Lesungen mit Autorin Gusel Jachina

(am 24.03.2023 in Nürnberg, am 25.03.2023 in München, am 26.03.2023 in Würzburg: Details siehe unten).

Foto (c) George Kardava

Die international bekannte Schriftstellerin Gusel Jachina gastiert im März 2023 in Bayern und stellt ihre beiden Erfolgsromane „Wolgakinder“ und „Wo vielleicht das Leben wartet“ in Nürnberg, München und Würzburg vor (beide Bücher im Aufbau Verlag bereits auch auf Deutsch erschienen). Das BKDR ist an der Organisation der Lesungen in Kooperation mit verschiedenen Partnern aktiv beteiligt.

Der Roman „Wolgakinder“ erzählt die Geschichte eines Dorflehrers in der Autonomen Wolgarepublik nach dem Ersten Weltkrieg. Das Werk ist reich an historischen Fakten und kehrt zurück in die Anfänge der Sowjetunion und die Zeit davor. Der allgegenwärtige zeitgeschichtliche Hintergrund sind die Jahre 1916 bis 1938, als der Erste Weltkrieg, die Oktoberrevolution, der nachfolgende Bürgerkrieg, Hungersnöte, Zwangskollektivierung und der sogenannte Große Terror Millionen Menschen das Leben kostet.

Gusel Jachinas dritter Roman „Wo vielleicht das Leben wartet“ beschreibt die Geschichte von Dejew, einem ehemaligen Soldat auf der Seite der Roten. Er soll fünfhundert elternlose Kinder mit einem Zug nach Samarkand schaffen, um sie vor dem sicheren Hungertod zu retten. Aber es fehlt an allem für den Transport: Proviant, Kleidung, Heizmaterial für die Lokomotive, Medikamente. Ein Roadmovie durch ein total zerrüttetes Land beginnt, in dem in weiten Teilen immer noch der Bürgerkrieg wütet. Dejew, der selbst ein dunkles Geheimnis mit sich herumträgt, scheut kein Wagnis und keine Gefahr, um die Kinder ins Land des Brotes und der Wunderbeere Weintraube zu bringen.

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Schicksale hinter einer alten Fotografie

Dokument des Monats

Uns liegt ein seltenes Bild vor, das schätzungsweise Ende 1911, Anfang 1912 in Dorpat gemacht wurde (früher auch als Jurjew bzw. heute als Tartu in Estland bekannt, bis 1917 gehörte die Stadt zum Gouvernement Livland in Russland). Das Bild zeigt eine Gruppe von Studierenden der Universität Dorpat, die zugleich Mitglieder der Korporation Teutonia waren.

Mitglieder der Studentenverbindung „Teutonia“ (1911 oder 1912). Klicken Sie auf das Bild, um es zu vergrößern.

Diese Studentenverbindung ist für uns insofern von Bedeutung, weil sie im Zarenreich die einzige „klassische Korporation“ von Studenten war, welche dem einstigen „Kolonistenstand“ entstammten (ab 1871 sogenannte Siedler-Eigentümer, Teil der russischen Bauernschaft). Alma mater Dorpatensis, die Kaiserliche Universität Dorpat, spielte damals eine zentrale Rolle beim Entstehen der ersten akademischen Bildungsschicht unter deutschen Siedlern in Russland. Teutonia wurde am 17. Februar 1908 zunächst als sog. „Südländerverein“ gegründet und erst einige Monate später, am 4. Dezember 1908, in eine Korporation (Corps) umgewandelt. Die Aufnahme in den bereits bestehenden Chargierten-Convent, Verband der anerkannten studentischen Verbindungen in Dorpat, fand am 23. November 1912 statt.

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30 Jahre Spätaussiedler in Bayern – vier Jahre Bayerisches Kulturzentrum der Deutschen aus Russland

Am 27. Januar 2023 fand die Veranstaltung „30 Jahre Spätaussiedler in Bayern – vier Jahre Kulturzentrum BKDR“ mit Ministerpräsident Dr. Markus Söder und Staatsministerin Ulrike Scharf statt.

