Deutsche Siedlungen im Porträt – Messer bzw. Ust-Solicha auf Englisch

Aufgrund der stetig wachsenden Nachfrage möchten wir nun unseren ersten Videobeitrag in englischer Sprache im Rahmen der BKDR-Bildungsreihe „Deutsche Siedlungen im Porträt“ über die ehemalige wolgadeutsche Kolonie „Messer“ präsentieren.

Messer galt als eines der vorbildlichsten Umsiedlungsdörfer. Im Gegensatz zu anderen Kolonien stammten alle Erstsiedler aus der gleichen Region Deutschlands. Sie betrieben zunächst Landwirtschaft und waren damit sehr erfolgreich. Sie bauten Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Hirse, Sonnenblumen und Hanf an. Bereits 1894 waren etwa 600 Einwohner mit der Herstellung von Sarpinka-Stoffen beschäftigt.

Das historische Zentrum des Dorfes ist bis heute fast in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben. Die lutherisch-reformierte Gemeinde von Ust-Solicha errichtete hier 1911 eine Kirche. Die Kirche spielte vor allem während Epidemien und Hungersnöten eine zentrale Rolle bei der Hilfe, da sie über eigene Reserven verfügte. Sie unterstützte die Gemeindemitglieder während der Jahre so gut sie konnte. Die sowjetischen Behörden „bewerteten“ den Beitrag des Klerus zum Kampf gegen die nationale Katastrophe jedoch auf eine eigentümliche Weise. Unter Berufung auf die Notwendigkeit, den Hunger zu bekämpfen, führten später die Bolschewiki eine Kampagne zur Beschlagnahme von Kircheneigentum durch, entzogen den Kirchen ihre wirtschaftliche Grundlage und organisierten Repressionen gegen Pfarrer. So wurde beispielsweise der Pfarrer Liborius Bening 1931 verhaftet. 1932 wurde der Pfarrer Eduard Hermann Eichhorn verhaftet und ins Exil geschickt. Die Kirche in Ust-Solicha wurde 1937 geschlossen.

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Romanwerkstatt mit Schriftstellerin Eleonora Hummel

Das BKDR veranstaltete vom 14. bis zum 16. Juni in Kooperation mit dem Literaturkreis der Deutschen aus Russland eine Romanwerkstatt mit der preisgekrönten Schriftstellerin Eleonora Hummel. Rund zwanzig Autorinnen und Autoren folgten der Einladung der Organisatoren und nahmen im Vorfeld des Seminars zunächst an der Stadtführung zum Thema „Russlanddeutsche Spuren in Nürnberg“ teil. Danach trafen sich die Teilnehmer in den Räumlichkeiten des BKDR, um sich der kreativen Arbeit zu widmen.

Teilnehmer der Romanwerkstatt mit Eleonora Hummel (c) Foto: BKDR

Ziel der Textwerkstatt war, deutsche Autorinnen und Autoren aus den Nachfolgestaaten der UdSSR zu professionalisieren, zu vernetzen und ihnen eine Möglichkeit zum intensiven Erfahrungsaustausch anzubieten. Themen wie Herausforderungen bei der Realisierung von Publikationen, Vermarktung und Präsenz von Autorinnen und Autoren in den Medien wurden ebenfalls diskutiert. Der Hauptteil des Workshops konzentrierte sich auf theoretische Aspekte des Romanschreibens: Ideenfindung, Struktur, Exposé, Sujet, Dialoge, Szenenentwicklung und Charakterisierung von Figuren. Die Teilnehmer hatten anschließend Zeit für individuelle Schreibübungen, vertieften einige Aspekte praktisch und stellten eigene Exposés und Romanprojekte zur Diskussion.

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Tag der Begegnung mit Kaukasusdeutschen im Donauschwäbischen Zentralmuseum (DZM) Ulm

Am 8. Juni fand die lang ersehnte Begegnung mit den Kaukasusdeutschen in Ulm statt. Auf Initiative von Walli und Paul Schüle hat das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) die Veranstaltung „Tag der Begegnung mit Kaukasusdeutschen“ organisiert und im Donauschwäbischen Zentralmuseum (DZM) durchgeführt.


