In Nürnberg fand vom 23. bis 25. September 2022 eine wiss. Konferenz zur Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen statt

Die internationale wissenschaftliche Konferenz in Nürnberg, veranstaltet von der Wissenschaftlichen Kommission für die Deutschen in Russland und in der GUS (WKDR) in Kooperation mit dem Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) zum Thema „Stand und Perspektiven der Erforschung und Vermittlung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen“ in Nürnberg, ist nun beendet. Es liegen drei sehr erkenntnisreiche Tage hinter uns.

Neben den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland (s. Foto) waren ebenfalls zahlreiche Personen aus Kasachstan, Russland und der Ukraine online zugeschaltet hielten Vorträge zu ihren entsprechenden Forschungsbereichen.

Nachdem die Tagung am vergangenen Freitag bereits mit drei Fachvorträgen angelaufen war, begann der zweite Konferenztag bereits um 8:30 Uhr mit einem Vortrag von Victor Dönninghaus (Lüneburg) zum Thema „Die Russlanddeutschen und der religiöse Dissens in der späten Sowjetunion: Neue Quellen, Ansätze, Probleme der Forschung“.

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Heute wie vor 100 Jahren: Eine Informationsbroschüre des „Fürsorgevereins für deutsche Rückwanderer“ (Berlin, 1917).

In unserem Archiv gibt es eine kleinformatige Broschüre mit der Überschrift „Was sollte jeder Deutsche von unseren deutschen Volksgenossen in Rußland wissen? Merkworte“, hrsg. vom Fürsorgeverein für deutsche Rückwanderer. Berlin 1917, Umfang 16 Seiten.

Der Fürsorgeverein wurde 1909 von der Preußischen Staatsregierung ins Leben gerufen, mit dem Ziel, vornehmlich deutsche Bauern aus dem Russischen Reich als Landarbeiter für die östlichen Provinzen (Ostpreußen, Posen u. a.) zu gewinnen. Oder wie es im sprachlichen Duktus der damaligen Zeit hieß: … „sich der von ihrer eigenen Regierung mißhandelten Deutschrussen hilfreich anzunehmen und ihre Eingewöhnung im alten Stammlande zu unterstützen.“

Vor dem Ersten Weltkrieg waren es nicht weniger als 30.000 Rückwanderer, die – von „dem Mutterlande gewonnen“ – größtenteils aus polnischen Gouvernements des Russischen Reiches oder aus Wolhynien stammten (vgl. Borchardt, Alfred, Deutschrussische Rückwanderung, Berlin 1915).

Die Übersiedlungen einzelner deutscher Bauern ins Deutsche Reich waren demnach bereits zu Beginn des 20. Jh.  keine Seltenheit. Diese Rückwanderungswelle erfasste allerdings kaum die sogenannten „Siedler-Kolonisten“ an der Wolga oder im Schwarzmeergebiet. Wenn die Letzteren sich entschlossen hatten, das Russische Reich zu verlassen, dann ging es vorzugsweise in Richtung USA und sonstige Überseestaaten. Sie erhofften sich, dort ausreichend Land zu erwerben, eigene Siedlungen zu gründen und ihre gewohnte Lebensweise fortführen zu können.

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Erste russlanddeutsche Akademiker im Zarenreich (Folgen 17, 18 und 19)