Vertreterinnen und Vertreter der Landespolitik bekennen sich klar zu den Deutschen aus dem postsowjetischen Raum durch die Förderung unserer Kultureinrichtung (BKDR) seit mittlerweile vier Jahren.

Besonders erfreulich ist die Ankündigung des Ministerpräsidenten Söder zum geplanten Neubau, der mit einer Nutzfläche von 3.000 Quadratmetern konzipiert ist und in Nürnberg entstehen soll.

Um einen Eindruck der Veranstaltung zu gewinnen, schauen Sie sich gerne unseren Videobeitrag an unter:

Vergessen Sie nicht unseren YouTube-Kanal zu abonnieren, um immer auf dem Laufenden zu bleiben!

„Russlanddeutsche helfen Ukrainern“

„Russlanddeutsche helfen Ukrainern“ – so lautet der Fernsehbeitrag im BR Fernsehen (Frankenschau aktuell), der im Rahmen des Drehtages beim Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) entstanden ist.

Der Bayerische Rundfunk (BR) im BKDR.

Thematisiert wird einerseits die an das BKDR angegliederte Beratungsstelle für Geflüchtete aus der Ukraine, andererseits die durch das Kriegsgeschehen hervorgerufenen Schwierigkeiten für die Arbeit des Kulturzentrums in den Herkunftsgebieten.

Wir danken dem BR für das Interesse am Thema. Den TV-Beitrag finden Sie in der BR Mediathek HIER!

Statistik des Monats

Im vergangenen Monat haben wir Ihnen die „Registrierungen von (Spät-)Aussiedlern in Deutschland seit 1950 nach Aussiedlungsgebieten“ sowie die „Registrierungen von (Spät-)Aussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion in Deutschland seit 1992 nach Aussiedlungsgebieten“ vorgestellt. Daraus wurde ersichtlich, dass die Zuwanderung von (Spät-)Aussiedlern in den vergangenen etwa 70 Jahren bezüglich der Herkunftsländer stark variierte. Gleichzeitig war die Zuwanderung aus etwaigen Regionen während bestimmter Phasen sehr hoch – so etwa die Zuwanderung aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion nach der deutschen Wiedervereinigung.

In der Statistik des Monats „Februar“ möchten wir Ihnen einen Auszug aus den soziodemographischen Merkmalen präsentieren. Dazu wurden auch Daten des Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes herangezogen.

Einerseits geht es um die „Verteilung der Bevölkerung 2019 (nach Migrationshintergrund sowie Zuzugsjahr und Geburtsland)“ der Spätaussiedler und die „Geschlechterteilung der Bevölkerung 2019 (nach Migrationshintergrund)“, anderseits um die „Altersstruktur der Bevölkerung 2019 (nach Migrationshintergrund).

Verteilung der Bevölkerung 2019 nach Migrationshintergrund.
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Inter-Kultur-Büro der Stadt Nürnberg zu Gast beim BKDR

Heute war das Team des Inter-Kultur-Büros der Stadt Nürnberg beim Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) für ein Info- und Kennenlerntreffen zu Gast.

V. l. n. r.: Manfred Beck (Öffentlichkeitsarbeit und Projekte), Heidi Walter (Verwaltung und Zuschüsse), Stanimir Bugar (Eventmanagement/PR), Gülay Aybar-Emonds (Leitung Inter-Kultur-Büro) und Torsten Groß (Projekte und Veranstaltungen).

Neben der gegenseitigen Vorstellung beider Einrichtungen ging es primär darum, über vielfältige Perspektiven zu sprechen, die eine mögliche Zusammenarbeit und stetige Kommunikation zwischen dem Inter-Kultur-Büro bzw. dem Amt für Kultur und Freizeit der Stadt Nürnberg sowie dem BKDR fördern. Erörtert wurden ebenfalls Fragen der Intensivierung des gegenseitigen Informationsaustausches, die vor allem die Kulturarbeit mit russlanddeutschen Thematiken im Großraum Nürnberg betreffen und dem § 96 des Bundesvertriebenengesetzes untergeordnet sind.

