Literarisches Kulturerbe der Russlanddeutschen
In einem Lexikon wird Literatur folgendermaßen definiert: Sie ist „Gesamtheit der schriftlich niedergelegten Äußerungen, im engeren Sinn das gesamte schöngeistige Schrifttum“. Da stellen sich unweigerlich solche Fragen wie: Was wissen wir z. B. über das Leben und Werk eines wolga- bzw. schwarzmeer- oder sowjetdeutschen Schriftstellers, Literaten, Redakteurs, Journalisten, Verlagsmitarbeiters, Sprachwissenschaftlers oder Autoren von Schulbüchern? Was ist uns über ihre schöngeistigen Werke und ihr gesamtes Schrifttum bekannt? Wie wurden sie von den gesellschaftspolitischen Entwicklungen ihrer Zeit geprägt und wie haben sie selbst die damaligen kulturellen und literarischen Prozesse beeinflusst?
Die gesamte Thematik des „Literarischen Kulturerbes“ im breiten Sinne des Wortes gehört zu den Kernaufgaben des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland (BKDR). Neben der Zugänglichmachung von zeithistorischen Werken und Quellen wird das besondere Augenmerk auf einige, bislang kaum erforschte Aspekte der nationalen Literaturgeschichte gelegt.
Zuerst wurden die Schicksale der sowjetdeutschen Kulturschaffenden in der Ukrainischen Unionsrepublik der Zwischenkriegszeit beleuchtet. Seit Beginn der 1930er Jahre wurde die überwiegende Mehrheit ihrer Vertreter in einer Reihe von Strafprozessen unter absurden Beschuldigungen verhaftet und zu mehrjähriger Lagerhaft oder zur Erschießung verurteilt [erste Hinweise hierzu finden Sie HIER!]. Die Auswertungen der entsprechenden Untersuchungsakten aus den ukrainischen Archiven der Staatssicherheit (Служба безпеки) erlauben es, neue Erkenntnisse über das literarische und kulturelle Leben der Deutschen in der Ukraine zu gewinnen und Biografien der verfolgten Intellektuellen in wesentlichen Punkten zu vervollständigen. Häufig konnte der Lebenslauf einer Person erst aus den Strafakten erstellt werden, da über sie bislang kaum etwas bekannt war.
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