In diesem Beitrag möchten wir Ihnen Agata Rempel (1895‒1969) vorstellen. Agata Rempel war die erste und leider einzige Frau aus dem Kolonisten- bzw. Siedlermilieu, die an der Universität Dorpat immatrikuliert wurde. Bekanntlich durften Frauen bis 1914 an russischen Hochschulen als gleichberechtigte Studierende nicht eingeschrieben werden; den Zugang zu höherer Bildung bzw. zu einem Studium hatten lange Zeit ausschließlich Männer. Als Ersatzangebote für Frauen gab es allerdings eine Reihe an privaten „höheren“ Bildungskursen, auch durften sie Hochschulvorlesungen als Gasthörerinnen besuchen. In beiden Fällen bekamen sie keine gleichwertigen Abschlüsse (mit Diplom bzw. anderen Abschlusszeugnissen) und konnten aus diesem Grund keine Promotionen angehen. Weder eine Berufslaufbahn im Staatsdienst noch der Erwerb vieler anderer Berufsqualifikationen wurde ihnen erlaubt. Wollten sie eine akademische Ausbildung genießen, mussten sie Hochschulen und Universitäten im Ausland aufsuchen. Während des Ersten Weltkrieges wurden derartige Ausbildungsverbote gelockert, doch erst die russische Februarrevolution 1917 hob die meisten Einschränkungen für das Studium von Frauen auf.

Bild 1: Agata Rempels Teilnehmerausweis bzw. Bescheinigung für ihre Teilnahme an dem universitären Privatkurs der medizinischen Fakultät
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Rehabilitierung der Wolgadeutschen: Ein Brief von Pastor Schleuning

Im aktuellen Dokument des Monats handelt es sich um den Entwurf eines Briefes von Johannes Schleuning, Pastor und Superintendent i. R., den er im Februar 1957 an den sowjetischen Botschafter in Bonn, Andrei Smirnow, adressierte.

Der Entwurf stammt aus dem persönlichen Nachlass von Johannes Schleuning. Archiv der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland [https://lmdr.de/]

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Ein Dokument der Diskriminierung während des Ersten Weltkriegs

Allbekannt sind massive Verfolgungen und Diskriminierungen der deutschen Minderheit in der UdSSR während des Zweiten Weltkrieges – im Verlauf des sog. „Großen Vaterländischen Krieges“ 1941–1945. Dagegen sind die schon während des Ersten Weltkrieges im Zarenreich ergriffenen antideutschen Maßnahmen wesentlich weniger bekannt, weil sie zugegebenermaßen noch nicht so gravierend waren. Jedoch wurden sie von den Zeitgenossen spürbar wahrgenommen und führten zu Enttäuschung und Verbitterung.

Dokument 1 (Vorderseite)

Am Beispiel von Georg Rath (* 19. Oktober 1891; † 6. März 1977) lässt sich ein kleiner Aspekt dessen veranschaulichen. Er wurde im Gouvernement Cherson, in der deutschen Siedlung Kujalnik (Nesselrode) geboren, schloss das Gymnasium in Ananjewsk ab und ließ sich im August 1912 an der Universität Dorpat immatrikulieren. Dort studierte er vornehmlich Theologie und wurde Ende Juli 1916 einberufen – der Erste Weltkrieg war währenddessen im vollen Gange. Als Student durfte er einen Lehrgang zu einer Offiziersausbildung aufnehmen und trat in die Odessaer Militärschule ein (siehe DOKUMENT 1 [1] mit der entsprechenden deutschen Übersetzung [2]). Nach nicht einmal zwei Ausbildungsmonaten als Offiziersanwärter (Russisch: Junker) musste er die Lehranstalt verlassen und in einem Reserve-Infanterie-Regiment als Soldat antreten.

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Goethe-Institut: „Deutsche Spuren in Russland“

Das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) wirkte aktiv als Kooperationspartner des Goethe-Instituts beim Projekt „Deutsche Spuren in Russland“ mit. Vor allem in der Region rund um Saratow konnte das BKDR seine Expertise in Person der wissenschaftlichen Mitarbeiterin, Prof. Dr. Olga Litzenberger, gezielt einbringen – mit fachmännischer Unterstützung von Dr. Sergey Terekhin.

Bei diesem Projekt wird das kulturelle Erbe der Deutschen aus Russland mithilfe von informativen Texten in den Sprachen Deutsch und Russisch mit begleitenden Fotos der breiten Öffentlichkeit anschaulich zugänglich gemacht. Dabei wird deutlich, wie weitverbreitet die deutschen Spuren in der Russischen Föderation sind und welchen Stellenwert diese auch heute noch in der Erinnerungskultur der Deutschen aus Russland sowohl im In- als auch im Ausland einnehmen.