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Dr. Jacek Kubiak (Posen/Poznań) zu Gast beim Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR)

Dr. Kubiak ist Journalist, Dokumentarfilmer und Kurator der Ausstellung „Vertriebene 1939 … Deportationen von polnischen Bürgern aus den ins Dritte Reich eingegliederten Gebieten“. Im Zuge dieses Projektes hat er als Teilbereich zahlreiche Interviews zum Thema der volksdeutschen Ansiedler im Warthegau angefertigt. Dadurch konnte er in diesem Zusammenhang ebenfalls dramatische und tragische Einblicke in die Schicksale von Deutschen aus Russland, die im Warthegau angesiedelt worden sind, erhalten.

Dr. Jacek Kubiak beim BKDR im Interview mit Dr. Viktor Krieger.
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Bayerischer Rundfunk (BR) zu Gast beim Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR)

Heute war der BR zu Gast beim BKDR, um Aufnahmen für einen TV-Beitrag anzufertigen. Im Mittelpunkt der Betrachtung stand die an das Kulturzentrum angegliederte Beratungsstelle für Geflüchtete aus der Ukraine. Darüber hinaus ging es um die derzeitigen Beeinträchtigungen in der Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern in der Ukraine.

Geschäftsleiter Waldemar Eisenbraun im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk.
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30 Jahre Spätaussiedler in Bayern – mit Ministerpräsident Dr. Markus Söder und Staatsministerin Ulrike Scharf

Am 27. Januar 2023 um 10 Uhr lud das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland zu einer Veranstaltung zum Thema „30 Jahre Spätaussiedler in Bayern“ im City-Park-Center nach Nürnberg ein. Als Redner waren der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder, die Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales Ulrike Scharf, der Vorsitzende des BKDR-Trägervereins Ewald Oster, die LmdR-Landesvorsitzende Valentina Wudtke und unser wissenschaftlicher Mitarbeiter Dr. Viktor Krieger anwesend. Als weitere Ehrengäste durften wir die Landes-Aussiedlerbeauftragte Sylvia Stierstorfer sowie den BdV-Präsidenten Dr. Bernd Fabritius begrüßen.

V. l. n. r.: Waldemar Eisenbraun, Ulrike Scharf, Dr. Markus Söder, Sylvia Stierstorfer, Ewald Oster.

Vor vier Jahren, am 18. Januar 2019, hatte der Ministerpräsident Dr. Markus Söder in Nürnberg symbolisch den Schlüssel für das neugegründete Kulturzentrum an den Trägerverein übergeben. Seitdem ist viel passiert. Mithilfe von Fachvorträgen, Lesungen, Wettbewerbsausschreibungen, Stadtführungen, Wanderausstellungen, internationalen wissenschaftlichen Konferenzen, Bildungsreisen, diversen digitalen Angeboten, dem Aufbau eines Dokumentationsarchives sowie zahlreichen Publikationen durch den hauseigenen BKDR Verlag pflegt und vermittelt unsere Institution seitdem die Kultur und Geschichte der Deutschen aus dem postsowjetischen Raum.

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30 Jahre Spätaussiedler in Bayern

Am 27. Januar 2023 um 10 Uhr veranstaltet das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) in Kooperation mit der Landesgruppe Bayern der LmDR eine Veranstaltung zum Thema „30 Jahre Spätaussiedler in Bayern“ im Hörsaal 1 des City-Park-Centers in Nürnberg.

Der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder sowie die Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales Ulrike Scharf werden ebenfalls anwesend sein und sich zum Thema äußern.

Für alle Interessierten: Die Plätze sind begrenzt. Namentliche Anmeldungen per E-Mail an kontakt@bkdr.de oder telefonisch unter 0911-89219599 sind erwünscht.

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem Flyer zur Veranstaltung.

Nachstehend der Flyer als Download, den Sie gerne an Freunde und Bekannte weiterleiten können:

4 Jahre BKDR!

Auf den Tag genau vor vier Jahren überreichte der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder einen symbolischen Schlüssel an den Trägerverein. Dies war die Geburtsstunde des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland (BKDR), das durch den Freistaat Bayern gefördert wird und nach wie vor bundesweit einzigartig ist. Durch den zentralen Sitz in Nürnberg wird eine bayernweite Tätigkeit des BKDR begünstigt, wobei unsere Kultureinrichtung ebenfalls in anderen Bundesländern sowie im Ausland aktiv ist.

