherben“, vor sowie die von ihr aus dem Englischen übersetzte Kurzgeschichte „Feindliches Gelände“ von Lena Wolf. Max Schatz präsentierte zwei Textbeiträge aus den Literaturalmanachen „Fremd unter seinesgleichen“ und „Im Wandel des WIRs“.
Wir danken dem Haus der Heimat für die Einladung und die aktive Mitorganisation dieser Lesung. Wir danken ebenfalls dem aufmerksamen und literaturinteressierten Publikum, das unsere Autoren so gut aufgenommen und rege mitdiskutiert hat!

Das Projekt wurde gefördert durch das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland sowie das Bayerische Ministerium für Familie, Arbeit und Soziales. Die Lesung ist ein Kooperationsprojekt des BKDR, des Literaturkreises der Deutschen aus Russland und des Hauses der Heimat, Nürnberg.

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„Begegnungen. Russlanddeutsche Autoren im Gespräch und Porträt“ von Nina Paulsen und Agnes Gossen, Band 2 erschienen

Die Geschichte der russlanddeutschen Literatur gleicht einem großen Mosaikbild, das noch im Entstehen begriffen ist. Trotz einiger aufschlussreicher Forschungsarbeiten und Publikationen der letzten Jahrzehnte, die verschiedenste Aspekte dieser Literatur beleuchten, gibt es immer noch sehr viele Themen, die unberührt geblieben sind. Die vorliegende Dokumentation will durch persönliche Einblicke und Erfahrungen von Autoren einige dieser Lücken schließen sowie manche Aspekte durch weitere aufschlussreiche Facetten und unterschiedliche Sichtweisen ergänzen und vertiefen.

Der Band 2 der Reihe „Begegnungen“ beinhaltet 22 Interviews mit russlanddeutschen Autorinnen und Autoren, die erst in Deutschland zu schreiben begonnen haben sowie ergänzend dazu eine Reihe von Autorenporträts, die vorwiegend anlässlich runder oder halbrunder Geburtstage in der Zeitschrift „Volk auf dem Weg“ veröffentlicht wurden. Nina Paulsen und Agnes Gossen sammelten akribisch – mehr als zehn Jahre lang – das Material zu dieser Publikation. Eine Auswahl von Interviews steht nun in zwei Bänden unter dem Titel „Begegnungen. Russlanddeutsche Autoren im Gespräch und Porträt“ der Öffentlichkeit zur Verfügung. Der Band I ist bereits im Januar 2021 im BKDR Verlag erschienen und enthält Gespräche mit Literaturwissenschaftlern, Literaturkritikern und Autoren, die bereits in der UdSSR literarisch und publizistisch aktiv waren.

Buchtitel: „Begegnungen: Russlanddeutsche Autoren im Gespräch und Porträt“, Bd. 2, von Nina Paulsen und Agnes Gossen, ISBN 978-3-948589-34-9, 508 S., Hardcover, Preis: 19,- € (D), Art.-Nr. 9349

Band 1 dieser Reihe ist ebenfalls bei uns erhältlich unter der Art.-Nr.: 9134!

Bestellungen können unter der E-Mail kontakt@bkdr.de oder telefonisch unter der 0911-89219599 vorgenommen werden.

BKDR Verlag und der Literaturkreis der Deutschen aus Russland  gemeinsam auf der Frankfurter Buchmesse 2022

Die Frankfurter Buchmesse 2022 (FBM) schloss am 23. Oktober ihre Tore. Das BKDR bzw. der BKDR Verlag sowie der Literaturkreis der Deutschen aus Russland waren zum ersten Mal dabei und stellten ihre aktuellen Publikationen, u. a. die letzten Anthologien und Almanache mit Werken vorwiegend russlanddeutscher Autorinnen und Autoren sowie Kunstmonografien und Sammelbände von Malerinnen und Malern vor.

Die Frankfurter Buchmesse 2022 ist beendet. Am gemeinsamen Stand des BKDR sowie dem Literaturkreis herrschte oft reges Treiben. Ein tolles Zeichen, denn auf diese Art und Weise erfährt die Mehrheitsgesellschaft immer mehr über die Kultur und Geschichte der Deutschen aus Russland, denn es besteht noch immer ein großer Aufklärungsbedarf.

Der gemeinsame Bücherstand wurde an allen fünf Tagen rege besucht, es fanden zahlreiche und spannende Gespräche u. a.  mit Medienvertretern, Verlegern und anderen Messebesucherinnen und -besuchern statt. Es hat sich während dieser Gespräche oft bestätigt, dass die breite Bevölkerungsmasse bzw. die bundesdeutsche Öffentlichkeit noch nicht viel darüber weiß, wer Russlanddeutsche eigentlich sind und durch welche Besonderheiten sich ihre Geschichte und Kultur auszeichnen. Es besteht deshalb weiterhin ein großer Aufklärungsbedarf.  

