„Kergiesermichel“ als Nationalepos der Wolgadeutschen

Titelbild des Druckes über den „Kergiesermichel“ aus dem Jahr 1861.

Im historischen Gedächtnis der Wolgadeutschen nimmt die erste Ansiedlungszeit in der Nähe zum zentralasiatischen Raum einen besonderen Platz ein. Die Kolonisten mussten sich vollkommen anderen – als in der alten Heimat vorherrschenden – politischen, sozialen, geographischen und klimatischen Bedingungen stellen und erlebten anfänglich zahlreiche Schwierigkeiten und Entbehrungen bis hin zu Todesfällen. Dazu kam der Umstand, dass die Grenzen zu den Nomadenreichen im Süden des Russischen Reiches bis Anfang des 19. Jahrhunderts noch nicht gesichert wurden. Aus diesem Grund waren deutsche Siedler an der Wolga fast zwei Jahrzehnte lang gleich nach ihrer Ankunft zahlreichen Überfällen der kriegerischen kalmückischen und kirgisischen (kasachischen) Nomadenstämme ausgesetzt. Diese Ereignisse bildeten eine tiefe Zäsur in ihrem Leben und haben sogar Eingang in die Folklore und Literatur gefunden.

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Workshop an der Universität Konstanz

Am 19. und 20. Oktober nahm unser wissenschaftlicher Mitarbeiter, Dr. Viktor Krieger, an einem Workshop zum Thema „Wolgadeutsche Rotarmisten im deutsch-sowjetischen Krieg“ an der Universität Konstanz teil. Die renommierten WissenschaftlerInnen verschiedener Universitäten und Forschungsinstitute waren aus Nürnberg, Dresden, Freiburg, Lüneburg, Oldenburg sowie Moskau und Bern zu Gast. Es war das erste Mal in Deutschland, dass dieser historische Bereich Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtungen war.

Foto: Lukas Netzker (Universität Konstanz)

Die Schwerpunkte der Auseinandersetzung mit dem Thema lagen in den Bereichen der Gefangenschaft, des Überlaufens, der Kollaboration sowie der Täterschaft der wolgadeutschen Rotarmisten im deutsch-sowjetischen Krieg. Dr. Krieger selbst hielt einen Vortrag zum Thema „Besonderheiten der wolgadeutschen Erinnerungskultur und des kollektiven Gedächtnisses“ und verglich diese mit anderen historisch gewachsenen regionalen Gruppen der russlanddeutschen Minderheit.

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Teilnahme an wissenschaftlicher Konferenz in Kiew (Ukraine)

Die internationale wissenschaftliche Konferenz mit dem Titel „Ohne Recht auf Rückkehr“ fand am 15. und 16. Oktober 2021 in Kiew statt und wurde dem 80. Jahrestag der Deportation der Sowjetdeutschen gewidmet. Prof. Andrii Kudriachenko, Direktor des Institutes für Weltgeschichte der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine, leitete die Konferenz mit Unterstützung von Dr. Alfred Eisfeld aus Göttingen.

Auf dem Bild sehen Sie (v. l. n. r.): Waldemar Eisenbraun (BKDR-Leiter), Andrej Fuks (Vorsitzender der „Wiedergeburt“ Charkiw), Prof. Andrii Kudriachenko (Direktor des Institutes für Weltgeschichte) sowie Wladimir Leysle (Vorsitzender des Rates der Deutschen der Ukraine).
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BKDR-Ausstellung bei der Bundesversammlung des Martin-Luther-Bundes

Die Delegierten bei der Bundesversammlung des Martin-Luther-Bundes. Foto: Martin-Luther-Bund (Trieschmann).

Das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) konnte seine Wanderausstellung „Einblicke in das religiöse Leben der Russlanddeutschen“ auf der jährlichen Bundesversammlung des Martin-Luther-Bundes am 8. und 9. Oktober 2021 in der Lutherstadt Wittenberg präsentieren.