Dr. Markus Söder bei der feierlichen Schlüsselübergabe am 18. Januar 2019 im BKDR.

Als eine besonders erfreuliche Entwicklung betrachten wir unseren hauseigenen Verlag, der nicht nur zahlreiche Publikationen herausgegeben hat, sondern auch auf großen Fachmessen, so zuletzt die Frankfurter Buchmesse, präsent ist. Über unsere zahlreichen weiteren Aktivitäten und vielfältige Projekte berichten wir fortlaufend auf unserer Internetseite, hier auf Facebook, YouTube sowie in einigen Print-Medien.

Wir freuen uns sehr, dass der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder und die Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales Ulrike Scharf ihren Besuch beim BKDR für den 27. Januar 2023 angekündigt haben.

Akademische Viertelstunde mit Dr. Nils Friedrichs

Dr. Nils Friedrichs (wissenschaftlicher Mitarbeiter im wissenschaftlichen Stab des Sachverständigenrates für Integration und Migration) hat gemeinsam mit Johannes Graf die SVR-Studie 2022-1 mit dem Thema „Integration gelungen? Lebenswelten und gesellschaftliche Teilhabe von (Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedlern“ veröffentlicht.

Dr. Nils Friedrichs (3. v. l.) und Johannes Graf (2. v. l.) zu Gast beim BKDR.

Das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) hat diesbezüglich zwei Videobeiträge im Rahmen der Bildungsreihe „Akademische Viertelstunde“ angefertigt. Im ersten Videobeitrag spricht Johannes Graf über die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Aussiedlerinnen und Aussiedler in Deutschland.

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BKDR-Liederheft in Argentinien

Das Liedgut der Russlanddeutschen ist sehr vielfältig. Die Liederauswahl in den Heften, die im BKDR Verlag erschienen sind, stammen aus der seinerzeit viel gelobten Liedersammlung „Es war einmal … Das Liedgut der Deutschen aus Russland“, hrsg. von Eduard Isaak und Robert Korn.

Wie das von Jorgelina Fischer eingesendete Foto zeigt, finden die Wolgadeutschen in Argentinien ebenfalls großes Gefallen an unseren BKDR-Publikationen und spielen mit viel Freude Stücke aus den Liederheften. Auf diese Art und Weise wird die Kultur und Geschichte der Deutschen aus Russland sogar in Südamerika vermittelt und mit viel Stolz gelebt.

Auf dem Foto sehen Sie Raul Minig. HIER können Sie darüber hinaus Raul und Leo Minig, zwei Nachkommen der Wolgadeutschen, beim Musizieren zuschauen.

Sie haben Lust auf russlanddeutsche Lieder? Bestellen können Sie die Liederhefte gerne unter der E-Mailadresse kontakt@bkdr.de oder telefonisch unter 0911-89219599.

Unseren aktuellen Bestellkatalog finden Sie HIER!

 „Hier war ich, dort bin ich …“ – Literaturalmanach 2022 erschienen

Literaturblätter der Deutschen aus UdSSR-Nachfolgestaaten, hrsg. von Artur Böpple, in Kooperation mit dem BKDR und dem Literaturkreis der Deutschen aus Russland

Cover, Almanach 2022

Wovon wird das, was uns ausmacht, primär beeinflusst? Ist es der Ort unserer Geburt, unsere Sozialisation oder Blicke und Zuschreibungen von außen? Leider stellen wir immer noch fest, dass es in der bundesdeutschen Mehrheitsgesellschaft – auch bei Vertreterinnen und Vertretern von verschiedenen Medienanstalten und Redaktionen – in Bezug auf sogenannte Russlanddeutsche große Wissenslücken und damit einhergehende Stereotype vorherrschen. Wir sind uns dessen bewusst, dass solche Wissensdefizite nicht von heute auf morgen beseitigt werden können. Nur Schritt für Schritt und nur, in dem nicht nur über uns gesprochen wird, sondern wir selbst es sind, die unsere eigenen Geschichten erzählen.

In diesem Jahr gibt es bei der Anthologie eine Neuerung: Neben einer Auswahl aus regulären Einsendungen enthält sie die Texte von zwei Gewinnerinnen und einem Gewinner des Literaturwettbewerbs zu Ehren von Nora Pfeffer.

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Erste russlanddeutsche Akademiker im Zarenreich (Folgen 20 und 21)

Richard Reusch und seine Frau, Tansania, 1940  © USC, Libraries

Im Rahmen unserer wissenschaftlichen Forschungsreihe „Erste russlanddeutsche Akademiker“ möchten wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, weitere Ergebnisse präsentieren. Besondere Aufmerksamkeit verdient unserer Meinung nach der einstige Missionar Richard Reusch (1891-1975). Er war seinerzeit zwar weltbekannt, doch hierzulande und vor allem von den Deutschen aus UdSSR-Nachfolgestaaten wurde er bisher kaum wahrgenommen.

Reusch wurde in einer wolgadeutschen Lehrerfamilie in Orlowskoje (Orlowka) geboren. Seine Familie zog 1897 nach Pjatigorsk um und 1904 weiter nach Wladikawkas (Nordkaukasus), wo sein Vater Gustav Reusch in von der Kirche getragenen Schulen unterrichtete. Richard absolvierte mit Auszeichnung (bzw. mit Goldmedaille) das örtliche Gymnasium und studierte genauso wie sein Bruder Emil Reusch Theologie in Dorpat.

Richard Reusch (rechts) durchquert mit der Familie Henrich Pfitzinger den Suezkanal auf dem Weg ins Tanganjika-Gebiet, Februar 1923. © Daniel H. Johnson (2008)

Weltberühmt wurde Richard Reusch durch seine Missionstätigkeit in Ostafrika, wo er mehr als 30 Jahre lang wirkte, sowie durch seine wiederholten Besteigungen des höchsten Bergs Afrikas, Kibo (Kilimandscharo–Massiv). Der innere Krater auf dem Gipfelplateau trägt seit 1954 seinen Namen (Reusch–Krater).

Reusch war Verfasser einiger Lehr- und Wörterbücher sowie Übersetzer der Hl. Schrift in solche afrikanischen Sprachen wie Kisuaheli (Suaheli) und Massai. In deutscher und englischer Sprache erschienen von ihm Darstellungen u. a. über den Islam, etwa „Der Islam in Ost-Afrika: mit besonderer Berücksichtigung der muhammedanischen Geheim-Orden“, 1931 [eine Rezension siehe hier] oder „History of East Africa“, 1954 und 1961, die bis heute ihre wissenschaftliche Relevanz nicht eingebüßt haben.

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KALENDER 2023: DEUTSCHE KIRCHEN AN DER WOLGA. 30 JAHRE DANACH

Wir vom Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) hoffen, dass Sie gut ins neue Jahr gestartet sind!

Auch 2023 führen wir unsere Serie „Kalenderblatt des Monats“ fort. Jeden Monat präsentieren wir Ihnen die jeweilige Seite unseres Kalenders. Beim Kalender 2023 geht es um „Deutsche Kirchen an der Wolga. 30 Jahre danach.“

Dr. Sergey Terekhin und Dr. Olga Litzenberger, beide ausgewiesene Experten für Geschichte der ehemaligen deutschen Siedlungen an der Wolga in Russland, haben zwölf repräsentative, architektonisch hochinteressante Objekte ausgewählt und stellen sie in diesem Kalendarium mit aktuellen Bildern sowie ausführlichen Begleittexten vor.

Das Kalenderblatt des Monats „Januar“ handelt unter anderem von der römisch-katholischen Friedhofskapelle in Rownoje (ehemals Seelmann). Seelmann war einst eine der größten und bedeutendsten deutschen Siedlungen. Hier lebten vorwiegend Katholiken. Im Gründungsjahr 1767 lebten lediglich 251 Menschen in dem zu diesem Zeitpunkt sehr überschaubaren Dorf. 1912 waren es bereits 8089 Einwohner.

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BKDR-Bildungsreihe „Deutsche Siedlungen im Porträt“ – Gnadentau (heute Werchnij Jeruslan)

Die deutsche Siedlung Gnadentau wurde 1860 als eine „Tochterkolonie“ gegründet. 1910 lebten in Gnadentau 2.235 Personen. Es gab 207 Hofstellen, eine Öl- sowie drei in Betrieb befindliche Windmühlen. Die evangelische Kirche in Gnadentau wurde 1898 errichtet. Die elegante Turmspitze mit den dreieckigen Dachfenstern, das im Himmel schwebende Kreuz sowie der ornamentgeschmückte rechteckige Glockenturm mit den in allen Himmelsrichtungen zugewendeten paarigen Bogenfenstern, die zierlichen Kreuze auf den Türmchen und viele weitere charakteristische Details deklarierten diese Kirche zu einer der schönsten im gesamten Wolgagebiet. Die Kirche bot Platz für mehr als 1000 Personen. Auf dem Hauptplatz standen neben der Kirche das Pastorat, das Bethaus, eine Schule und ein Glockenturm aus Holz. Die Kirche in Gnadentau wurde als letzte der lutherischen Kirchen an der Wolga geschlossen. Offiziell war sie seit dem 21. Dezember 1938 nicht mehr zugänglich, obwohl Gottesdienste in ihr schon viel früher nicht mehr stattfanden. Im September 1941 wurden die Deutschen aus Gnadentau deportiert. Seit 1942 trägt das Dorf den Namen Werchni Jeruslan.

Heute wohnen im ehemaligen Gnadentau etwa 600 Personen. Die heutige evangelische Gemeinde begann damit, dem Gotteshaus seinen ursprünglichen Zweck wiederzugeben und half der alten Kirche aus den Ruinen aufzuerstehen. Ungeachtet des Fehlens vieler architektonischer Details, welche die Kirche vor der Revolution besaß, versetzt sie auch heute noch jeden, der sie besucht, in Erstaunen. Der Wiederaufbau der Kirche ist bei Weitem noch nicht abgeschlossen. Gottesdienste werden lediglich außerhalb der Wintermonate abgehalten. Nichtsdestotrotz zieht die grüne Turmspitze, die hervorragend von der Trasse von Saratow nach Wolgograd aus zu sehen ist, alle Blicke uneingeschränkt auf sich. Die hier (ver)weilenden Reisenden verharren vor dem Gotteshaus, verzaubert von seiner Pracht und entzückt von seiner unbeschreiblichen Schönheit.

Das Video finden Sie auf unserem YouTube-Kanal unter:

Viel Spaß beim Anschauen und frohe Weihnachten wünscht Ihnen das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland!

„Deutsche Siedlungen im Porträt“: Rosenheim

(heute heißt die Siedlung „Podstepnoje“)

Die alte ev. Kirche von Rosenheim

Beim dritten Videobeitrag in deutscher Sprache handelt es sich um die ehemalige wolgadeutsche Siedlung „Rosenheim“ (heute Podstepnoje). Die Kolonie Rosenheim ist am 27. Juli 1765 gegründet worden. Den zweiten offiziellen Ortsnamen „Podstepnoje“ erhielt die Kolonie gemäß dem Beschluss vom 26. Februar 1768. 1910 zählte man im Dorf bereits 4.679 Personen – davon insgesamt 4.660 Deutsche. Von 1884 bis 1886 wurde hier die evangelische Steinkirche erbaut. Die Orgel wurde von der bekannten deutschen Firma „Walcker“ aus Ludwigsburg angefertigt und 1886 nach Russland überführt. Zu Sowjetzeiten war in der Kirche der Dorfklub untergebracht. Einheimische berichteten, dass der Dorfklub zunehmend an Bedeutung verlor, da sich die Einwohnerzahl im Laufe der Jahre stetig verringerte und die Jugend in die nächstgelegenen Städte fuhr, um dort das kulturelle Angebot in Anspruch zu nehmen. In der Kirche fallen darüber hinaus die auffälligen Überreste des roten Samtes auf, mit dem der einstige Altarraum geschmückt war, bevor man die Kirche entweihte und in ein Kulturhaus umgewandelt hatte. Der deutsche Grundriss und die entsprechende Architektur haben im Vergleich zu vielen anderen ehemaligen deutschen Siedlungen im heutigen Podstepnoje noch immer Bestand.