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Produktives Treffen im Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR)

Heute fand im BKDR ein Arbeitstreffen mit Dr. Nils Friedrichs, wissenschaftlicher Mitarbeiter und stellvertretender Leiter des Bereichs Forschung des Sachverständigenrates für Integration und Migration (SVR) sowie Johannes Graf, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsfeld III „Migration und Integration: Dauerbeobachtung und Berichtsreihen“ im Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), statt.

Auf dem Bild sehen Sie v. l. n. r.: Stanimir Bugar, Johannes Graf, Nils Friedrichs und Viktor Krieger.

Neben der Anfertigung zweier Videobeiträge im Rahmen unserer Bildungsreihe „Akademische Viertelstunde“ zur SVR-Studie „Integration gelungen? Lebenswelten und gesellschaftliche Teilhabe von (Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedlern“ stand zusätzlich ein wissenschaftlicher Austausch bzw. Expertengespräch mit Dr. Viktor Krieger auf dem Tagesplan, um sich ein wissenschaftlich fundiertes Bild vom Leben sowie der Integration der Deutschen aus Russland zu verschaffen und dieses im Nachgang einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren zu können.

BKDR-Kalenderblatt des Monats „Juli 2022“

Die deutschen architektonischen Baudenkmäler zeugen von einem wichtigen Beitrag, den die Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion und allen Nachfolgestaaten für das gesellschaftliche Leben in ihren Herkunftsgebieten geleistet haben.

Beim BKDR-Kalenderblatt des Monats „Juli“ geht es dieses Mal um einen Weiler in Wolgograd (Russland), den Wasserturm in Schytomyr (Ukraine) sowie die Sarpinka-Fabrik der Familie Bender in Krasnoarmeisk (Balzer) in Russland.

BKDR-Kalenderblatt des Monats „Juli 2022“ (Seite 1)

Nach der Deportation der Deutschen im Jahr 1941 verschwanden bspw. Hunderte Weiler in der Wolgaregion. Auch von zahlreichen Firmengebäuden oder Wassertürmen – so z. B. in Schytomyr, wo es 1873 bereits 54 berufsmäßige Wasserträger und 553 Brunnen für über 50 000 Einwohner gab – sind lediglich Ruinen übergeblieben.

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BKDR-Bildungsreihe „Deutsche Siedlungen im Porträt“ – Mariental (heute Sowetskoje)

Beim zweiten Beitrag in deutscher Sprache handelt es sich um die ehemalige deutsche Siedlung „Mariental“ (heute Sowetskoje). Die Siedlung mit einer sehr wechselseitigen Geschichte liegt etwa 60 Kilometer von Saratow (Russland) entfernt und wurde 1766 von deutschen Siedlern zunächst unter dem Namen „Pfannenstiel“ am rechten Ufer des Großen Karaman gegründet. Aufgrund von Hochwasser wurde die Siedlung jedoch nicht einmal ein Jahr später auf die andere Seite des Flusses verlegt. Einige Deutsche verließen Mariental bereits etwa 1876 in Richtung USA. In den darauffolgenden Jahrzehnten nahm die Anzahl an deutschen Siedlern aufgrund der Hungerjahre und der „Deutschen Operation“ in den Jahren 1937–1938 stetig ab, ehe die Deutschen 1941 auf Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der ehemaligen Sowjetunion vom 28. August deportiert wurden. Heute gibt es eine Initiativgruppe, die sich um den Wiederaufbau der Kirche im Dorf bemüht.

Hier gelangen Sie zum Beitrag auf unserem YouTube-Kanal:

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Mosaiksteine der Gesellschaft: Heinrich Fast, Pastor der christlichen Gemeinde Kitzingen

Heinrich Fast, Pastor der christlichen Gemeinde Kitzingen, ist 1973 in der damaligen Hauptstadt Kasachstans, Zelinograd (heute Nur-Sultan), zur Welt gekommen. Kurz darauf ist seine Familie nach Kirgisien umgesiedelt und später in die Industriestadt Chirchiq nach Usbekistan weitergezogen. Hier ist er aufgewachsen, hat seine Jugend verbracht und die Schule beendet.

Bereits im Alter von 17 Jahren hielt er Predigten in Usbekistan. Nach der Schule begann er eine Lehre als Schreiner, jedoch beendete er diese zunächst einmal nicht, denn: 1990 erfolgt die Ausreise nach Deutschland.

Kurz nach der Ankunft in Deutschland besuchte er Intensivsprachkurse und kam auf das Internat in Bad Neustadt. Nach sieben Monaten wechselte auf die Berufsschule in Kitzingen und machte erneut eine Ausbildung als Schreiner und stieg in die Arbeitswelt ein.

Heute versucht er sowohl im Gebet selbst als auch in der Bibel Antworten zu finden.

Um mehr über Heinrich Fast und sein Leben zu erfahren, schauen Sie sich auf unserem YouTube-Kanal den Videobeitrag an:

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