Erfahren Sie HIER mit dem interaktiven mobilen Reiseführer mehr über die ehemaligen Herkunftsgebiete sowie die vielseitige Geschichte der Deutschen aus Russland.

Viel Spaß bei der Navigation durch dieses innovative Informationsangebot!

Tipp: Wenn Sie „Pegman“ (das orangene Männchen unten rechts) in die Karte ziehen, können Sie Google Street View aufrufen!

Bündnis 90/Die Grünen beim BKDR

Bündnis 90/Die Grünen stellen 14 Mandatsträger des Nürnberger Stadtrates, darunter Natalie Keller, die mit ihren russlanddeutschen Eltern als Spätaussiedlerkind nach Deutschland kam. Sie ist Sprecherin für frauen- und kulturpolitische Themen der Fraktion.

V. l. n. r.: Waldemar Eisenbraun (BKDR-Leitung), Andrea Friedel (stellvertr. Fraktionsvorsitzende), Achim Mletzko (Fraktionsvorsitzender) und Natalie Keller (Kulturpolitische Sprecherin).

Auf Initiative des Fraktionsvorsitzenden Achim Mletzko fand am 25. April ein reger Austausch zwischen der gesamten Stadtratsfraktion und dem Team des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland (BKDR) statt. Dabei ging es vordergründig um die besondere Geschichte der Deutschen aus dem postsowjetischen Raum, das vielfältige Wirken des BKDR und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit den Herkunftsländern. Als anschaulichen Beitrag führte der BKDR-Leiter Waldemar Eisenbraun den Videobericht über die Bildungsreise nach Odessa vor. Zur Aufzeichnung der Exkursion „Auf den deutschen Spuren im Gebiet Odessa“ gelangen Sie hier:

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Eine historische Blaupause vor 83 Jahren: Wie Stalin Finnland unterwerfen wollte (Teil 2)

Im zweiten Teil unserer Dokumentation durchleuchten wir weitere interessante Einzelheiten des sowjetisch-finnischen Krieges (Winterkrieg) 1939/40: Wie wurde dieser Krieg in den offiziellen Massenmedien anhand der zeitgenössischen Berichte dargestellt und welche Parallelitäten weist er zu dem heutigen Vorgehen Russlands gegen die Ukraine auf? [1] Als Quelle dienen uns (wie bereits in den Dokumentationen  zuvor) die offiziellen Verlautbarungen der Zeitungen „Prawda“, „Iswestija“ u. a., die übersetzt in der deutschsprachigen Zeitung „Nachrichten“ aus der Wolgadeutschen Republik erschienen.

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Fachtagung „Die Literatur der Wolgadeutschen – Geschichte, Werke, Menschen“ in Dresden

Vom 24. bis 26. März 2022 fand im Goethe-Institut in Dresden eine Fachtagung zum Thema „Die Literatur der Wolgadeutschen – Geschichte, Werke, Menschen“ statt. Die Tagung wurde von der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen in Kooperation mit der TU Chemnitz organisiert und vom Freistaat Sachsen gefördert. Unsere Mitarbeiter, Dr. Viktor Krieger und Artur Böpple, nahmen an der Fachtagung als Redner teil. Darüber hinaus durften wir im Rahmen der Tagung unsere Buchpublikationen und Projekte vorstellen.

Fachtagung zum Thema „Die Literatur der Wolgadeutschen – Geschichte, Werke, Menschen“ im Goethe-Institut in Dresden. Foto: ©Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen

 An dieser Stelle danken wir den Veranstaltern, Förderern sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die hervorragende Organisation, angenehme Atmosphäre und den produktiven Austausch. Unser Dank gilt im Besonderen ebenfalls dem Beauftragten für Vertriebene und Spätaussiedler des Freistaates Sachsen, Herrn Dr. Jens Baumann, für sein Kommen und die großzügige Unterstützung dieses Projektes!

