Statistik des Monats „Februar 2025“
Nachdem wir im vergangenen Monat die „Diskriminierung aufgrund der Religion und der Herkunft 2020 (nach Migrationshintergrund)“ präsentiert haben, möchten wir Ihnen in diesem Monat das „Zugehörigkeitsgefühl zum Herkunftsland, zu Deutschland, zum eigenen Bundesland und zur eigenen Stadt 2020 (nach Migrationshintergrund)“ näherbringen.

Die Frage der subjektiven Zugehörigkeit gewinnt bei (Spät-)Aussiedlern eine besondere Bedeutung, da Identitätskategorien bei dieser Gruppe maßgeblich sowohl für die Migrationsentscheidung als auch ihre rechtliche Stellung in Deutschland waren bzw. sind (Panagiotidis 2021: 123). Es lässt sich feststellen, dass sie sich einerseits häufig als Deutsche wahrnehmen, zum Teil jedoch mit ähnlichen Integrationsherausforderungen konfrontiert sind wie andere Zugewanderte. Entsprechend müssen (Spät-)Aussiedler ihre Zugehörigkeit zu Deutschland vor dem Hintergrund ihrer eigenen (Identitäts-)Vorstellungen und den Erwartungen der Aufnahmegesellschaft aushandeln (Panagiotidis 2021: 124). Dabei sehen sich insbesondere postsowjetische Zugewanderte mit (Spät-)Aussiedlerstatus der Literatur zufolge mit einer doppelten Fremdheitserfahrung konfrontiert, weil sie in Deutschland als russisch wahrgenommen werden, in Russland aber als Deutsche gelten (Goerres/Mayer/Spies 2020: 1215; Panagiotidis 2021: 124), wobei sich in der Forschung Hinweise auf eine zunehmende Akzeptanz der kulturellen Hybridität in Deutschland erkennen lassen (Kurilo 2015: 55). Solche Fremdheitserfahrungen können jedoch eine Art Rückbesinnung auf das Herkunftsland wahrscheinlicher machen. Beispielsweise stellt eine Studie zu kasachstanstämmigen (Spät-)Aussiedlern fest, dass Deutschland vor allem vor der Migration als „historische Heimat“ konstruiert und mit hohen Erwartungen verbunden werde; diese Vorstellung verblasse jedoch durch Probleme bei der Integration in Deutschland und Fremdzuschreibungen der deutschen Mehrheitsgesellschaft (Sanders 2015: 299–300). Das Konstrukt Heimat werde dann zunehmend auf den Geburtsort übertragen und mit einem glücklichen und freien Leben assoziiert.
Eine solche Rückbesinnung lässt sich anhand der Daten des SVR-Integrationsbarometers empirisch kaum feststellen: Alle Gruppen mit Migrationserfahrung fühlen sich Deutschland, der Region, in der sie leben, sowie der lokalen Ebene stärker zugehörig als dem jeweiligen Herkunftsland (Abb. 6.6). Zugewanderte mit (Spät-)Aussiedlerstatus fühlen sich signifikant stärker mit Deutschland und der Kommune, in der sie leben, verbunden als andere Personen mit Migrationserfahrung. Demgegenüber fühlen sie sich ihrem Herkunftsland viel weniger zugehörig, was insbesondere postsowjetische (Spät-)Aussiedler betrifft. Dies ist nicht unbedingt überraschend – zwar hatten etwa auch (Spät-)Aussiedler in Polen oder Rumänien zum Teil unter Repressionen zu leiden, jedoch waren Personen mit (Spät-)Aussiedlerstatus in der ehemaligen Sowjetunion viel stärkeren Benachteiligungen ausgesetzt (Schmitt-Rodermund 1999: 51–64).
Die ist lediglich ein Teilaspekt der vorliegenden Studie, aus der viele weitere interessante Dinge hervorgehen. Zur gesamten Studie gelangen Sie HIER oder HIER.
Darüber hinaus haben wir vom BKDR mit beiden Wissenschaftlern im Rahmen unserer Bildungsreihe „Akademische Viertelstunde“ jeweils einen Videobeitrag angefertigt. Die Videos finden Sie auf unserem YouTube-Kanal unter (Beitrag von Johannes Graf):
bzw. hier (Beitrag von Dr. Nils Friedrichs):