Im November erschien der erste Erzählband von Melitta L. Roth mit dem Titel „Gesammelte Scherben“. Das BKDR gab den Band in Kooperation mit dem Literaturkreis der Deutschen aus Russland e. V. heraus. Es ist eine Auswahl von Prosatexten und literarischen Miniaturen, die die Autorin in den letzten Jahren verfasst hat. Die meisten behandeln typisch russlanddeutsche Themen wie Entwurzelung, Ankommen, Integration oder die Erinnerung an die blutige Geschichte der Volksgruppe. Die Menschen und Lebenswege, die sie beschreibt, sind aber alles andere als typisch. Es sind die skurrilen, abseitigen und gebrochenen Charaktere, die ihr am Herzen liegen. Menschen, die mit dem Erbe der Vergangenheit hadern, überfordert sind oder ihm zu entkommen suchen.
Im Oktober 2020 feierte der Literaturkreis der Deutschen aus Russland ein markantes Jubiläum – sein 25-jähriges Bestehen, und präsentierte aus diesem Anlass die Jubiläumsausgabe des Jahrbuchs. Dieser Band ist der russlanddeutschen Autorin und Dichterin Nora Pfeffer gewidmet, die im Dezember 2019 ein hundert Jahre alt geworden wäre. Die Grande Dame der russlanddeutschen Lyrik hat sich von Beginn an im Literaturkreis der Deutschen aus Russland engagiert und hat maßgeblich, auch redaktionell, bei der Entstehung der ersten Literaturblätter vor 25 Jahren mitgewirkt.
Pünktlich zum runden Geburtstag von Wendelin Mangold erschien im BKDR Verlag eine Festschrift, die das Leben und Wirken dieses bekannten Autors ausführlich beleuchtet. Mit diesem Band, dem dritten nach den im ersten Halbjahr 2020 erschienenen Festschriften für Nora Pfeffer und Johann Warkentin setzt das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland seine Festschriftenreihe für bemerkenswerte russlanddeutsche Künstler, Wissenschaftler, Schriftsteller aus Vergangenheit und Gegenwart fort.
Dr. Wendelin Mangold, Autor und eine der prägnantesten Persönlichkeiten der russlanddeutschen Literaturszene, feiert am 5. September 2020 seinen 80. Geburtstrag. Dieses Datum nahmen wir zum Anlass, um in Kooperation mit dem Literaturkreis und der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland einen Sammelband herauszugeben. Zum großen Teil sind es Nachdrucke oder Übersetzungen diverser Quellen, viele Artikel stammen aus alten Ausgaben der Zeitschrift Volk auf dem Weg. Einige Beträge wurden jedoch speziell für diese Publikation verfasst. Monografien zum Leben und Schaffen markanter russlanddeutscher Kulturschaffender sind bisher eine Seltenheit. Umso mehr freuen wir uns über die Gelegenheit, diese Publikationsreihe mit einer Würdigung Mangolds ergänzen zu können. Im Namen des Kulturzentrums und der Autoren gratulieren wir Wendelin Mangold zu seinem runden Geburtstag und wünschen ihm weiterhin gute kreative Einfälle, Gesundheit und möglichst viele Leser für seine Bücher.
(c) privat
Dr. Wendelin Mangold, geb. am 05. September 1940 auf einem Bauernhof in Schewtschenko bei Odessa am Schwarzen Meer (heute Ukraine), geriet als Kind durch die Kriegsereignisse zuerst in den Westen (Warthegau). 1945 wurde er mit seiner Familie zurück in die Sowjetunion verschleppt. Die Schule besuchte er im Ural, arbeitete und studierte in Sibirien, lehrte später Deutsche Sprache an der Pädagogischen Hochschule Koktschetau in Kasachstan und lebt seit 1990 in Deutschland.
Mit diesem Jubiläumsband, dem zweiten nach der im Januar 2020 erschienenen Festschrift für Nora Pfeffer, setzt das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland seine Festschriftenreihe für bemerkenswerte russlanddeutsche Künstler, Wissenschaftler, Schriftsteller aus Vergangenheit und Gegenwart fort. Johann Warkentin, geb. 1920 in Spat auf der Krim, wäre am 11.05.2020 hundert Jahre alt geworden. Dieses Datum nahmen wir zum Anlass, um in Kooperation mit dem Literaturkreis und der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland einen Sammelband herauszugeben, in dem Warkentin selbst spricht und Schriftstellerkollegen, Historiker und Freunde über ihn und sein Werk zu Wort kommen. Zum großen Teil sind es Nachdrucke oder Übersetzungen diverser Quellen, viele Artikel stammen aus alten Ausgaben der Zeitschrift Volk auf dem Weg oder wurden speziell für diese Publikation verfasst.