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Erste russlanddeutsche Akademiker im Zarenreich (Folgen 11, 12 und 13)

In diesen Folgen setzen wir die Vorstellung der sogenannten Siedler-Kolonisten fort, die als Erste aus ihrem Milieu in den Genuss der akademischen Bildung gekommen waren. Die wachsenden Bestrebungen unter den deutschen Siedlern im Russischen Reich, ihren Kindern eine Hochschulbildung zu ermöglichen, förderten das Entstehen von akademischer Bildungstradition. In diesem Zusammenhang ragte insbesondere der Familienverband Koch aus Gnadental (Bessarabien) hervor. Der Patriarch Johann Jakob Koch, 1817 noch in Nagold, Württemberg, geboren und 1893 in Gnadental gestorben, war Küsterlehrer und hatte zehn Kinder. Sowohl seine zwei Söhne Georg Friedrich (geb. 1857) und Gottlob (geb. 1861) als auch vier Enkel, Kinder des Sohnes Christian Gottlieb (1849‒1907), studierten in Dorpat. Der letztere, Christian Gottlieb, war selbst Dorfschreiber in Gnadental und legte viel Wert auf gute Bildung seiner Kinder – wie schon an einer anderen Stelle erwähnt, vier davon wurden Akademiker: Immanuel (1887), Albert (1888), Friedrich (1890) und Rudolf (1892).

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Nationale und internationale Dimensionen der Deportation der Wolgadeutschen in den Kriegs- und Nachkriegsjahren

Dr. Viktor Krieger – wissenschaftlicher Mitarbeiter des BKDR.

Unser wissenschaftlicher Mitarbeiter Dr. Viktor Krieger hält am 12. Oktober 2021 (Beginn um 18 Uhr mit anschließender Diskussionsrunde) im Rahmen der Online-Vortragsreihe des Nordost-Instituts (IKGN e.V.) an der Universität Hamburg einen Vortrag zum Thema „Nationale und internationale Dimensionen der Deportation der Wolgadeutschen in den Kriegs- und Nachkriegsjahren“.

Im Vortrag wird u. a. beleuchtet, auf welche Art und Weise die totale Entrechtung und Zwangsaussiedlung der Wolgadeutschen sowie die Liquidation ihrer in der Verfassung fest verankerten Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen als Blaupause für ähnlich gelagerte Vorgänge sowohl in der Sowjetunion – d. h. für die Deportation und Liquidation der Autonomien der nordkaukasischen Völker und der Krim-Tataren 1943/44 – als auch im Ausland, bei der Abschiebung bzw. Vertreibung der ostdeutschen Bevölkerung und der Sudetendeutschen diente.

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Gedenktafel für Opfer von Deportation in Gnadentau (Russland)

Foto: Anatoly Sjakin, Vorsitzender des Kirchenrates der evangelisch-lutherischen Gemeinde Gnadentau.

Mit Unterstützung des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland (BKDR) wurde am 26. September 2021 in der ehemaligen deutschen Siedlung „Gnadentau“ (Wolgograder Gebiet) am Gemeindehaus der evangelisch-lutherischen Gemeinde eine Gedenktafel für die Opfer der Deportation angebracht und feierlich eingeweiht. Bei dem Gemeindehaus handelt es sich um ein ehemaliges Pastorat- und Schulgebäude, das jetzt die Funktion einer Kirche erfüllt. Die deutsche Kolonie Gnadentau wurde 1860 gegründet. Die Bevölkerung von Gnadentau wurde 1941 deportiert. Das Dorf selbst wurde am 31. März 1944 umbenannt in Werchnij Jeruslan. Ein Denkmal wurde ebenfalls in der Nähe der evangelisch-lutherischen Kirche auf Kosten von Nachkommen ehemaliger Einwohner von Gnadentau errichtet.

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„Tag der Begegnung mit Deutschen aus Russland“ in Traunreut am 3. Oktober 2021

Dimitri Geiger beim Plakatieren in Traunreut.

Am 3. Oktober 2021 (Sonntag) fand unter der Schirmherrschaft des Bürgermeisters von Traunreut, Hans-Peter Dangschat, der „Tag der Begegnung mit Deutschen aus Russland“ im Heimathaus Traunreut statt.

Neben einem ausgiebigen Kulturprogramm wurden unter anderem die BKDR-Wanderausstellungen „Einblicke in das religiöse Leben der Russlanddeutschen“ sowie „Grundlinien russlanddeutscher Geschichte“ präsentiert. Außerdem wurde ein Info- und Bücherstand aufgebaut. Details zu diesem Event folgen in Kürze.

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