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Produktives Treffen im Kulturzentrum

Am 15. März 2022 fand im Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) ein Arbeitstreffen mit Tillmann Tegeler, Leiter des Arbeitsbereichs Bibliothek und elektronische Forschungsinfrastruktur sowie Projektmitarbeiter Dr. Albert Weber vom Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) mit Sitz in Regensburg statt. Seitens des BKDR nahmen Zentrumsleiter Waldemar Eisenbraun und der wissenschaftliche Mitarbeiter Dr. Viktor Krieger teil.

V. l. n. r.: Dr. Viktor Krieger, Tillmann Tegeler und Dr. Albert Weber.

Das Treffen war den Perspektiven der Zusammenarbeit beider Institutionen hinsichtlich der Digitalisierung des russlanddeutschen Kulturerbes gewidmet. Hierbei ging es vorrangig um gemeinsame Projekte zur Digitalisierung der russlanddeutschen Periodika. Darüber hinaus wurden von den Protagonisten Fragen bzgl. der Bündelung von Onlineangeboten des Leibniz-Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung und dem Bayerischen Kulturzentrum besprochen, um möglichst eine breite Öffentlichkeit erreichen zu können. 

Eine historische Blaupause vor 83 Jahren: Wie Stalin Finnland unterwerfen wollte

Dieses Dokument bzw. (in diesem Fall) diese Dokumentation des Monats ist außergewöhnlich. Es wird illustriert, dass die gerade stattfindenden gravierenden Ereignisse in der Ukraine keineswegs im luftfreien Raum entstanden und nur kaum aus aktuellen Entwicklungen oder Verlautbarungen der handelnden Personen zu erklären sind. Solche Großgeschehen – wie der anhaltende russische Angriff auf die Ukraine – können ohne historisches Hintergrundwissen kaum angemessen verstanden werden.

Von welchen Vorbildern lässt sich z. B. das Handeln des russischen Präsidenten ableiten? Er selbst sieht sich in der Tradition des heroischen Kampfes gegen Faschismus (heute: Nazismus). Demnach will er die Ukraine „denazifizieren“ und „entmilitarisieren“. In vielen westlichen Publikationen werden andersherum Parallelitäten zu dem Angriff des Deutschen Reichs am 1. September 1939 gezogen und das Agieren des russischen Staatsoberhaupts mit dem des damaligen Reichskanzlers verglichen.

Wer sich jedoch in der sowjetischen Geschichte auskennt, kommt unweigerlich zu dem Schluss, dass eher Stalin und seine Politik Wladimir Putin als Vorbild und nachahmenswertes Beispiel dienen. Sein Vorgehen erinnert einerseits an die Befreiungsrethorik, mit der die UdSSR im September 1939 Polen überfallen hat und andererseits an die Einverleibung der baltischen Staaten.

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Der Friedensnobelpreisträger Andrei Sacharow und die Russlanddeutschen

Die Erforschung der Geschichte des nonkonformistischen Denkens und oppositioneller Bewegungen, des gewaltlosen Widerstandes im sowjetischen Unrechtsstaat ist und bleibt ein wichtiges Anliegen des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland (BKDR). Dazu gehören unter anderem das Sammeln, Aufbewahren, die öffentliche Zugänglichmachung und Präsentation von Dokumenten verschiedener Art, sei es behördlicher oder privater Natur, die den friedlichen Kampf der Sowjet- bzw. Russlanddeutschen um ihre Bürgerrechte in der UdSSR anschaulich machen. Es sind Briefe und Tagebücher, Appelle und Bittschriften, Erinnerungen und Zeitzeugenberichte, Schriften und Periodika der Untergrundbewegung, audio- und audiovisuelle Zeugnisse und vieles mehr. Vor Kurzem überließ uns Eduard Deibert, ein bekannter Aktivist der Ausreisebewegung der Deutschen in der UdSSR und unermüdlicher Kämpfer um ihre Rechte sowohl in der Sowjetunion als auch in der Bundesrepublik, einen wesentlichen Teil seines umfangreichen Nachlasses. Daraus möchten wir nun einige relevante Dokumente öffentlich präsentieren.

