Konferenz in Detmold
Vom 1. bis zum 2. Juni 2023 fand im Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold eine anregende Konferenz zum Thema „CONSTRUCTING IDENTITY. Selbstbeschreibungen und Fremdwahrnehmungen Russlanddeutscher“ statt.
Unser wissenschaftlicher Mitarbeiter Dr. Krieger trat als erster Redner mit seinem ambitionierten Vortrag mit dem Titel „Wandelnde Selbst- und Fremdbezeichnungen seit der Einwanderung bis in die Gegenwart“ hervor. Aufgrund der knapp bemessenen Vortragsdauer konnten nur einige Zeitabschnitte ausführlich angegangen werden. Das Fazit seiner Überlegungen: Vor allem Selbstbezeichnungen als Spiegelbild der Identität drücken in erster Linie die objektive Wirklichkeit einer nationalen, religiösen oder sozialen Gruppe aus. Das Wirken von solchen Vorkämpfern und Aktivisten wie Literaten, Journalisten, Historikern oder auch Politikern an der nationalen Selbstfindung entspricht entgegen einigen Annahmen in der Regel vielmehr den Erwartungen der Bevölkerungsmehrheit und trägt weniger konstruierte Züge.
Dies betraf zum Beispiel den zentralen Terminus „Russlanddeutsche“. Seine Entstehung verorteten einige Konferenzteilnehmer im Dunstkreis der völkischen Kreise während der NS-Zeit und wurde deshalb als „belastend“ eingestuft. Dabei stützen sich die Anhänger dieser Auffassung ausschließlich auf einschlägige Publikationen im Deutschen Reich. Dagegen verdeutlichte Dr. Krieger, dass die Entstehungsgeschichte dieses Begriffs bei Weitem noch nicht endgültig erforscht ist. Klarheit sollte vor allem das Heranziehen des zeitgeschichtlichen Quellenmaterials verschaffen, das im Russischen Reich sowohl in russischer als auch in deutscher Sprache entstanden ist, neben den Selbstzeugnissen der Betroffenen.