Die zahlreichen Gäste starteten mit einem Stehimbiss in die Veranstaltung, dem ein Festakt an der Gedenktafel gewidmet der „Auswanderung in den Südkaukasus“ mit anschließender Kranzniederlegung am Ahnen-Auswanderungsdenkmal der Donauschwaben am naheliegenden Ufer der Donau vorausging.

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Erster Universitätsprofessor aus dem Umfeld der Siedler-Kolonisten

(Dokument des Monats)

Friedrich Knauer (1849-1917) aus Sarata war eine bemerkenswerte Persönlichkeit unter den ehemaligen deutschen Kolonisten in Bessarabien und weit darüber hinaus, da er der erste Universitätsprofessor aus dem Umfeld der deutschen Siedler im Russischen Reich war. Mit dem folgenden Dokument möchten wir seine handschriftliche Bittschrift aus dem Jahr 1881 vorstellen, in der der zukünftige Professor um ein sogenanntes Professorenstipendium ersuchte. Aus dieser Eingabe erfahren wir wichtige Einzelheiten über seinen bisherigen Bildungs- und Berufsweg.

Fragment der Eingabe von Friedrich Knauer 1881. @ Estnisches Nationalarchiv (das vollständige Dokument sowie seine Transkription siehe die Dateien am Ende des Beitrags):

Die Bittschrift ist ein seltenes zeitgeschichtliches Dokument aus der Feder eines Siedler-Kolonisten in Russland, der aus ärmeren, bäuerlichen Verhältnissen stammte und eine erfolgreiche akademische Laufbahn einschlug, obwohl er die russische Staatsprache erst im Erwachsenenalter erlernte. Eine Besonderheit in Bezug auf den Schreibstil fällt auf: Knauer berichtet von sich selbst in der dritten Person, wie in der damaligen Zeit üblich.

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BKDR zum zweiten Mal auf der Messe „Jarmarka“ vertreten

Die Messe- und Veranstaltungsreihe JARMARKA ist ein Projekt, bei dem sich die in Deutschland lebenden Menschen aus dem postsowjetischen Raum bereits seit über 20 Jahren begegnen, austauschen und ihre Kultur und Traditionen gemeinsam pflegen und unmittelbar erleben. Die Messe findet in der Regel einmal jährlich am Pfingstwochenende in Bad Salzuflen statt (Samstag und Sonntag; diesmal am 18. und 19. Mai).  

BKDR-Stand mit Besucherinnen und Besuchern

Jedes Jahr besuchen an diesen zwei Tagen mehr als 20.000 Menschen diese Kleingewerbe- und Kulturmesse. Mehr als 2.000 Unternehmen aus verschiedenen Ländern, wie Deutschland, Russland, Belarus, Ukraine, Georgien, Lettland, Estland, Armenien und anderen, nahmen bisher als Aussteller an dieser Messe teil.

Das BKDR war am vergangenen Wochenende zum zweiten Mal mit einem Info- und Bücherstand vertreten. Die Bücher des BKDR Verlags sowie sonstige Projekte, vor allem aber die zwei Buchverlosungen jeweils in den Nachmittagsstunden, stießen auf ein sehr großes Interesse bei den Besuchern des BKDR-Stands. Auf den Bildern unten sehen Sie unter anderem die stolzen Gewinnerinnen und Gewinner der Buchpreise aus dem BKDR Verlag. Besonders beliebt war dabei das neue Kinderbuch „Von der Donau an die Wolga … und zurück“, das erst vor zwei Monaten in unserem Verlag erschienen ist und in nur 14 kurzen Kapiteln die Geschichte der deutschen Auswanderer ins Russische Reich und ihrer Nachkommen darstellt.

Nachstehend finden Sie einige Impressionen von dieser Messe. (c) Fotos: BKDR

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Tag der Begegnung mit Kaukasusdeutschen

Am 8. Juni 2024 (Samstag) veranstaltet das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) von 12 – 16 Uhr den Tag der Begegnung mit Kaukasusdeutschen im Donauschwäbisches Zentralmuseum in Ulm (Schillerstraße 1, 89077 Ulm).

Die Anzahl der Teilnehmer ist auf 50 Personen beschränkt. Der Teilnehmerbeitrag liegt bei 10 Euro pro Person ist und beim Betreten des Museums zu entrichten. Namentliche Anmeldungen sind erforderlich.

Das Programm und weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem nachfolgenden Dokument.

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!
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BKDR Verlag und russlanddeutsche Autorinnen und Autoren auf der Leipziger Buchmesse 2024

Die Leipziger Buchmesse (LBM 2024) ging am 24. März erfolgreich zu Ende. Auch dieses Mal reisten zu dieser Messe mehr als 2.000 Aussteller und Verlage und mehr als 3.000 Mitwirkende aus aller Welt an. Rund 283.000 Besucherinnen und Besucher feierten nicht nur die Literatur im Allgemeinen, sondern gleichermaßen die Autoren und deren Bücher auf der LBM 2024. Die beliebte Lesereihe „Leipzig liest“, deren Veranstaltungen traditionell während der gesamten Messedauer an verschiedensten Orten der Stadt angeboten werden, erfreute sich ebenfalls großer Beliebtheit und war gut besucht. 

Bei der Präsentation des Buches „Pastor Wagners letzte Briefe…“ von Alexander Makeew (v.r.n.l: Artur Rosenstern, Alexander Makeew und Melitta L. Roth)


Unser BKDR Verlag nahm zusammen mit dem Literaturkreis der Deutschen aus Russland mit einem gemeinsamen Stand an der LBM 2024 teil. Wir sind froh darüber, dass das Publikum ein großes Interesse an den Büchern der deutschen Autorinnen und Autoren aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen UdSSR zeigte. Viele interessierte Leserinnen und Leser besuchten den Stand des BKDR Verlags in der Halle 4, um mehr über die Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen zu erfahren.

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Gerne daheim in Bayern – 65 Jahre Geschichte und Kultur

Am 16. März 2024 fand im Senatssaal des Bayerischen Landtags in München unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder die Veranstaltung „Gerne daheim in Bayern – 65 Jahre Geschichte und Kultur“ statt. Organisiert und durchgeführt wurde Veranstaltung von der Landesgruppe Bayern der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (LmDR) unter Führung von Valentina Wudtke. Das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales hat den Jubiläumsfestakt durch das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) gefördert.

Nach der Begrüßung durch die Landesvorsitzende Valentina Wudtke richteten Eric Beißwenger (Staatsminister für Europaangelegenheiten und Internationales des Freistaates Bayern), Dr. Petra Loibl (Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene) sowie Johann Thießen (Bundesvorsitzender der LmDR) ihre Grußworte an die zahlreichen Gäste aus dem gesamten Freistaat. Fahnenabordnungen aus bayerischen Regionen gaben dem Festakt einen würdevollen Rahmen.

Die Veranstaltung im Senatssaal des Bayerischen Landtags war äußerst gut besucht.

Das umfangreiche Kulturprogramm bildeten Beiträge russlanddeutscher Kulturschaffender aus dem gesamten Bundesgebiet. Vielen LmDR-Mitgliedern wurden Ehrennadeln der Landsmannschaft für ihr vielfältiges ehrenamtliches Engagement verliehen. Als weitere Ehrengabe gab es das erst kürzlich erschienene Kinderbuch „Von der Donau an die Wolga… und zurück“ aus dem BKDR Verlag.

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Deutsche Siedlungen im Porträt – Messer (heute Ust-Solicha)

Zum Ende des Jahres möchten wir Ihnen nochmals ein echtes Highlight präsentieren: Ein neuer Videobeitrag im Rahmen der BKDR-Bildungsreihe „Deutsche Siedlungen im Porträt“ über die ehemalige deutsche Kolonie Messer.

Messer galt als eines der vorbildlichsten Umsiedlungsdörfer. Im Gegensatz zu anderen Kolonien stammten alle Erstsiedler aus der gleichen Region Deutschlands. Sie betrieben zunächst Landwirtschaft und waren damit sehr erfolgreich. Sie bauten Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Hirse, Sonnenblumen und Hanf an. Mais ist eine gesonderte Erwähnung wert: In Russland wird die Initiative zum Anbau von Mais in der Regel mit dem Namen des ehemaligen Ministerpräsidenten der Sowjetunion Nikita Chruschtschow verbunden. Die Messer-Kolonisten führten diese landwirtschaftliche Innovation jedoch fast 100 Jahre früher ein. Darüber hinaus erfand ein Kolonist namens „Rit“ den sogenannten „Kizyak“ bzw. „Dungtorf“, eine dicke Mischung aus Dung und Stroh, die in Stücke geschnitten wurde und das Brennholz zum Heizen der Häuser ersetzte. Bereits 1894 waren etwa 600 Einwohner mit der Herstellung von Sarpinka-Stoffen beschäftigt. Es brachen zudem immer wieder Cholera- und Pockenepidemien aus. Besonders verheerend für die Gemeinde war die Epidemie von 1892, die auf die Dürrekatastrophe im vorherigen Jahr folgte. Einem Augenzeugen zufolge, Pastor Eichhorn, sammelten die Dorfbewohner „Aas auf, zermalmten es und kochten die Knochen, um sich irgendwie zu ernähren“.

Das historische Zentrum des Dorfes ist bis heute fast in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben. Die lutherisch-reformierte Gemeinde von Ust-Solicha errichtete hier 1911 eine Kirche. Die Kirche spielte vor allem während Epidemien und Hungersnöten eine zentrale Rolle bei der Hilfe, da sie über eigene Reserven verfügte. Sie unterstützte die Gemeindemitglieder während der Jahre so gut sie konnte. Die sowjetischen Behörden „bewerteten“ den Beitrag des Klerus zum Kampf gegen die nationale Katastrophe jedoch auf eine eigentümliche Weise. Unter Berufung auf die Notwendigkeit, den Hunger zu bekämpfen, führten später die Bolschewiki eine Kampagne zur Beschlagnahme von Kircheneigentum durch, entzogen den Kirchen ihre wirtschaftliche Grundlage und organisierten Repressionen gegen Pfarrer. So wurde beispielsweise der Pfarrer Liborius Bening 1931 verhaftet. 1932 wurde der Pfarrer Eduard Hermann Eichhorn verhaftet und ins Exil geschickt. Die Kirche in Ust-Solicha wurde 1937 geschlossen.

Das Video finden Sie auf unserem YouTube-Kanal „BKDR Kulturzentrum“ oder unmittelbar hier eingebettet:

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BKDR-Bildungsreihe „Deutsche Siedlungen im Porträt“: Krasny Jar, Gebiet Saratow

Die deutsche Kolonie „Krasny Jar“ wurde am 20. Juli 1767 gegründet. 1905 zählte der Ort etwa 7.514 Einwohner. 1907 gab es bereits zahlreiche Wasser-, Wind- und Mehlmühlen. Eine ganz besondere, vierstöckige deutsche Mehlmühle war sowohl damals als auch heute der ganze Stolz des Ortes. Vor der Revolution wurden mehrere benachbarte Dörfer mit dem produzierten Mehl dieser Mühle beliefert. Sie wurde 1907 erbaut und nach ihrem Besitzer benannt: „Mühle von Schardt“. 1910 gab es insgesamt über 1.100 Hofstellen, eine Ziegelei und eine Vielzahl weiterer neuer Mühlen.

Die Gründer von Krasny Jar waren 353 Kolonisten bzw. 112 Familien – hauptsächlich Auswanderer aus Darmstadt, Kurpfalz, Isenburg, Franken und anderen deutschen Ländern. Die meisten von ihnen waren Handwerker.

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