Andrei Sacharow mit seiner Frau Jelena Bonner (1974)

Als Erstes zeigen wir Ihnen ein Bild, auf dem Andrei Sacharow, der weltberühmte Physiker, ehemaliges Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Vorkämpfer für die Menschenrechte und Friedensnobelpreisträger, zusammen mit seiner Frau Jelena Bonner abgelichtet ist. Auf der Rückseite befindet sich Sacharows persönliche Widmung, die an Friedrich Ruppel adressiert ist. Dieses Bild mit der Widmung wird nun zum ersten Mal öffentlich zugänglich gemacht.

Der berühmte Regimekritiker nahm sich immer wieder auch dringender Anliegen der unterdrückten Sowjetdeutschen an und unterstütze sie bei ihren Aktivitäten tatkräftig. Wie z. B. Friedrich Ruppel, der einst prominenter Dissident und Herausgeber des Samisdat-Almanachs mit dem Titel „Re-Patria“ war.

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Erste russlanddeutsche Akademiker im Zarenreich (Folgen 14, 15 und 16)

Untenstehend möchten wir Ihnen weitere Ergebnisse des Dorpat-Projekts präsentieren. Je intensiver man sich mit der Thematik beschäftigt, umso deutlicher stellt sich heraus, dass wesentlich mehr „Kolonistenkinder“ an verschiedenen Hochschulen und Universitäten im In- und Ausland studiert hatten, als bisher in Fachkreisen und von der Öffentlichkeit angenommen. Zum einen liegt es daran, dass sich die Geschichtswissenschaft bislang kaum für das Bildungswesen der Siedler-Kolonisten interessierte. Zum anderen gingen viele ausgebildete Akademiker und Studenten nach dem bolschewistischen Umsturz 1917 ins Exil, vor allem nach Deutschland, aber auch in die USA und vereinzelt nach Estland oder Lettland. Ein beträchtlicher Teil von ihnen verblieb in Bessarabien, das von 1918 bis 1940 zu Rumänien gehörte.

Arnold Lippert (1925)

Typisch ist in diesem Zusammenhang der Lebensweg von Arnold Lippert (1898 – 1958): er konnte nur einige Monate an der Universität Dorpat studieren, kämpfte dann in den Reihen des Balten-Regiments gegen die Rote Armee und emigrierte schließlich nach Deutschland. Hier setzte er sein Medizinstudium an den Universitäten Marburg und Berlin fort und promovierte 1929 zum Dr. med.

Schließlich erlauben uns etwa Dokumente der „Repressiv-Behörden“ der einstigen UdSSR, manche bisher völlig im Dunkeln liegende Lebensstationen einiger sonst gut bekannten und bedeutenden Personen zu rekonstruieren. Man wusste z. B. bislang kaum über die letzten Lebensjahre von Eduard Luft (1890 – 1938), eines Absolventen der Theologischen Fakultät in Dorpat, der ab 1925 als führende Persönlichkeit der separatistischen, sogenannten „Freien bzw. lebendigen Kirche“ in der Ukraine galt.

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Gespräch mit dem Zeitzeugen Helmut Quiring

Am 24. Januar fand in den Räumen des BKDR ein Treffen mit Helmut Quiring (geb. 1933) statt. Fast sein ganzes Leben, bis zur Ausreise im Jahre 1978 in die Bundesrepublik Deutschland, verbrachte Helmut Quiring in Tadschikistan bzw. in der UdSSR, wohin sein Vater Franz Quiring (1892-1938), einst bekannter Prediger, verbannt worden war. Das intensive Gespräch vermittelte u. a. vielfältige Einblicke in das Leben der deutschen Minderheit in Tadschikistan der 1940er- bis 70er-Jahre. Das BKDR setzt somit seine Arbeit im Rahmen des Zeitzeugenprojekts auch in dieser schwierigen Zeit kontinuierlich fort.

