Stellungnahme zur Auflösung der Gesellschaft „Memorial“ in Russland

Wesentliche Schwerpunkte der Wirkungsbereiche des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland (BKDR) bilden die Erforschung und Popularisierung der russlanddeutschen Geschichte und Kultur. Die überwiegende Mehrheit der Betroffenen, etwa 2,5 Mio. Personen, lebt inzwischen in der Bundesrepublik Deutschland.

Das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland ist immer wieder auf Dokumente aus den Archiven der Russischen Föderation angewiesen.

Wie kein anderes Volk in der einstigen UdSSR waren die Sowjetdeutschen von den staatlichen Willkürmaßnahmen und Repressalien betroffen. Der ungehinderte Zugang zu entsprechenden Archivunterlagen ist eine Frage der historischen Gerechtigkeit und eine zentrale Voraussetzung auf dem Weg zur gründlichen Aufarbeitung der oftmals leidvollen Vergangenheit. Es gehört zu den elementarsten Rechten jeder nationalen Gruppe bzw. einer Nation, über einen uneingeschränkten Zugang zum eigenen Kulturerbe sowie zu den historisch relevanten Sachverhalten zu verfügen.

In unserer wissenschaftlichen Arbeit sind wir regelmäßig auf Dokumente der Kommunistischen Partei, des KGB oder des Innenministeriums aus Archiven der Russischen Föderation angewiesen. Als ein kompetenter und etablierter Akteur in diesem Bereich gilt die international agierende Menschenrechts- und Aufklärungsorganisation „Memorial“, die jüngsten Berichten zufolge nun ihre wertvolle Arbeit in Russland einstellen muss. Eine solche Entwicklung – nicht nur in Bezug auf Memorial – erachten wir als sehr bedenklich.

Wir halten es für unerlässlich, dass die umfassende Auseinandersetzung mit der sowjetischen Gewaltherrschaft fortgesetzt wird.

Dr. Viktor Krieger
Dr. Olga Litzenberger