Statistik des Monats „März 2025“

Nachdem wir im vergangenen Monat das „Zugehörigkeitsgefühl zum Herkunftsland, zu Deutschland, zum eigenen Bundesland und zur eigenen Stadt 2020 (nach Migrationshintergrund)“ vorgestellt haben, möchten wir Ihnen in diesem Monat das „Vertrauen in deutsche Medien und in Medien des Herkunftslandes 2020 (nach Migrationshintergrund)“ näherbringen.

Wenn (postsowjetische) (Spät-)Aussiedler in den vergangenen Jahren Gegenstand öffentlicher Diskurse waren, so ging es häufig um ihren Medienkonsum sowie um die Frage, wie dieser sich auf ihr Verhältnis zu Deutschland auswirkt. Kritisch wird dabei vor allem der (ausschließliche) Konsum von Herkunftsmedien betrachtet. Da Medien neben der Informations­- auch eine identitätsstiftende Funktion haben, wird befürchtet, dass der (ausschließliche) Konsum von Herkunftsmedien die Entwicklung von Parallelgesellschaften befördert (Vogelsang 2018: 28; Suna 2019: 26).

Vor allem aufgrund technologischer Entwicklungen sind herkunftssprachige und ­bezogene Medienangebote heutzutage in viel größerem Maße verfügbar, als dies etwa noch in den 1990er und beginnenden 2000er Jahren der Fall war. Damit nimmt die Relevanz von Erkenntnissen zu Medienkonsum- und ­vertrauen von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte generell zu (Müller/Schweiger 2020: 20; Tonassi/Wittlif 2021: 4). Speziell bei postsowjetischen Zugewanderten besteht zudem die Befürchtung, dass sie sich durch russische Medien instrumentalisieren lassen könnten (Vogelsang 2018: 28).

Exemplarisch lässt sich auf den sog. „Fall Lisa“ verweisen, bei dem die (falsche) Berichterstattung im russischen Fernsehen und die spätere Verbreitung des Beitrags über soziale Netzwerke eine Welle von teilweise aggressiven Protesten auslöste (Schaubert 2018; Info­Box 4). Das vorliegende Kapitel nimmt daher Mediennutzung, die Sprache, in der Medien konsumiert werden, das Vertrauen in deutsche und Herkunftsmedien sowie Einstellungen zum Verhältnis von Medien und Politik in den Blick.

Eine vom BAMF im Jahr 2013 veröffentlichte Studie fasst zentrale Forschungsresultate zur Mediennutzung von (Spät-)Aussiedlern zusammen. Insgesamt sind etwa 85 Prozent von ihnen Stammnutzer des Fernsehens, deutlich weniger hören regelmäßig Radio (58 %) und noch weniger konsumieren Tageszeitungen (37 %); diese Zahlen beziehen sich jeweils auf deutschsprachige und herkunftssprachige Medienangebote (Worbs et al. 2013: 150).

Die im Folgenden präsentierten Ergebnisse basieren auf Analysen der Daten des SVR-Integrationsbarometers der Jahre 2018 und 2020 zu Mediennutzung und Sprache der konsumierten Angebote von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Im Jahr 2018 stand die Bedeutung verschiedener Massenmedien als Informationsquellen zur Bundestagswahl 2017 im Zentrum. Es zeigte sich, dass (Spät-)Aussiedler im Vergleich zu Personen ohne Migrationshintergrund sowie verschiedenen Gruppen von Zugewanderten mit einem Anteil von 64 Prozent häufiger das Fernsehen nutzten. Dasselbe gilt für das Internet, das mehr als die Hälfte (54 %) der Zugewanderten mit (Spät-)Aussiedlerstatus am häufigsten für politische Informationsgewinnung nutzte. Im Vergleich zu Türkeistämmigen, Zugewanderten aus der Europäischen Union sowie der „übrigen Welt“ gaben sie zudem häufiger an, dass Zeitungen (35 %) und das Radio (30 %) wichtige politische Informationsquellen für sie darstellen (Tonassi/Wittlif/ Schemer 2020: 629).

Im SVR-Integrationsbarometer 2020 standen mehr Fragen zum Medienkonsum zur Verfügung, dessen Nutzungshäufigkeit in drei Kategorien eingeteilt wurde: häufiger Konsum, mittlerer Konsum und seltener bzw. gar kein Konsum (Tonassi/Wittlif 2021: 13). Zudem wurden neben (Online-­)Zeitungen bzw. Zeitschriften und (Online-)Fernsehen auch soziale Medien explizit abgefragt. Zwei Drittel (67 %) der (Spät-)Aussiedler gehören danach zu den „häufigen“ Konsumenten von (Online­)Fernsehen. Dieser Anteil liegt leicht über jenem der Bevölkerung ohne Migra­tionshintergrund (65 %) und deutlich über jenem der Menschen mit Migrationshintergrund, inklusive jenen mit (Spät-­)Aussiedlerstatus (61 %). Soziale Netzwerke nutzen (Spät-)Aussiedler mit 55 Prozent wiederum viel weniger als die Bevölkerung mit Migrationshintergrund insgesamt (69 %). Lediglich die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund zählt mit 52 Prozent noch etwas weniger „häufige“ Konsumentinnen und Konsumenten (Tonassi/Wittlif 2021: 13). 48 Prozent der (Spät-)Aussiedler lassen sich als „häufige“ Konsumenten von Online-Zeitungen und ­Zeitschriften klassifizieren, womit sie sich kaum von der Gruppe mit Migrationshintergrund insgesamt (46 %), wohl aber von derjenigen ohne Migrationshintergrund (70 %) unterscheiden (Tonassi/Wittlif 2021: 13).

Die ist lediglich ein Teilaspekt der vorliegenden Studie, aus der viele weitere interessante Dinge hervorgehen. Zur gesamten Studie gelangen Sie HIER oder HIER.

Darüber hinaus haben wir vom BKDR mit beiden Wissenschaftlern im Rahmen unserer Bildungsreihe „Akademische Viertelstunde“ jeweils einen Videobeitrag angefertigt. Die Videos finden Sie auf unserem YouTube-Kanal unter (Beitrag von Johannes Graf):

bzw. hier (Beitrag von Dr. Nils Friedrichs):