Das BKDR nahm am 4. Kultur- und Geschäftsforum „Made by Deutschen aus Russland“ teil
Am 26. und 27. Mai 2019 fand in München das 4. Kultur- und Geschäftsforum „Made by Deutschen aus Russland. Vertrauen. Verantwortung. Entwicklung“ statt. Zur Zielgruppe des Forums gehörten vorwiegend kleine und mittelständische Unternehmen sowie diverse Kulturschaffende aus Deutschland und Russland, die sich für den Ausbau der gegenseitigen Beziehungen interessierten. Einige stellten ihre aktuellen Initiativen und Ideen vor. Das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) war ebenfalls mit einer kleinen Delegation dabei, um Erfahrungen auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Prof. Dr. Olga Litzenberger, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Kulturzentrums, hielt ein Impulsreferat und beteiligte sich an der Podiumsdiskussion zum Thema „Baustelle: vom Projekt zum Objekt“. Die Baubranche bzw. das Bauwesen bringt stets Menschen verschiedener Berufe aus verschiedenen Ländern zusammen. Die deutsch-russischen Kooperationen auf diesem Gebiet sind von großer Bedeutung und dienen unter anderem der Erhaltung des Kulturerbes. Olga Litzenberger berichtete über die wiederaufgebaute Kirche in Sorkino/Zürich (Gebiet Saratow, Russland).
Der Wiederaufbau der Kirche begann dank dem Mäzen Karl Loor im Jahr 2013. Sie wurde nach Plänen des bekannten Berliner Architekten Johann Eduard Jacobsthal errichtet. Olga Litzenberger hatte Karl Loor die Originalzeichnungen aus dem Jahr 1773 übergeben. Sie war Mitglied im Treuhandrat der Stiftung für den Wiederaufbau deutscher Sakralbauten „Zürich-Sorkino“ (gegründet 2013). In der Sowjetzeit war die Kirche geschlossen worden. Man nutzte sie zunächst als Getreidespeicher und später als Werkstatt. Nach einer Brandstiftung im Jahr 1992 blieb nur das alte Mauerwerk stehen, im Laufe der Zeit verwilderte das Gelände.
Die verbliebenen Ruinen zogen weiterhin zahlreiche Touristen an, die nach Sorkino kamen, um die vergangene – auch wenn nur zu erahnende – Pracht der Kirche zu bewundern. Heimatkundler aus Engels hatten diese einmal als „Schlafende Schönheit“ bezeichnet, die auf ihren Prinzen wartet, um wachgeküsst zu werden.
Im Jahr 2013 beschloss der Unternehmer Karl Karlowitsch Loor aus Stary Oskol, die Kirche im Gedenken an seinen Vater (der in diesem Ort zur Welt gekommen war) wiederaufzubauen, und setzte das Vorhaben in kurzer Zeit in die Tat um. Inzwischen wurden dort ein historisches Museum und eine Bibliothek eingerichtet. Die Kirche fungiert darüber hinaus als Kulturzentrum für Kinder, die unter anderem in den Fächern Kunst, Musik, Gesang unterrichtet werden. Die restaurierte Kirche befindet sich unweit der Hauptstraße von Samara nach Wolgograd, sodass in unmittelbarer Nähe auch eine Hotelanlage entstanden ist. Die Kirche in Sorkino ist nicht nur ein gelungenes Beispiel für deutsche Kirchenbaukunst, sondern auch für ein uneigennütziges Mäzenatentum zur Erhaltung und zum Wiederaufbau eines historisch wertwollen Baudenkmals.