Monografien zum Leben und Schaffen markanter russlanddeutscher Persönlichkeiten aus dem Bereich Kultur sind bisher eine Seltenheit. Umso mehr freuen wir uns über die Gelegenheit, diese Publikationsreihe mit einer Würdigung Warkentins ergänzen zu können. Persönlich wie auch durch sein Werk hinterließ er tiefe Spuren auf dem Weg zur Wiederbelebung der russlanddeutschen Literaturszene in der Sowjetunion der Nachkriegszeit und seit Anfang der 1980er auch in Deutschland, vorwiegend jedoch nachdem die Mehrheit der russlanddeutschen Autorinnen und Autoren um 1990 und später in die Heimat ihrer Vorfahren zurückgekehrt war. Seine Ermahnungen an die Adresse der nunmehr in Deutschland lebenden jüngeren Kolleginnen und Kollegen, sein hoher Qualitätsanspruch an das geschriebene Wort, seine kritisch-konstruktiven Bemerkungen, beispielsweise in seiner Monografie Geschichte der russlanddeutschen Literatur aus persönlicher Sicht (hrsg. von der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, 1999), behalten zum großen Teil bis heute ihre Signifikanz und Aktualität und prägen weiterhin das Schaffen von Autorinnen und Autoren mit russlanddeutschem Hintergrund.
Erschienen im Juli 2020, unter ISBN 978-3-948589-06-6, 304 S., Hardcover, Preis: 14,00 EUR
Bestellungen unter E-Mail: kontakt@bkdr.de oder unter Tel.: 0911-89219599.
Zum 100. Geburtstag von Nora Pfeffer gaben das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (Nürnberg) und der Literaturkreis der Deutschen aus Russland e.V. eine Festschrift heraus.
Die Dichterin Nora Pfeffer gehört mit ihrer
poetischen und schriftstellerischen Leistung zu den wichtigsten
russlanddeutschen Autoren der Nachkriegszeit. Jahrzehntelang hat sie die
Entwicklung der deutschen Literatur in der ehemaligen Sowjetunion mitgeprägt –
als Lyrikerin, Übersetzerin, Nachdichterin, Essayistin und Literaturkritikerin.
Pfeffers Werke sind in ca. 15 Einzelbänden erschienen, darunter mehrere
Versbücher für Kinder, Lyriksammlungen und Bücher mit Nachdichtungen. Sie wurde
am 31. Dezember 1919 in Tbilissi/Georgien in einer Lehrerfamilie geboren. Noras
Kindheit endete 1935 abrupt mit der Verhaftung ihrer Eltern. Fünf Kinder, eine
taubstumme Tante und die Großeltern blieben vorerst allein, ein Jahr später
wurde die Mutter aus dem Gefängnis entlassen. Der Vater, ohne Gerichtsverfahren
konterrevolutionärer Tätigkeit bezichtigt, wurde erst nach elf Jahren entlassen
und 1956 rehabilitiert.
Nach Abschluss der deutschen Schule und des
Musiktechnikums am Konservatorium Tbilissi begann Nora Pfeffer ein Studium der
Germanistik und Anglistik, das sie extern am I. Moskauer Staatlichen
Pädagogischen Fremdspracheninstitut fortsetzte. Gleichzeitig unterrichtete sie
die deutsche Sprache am Medizinischen Institut Tbilissi. Weil sie sich
weigerte, von ihrem Vater loszusagen, wurde sie exmatrikuliert und auch aus der
Musikfachschule ausgeschlossen. 1940 verlobte sie sich mit Juri Karalaschwili,
dem Enkel des georgischen Katholikos. Im August 1941 wurde ihr Sohn Rewas
geboren (Er verstarb 1989 mit nur 48 Jahren).
Als am 19. Oktober 1941 die georgischen Deutschen
deportiert wurden, durfte Nora als Ehefrau eines Georgiers in Tbilissi bleiben.
Ihre Mutter und Geschwister verschlug es nach Kasachstan. Auch Noras Mann lag
inzwischen verwundet in einem Lazarett im sibirischen Barnaul.
Im November 1943 wurde auch Nora Pfeffer verhaftet
(zusammen mit noch einigen georgischen Intellektuellen) und von ihrem kleinen
Sohn getrennt. „Ich kam in ein Untersuchungsgefängnis. Ein schmutziger
schwarzer Tisch in einer Einzelzelle. Ein Tonkrug darauf. Ein Becher. Ein
Stuhl. Auf dem schmutzigen Fußboden ein Kübel und ein Besen. Man darf weder
lesen noch schreiben. Ich wollte nicht durchdrehen, wollte meinen Sohn und Mann
wieder in Freiheit umarmen können. Ich brauchte eine Beschäftigung. Sie brach
eine Rute vom Besen ab, setzte sich an den Tisch und begann, die dicke
Lehmschicht Millimeter um Millimeter abzutragen. Tag für Tag, Woche für Woche.
Es stellte sich heraus, dass der Tisch leuchtend gelb war…“, erzählte sie in
einem Interview mit Agnes Gossen.
Es folgen viele Jahre Straflager in Dudinka
(NorilLag). „Tagelanges Reisen in Stolypin-Waggons, mit salzigen Heringen als
einziges Nahrungsmittel, Wasser zum Trinken wurde nicht verabreicht. Ich kam
nach Dudinka in ein Lager, wo man bei 50 Grad minus in gewöhnlichen Zelten
untergebracht wurde. Chronischer Skorbut mit blutendem Zahnfleisch. Holzfällen
im Wald, wo man immer wieder auf Leichen von Häftlingen stieß, die auf der
Flucht erschossen wurden oder völlig erschöpft zusammengebrochen waren“, ist im
Interview nachzulesen. Nach zehn Jahren Straflager kam sie in die Verbannung
nach Nordkasachstan.