Merkwürdiges Intermezzo: Zwischen Kriegsausbruch und Deportation (22.06.‒30.08.1941)

Das Jahr 2021 ist für die Geschichte der Russlanddeutschen weltweit nicht nur der 100. Jahrestag des Beginns einer Hungerkatastrophe, die unzählige Menschenleben gefordert hat. Eine noch verheerendere Wirkung zeigte die 20 Jahre später erfolgte totale Deportation der gesamten deutschen Bevölkerung der UdSSR, die den Auftakt zu ihrer jahrzehntelangen Verfolgung, Entrechtung und Diskriminierung bildete.

Kehrt die Bajonette gegen Eure Unterdrücker“ – Aufrufe der wolgadeutschen Intelligenz und der Kolchosbauern an die deutschen Geistesarbeiter, „versklavte Werktätige“ und Wehrmachtssoldaten, aus Nachrichten, Nr. 164 v. 15. Juli.

Mit der vorliegenden Dokumentation beginnen wir, wenig bekannte zeitgeschichtliche Dokumente zur Lage der „Sowjetbürger deutscher Nationalität“ sowohl während als auch nach dem „Großen Vaterländischen Krieg“ 1941-45 zu präsentieren. Der Angriff NS-Deutschlands auf die UdSSR fand bekanntlich am 22. Juni 1941 statt. Die Sonderbehandlung der Deutschen in der Sowjetunion begann vollends erst ab der Verkündung des Deportationserlasses etwa zwei Monate später am 30. August. In der Zwischenzeit lebten sie in einer „Kriegsnormalität“. Ihre Lage glich weitestgehend der Lage der anderen Sowjetvölker, die sich im Machtbereich des bolschewistischen Staates befanden.

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