Jahrestag der Deportation der Russlanddeutschen: Ein Menetekel deutsch-russischer Geschichte

Zum 82. Mal jährt sich derjenige Tag, der das Leben von Millionen von Menschen unwiderruflich zerstört hat. Am 28. August 1941 legitimierte das höchste gesetzgebende Organ der UdSSR, das Präsidium des Obersten Sowjets, eine geheime Entscheidung der sowjetischen Parteiführung mit Stalin an der Spitze. Danach sollte die Autonome Republik der Wolgadeutschen liquidiert und ihre Einwohner deutscher Herkunft ohne Rücksicht auf Alter, Verdienste oder Parteizugehörigkeit nach Sibirien und Zentralasien deportiert werden. Daraufhin folgten weitere Zwangsaussiedlungen der Deutschen aus ländlichen und städtischen Orten aus dem europäischen Teil der UdSSR. Das Territorium der Wolgadeutschen Republik und andere historische Siedlungsgebiete wurden in die benachbarten russischen und ukrainischen Regionen einverleibt.

Eine Frontmeldung über „verräterische“ Aktivitäten der einheimischen Deutschen, die Gefechtsmeldung des Kriegsrates der Südfront vom 3. August 1941 an das Hauptquartier des Oberkommandos, die die Deportation und Entrechtung der deutschen Sowjetbürger auslösten.
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Neuer Dokumentensammelband von Dr. Alfred Eisfeld und Olga Eisfeld erschienen

Die Themen Deportation und Flucht gewannen im 21. Jahrhundert erneut an Aktualität und Bedeutung für Länder auf allen Kontinenten der Erde sowie für die internationale Forschung. Die Deportation der deutschen Bevölkerung in der UdSSR während des Zweiten Weltkrieges und ihre Auswirkungen auf die Bevölkerung in deren Nachbarschaft sowohl in den Wohnorten der Vorkriegszeit als auch in den Verbannungsorten ist bisher nur fragmentarisch erforscht. Vor der „Perestroika“ wurde darüber kaum geforscht, weil es schlichtweg keinen Zugang zu Archiven der kommunistischen Partei und der staatlichen Verwaltungsorgane gab. Wenn einzelne Dokumente für wissenschaftliche Publikationen freigegeben wurden, dann ohne jegliche Erwähnung von NKWD und der für Repressalien verantwortlichen Personen. Das jeweilige Dokument wurde bis zur Unkenntlichkeit verändert. Im vorliegenden Dokumentensammelband stellten die Herausgeber Dr. Alfred Eisfeld und Olga Eisfeld nun 210 Dokumente in der Originalsprache zusammen, darunter 133 aus den Beständen des Staatlichen Archivs der Russischen Föderation: diese wurden hier zum ersten Mal veröffentlicht. Weitere 73 Dokumente waren bereits in verschiedenen russischen Editionen enthalten. Die Dokumente sind in chronologischer Reihenfolge angeordnet. So ist die Dynamik der in verschiedenen Regionen der UdSSR stattgefundenen Ereignisse, deren Wechselwirkungen und die zeitliche Abfolge der Deportationsprozesse gut nachvollziehbar.

Buchtitel: Deportation der Deutschen aus dem europäischen Teil der Russischen Föderation 1941-1942, Dokumentensammlung (Депортация немцев из европейской части РСФСР 1941-1942, Сборник документов), hrsg. von Dr. Alfred Eisfeld und Olga Eisfeld, ISBN: 978-3-948589-44-8, 500 S., BKDR Verlag, Preis: 36,- EUR. Bestellbar unter Tel.: 0911-89219599 oder per eMail: kontakt@bkdr.de

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Die Jugend der deutschen Minderheit von Kasachstan gedenkt der Opfer von Deportation und Vertreibung

Die Jugendorganisation der Deutschen Minderheit von Kasachstan „Vorwärts“ legte auf Initiative des BKDR einen Blumenkorb am Gedenkstein für Opfer von Vertreibungen und Deportationen in Almaty nieder. Die Aktion fand im Rahmen der diesjährigen Gedenkveranstaltung der regionalen Gebietsgliederung „Wiedergeburt Almaty“ unter der Leitung von Ludmila Nabokova statt. Der Gedenkstein ist „den Deutschen gewidmet, die Krieg, Vertreibung und Not zum Opfer fielen“.

Unser aufrichtiger Dank gilt allen Beteiligten! Ausführliche Informationen zu dieser Veranstaltung finden Sie auf der Internetseite der Organisation „Wiedergeburt Almaty“.

Bildquelle: DAZ (Deutsche Allgemeinde Zeitung).

Merkwürdiges Intermezzo: Zwischen Kriegsausbruch und Deportation (22.06.‒30.08.1941)

Das Jahr 2021 ist für die Geschichte der Russlanddeutschen weltweit nicht nur der 100. Jahrestag des Beginns einer Hungerkatastrophe, die unzählige Menschenleben gefordert hat. Eine noch verheerendere Wirkung zeigte die 20 Jahre später erfolgte totale Deportation der gesamten deutschen Bevölkerung der UdSSR, die den Auftakt zu ihrer jahrzehntelangen Verfolgung, Entrechtung und Diskriminierung bildete.

Kehrt die Bajonette gegen Eure Unterdrücker“ – Aufrufe der wolgadeutschen Intelligenz und der Kolchosbauern an die deutschen Geistesarbeiter, „versklavte Werktätige“ und Wehrmachtssoldaten, aus Nachrichten, Nr. 164 v. 15. Juli.

Mit der vorliegenden Dokumentation beginnen wir, wenig bekannte zeitgeschichtliche Dokumente zur Lage der „Sowjetbürger deutscher Nationalität“ sowohl während als auch nach dem „Großen Vaterländischen Krieg“ 1941-45 zu präsentieren. Der Angriff NS-Deutschlands auf die UdSSR fand bekanntlich am 22. Juni 1941 statt. Die Sonderbehandlung der Deutschen in der Sowjetunion begann vollends erst ab der Verkündung des Deportationserlasses etwa zwei Monate später am 30. August. In der Zwischenzeit lebten sie in einer „Kriegsnormalität“. Ihre Lage glich weitestgehend der Lage der anderen Sowjetvölker, die sich im Machtbereich des bolschewistischen Staates befanden.

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