Die Stadtverführungen Nürnberg sind Deutschlands größter Führungsmarathon. Heuer finden diese vom 15. bis 17. September 2023 statt. Die insgesamt über 1000 Führungen werden dabei in Nürnberg und Fürth angeboten – mit Beteiligung des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland (BKDR).
Das diesjährige Motto lautet „Schlüsselerlebnisse“ – „sowohl im wörtlichen Sinne von Schlüsseln, die Türen sowie Schlösser öffnen oder schließen, als auch im übertragenen Sinne mit Bezug zu lebensverändernden Begebenheiten, Schlüsselfiguren oder Erfindungen, die […] zu bedeutenden Veränderungen führten.“
Heute fand anlässlich des 82. Jahrestages der Deportation der Deutschen in der Sowjetunion ein Gedenkakt im Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) in Nürnberg statt, nachdem es unserer Einrichtung dieses Jahr erneut gelungen ist, sich an Gedenkveranstaltungen mit anschließender Kranzniederlegung in Odessa (Ukraine), Almaty (Kasachstan) und Engels (Russland) zu beteiligen.
In den vergangenen Wochen führte das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) mehrfach die Stadtführung „Russlanddeutsche Spuren in Nürnberg“ durch. Die Resonanz der Teilnehmer war im Zuge dessen durchweg positiv: „Die Stadtführung war wirklich spitze. Ich bin zwar in Nürnberg aufgewachsen und trotzdem konnte ich etwas Neues erfahren!“, so Leo Rung, der zum ersten Mal an der Nürnberger Führung des BKDR teilgenommen hat und sichtlich begeistert war. Ihn hat vor allem die Geschichte der Äbtissin des Klarissenklosters, Caritas Pirckheimer, beeindruckt.
Wenn auch Sie an der kommenden Stadtführung am 18. August 2023 (Freitag) um 17 Uhr teilnehmen möchten, dann melden Sie sich gerne per Telefon unter der 0911 89219599 oder mit einer E-Mail an kontakt@bkdr.de an – sowohl Einzel- aber auch Gruppenanfragen sind ausdrücklich erwünscht. Die Teilnahme ist kostenlos, jedoch nur möglich mit einer vorherigen Anmeldung.
Am 28. August 1941 befahl der Oberste Sowjet mittels eines Erlasses, die Deutschen in der UdSSR wegen des Verdachts auf Kollaboration mit Nazi-Deutschland und Spionage umzusiedeln. Der Befehl wurde zügig in die Tat umgesetzt. Über Nacht mussten die Menschen unter strenger Aufsicht der NKWD-Mitarbeiter ihre Häuser verlassen. In Güterzügen wurden Tausende in Richtung Sibirien und Kasachstan deportiert, dort in vielen Fällen allein ihrem Schicksal überlassen. Männer wie Frauen kamen wenige Monate später in Zwangsarbeitslager und mussten unter menschenunwürdigen Bedingungen Schwerstarbeit leisten. Bis 1956 lebten die Sowjetdeutschen in Sondersiedlungen. Sie mussten sich regelmäßig beim Kreiskommandanten melden und durften viele elementare Bürgerrechte nicht in Anspruch nehmen. Dazu gehörte bspw. die freie Berufswahl, das Hochschulstudium oder auch die Fortbewegung innerhalb der Sowjetunion. Erst Jahre später sprach die Sowjetregierung die Russlanddeutschen von dem Vorwurf der Kollaboration mit Hitler-Deutschland frei.
Aus diesem Grund findet in den Räumlichkeiten des BKDR (Sandstr. 20a, 90443 Nürnberg) am 28. August eine Gedenkveranstaltung anlässlich der Verbannung der Russlanddeutschen in der Sowjetunion vor 78 Jahren statt.
Im Rahmen dieser Gedenkveranstaltung wird die von Historiker Dr. Viktor Krieger neu konzipierte Ausstellung zur Geschichte der Deutschen aus Russland präsentiert: „In einem ansprechenden Design wird der neueste Stand der Forschungen mit wissenschaftlichem Anspruch auf zwölf Tafeln die wichtigsten Etappen der russlanddeutschen Geschichte in einer kompakten Form veranschaulicht.“, so Dr. Krieger.
Um 19 Uhr beginnt die Veranstaltung. Der Eintritt ist frei.