Erste russlanddeutsche Akademiker (Folgen 6 und 7)
Wir setzen die Publikationsreihe im Rahmen des Dorpat-Projekts fort. In den folgenden Beiträgen möchten wir, liebe Leserinnen und Leser, über die Entstehung der generationsübergreifenden akademischen Tradition unter den sogenannten Siedler-Kolonisten zu Beginn des 20. Jahrhunderts berichten. Es handelt sich diesmal um den Familienverband Grasmück, dessen ältester Vertreter der Lehrer und spätere Kaufmann Johann Ludwig Grasmück (1831-1907) aus der wolgadeutschen Siedlung Lauwe (Jablonowka) war. Er siedelte 1879 nach Saratow über und ermöglichte seinen Söhnen Alexander (1869‒1930) und Johannes (1871‒vor 1933) das Medizinstudium in Dorpat. Kinder und Enkelnkinder von Alexander sowie Johannes Grasmück studierten später ebenfalls Medizin und wurden angesehene Ärzte in der UdSSR bzw. der Russländischen Föderation und sogar in Deutschland. Der Enkelsohn von Johann L. Grasmück, Johannes Grasmück (1883-1938), studierte Theologie in Dorpat und wirkte nach dem Abschluss fast zwanzig Jahre lang als Pastor.
Zusätzlich zu den Schicksalen von Studierenden an der alma mater dorpatensis werden im Rahmen dieses Projekts weitere Fragen zur mittleren und höheren Bildung in den deutschen Siedlungen behandelt, die bisher kaum erforscht sind. Der Beitrag über das mittlere Schulwesen skizziert die Entwicklung des Mittelschulwesens in den deutschen Siedlungen, d. h. die Gründung von Progymnasien und deren Ausbau zu vollständigen Gymnasien.