Hier sind sehr viele deutsche Holzhäuser aus der Zeit vom 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts erhalten geblieben und können noch immer bestaunt werden. Sie sind unschätzbar wertvolle Zeitzeugen.

Ein Wahlkampf-Flugblatt aus dem Jahr 1937

Rubrik: Dokument des Monats

Anhand dieses interessanten Dokuments, eines Wahlflugblatts aus dem Jahr 1937, möchten wir auf die ersten Wahlen in den Obersten Sowjet der UdSSR näher eingehen. Nach der sowjetischen Verfassung von 1936 stellte diese Institution das höchste politische Organ der vermeintlichen Volksherrschaft dar. Die Wahl fand nach formalen demokratischen Prinzipen statt: auf der Grundlage eines allgemeinen, direkten und gleichberechtigten Wahlrechts in geheimer Abstimmung. In dem Flugblatt wird der Deputiertenkandidat Friedrich Scherer (1896 – ?) vorgestellt, der langjährige Vorsitzende eines der erfolgreichsten landwirtschaftlichen Betriebe in der wolgadeutschen autonomen Republik, der Woroschilow-Kolchose im Dorf Paulskoje, Kanton Marxstadt:

Wahlflugblatt, 1937 (c) GARF, Moskau

Mit einem Bevölkerungsanteil von 60,4% durften die Wolgadeutschen 11 Abgeordnetenmandate, d.h. die größtmögliche Anzahl der nach der Sowjetverfassung einer autonomen Republik zustehenden Sitze im Nationalitätensowjet (bzw. -rat), und zwei weitere Abgeordnetenmandate im Unionssowjet des Obersten Sowjets der UdSSR für sich beanspruchen. Da die Deutschen der sogenannten „Titularnationalität“ der autonomen Republik an der Wolga angehörten, wurden bei der ersten Wahl in den Obersten Sowjet insgesamt neun Abgeordnete aus ihren Reihen gewählt. Unter anderem folgende Personen:

  • Adolf Dehning (1907–1946), damals bekannter Stoß- und Stachanowarbeiter, Mähdrescherfahrer aus Mariental, von 1938 bis 1941 Vorsitzender des Vollzugskomitees desselben Kantons;
  • Anna Grünemeier (1907 – ?), Mathematiklehrerin und Leiterin einer Musterschule im Kanton Eckheim, u. a. „Dorfpropagandistin“. Sie war eine Absolventin der Deutschen Pädagogischen Hochschule von 1935 und galt in der Gegend u. a. als Beispiel für eine „freie deutsche Frau“.
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„Stille Nacht, heilige Nacht!“

Zum 4. Advent möchten wir Ihnen aus unserem Liederheft Nr. 1 das wahrscheinlich bekannteste Weihnachtslied der Welt präsentieren: „Stille Nacht, heilige Nacht!“

Um die Entstehungsgeschichte dieses Liedes ranken sich zahlreiche verschiedene Anekdoten und Geschichten. Einer zufolge führten an Heiligabend 1818 der Dorfschullehrer Franz Xaver Gruber und der Hilfspfarrer Joseph Mohr in der Kirche in St. Oberndorf bei Salzburg dieses Lied erstmals auf. Da die Kirchenorgel ausgefallen war, trugen die beiden das Lied mit Gitarrenbegleitung vor.

Besonders interessant daran ist, dass sie dieses Lied wahrscheinlich spontan gar nicht im Gottesdienst aufgeführt hätten, wenn die Kirchenorgel nicht ausgefallen wäre, denn für die Orgel war es nicht arrangiert und es gab für Gottesdienste einen festen Kanon an Liedern mit Orgel! Weitere Details zur Entstehungs- und Verbreitungsgeschichte finden Sie auf den nachstehenden Auszügen unseres Liederheftes. Das Liederheft selbst finden Sie in unserem Bestellkatalog.

Viel Spaß beim Singen und Musizieren!