Zwei bemerkenswerte Dokumente aus der Zeit des Ersten Weltkriegs

Dokument des Monats

Bild 1 (links): Bestätigung russischer Untertanenschaft, Wolost Prischib, Taurien, Schwarzmeerdeutsche @ Bundesarchiv (Berlin).

Im Ersten Weltkrieg wurden viele Menschen, deren Vorfahren vor hundert oder mehr Jahren den Einladungen russischer Zaren gefolgt waren, um dünn besiedelte Gebiete des Russischen Reiches zu erschließen, mit dem Vorwurf konfrontiert, sie seien keine russischen Untertanen, sondern feindliche Ausländer. Dieser Vorwurf zog für die Betroffenen oft fatale Folgen nach sich, da während des ausgebrochenen Krieges Angehörige und Sympathisanten feindlicher Staaten Enteignungen, polizeilichem Gewahrsam und anderen Restriktionen ausgesetzt waren. Die deutschen Bauern sowie Stadtbewohner Russlands wurden in der Presse und von Amtspersonen ständig denunziert, als seien sie de facto reichsdeutsche Bürger – unbeachtet der Tatsache, dass Männer jüngerer Jahrgänge genauso wie Russen, Ukrainer und Angehörige anderer Nationalitäten problemlos in die russische Armee eingezogen wurden. Darüber, wie viele von ihnen in diesem Krieg für ihre Verdienste ausgezeichnet, verwundet oder gefallen sind, gibt u. a. ein öffentlich zugängliches Internetportal mit Dokumenten aus dem Militärhistorischen Archiv in Moskau Auskunft.

Bild 2 (rechts): Bestätigung russischer Untertanenschaft, Siedlung Lesnoi Karamysch, Wolgadeutsche, @ Staatsarchiv des Gebiets Samara (Zum Vergrößern bitte auf das Dokument klicken!).

Um den bedrängten Menschen zu helfen, stellten die zuständigen Amtsbezirke (wolosti) Dokumente aus, die bescheinigten, dass die Vorfahren des Antragstellers unmittelbar nach ihrer Einwanderung russische Untertanen geworden waren und deren Nachkommen folglich ebenfalls Bürger dieses Staates waren. Hierzu liegen uns zwei Beispieldokumente aus dem Schwarzmeer- und Wolgagebiet vor. Inwieweit diese Bescheinigungen den darin erwähnten Personen hilfreich waren, entzieht sich unserer Kenntnis. Was allerdings mit Sicherheit angenommen werden kann, ist, dass solche und ähnlich gelagerte Unterstellungen zur wachsenden Enttäuschung und Entfremdung vom russischen und später noch mehr vom sowjetischen Staat führten. Der letztere ging in dieser Hinsicht wesentlich radikaler vor und deportierte ohne viel Federlesen seine deutschen Sowjetbürger vollständig, ausgeraubt und entrechtet.

Die deutsche Fassung der beiden Dokumente können Sie hier unmittelbar nachlesen: