Vortrag: „Historische Bildungs-, Familien- und Biographieforschung am Beispiel der russlanddeutschen Akademiker vor 1918“ beim Verein „Taurien“ in Koblenz
Der Verein „Taurien“ wurde im März 2013 von einer Gruppe engagierter Nachkommen der einstigen Schwarzmeerdeutschen gegründet, die ein großes Interesse an der Geschichte einzelner Kolonien sowie an der Ahnenforschung hatten. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, die Vergangenheit dieser Siedlungen und ihrer Einwohner in all ihren kulturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Prägungen zu erforschen. Ein besonderes Augenmerk legte man dabei auf die Zusammenstellung der Eintragungen in den alten Kirchenbüchern einzelner ev.-luth. Kirchspielgemeinden, um diese Statistiken den an Ahnenforschung Interessierten zugänglich zu machen.

Am 17. Mai 2025 fand eine ordentliche Mitgliederversammlung des Vereins in Koblenz statt, an der auch unser wissenschaftlicher Mitarbeiter, Dr. Viktor Krieger, teilnahm. Er hielt den Vortrag „Historische Bildungs-, Familien- und Biographieforschung am Beispiel der russlanddeutschen Akademiker vor 1918“. Zu Beginn schilderte Dr. Krieger kurz die Entstehungsgeschichte und den Aufgabenbereich des BKDR und lud den Verein zu einer Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) ein.
Im weiteren Verlauf des Vortrags hob der Referent die Bedeutung des Themas der höheren Bildung unter den einstigen deutschen Kolonisten hervor. Bislang konzentrierte sich die heimatkundliche und wissenschaftliche Beschäftigung mit der russlanddeutschen Thematik vornehmlich auf Darstellungen des dörflichen Familienlebens sowie auf Untersuchungen der rechtlichen, wirtschaftlichen, sozialen, religiösen oder kulturellen Entwicklungen der bäuerlichen Siedler-Kolonisten. Dies ließ das Bild des Russlanddeutschen als eines „ewigen Bauern“ bzw. „ewigen Kolchosniks“ entstehen. Nach empirischen Untersuchungen sollten allein an den drei russischen Universitäten Dorpat, Odessa und Saratow sowie am Polytechnikum in Riga bis 1918 nicht weniger als 420 „Kolonistensöhne“ studiert haben.

Biographieforschung und Familienforschung sind eng miteinander verbunden, „jedoch beschäftigt sich Biographieforschung vorwiegend mit der Erforschung individueller Lebensverläufe und weniger mit dem Zusammenhang ganzer Familien als Gruppe und Gemeinschaft“. An konkreten Beispielen zeigte Krieger, wie sich aus verschiedenen publizierten und archivierten Materialien der Bildungsweg sowie das berufliche, private und gesellschaftliche Leben eines solchen Akademikers rekonstruieren lässt.
Während der Versammlung hielten Vereinsmitglieder eine Reihe hochinteressanter Beiträge zu verschiedenen Aspekten der Orts- und Familiengeschichte der deutschen Minderheit in der heutigen Ukraine.
Besonderer Dank gilt der Vorsitzenden des Vereins, Elena Logvenov (Blank), für die Einladung und den gewährten Einblick in das Vereinsleben.
Nachstehend einige weitere Impressionen von der Zusammenkunft sowie den Veröffentlichungen des Vereins in der Bibliothek des BKDR.
Fotos: © Eugen Frescher, Viktor Krieger, Elena Logvenov, Natalia Ternowski



