„Das Leben war mein Lehrer“ – ein Buch zum 100. Geburtstag des Künstlers Karl Betz

Ein neues Buch von Nina Paulsen

Im BKDR Verlag ist pünktlich zum 100. Geburtstag von Karl Betz ein E-Book von Nina Paulsen erschienen, das sich dem Leben und Werk des bekannten russlanddeutschen Künstlers widmet (die Druckfassung liegt seit Mitte November 2024 ebenfalls vor. Nähere Infos finden Sie hier: Karl Betz – Print).


Karl Betz (1924-2021) wäre am 19. Juli 2024 100 Jahre alt geworden. Er wurde in der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen (ASSRdWD) geboren. Sein Leben und Schicksal ist ebenso ereignis- und erkenntnisreich wie auch kennzeichnend für unzählige ähnliche wolgadeutsche bzw. russlanddeutsche Schicksale und Lebensläufe in der Sowjetunion des 20. Jahrhunderts. Bereits in Kirgisistan begann sich Betz in seiner Freizeit mit Porträtkunst zu beschäftigen – aus Wurzelholz schnitzte er Köpfe bedeutender Musiker, Schriftsteller oder Politiker. Auch in Deutschland ist er seiner Leidenschaft nachgegangen. Nach seiner Pensionierung widmete er sich verstärkt seinen langjährigen Hobbys, der Holzschnitzerei und Malerei. Musik, Bildhauerei und Malerei sind im Herzen von Karl Betz miteinander verwachsen, die eine Kunst nährte die andere.

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Der 28. August 1941: 80 Jahre danach

Welche Bedeutung hat dieses Datum noch für uns?

(Das vollständiges E-Book dazu siehe weiter unten)

Im kollektiven Gedächtnis jeder sozialen, nationalen oder religiösen Gemeinschaft werden nur solche geschichtlichen Ereignisse verankert, die von der Mehrheit des jeweiligen Kollektivs unmittelbar miterlebt wurden und die Existenz und das Bewusstsein der nachfolgenden Generationen entschieden beeinflusst haben. Einen zentralen Platz nimmt hier der sowjetische Regierungserlass vom 28. August 1941 ein. Zum einen bildet er den Höhepunkt einer seit der bolschewistischen Machtergreifung 1917 sich abzeichnenden Entwicklung, die von Hungersnöten, rabiatem Religionsverbot, Enteignungen und blankem Terror gegen breite Schichten der sowjetischen und vor allem der deutschen Bevölkerung geprägt war. Zum anderen stellt dieser Erlass den Auftakt zu einer umfassenden Repressionswelle dar, die diesmal die gesamte nationale Gruppe betraf. Die antideutsche Politik des Sowjetstaates hatte Deportation, Zwangsarbeit und das Leben in Sondersiedlungen zur Folge. Bis zum Ende der kommunistischen Herrschaft galten die Deutschen in der UdSSR als Personen minderen Rechts und mussten zahlreiche Diskriminierungen über sich ergehen lassen.

Die unmittelbaren Folgen dieses Regierungserlasses waren gravierend und vielfältig. Zwei davon möchten wir hier hervorheben. Nach der Einwanderung der deutschen Ansiedler im 18. und 19. Jahrhundert entwickelte sich in Russland nach und nach ein neues nationales Selbstverständnis, das bis hin in die 1930er-Jahre ausgeprägt regionale Züge trug: man  nannte sich Wolgadeutsche, Ukraine- und Krimdeutsche (bzw. Schwarzmeerdeutsche), Wolhyniendeutsche oder Kaukasusdeutsche. Erst die allumfassende Verfolgung und Entrechtung ab 1941 führte zur Entstehung einer übergreifenden, über alle geografischen, konfessionellen und ideologischen Schranken hinweggehenden Schicksalsgemeinschaft, die heute den Namen Russlanddeutsche trägt.

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