v. l.n.r.: Dr. Viktor Krieger und Helmut Quiring, (c) BKDR

Stellungnahme zur Auflösung der Gesellschaft „Memorial“ in Russland

Wesentliche Schwerpunkte der Wirkungsbereiche des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland (BKDR) bilden die Erforschung und Popularisierung der russlanddeutschen Geschichte und Kultur. Die überwiegende Mehrheit der Betroffenen, etwa 2,5 Mio. Personen, lebt inzwischen in der Bundesrepublik Deutschland.

Das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland ist immer wieder auf Dokumente aus den Archiven der Russischen Föderation angewiesen.
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Kalender 2022

Das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) begrüßt Sie recht herzlich im neuen Jahr und wünscht Ihnen Gesundheit, Zuversicht und Solidarität!

Titelbild des neuen Kalenders „Russlanddeutsche Architektur im Zeitraffer“

Zum Jahresbeginn möchten wir Ihnen den neuen Kalender 2022 mit russlanddeutschem Themenbezug präsentieren. Dieser erscheint in Kooperation zwischen dem BKDR sowie der LmDR heuer das vierte Jahr in Folge. Der dreisprachige (DE, RU, EN) Kalender trägt den Titel „Russlanddeutsche Architektur im Zeitraffer“ und basiert auf den prämierten Aufnahmen des ersten internationalen BKDR-Fotowettbewerbes „Stumme Zeitzeugen“ mit den nachfolgenden drei Themen:

I. Ehemalige russlanddeutsche Siedlungen
II. Städtische deutsche Architektur
III. Kirchen der Russlanddeutschen

Es werden einige der schönsten architektonischen Meisterwerke deutscher Baukunst und ehemalige Siedlungen mittels faszinierender Fotos vorgestellt. Das einzigartige deutsche architektonische Erbe verschönert auch heute noch die Weiten der Nachfolgestaaten der ehemaligen UdSSR und ist ein wichtiger Bestandteil der Erinnerungskultur der Deutschen aus Russland sowohl im In- als auch im Ausland.

Vertriebenenausweis: Ein Meilenstein auf dem Weg zur Wiedergutmachung

Hinter diesem äußerlich so unauffälligen Dokument verbirgt sich eine dramatische Geschichte von Millionen von Menschen – unter ihnen auch die von Hunderttausenden einstigen Einwohnern der UdSSR sowie ihrer Nachfolgestaaten.

Vorderseite des Vertriebenenausweises
Rückseite des Vertriebenenausweises

Emilie Hasert wurde 1925 in einer deutschen Siedlung in Georgien geboren. 1941 wurde sie nach Kasachstan deportiert und musste anschließend Zwangsarbeit leisten. Nach 1955 zog sie nach Südkasachstan und durfte im April 1978 mit ihrem Mann nach Westdeutschland ausreisen. Der Ausweis für Vertriebene und Flüchtlinge diente als Grundlage für die Entscheidung zur Verleihung der deutschen Staatsangehörigkeit. Ausweis A wurde dem als Aussiedler anerkannten Antragsteller ausgehändigt; Ausweis B den andersethnischen Familienangehörigen.

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Aussiedlerfrage, Kriegsfolgenschicksal und historische Verantwortung der Bundesrepublik für die Russlanddeutschen“

Dr. Viktor Krieger wird am 17. Dezember 2021 um 18 Uhr einen Fachvortrag zum Thema „Aussiedlerfrage, Kriegsfolgenschicksal und historische Verantwortung der Bundesrepublik für die Russlanddeutschen“ halten.

Sie können der Zoom-Veranstaltung kostenfrei beiwohnen. Sie müssen lediglich den nachstehenden Link aufrufen und im Bedarfsfall die entsprechende Meeting-ID eingeben:

https://zoom.us/j/97487448362

Meeting-ID: 974 8744 8362

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Vortrag!

Literaturalmanach der Deutschen aus Russland (2021) mit dem Titel „Im Wandel des WIRs“ erschienen

Der neue Literaturalmanach der Deutschen aus Russland (2021) mit dem Titel „Im Wandel des WIRs“ ist im Dezember 2021 im BKDR Verlag erschienen.

Historikerinnen und Historiker haben unlängst darauf hingewiesen, dass das Leben und die Kultur der Sowjet- bzw. der Russlanddeutschen in der Zeit zwischen dem Zweiten Weltkrieg und der Auflösung der UdSSR bisher nicht ausreichend erforscht sei. Vor diesem Hintergrund haben die Berichte, die z.B. die Kindheit oder das Alltagsleben in der Sowjetunion oder Russland zum Thema machen und die der Literaturkreis der Deutschen aus Russland in seinen Jahrbüchern immer wieder präsentiert, ihren eigenen historischen Wert. Ohne authentische Zeitzeugenberichte und Interviews sowie ohne literarische Darstellungen, wäre die Erforschung der Kulturgeschichte mancher Ethnien und Minderheiten freilich sehr mühsam bis gänzlich unmöglich.

Literarische Darstellungen, Prosa und Lyrik, vorwiegend aus der Feder von zugewanderten Deutschen sowie literaturhistorische Essays von etablierten Literaturwissenschaftlerinnen, Annelore Engel-Braunschmidt und Elena Seifert, runden diese Almanach-Ausgabe des Literaturkreises ab und machen sie zu einer ausgewogenen, wertvollen Mischung für jeden, der sich für den osteuropäischen oder russischsprachigen Kulturraum interessiert. Hrsg. von Artur Böpple und dem Literaturkreis der Deutschen aus Russland e. V. in Kooperation mit dem Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (unter Mitarbeit von Carola Jürchott und Melitta L. Roth).

Bestellen können Sie das Buch unter der E-Mail: kontakt@bkdr.de oder unter Tel.: 0911-89219599. Den aktuellen Bestellkatalog des BKDR Verlags finden Sie unter: www.bkdr.de/link/bestellkatalog

Hier unten können Sie u. a. die online-Präsentation des Literaturalmanachs „Im Wandel des WIRs“ sehen, die im Rahmen der Russlanddeutschen Kulturtage 2021 (NRW) am 09.12.21 stattgefunden hat. Mit Julia Podelo, Andreas A. Peters, Nelli Kossko und Artur Rosenstern (Moderation). Wir danken der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland für die Organisation der Kulturtage und die Kooperation! Zur Buchvorstellung …

„Historische Erfahrungen und Identitätsbildung der Deutschen aus Russland“

Am 3. Dezember (Freitag) findet um 18.00 Uhr die Online-Veranstaltung „Historische Erfahrungen und Identitätsbildung der Deutschen aus Russland“ mit unserem wissenschaftlichen Mitarbeiter Dr. Viktor Krieger statt. Lada Starkloff wird Sie am morgigen Abend als Moderatorin durch die Veranstaltung führen.

Dr. Kriegers Beitrag eröffnet eine Vortragsreihe zu den Themengebieten der Erinnerungskultur, Verfolgungspolitik sowie traumatischen Erfahrungen von Russlanddeutschen.

Die Teilnahme erfolgt via Zoom und ist kostenfrei. Die Teilnehmerzahl ist auf 25 Personen begrenzt. Eine Voranmeldung ist bis zum 03.12.2021 (Freitag) um 13 Uhr erforderlich und unter dem nachfolgenden Link möglich: https://forms.office.com/r/EEYzqSeQQr

Die Veranstaltung findet im Rahmen des LmDR-Projektes „Identitätsfindung in einer heterogenen Gesellschaft“ in Kooperation mit dem Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland (BKDR) statt.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!