In Stalins Zwangsarbeitslager: Rudolf Romberg erinnert sich
Das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) bewahrt mehr als ein Dutzend Zeitzeugenberichte von deutschen Zwangsarbeitern auf, die in der sowjetischen Kriegswirtschaft in den Jahren 1941-1946 eingesetzt wurden. Zahlreiche Dokumente werden noch immer aufbereitet, um sie der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen zu können. Einer dieser Zeitzeugenberichte stammt dabei aus den Federn von Rudolf Romberg (1924-2003).
Er wuchs in der deutschen Siedlung Marinowka auf, die 1902 in der kasachischen Steppe von Übersiedlern aus Wolhynien gegründet wurde. Von September 1940 bis November 1941 studierte Romberg an einer medizinischen Fachschule in Kustanai/Kasachstan. Anschließend wurde er im Zuge der sogenannten Städtesäuberungen wie viele andere Deutsche in eine ländliche Siedlung verwiesen. Von dort aus erfolgte im März 1942 die Einweisung ins Zwangsarbeitslager Tscheljabmetallurgstroj (TschMS) des NKWD der UdSSR in der Nähe der Stadt Tscheljabinsk im Ural, das zum Bau eines riesigen Eisenhüttenkombinats errichtet wurde. Zunächst musste er Erdgruben ausheben, bevor man ihn ab Juni 1942 als Sanitätsgehilfe in verschiedenen Bautrupps des Lagers bis Oktober 1946 eingesetzt hatte. Danach bekam Romberg den Status eines Sondersiedlers und befand sich von nun an zwar nicht mehr hinter Stacheldraht, stand aber als Sondersiedler noch bis Januar 1956 unter Kommandanturaufsicht und war in seiner Wohnorts-, Arbeits- und Berufswahl sehr stark eingeschränkt.
Ein heißbegehrtes Medizinstudium durfte erst 1955, nach dem Tod des Diktators Stalin, mit einigen Hindernissen angetreten werden. 1961 absolvierte Romberg nichtsdestotrotz das medizinische Institut in Tscheljabinsk. Er arbeitete bis zur Verrentung als Arzt in der Stadt Kopejsk (Gebiet Tscheljabinsk) und siedelte im Mai 1992 nach Deutschland über.
Seine Erinnerungen vor allem über das Leben im Zwangsarbeitslager hat Rudolf Romberg im Jahr 2000 niedergeschrieben. Es sind 76 handschriftlich verfasste Seiten in deutscher Sprache.
Untenstehend ein Auszug aus dem Zeugenbericht. Einige Anmerkungen: In [eckigen] Klammern werden Auslassungen bzw. einige erklärende Worteinschübe oder Originalseiten des Manuskripts [Handschrift-Seiten] angezeigt. Einige Absätze in diesem Text sind aufgrund der Chronologie der Ereignisse nicht immer in der exakten Reihenfolge des Manuskripts positioniert. Offensichtliche Schreibfehler werden stillschweigend korrigiert; der Schreibstil und die Ausdrucksweise des Autors sind erhalten geblieben. Mit blau, kursiv und fett sind die von Dr. Krieger vergebenen Überschriften sowie Kommentare markiert. Ein Foto von Rudolf Romberg gibt es bedauerlicherweise nicht.